Wie der Mensch zum Menschen wurde
Im Klappentest heisst es: Ein Hauptanliegen der Autoren ist es, die These vom angeborenen Aggessionstrieb des Menschen zu widerlegen, die gerade heute oft genug als Entschuldigung für alle möglichen menschlichen Verhaltensweisen herhalten muss. Ihrer Ansicht nach ist im Gegenteil die Kooperationsbereitschaft das Hauptcharakteristikum des Menschen, das sich während der über Millionen Jahre dauernden Existenzform als Jäger und Sammler herausgebildet hat.
Erst seit der neolithischen Revolution vor 10‘000 Jahren, also zu der Zeit, als der Übergang zum Ackerbau stattfand und damit auch die Möglichkeit gegeben war, Besitz anzusammeln und zu verteidigen, kam es zu vereinzelten Konflikten.
Daraus aber den Schluss abzuleiten, dass der Mensch von Natur aus zu Aggression neige, um sein Territorium zu verteidigen, ist nach Ansicht der Autoren falsch. Dies würde letztlich bedeuten, die gerade in den letzten Jahren gewonnenen Erkenntnisse der Paläoanthropologie und ihr nahestehender Disziplinen zu verleugnen, die in diesem Buch auf so eindrucksvolle Weise dargestellt werden.
Im Kapitel „Die Zukunft der Menschheit“ steht die nachfolgende Passage, die mich, als ich sie 1978 zum ersten Mal las, stark beeindruckte und für mich – es war die Zeit der Apartheid in Südafrika – ein echtes „Aha-Erlebnis“ darstellte. Mein Welt- und Menschenbild wurde dadurch nachhaltig verändert:
„Es besteht kein Zweifel darüber, dass die Unterscheidung zwischen sogenannten Weissen und sogenannten Schwarzen eine der grössten Bedrohungen für den Frieden in unserer Welt darstellt. Ganz abgesehen von den sterilen und hohlen Argumenten, mit denen der Nachweis für Unterschiede der Intelligenz bei Schwarzen und Weissen erbracht werden soll, ist eine Einteilung der Menschheit in zwei solch starre Kategorien barer Unsinn. Es gibt keine wirklich schwarzen oder weissen Menschen. Natürlich variiert der Grad der Pigmentierung innerhalb der verschiedenen Völker, und das muss auch so sein, weil das Pigment die Funktion hat, die Haut vor ultravioletten Strahlen zu schützen. Denn je mehr man sich dem Äquator nähert, um so unfiltrierter erreichen diese Strahlen den Körper und erhöhen damit die Notwendigkeit eines Schutzfaktors. Deshalb ist es ganz klar, dass Völker, die seit langen Zeiten in der Nähe des Äquators leben, eine stärker pigmentierte Haut haben als weiter entfernt lebende. Deshalb kann man nur von unterschiedlichen Brauntönen sprechen und nicht von einer Schwarz-Weiss-Trennung.“
Willy Wahl
Die Autoren
Richard E. Leakey, Direktor des Nationalmuseums in Nairobi/Kenia, ist ein angesehener Paläontologe und Anthropologe; Roger Lewin ist Biochemiker und naturwissenschaftlicher Herausgeber der Zeitschrift „New Scientist“.
Hoffmann und Campe ISBN 3-455-08931-3 – Es ist noch antiquarisch erhältlich.
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