Warum Ihr Kind bald wieder Frontalunterricht hat
In der Klasse sitzen Kinder verschiedener Altersgruppen: Schulanfänger und Kinder, die schon drei Jahre zur Schule gehen. Warum sie zusammen sitzen ist nicht klar, da jedes Kind einzeln lernt. Ab und zu steht ein Kind auf und läuft zu einem Fach, aus dem es einen Arbeitsbogen zieht, mit dem es zu seinem Platz zurückkehrt.
Die Lehrerinnen halten sich zurück; eine kümmert sich vielleicht um ein Kind, das mit seinem Arbeitsbogen nicht klarkommt; eine andere geht herum und kontrolliert, dass alle etwas tun.
Was hier verwirklicht wird, ist die gegenwärtig herrschende Didaktiktheorie. Inklusion und Individualisierung heißen die – einander widersprechenden – Stichworte. Selbstbestimmtes Lernen im eigenen Tempo statt "Lehrerzentrierung" ist angesagt. Wo das funktioniert, ist eine solche jahrgangsübergreifende Klasse eine imponierende, summende Lernmaschine. Wo es nicht funktioniert, ein Chaos.
Ob aber diese Art des Unterrichts funktioniert oder nicht – für die Lehrerinnen bedeuten die Vorgaben eine enorme Mehrarbeit: Für jedes Kind sollte idealerweise ein auf seine Fähigkeiten und Bedürfnisse abgestimmtes Lernprogramm zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse müssen dann auch individuell ausgewertet werden und als Feedback zur Korrektur des Programms führen.
Und ob das jahrgangsübergreifende und individualisierte Lernen funktioniert oder nicht: Wenn die Kinder in Lerngruppen kommen, wo sie miteinander interagieren sollen, können sie es nicht. Zuhören, wenn ein anderes Kind etwas sagt; Eingehen auf dessen Beiträge; mit der Lehrerin und der Klasse zusammen ein Experiment auswerten oder eine Frage der Verhaltensmoral ausdiskutieren: geht nicht. Das haben die Kinder ja nicht gelernt. Sie sind Einzelkinder geblieben.
Experimenteller Beweis? Fehlanzeige!
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