Seniora.org - Psychologie

Ende des Afghanistankrieges, Ende der Machtphantasien?

Die deutsche Regierung ruft - mit höchster Alarmstufe und Dringlichkeit- deutsche Staatsbürger aus Afghanistan zurück.
Von Dr. Barbara Hug, 20.8.21
Gleich vorweg: Trotz schwerster und unübersehbarer Niederlage wird diese kein Ende der Machtphantasien der USA oder Deutschlands bedeuten.

Auch am Ende des Vietnamkrieges trat kein Überdenken der Rolle der USA als Kriegsmacht, als einzige Weltmacht ein. Auch am Ende des ersten Weltkrieges musste die Dolchstosslegende dafür gebastelt werden, die Niederlage in einen Sieg umzudeuten: Auf dem Felde unbesiegt. "Verräter". die am eigentlichen "Sieg" zweifelten, wurden ermordet. Der zweite Weltkrieg war dann die Fortsetzung des ersten Weltkrieges, um die "Schande", die die Versailler Verträge für Deutschland bedeuteten, wieder zu tilgen.

Im Zweiten Weltkrieg war die militärische Niederlage spätestens seit Stalingrad absehbar, für jedermann. Und hohe Militärs sollen sich ja besonders dadurch auszeichnen, in strategischen Kategorien zu planen. Weit gefehlt, auch beim zweiten Weltkrieg. Die Niederlage war absehbar.

Krokodilstränen à la Kramp-Karrenbauer.... es ist schon bitter... zeigen nur, wie wenig realistisch die Situation in Afghanistan in den letzten 20 Jahren, seit Beginn des Krieges, erfasst worden war. Auch sehr bitter, sehr bitter, vor allem für die Opfer des Krieges. Doch das bleibt ungesagt.

Werner Otto Müller-Hill, Vater des unbestechlichen Genetik-Professors Benno Müller-Hill, legte in einem Kriegstagebuch von 1944-45 seine Eindrücke nieder. Seine täglichen Erfahrungsberichte legen Zeugnis davon ab, wie klar die Niederlage des deutschen Reiches für jedermann ersichtlich im Raum stand. Doch sie wurde geleugnet. Worin besteht der Zweck dieser Leugnung? Sein Buch "Man hat es kommen sehen und ist doch erschüttert"bietet reichhaltige Schilderungen für Interessierte und Friedensbewegte. Müller-Hill, der Vater, spricht von geschlossenen Blasen, von Monaden, in denen die deutsche Heeresführung lebte. Parallelen zu heute?

Für den ersten Weltkrieg schreibt Adolf Gasser, Schweizer Historiker, von einem kollektiven Grössenwahn, von einem irrational überhöhtem Kraftbewusstsein, eine in einem mythischen Glauben wurzelnde eigene Unbesiegbarkeit.

Der Zweck und die Funktion der Leugnung muss in jedem Fall durchleuchtet werden, nicht nur von der psychologischen Seite her, sondern auch von der innenpolitischen.

Hier dürfte der Machtwahn an erster Stelle stehen, vor allem wenn die Allmacht gefährdet scheint.

Dr. Barbara Hug

Geleitwort zum Buch Grosse Pädagogen

von Friedrich Liebling

Buch Grosse Pädagogen Rattner

Josef Rattner: Grosse Pädagogen. Geleitwort von Friedrich Liebling (Zürich 1956). München: Ernst Reinhardt

Friedrich Liebling, einer der grossen Psychologen und Pädagogen des 20. Jahrhunderts, legt dieses Buch mit folgendem Schlusswort in unser aller Hände:

«Der große Vorzug dieses Buches besteht darin, daß es in konzcntrierter Form die Gedankenwelt der hervorragendsten pädagogischen Schriftsteller zur Darstellung bringt: Ein lobens- und dankenswertes Unternehmen, das vor allem diejenigen zu schätzen wissen werden, denen es nicht möglich ist, die umfangreichen Werke dieser Autoren selbst zu lesen; viele aber werden durch die vorliegenden Essays zu einem vertieften Studium der Klassiker der Pädagogik angeregt werden. Das Buch gehört in die Hände aller, die an den Problemen der Erziehung Anteil nehmen»

Kinder brauchen Beziehung – Ritalin ist keine Lösung

Kinder brauchen Beziehung  – Ritalin ist keine Lösung

von Dr. phil. Judith Barben, Psychologin und Lehrerin (Baden), und lic. phil. Nadia Müller, Psychologin (Aadorf)

Seit einiger Zeit tauchen die Begriffe «Hyperaktivität», «ADS» und «ADHS» überall auf. Was bedeuten sie? Helfen sie weiter? «ADHS» ist die Abkürzung für «Aufmerksamkeitsdefizitstörung mit Hyperaktivität», «ADS» für «Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne Hyperaktivität». Früher verwendete man die Begriffe POS (Kindliches psychoorganisches Syndrom) oder MCD (Minimale cerebrale Dysfunktion). All diesen Begriffen liegt ein biologisches Persönlichkeitsmodell zugrunde, nämlich die Vorstellung, dass Kinder, die Mühe haben, sich zu konzentrieren, die unruhig, aggressiv oder impulsiv sind und mit ihren Mitmenschen häufig in Konflikte geraten, eine hirnorganische Störung hätten.

"Du bist kein Engel, Angela”

Ein psychologischer Roman zur Entstehung und Überwindung von Eifersucht von Walter Alvarez Keller
Rezension von Diethelm Raff
Mit ausgesprochen psychologischem Einfühlungsvermögen hat sich W. A. Keller an ein sehr häufiges, aber leider wenig diskutiertes Problem herangewagt: Die Eifersucht.

"Mobbing ist kein Kinderspiel" – Arbeitsheft zur Prävention in Kindergarten und Schule

"Mobbing ist kein Kinderspiel"  – Arbeitsheft zur Prävention in Kindergarten und Schule

Autorenteam Stefan Valkanover, Françoise D. Alsaker, Andrea Svrcek und Marianne Kauer

zf. Das hochkompetente Autorenteam Stefan Valkanover, Françoise D. Alsaker, Andrea Svrcek und Marianne Kauer hat ein Handbuch für Kindergärtnerinnen und Lehrer zum Berner Präventionsprogramm gegen Mobbing und andere Gewaltformen im Kindergarten und in der Schule ausgearbeitet, das seinesgleichen sucht.

"Niemals Gewalt!"

Die Rede, die Astrid Lindgren bei der Entgegennahme des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels am 22. Oktober 1978 in der Frankfurter Paulskirche hielt:
Von Astrid Lindgren
Über den Frieden sprechen heißt über etwas sprechen, das es nicht gibt. Wahren Frieden gibt es nicht auf unserer Erde und hat es auch nie gegeben, es sei denn als Ziel, das wir offenbar nicht zu erreichen vermögen. Solange der Mensch auf dieser Erde lebt, hat er sich der Gewalt und dem Krieg verschrieben, und der uns vergönnte, zerbrechliche Friede ist ständig bedroht. Gerade heute lebt die ganze Welt in der Furcht vor einem neuen Krieg, der uns alle vernichten wird. Angesichts dieser Bedrohung setzen sich mehr Menschen denn je zuvor für Frieden und Abrüstung ein  – das ist wahr, das könnte eine Hoffnung sein. Doch Hoffnung hegen fällt so schwer. Die Politiker versammeln sich in großer Zahl zu immer neuen Gipfelgesprächen, und sie alle sprechen so eindringlich für Abrüstung, aber nur für die Abrüstung, die die anderen vornehmen sollen. Dein Land soll abrüsten, nicht meines! Keiner will den Anfang machen. Keiner wagt es anzufangen, weil jeder sich fürchtet und so geringes Vertrauen in den Friedenswillen des anderen setzt.Und während die eine Abrüstungskonferenz die andere ablöst, findet die irrsinnigste Aufrüstung in der Geschichte der Menschheit statt. Kein Wunder, dass wir alle Angst haben, gleichgültig, ob wir einer Großmacht angehören oder in einem kleinen neutralen Land leben. Wir alle wissen, dass ein neuer Weltkrieg keinen von uns verschonen wird, und ob ich unter einem neutralen oder einem nicht-neutralen Trümmerhaufen begraben liege, das dürfte kaum einen Unterschied machen.

"Sorgen Sie für ein Haus voller Bücher!"

ein Interview Nicola Schmidt

Die Neurowissenschaftlerin Maryanne Wolf warnt vor den Gefahren des digitalen Lesens. Sie plädiert dafür, Kinder weiterhin mit gedruckten Texten zu konfrontieren.

Als Expertin für die kognitive Entwicklung von Kindern an der amerikanischen Tufts University beschäftigt sich Maryanne Wolf vor allem mit Legasthenie. Doch in ihrem Buch "Das lesende Gehirn" (Spektrum Verlag) warnt sie unter anderem vor den Gefahren des nur digitalen Lesens für die ganze Gesellschaft: Das Internet verführe Erwachsene und insbesondere Kinder zur unkonzentrierten Informationssuche, die das selbstständige Denken untergrabe und ihnen die Freude einer tieferen Leseerfahrung vorenthalte.

Hirnforscherin Maryanne Wolf plädiert dafür, dass Kinder das "tiefe Lesen" lernen. Und das geht mit Büchern, nicht im Internet.

“Giù Le Mani Dai Bambini” ® – Hände weg von den Kindern!

 “Giù Le Mani Dai Bambini”®   – Hände weg von den Kindern!

371 Wissenschaftler, Psychiater, Psychotherapeuten, Professoren, Ärzte und 125 Institutionen mit über 220'000 Mitglieder nehmen Stellung: ADHS ist KEINE Krankheit.

Im Gegensatz zum deutschsprachigen Raum hat sich in Italien unter Fachkräften eine breite Bewegung formiert, die im ADHS KEINE genetisch bedingte, biologisch zu erklärende Krankheit sieht und sich dementsprechend von einer die Kinder vereinehmenden Medikation distanziert.

„ADHS“ – unaufmerksame Einheitsdiagnose für Alles?

Eröffnungsvortrag zum 6. ADHS-Symposium im Kinderzentrum Schwerin am 18.Oktober 2008

von Matthias Wenke

wenke matthias

1. Zwei Perspektiven: Unruhige Kinder oder beunruhigte Kinder 

Guten Morgen.

Ich möchte in meinen heutigen Beitrag nicht die populären Aussagen über das Phänomen "ADHS" vervielfältigen, sondern bewusst einen anderen Horizont öffnen. Lassen Sie mich dazu mit einer kurzen Geschichte beginnen, die zeigt, wie unsere Vorannahmen Konzepte und Begriffe, die wir für wahr halten bestimmen, was und wie wir wahrnehmen:

„Kennen Majestät das Alte schon?“

Von Carl Bossard, 21.03.2018
JOURNAL21, 24. März 2018
Innovatives, Neues, Anderes  – das ist in der Schule die Devise. Doch es gibt auch klassische Erkenntnisse mit alterungsresistentem Gehalt. Sie gelten heute und immer. Ein Erinnerungsversuch.

„Offener Dialog", ein alternativer Ansatz aus Finnland zur Heilung von Psychosen

Film von Daniel Mackler, englisch/deutsche Untertitel, 74 Min., 2011

„Offener Dialog", eine 74-minütige Filmdokumentation über das Westlappland Open Dialogue Projekt, dem Programm, das momentan die besten Ergebnisse für Erstsychosen in den entwickelten Ländern erzielen soll -- annähernd 85% vollständige Genesung, mehrheitlich ohne anti-psychotische Medikamente. In Finnland gedreht. Regie: Daniel Mackler.

In den 80er Jahren erneuerte eine Gruppe progressiver Psychologen und Psychiater im Norden Finnlands die klassische psychiatrische Versorgung schizophrener Patienten. Heraus kam eine Methode, die seit vielen Jahren herausragende Therapieerfolge für Erstpsychosen aufweisen kann: der „Offene Dialog“.

Quelle: Mehr Gesundheit für weniger Geld
http://www.mehr-gesundheit-fuer-weniger-geld.de/service-infothek/1/open-dialogue/index.html

«An die Kinder hat niemand gedacht»

Der Landbote hat ein Interview mit der Schulleiterin Isabella Okle geführt
Deborah Stoffel/Landbote: 03.12.2020, 05:30
Isabella Okle, Schulleiterin in Neuhegi, möchte, dass die Masken aus der Schule so bald wie möglich verschwinden. Man habe bei den Corona-Massnahmen nicht an die psychischen Folgen für Kinder gedacht, sagt sie.

Isabella Okle
«Dass ich, wenn ich ausser Puste vom Fahrrad steige und über den Pausenhof laufe, eine Maske anziehen muss, ist absurd», sagt Isabella Okle, Schulleiterin in Neuhegi. Foto: Marc Dahinden

Sie haben in einem Leserbrief* vor den psychischen Folgen der Corona-Massnahmen für Kinder gewarnt. Wo sehen Sie die grössten Probleme?

«Der ewige Friede ist keine leere Idee, sondern eine Aufgabe»

Gedanken zur Friedenserziehung
von Dr. Eliane Perret, Psychologin und Heilpädagogin
Die jüngsten Ereignisse in Afghanistan haben viele Menschen wachgerüttelt und veranlasst, darüber nachzudenken, wohin wir in unserer Welt steuern. Man kann Immanuel Kant nur zustimmen, der 1795 in seiner Schrift mit dem Titel «Zum ewigen Frieden» festhielt: «Der ewige Friede ist keine leere Idee, sondern eine Aufgabe.» Es ist eine Aufgabe, die uns alle fordert! Nicht nur mit Blick auf die Verwüstungen, welche die Kriege in Afghanistan, im Kongo, im Irak, im Jemen, im ehemaligen Jugoslawien und vielen anderen Ländern hinterlassen haben, sondern auch angesichts der Länder, die durch Sanktionen gebeutelt sind, und der zahlreichen ungelösten sozialen und politischen Probleme in vielen Teilen der Welt. Gleichzeitig steht die Frage im Raum, warum die bisherigen Bemühungen, in Frieden zusammenzuleben, nicht gefruchtet haben. Diesem Problem müssen sich vom Volk beauftragte Verantwortungsträger und Vertreter aller Fachdisziplinen stellen. Sie sind gefordert, ihren Beitrag zur Lösung von Konflikten und zum Frieden auf der Welt zu leisten. Sie müssen ihre Verantwortung im Sinne des Bonum commune gegenüber den Mitmenschen ernst nehmen, so wie dies in der Vergangenheit viele getan haben. Eine Rückbesinnung auf deren Bemühungen und bereits Erreichtes ist wertvoll und nötig.

 Friedenstaube Marlies Klesse
«Frieden erwirken» von Marlies Klesse, 2007. (Bild ev)

Ein kurzer Blick in die Geschichte

Der Wunsch, in Frieden zusammenzuleben, hat die Menschen schon immer bewegt. Bereits bei Aristoteles, dem grossen Denker und Naturforscher der griechischen Antike, finden wir grundlegende Überlegungen, wie diesem zutiefst menschlichen Bedürfnis entsprochen werden könnte. Er sah die Aufgabe der Menschen darin, kraft der Vernunft ihre Stellung im Kosmos zu finden und mit den in der Erziehung gelegten Kardinaltugenden  – Besonnenheit, Gerechtigkeit, Klugheit und Mut  – ein friedliches und harmonisches Zusammenleben im Staat möglich zu machen. Auch in der römischen Philosophie finden sich Gedanken zum Frieden. «Im Krieg ist kein Heil, um Frieden bitten wir alle», schrieb der römische Dichter Vergil und verwies auf diese grosse Menschheitsfrage.

«Die Macht der Emotionen», und wie sie unseren Alltag bestimmen

von François Lelord, Christoph André
Sind Sie eifersüchtiger, als Ihnen lieb ist? Schämen Sie sich für Ihre Wutausbrüche? Oder wären Sie Ihrem Chef gegenüber manchmal gern etwas mutiger?

Francois-Lelord-Christoph-Andre-Die-Macht-der-Emotionen-und-wie-sie-unseren-Alltag-bestimmen-Piper-2012

Das erfahrene, seit Jahren erfolgreich praktizierende Psychologenduo François Lelord und Christophe André erklärt die biologischen und sozialen Wurzeln unserer Emotionen, untersucht Konflikte bei einem Zuviel oder Zuwenig an Gefühlen und gibt dem Leser grundlegende Ratschläge zum Umgang mit Zorn, Neid, Glück, Traurigkeit, Scham, Eifersucht, Angst und Liebe.

François Lelord, geboren 1953, studierte Medizin und Psychologie und wurde Psychiater, schloss jedoch seine Praxis, um zu reisen und sich und seinen Lesern die wirklich großen Fragen des Lebens zu beantworten. Er lebt mit seiner Frau in Paris und Thailand. 2004 eroberte er sich mit seinem Bestseller «Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück» nicht nur in Deutschland ein Millionenpublikum. Vier weitere «Hector»-Bücher und zahlreiche andere Publikationen folgten, zuletzt der Roman «Die kleine Souvenirverkäuferin».

«Einsamkeit ist eine Epidemie»

Die deutsche Publizistin hat ein Buch über Vereinzelung geschrieben – ein grosses und unterschätztes soziales Problem unserer Zeit. Und Corona mache es noch schlimmer.
Sandro Benini, TA, 28.12.2021

Diana Kinnert
Diana Kinnert (*1991) wuchs als Tochter eines schlesischen Spätaussiedlers und einer philippinischen Migrantin auf. Sie studierte Politikwissenschaft und Philosophie in Göttingen, Amsterdam, Köln und Berlin. Heute ist sie Mitglied der CDU, selbstständige Unternehmerin sowie Beraterin und Publizistin. Kinnert unterstützte die britische Regierung bei der Einrichtung eines Ministeriums für den Kampf gegen die Einsamkeit und berät heute mehrere deutsche Landesregierungen zu diesem Thema. 2021 erschien ihr Buch «Die neue Einsamkeit. Und wie wir sie als Gesellschaft überwinden können» (Hoffmann und Campe). Schon ihr 2017 erschienenes Buch mit dem Titel «Für die Zukunft seh ich schwarz» war ein Bestseller. (ben)

«Es gibt eine Epidemie von Alphakindern»

Entwicklungspsychologe Gordon Neufeld kämpft dafür, Eltern die Autorität und Kindern die Elternliebe zurückzugeben.
Alexandra Kedves im Interview mit Gorden Neufeld

Ihr Buch «Unsere Kinder brauchen uns!» ist ein Bestseller, und Ihre These von der entscheidenden ­ Kind-Eltern-Bindung wird derzeit wieder heiss diskutiert. Wieso?

Eltern heutzutage haben keine Selbst­sicherheit mehr und keinen Zugang zu ihrer Intuition. Stattdessen gibt es unendlich viele Ratgeber und die Illusion, dass man anhand eines guten Leitfadens lernt, als Eltern das Richtige zu tun. Dabei lautet die wichtige Frage nicht: «Wie als Eltern handeln?», sondern: «Wie Eltern sein?» Es geht um die Qualität der Beziehung zwischen Kind und Eltern;

Quelle: Tagesanzeiger
http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/es-gibt-eine-epidemie-von-alphakindern/story/16963308

«Hasenohr – Hasenohr, einmal rum und dann durchs Tor»

Schonung schadet – warum Kinder Herausforderungen brauchen
von Dr. Eliane Perret, Psychologin und Heilpädagogin
Zeit-Fragen Nr. 3 v. 28.01.2021
In der Garderobe neben einem Klassenzimmer stehen die Schuhe der Kinder. Schön eingeordnet, wie das offensichtlich verlangt wird. Interessant, denke ich, alle Schuhe haben Klettverschlüsse, oder man kann hineinschlüpfen, ohne einen Verschluss zu öffnen. Ein einzelnes Paar hat Schnürsenkel, aber auch die muten eher als Zierde an; mindestens scheinen sie nicht geöffnet zu werden, die Ferse ist hinuntergequetscht. Aha, offensichtlich ist es nicht mehr üblich, Schuhe zum Binden zu kaufen, die etwas mühsamer anzuziehen sind und vom Kind verlangen, dass es sich die dafür erforderliche Technik aneignet. Warum wohl?

Von seinen feinmotorischen Fähigkeiten her wäre ein Kind mit etwa vier Jahren in der Lage, seine Schuhe selber zu binden. Viele nehmen dazu ein Sprüchlein zu Hilfe: «Hasenohr  – Hasenohr, einmal rum und dann durchs Tor.» Wer diese Methode noch nicht kennt, sollte sie einmal ausprobieren, sie funktioniert erstaunlich gut! 

«Hört auf, die Kinder zu loben»

Erziehungsexperte Jesper Juul fordert: Eltern sollen Leitwölfe sein. Wie man renitente Kinder ins Bett bringt, weiss er auch.

Eltern sollen «Leitwölfe» sein, fordern Sie in Ihrem neuen Buch. Läuten Sie die Rückkehr des autoritären Erziehungsstils ein?

Über 20 Jahre lang habe ich geschrieben, dass Eltern wie «Leuchttürme» sein sollten: dass sie allein die Verantwortung für eine gesunde Beziehung zu ihren Kindern tragen. Ich habe jedoch merken müssen, dass ich falsch verstanden wurde. Der Begriff des Leuchtturms war wohl zu romantisch. «Leitwölfe sein» verstehe ich deshalb als Weckruf. Mit einem autoritären Erziehungsstil, also mit Machtausübung und Gehorsam, hat das nichts zu tun.

Quelle: Tagesanzeiger.ch/Newsnet
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/hoert-mit-der-loberei-auf/story/29718022

«Integrative Schulklassen an ihren Grenzen: Immer mehr Kinder werden als lernschwach diagnostiziert, damit mehr Geld in die Schulen fliesst.»

Seit der Einführung der integrativen Schule und der Abschaffung der Klein- und Sonderklassen steigt die Zahl der Schüler, die besonders betreut werden müssen.

Damit das möglich und finanziert werden könne, brauche es entsprechende Diagnosen, stellt Beatrice Kronenberg vom Schweizer Zentrum für Heil- und Sonderpädagogik fest:

«Was wir zur Zeit beobachten, ist, dass Diagnosen gestellt werden, um an mehr Ressourcen zu kommen.Das ist an sich verständlich, aber eigentlich ein ungesunder Mechanismus.»

Das gelte zum Beispiel für die autistische Störung Asperger-Syndrom. Es gebe aber auch Regionen mit einem auffälligen Anstieg von Kindern mit einer sprachlichen oder geistigen Behinderung. Für die Sonderpädagogin und Psychotherapeutin ist klar:

«Das Angebot steuert einfach die Nachfrage. Das ist in unserem Bereich ganz deutlich sichtbar.»

Quelle: SRF 1, Heute Morgen, 28.10.2013

«Lernen ist ein zutiefst zwischenmenschliches Geschehen»

«Online-Schule ist langweilig, und allein vor dem Bildschirm ist doof»
von Dr. phil. Alfred Burger, Erziehungswissenschaftler
Schon vieles ist über die angeblichen Vorteile des digitalen Lernens in den Schulen geschrieben worden. Nicht wenige erhoffen sich nun, dass nach der Corona-Zeit die Schulen nun endlich ins digitale Zeitalter hinüberschwenken werden. Die Zeitungen sind denn auch voll guter Erfahrungsberichte von Lehrern und Eltern mit dem durch das Virus erzwungenen digitalen Lernen. Was in den Medien steht, ist das eine, was aber Kinder und Eltern mit dem digitalen Lernen erleben, ist etwas anderes.

Nach anfänglicher Begeisterung verlangen die meisten die «reale Schule» zurück, weil sie finden, «online Schule ist langweilig und allein vor dem Bildschirm ist doof». Viele beklagen den Mangel an Kontakt mit den Gleichaltrigen, Eltern und auch Lehrerinnen und Lehrer bemängeln die mangelnde Effizienz beim Lernen. Bei diesen Kritiken sollte man meines Erachtens auch ansetzen, wenn es um die Beurteilung von Lernen mit elektronischen Medien geht. Die Befürworter des digitalen Lernens betonen immer wieder, wie wichtig der soziale Kontakt ist, was an sich ein Widerspruch ist. Kinder, die in den sogenannten Lernlandschaften stundenlang in ihrem Verschlag vor dem Bildschirm sitzen, sind logischerweise kaum in direktem Kontakt mit ihren Mitschülern und mit dem Lehrer. Aus der Forschung weiss man heute ganz genau, dass ein Bildschirm den lebendigen Menschen als Gegenüber nicht ersetzen kann. 

Gemeinsames Lernen  – ein soziales Ereignis

Lernen ist ein zwischenmenschlicher Vorgang vom ersten Atemzug des Lebens an. Alles Lernen des kleinen Kindes ist ausgerichtet auf die Eltern und weitet sich später auf andere Beziehungspersonen aus. Ohne den zwischenmenschlichen Bezug findet vor allem bei kleinen Kindern gar kein Lernen statt. So entwickelt sich die Sprache, eine der gewaltigsten Lernleistungen eines Kindes, nur im Miteinander mit anderen Menschen. Kinder, die wenig oder falsche Zuwendung und Anleitung erfahren haben, haben darum oft sprachliche Schwierigkeiten. Je älter ein Kind wird, desto unabhängiger wird es von Lehrerinnen und Lehrern, und es kann selbständiger lernen. Dass Lernen aber das ganze Leben hindurch ein zutiefst zwischenmenschliches Geschehen ist, zeigt sich auch bei Erwachsenen. So lernen Studenten lieber und besser, wenn sie in Beziehung mit einer Professorin oder einem Professor oder mit anderen Studierenden sind.

Spätestens jetzt stellt sich die Frage, warum eigentlich digitales Lernen oder E-Learning so gut und erstrebenswert sein soll. Ist doch gemeinsames Lernen vom Kindergarten bis in die Hochschule und darüber hinaus vor allem auch ein soziales, gesellschaftliches Ereignis! Es macht doch Freude und gibt Genugtuung, wenn man andere trifft, sich mit ihnen austauscht und zusammen etwas erarbeitet. Die gemeinsame Bewältigung von Lernstoff, von Forschungsaufgaben und von Arbeiten macht doch einen wichtigen Teil des Sinns des Lebens aus. Im Extremfall müssten viele zu Hause alleine hinter dem Computer sitzen und im Homeoffice arbeiten. Dabei weiss man es heute aus Studien ganz genau: Jede Stunde hinter dem Bildschirm entfernt einen ein ganz wenig von den anderen Menschen und macht einen innerlich ein wenig einsamer.¹ 

Lehrer durch Computer ersetzen  – wozu?

Warum sollen jetzt Lehrerinnen und Lehrer und Professoren durch den Computer ersetzt werden? Allein wegen finanzieller Gründe? Und da machen nun plötzlich viele begeistert mit und wollen das digitale Lernen? Die Handhabung des Computers, der Vorgang des Recherchierens, die Anwendung von Programmen usw. lernt ein gebildeter Mensch doch im Handumdrehen. Wer sich heute darin auskennt, hat es auch nicht in der Schule gelernt, sondern später. Warum dürfen unsere Kinder nun die realen sozialen Erfahrungen beim gemeinsamen Lernen nicht mehr machen? Warum soll jeder individualisiert hinter seinem Bildschirm sitzen, statt sich direkt mit Kolleginnen und Kollegen auseinanderzusetzen?

Andreas Schleicher, Physiker und Bildungsforscher bei der OECD, hat vor Jahren noch vor der Einführung von Computern in den Schulen gewarnt. Heute verkündet er, wie positiv sich die Digitalisierung auf die Schulen und die Schüler auswirken würde, sie würden selbständiger. Selbständig und unabhängig wird der Mensch aber vor allem, wenn er Erwachsene hat, an denen er sich reiben und reifen und eine eigene Meinung entwickeln kann. Am Computer wird er mit vorgegebenen, starren Programmen durch das Lernen geführt, die ihn stromlinienförmig und langweilig machen. Es gibt denn auch keinen autoritäreren Lehrer als den Computer. Cui bono? 

¹ vgl. Manfred Spitzer: Einsamkeit. München 2018

Quelle: https://www.zeitgeschehen-im-fokus.ch/de/newspaper-ausgabe/nr-5-vom-15-april-2020.html#article_1033

«Menschsein und Mitmenschsein sinnvoll verwirklichen»

von Dr. phil. Annemarie Buchholz-Kaiser
«Die Haltung der Gleichwertigkeit, die für das Gelingen jeder Therapiegruppe Conditio sine qua non ist, wird am deutlichsten in Gruppenprozessen mit Jugendlichen auf die Probe gestellt. Wir machen die Erfahrung, dass Jugendliche (Gymnasiasten wie Lehrlinge) ausserordentlich interessiert und für individualpsychologische Gedankengänge aufnahmefähig sein können. Gerade in diesem Alter überfällt viele ein Gefühl der Sinnlosigkeit und eine Entmutigung nimmt überhand: Sie sehen sich in eine Welt hineinwachsen, in der sie von Krieg bedroht sind, in der es schwer ist, menschliche Werte und Ideale zu verwirklichen und in der kaum eine Gruppierung eine echte und dauerhafte Lösung für die anstehenden Probleme weiss.

Hier geben ihnen die Adlerschen Gedankengänge ein Rüstzeug in die Hand, Menschsein und Mitmenschsein sinnvoll zu verwirklichen. In diesem Sinne ist bei Jugendlichen eine grosse Bereitschaft da, sich mit Indivi­dualpsychologie auseinanderzusetzen. Schwerer ist es für sie unter Umständen, die persönlichen Anteile aufkommen zu lassen und zu bearbeiten, da die Angst vor massiver Unterlegenheit in ihrer Altersgruppe noch stärker ist als bei Erwachsenen.

Gerade deshalb aber kann sich die Gruppenanalyse in ihrer Altersgruppe sehr ermutigend auswirken. Das Erlebnis, dass andere an ähnlichen Problemen und Schwächen leiden, mildert die Empfindlichkeit und stärkt die Hoffnung, einen Ausweg gemeinsam zu entwickeln. Der Psychologe muss bei Jugendlichen emotional sehr aktiv und ermutigend sein, in Deutungen und Stellungnahmen jedoch äusserst vorsichtig, im Gruppenprozess zurückhaltend mitlebend.

Quelle: Buchholz-Kaiser, Annemarie. Individualpsychologische Bildungsarbeit. Aspekte der analytischen Bearbeitung von Persönlichkeitsproblemen in Gruppen. Vortrag, gehalten am 16. Kongress der Internationalen Vereinigung für Individualpsychologie vom 7. –10. Juli 1985 in Montreal
http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1813

«Psychologische Menschenkenntnis», das Publikationsorgan der 'Zürcher Schule'

Friedrich Liebling lehrte in Zürich von 1952 bis Februar 1982.
Seine Seminare besuchten schließlich mehrere tausend Menschen aus dem In- und Ausland; die Adressenkartei soll bis zu 3'000 Personen umfasst haben. Um die Lehre großflächiger zu verbreiten erschien ab 1964 die Zeitschrift „Psychologische Menschenkenntnis“.

Ihr war regelmäßig der nachfolgende Text vorangestellt, der in aller Kürze wesentliche Grundlagen der Arbeitsweise der Zürcher Schule allgemeinverständlich zusammenfasste. Friedrich Liebling starb im Februar 1982. Die Zeitschrift wurde von einigen seiner Schüler bis zum Ende der 1980-er Jahre weiter herausgegeben. Ab Januar 1986 wurde der genannte einleitende Text in den Heften nicht mehr abgedruckt.

«Ritalin ist ein Verbrechen»

«Ritalin ist ein Verbrechen»

ein Interview mit Georg Feuser

von Daniela Niederberger

Für den Sonderpädagogik-Professor Georg Feuser gehört das Beruhigungsmittel Ritalin verboten. Lebhafte Kinder passten sich ihrer hektischen Umgebung an. Oft fehle es ihnen bloss an Zuwendung.

Prof. feuser

«Es kommt uns offenbar nicht darauf an, ob dabei ein paar Kinder hopsgehen»: Sonderpädagogik-Professor Feuser.

«Unser Land braucht gute Schulen»

«Unser Land braucht gute Schulen»

Der Arbeitskreis Schule und Bildung in Baden-Württemberg hat ein Informationsblatt herausgegeben

1. Grundlagen

Voraussetzung für eine gute Schule ist das Wissen um die soziale Natur des Menschen. Der Mensch ist auf ein Zusammenleben und Zusammenwirken mit seinen Mitmenschen von seiner Natur aus angelegt und angewiesen. Schon das kleine Kind ist auf seine Eltern und Erzieher ausgerichtet. Es braucht und sucht das Hin und Her, die Interaktion und Kooperation mit seinen Bezugspersonen. Das Kind bedarf der Erziehung und der Bildung, um diese Anlage entwickeln zu können.

«Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden»

Buchempfehlung
Von Lori Gottlieb*
Therapie ist wie Pornografie“, schreibt die Psychologin Lori Gottlieb. „Beides setzt eine gewisse Art von Nacktheit voraus. Beides kann großen Nervenkitzel auslösen. Und beides wird von Millionen Menschen in Anspruch genommen, die meisten behalten es jedoch lieber für sich.“

Buch Lori Gottlieb Vielleicht solltest Du mal
Sprachlich souverän vorgetragen: „Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden“ von Lori Gottlieb. (Hanser Blau / Deutschlandradio)

Ein Auf und Ab der Gefühle: Mit erzählerischer Kraft und psychologischem Hintergrundwissen präsentiert Lori Gottlieb Geschichten aus ihrer eigenen Therapiepraxis. Ihr Buch war in den USA ein Bestseller  – hochverdient, urteilt unsere Rezensentin.

«Was ich nötig hatte, waren Lehrer»

Das ist wohl die Gretchenfrage: das Wirken der Person in der Institution Schule.
Von Carl Bossard*,
Schuljahresschluss ist immer auch Abschied von Lehrerinnen und Lehrern. Wie haben sie im Alltag gewirkt? Ihr persönliches Denken und Schüleraussagen verraten entscheidende Gelingensbedingungen der Praxis.

"Was hinterlasse ich?“, fragt ein Lehrer, der in Pension geht. 40 Jahre lang hat er an der gleichen Institution mit Leib und Seele gewirkt hat. Das ist heute nichts Selbstverständliches mehr. Falsche Anschmiegsamkeit und geländegängige Anpassung waren seine Sache nicht. Wer ihm gegenübertrat, spürte eine gewisse Strenge, empfand etwas Forderndes.

«Wenn man redet, lebt man gut»: das abgelegene sardische Dorf mit acht Hundertjährigen

Bücher, saubere Luft und geselliges Beisammensein werden wohl dazu beigetragen haben, dass die letzten fünf in Perdasdefogu in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiern
Angela Giuffrida in Perdasdefogu, Sardinien
Theguardian, Sun 8 Aug 2021 10.27 BSTLast modified on Tue 10 Aug 2021 10.05 BST
Wenn es etwas gibt, wovon das abgelegene Bergdorf Perdasdefogu immer genug hat, dann sind es Geburtstagskerzen. In diesem Jahr wurden bereits 500 benötigt, um die Geburtstagstorten von fünf Einwohnern zu verzieren, die 100 Jahre alt wurden.

 Sardinien aelteste familie der weltConsolata Melis (sitzend, vierte von rechts) mit ihren neun Kindern, 24 Enkeln und 25 Urenkeln im Jahr 2012, einen Tag vor ihrem 105. Foto: AFP/Getty Images

Bürgermeister Mariano Carta überreicht den Hundertjährigen, die sich meist mit bemerkenswerter Klarheit an Details aus ihrem Leben im letzten Jahrhundert erinnern können, eine Medaille.

"Immer wenn ein Bürger seinen 100. Geburtstag feiert, habe ich das Gefühl, ein Stück Geschichte vor mir zu haben, ein lebendiges Denkmal", so Carta. "Hier gibt es Menschen, die kleine Geschichten erzählen, die mit einer größeren Geschichte verwoben sind. Ein Teil dieser Geschichte spiegelt sich in den 16 Fotos von lebenden oder verstorbenen Hundertjährigen wider, die die Wände auf beiden Seiten der Hauptstraße der Stadt säumen. Da ist Vittorio Palmas, der während des Zweiten Weltkriegs das Konzentrationslager Bergen-Belsen überlebte und 2019 im Alter von 105 Jahren starb".

Consolata Melis war die älteste von neun Geschwistern, die 2012 als älteste lebende Geschwister der Welt mit einem Gesamtalter von 818 Jahren in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurden. 2016 starb ihre Schwester Claudina im Alter von 103 Jahren, gefolgt von Maria, die mit 100 Jahren starb, und Antonio mit 97 Jahren.

Ein Steinblock am Eingang von Perdasdefogu, einem Ort, der hoch oben in den zerklüfteten Bergen im Südosten Sardiniens liegt und nur über eine schmale, kurvenreiche Straße zu erreichen ist, erinnert an die Geschwister Melis mit der Aufschrift: "Perdasdefogu, Weltrekord für Langlebigkeit in der Familie". 98 Jahre alt ist Adolfo, der nächste der Geschwister, der hundert Jahre alt werden möchte. Die drei Jüngsten der Familie - Vitalio, 90, Fida, 89, und Mafalda, die mit 87 Jahren "das Baby" genannt wird - leben in der sardischen Hauptstadt Cagliari. Ihre Eltern waren Francesco Melis, der im Ersten Weltkrieg diente, und Eleonora Mameli, die 1939 von der faschistischen Regierung Benito Mussolinis eine Medaille erhielt, weil sie so viele Kinder zur Welt brachte.

Insgesamt gab es 11 Kinder, von denen zwei das Erwachsenenalter nicht erreichten, aber die Langlebigkeit ist nicht auf die Familie Melis beschränkt. In Perdasdefogu leben derzeit acht Hundertjährige - vier Männer und vier Frauen - bei einer Einwohnerzahl von 1.740. Zehn weitere Bürger könnten in den nächsten Jahren 100 Jahre alt werden.

In ganz Italien steigt die Zahl der Menschen, die 100 Jahre oder älter werden, schnell an. Am 1. Januar 2021 gab es 17.935 Hundertjährige, gegenüber 14.456 im Jahr 2019 und 11.000 im Jahr 2009, so die Zahlen der nationalen Statistikbehörde Istat.

Sardinien wurde als eine von fünf Regionen in der Welt identifiziert, die eine hohe Konzentration von Hundertjährigen aufweisen. Es gibt 534 Menschen, die 100 Jahre oder älter sind, das sind 33,6 pro 100.000 Einwohner. Perdasdefogu ist insofern einzigartig, als die Zahl der Hundertjährigen in einer Stadt seiner Größe 13-mal so hoch ist wie der nationale Durchschnitt:

"Es gibt natürlich die frische Luft und das gute Essen, aber ich glaube, einer der Gründe für ihre Langlebigkeit ist ihr Umgang mit Stress", sagt Luisa Salaris, Professorin für Demografie an der Universität von Cagliari. "Sie wurden vor 100 Jahren geboren und hatten sicherlich kein einfaches Leben - es gab Hunger und Krieg. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Adolfo Melis in der von seinem Vater 1958 eröffneten Bar Getränke servierte. Auf einer Bank auf dem Platz neben der Bar sitzend, leuchten Adolfos Augen auf, wenn er sich an die Gespräche und das Lachen seiner Brüder und Schwestern am Esstisch erinnert. Damals war der Tisch etwas länger", sagt er. "Wir haben uns alle gut verstanden, es gab selten Streit... vielleicht ist das einer der Gründe, warum wir so lange gelebt haben. "

Abgesehen von der familiären Gemütlichkeit ist Adolfo, der in jungen Jahren auf dem Bauernhof gearbeitet hat, überzeugt, dass der Hauptgrund für die Langlebigkeit der Familie in der Ernährung liegt. Die Lebensmittel waren knapp - ein Jahr vor Consolatas Geburt gab es Proteste gegen die Lebensmittelknappheit in Perdasdefogu -, aber ihr Vater war der erste in der Stadt, der einen Gemüsegarten anlegte. Bevor Perdasdefogu Anfang der 1960er Jahre an das Wassernetz angeschlossen wurde, musste das Wasser für den Garten aus einem Brunnen geholt werden.

"Alles, was wir aßen, kam aus dem Garten", sagt Adolfo. "Was man in den Magen bekommt, ist so wichtig - wenn man den Magen missbraucht, kann er sich nicht wehren".

*** Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version) ***

* * *Original engl.

‘If you talk, you live well’: the remote Sardinian village with eight centenarians

Books, clean air and socialising thought to have helped the latest five mark their 100th birthdays in Perdasdefogu this year

Consolata Melis (seated, fourth from right) with her nine children, 24 grandchildren and 25 great-grandchildren in 2012, the day before her 105th birthday. Photograph: AFP/Getty Images

Angela Giuffrida in Perdasdefogu, Sardinia

Sun 8 Aug 2021 10.27 BST

Last modified on Tue 10 Aug 2021 10.05 BST

If there’s one thing the remote mountain village of Perdasdefogu needs to ensure it always has a steady supply of, it’s birthday candles. Already this year, 500 have been needed to decorate the birthday cakes of five residents who turned 100.

Each milestone usually means a celebration involving the entire town. The mayor, Mariano Carta, presents a medal to the centenarian, who more often than not can recall details of their life over the past century with remarkable lucidity.

“Whenever a citizen celebrates a 100th birthday, it feels as if I have a piece of history in front of me, a living monument,” said Carta. “Here are people who tell small stories that are entwined with a bigger story. I feel very lucky.”

Some of that history is reflected in the 16 photos of centenarians, either living or deceased, that line the walls on either side of the town’s main thoroughfare. There is Vittorio Palmas, who survived the Bergen-Belsen concentration camp during the second world war and died in 2019, aged 105. There is also a mural dedicated to the town’s longest-surviving citizen to date  – Consolata Melis, who died in 2015, aged 108.

Consolata was the eldest in the family of nine brothers and sisters who shot to fame in 2012 after entering the Guinness World Records as the oldest living siblings on earth, with a combined age at the time of 818.

Her sister, Claudina, died in 2016, aged 103, followed by Maria, who died at 100, and Antonio at 97. Another of the siblings, Concetta, turned 100 in February.

A stone block at the entrance to Perdasdefogu, a town tucked high up in the rugged mountains of south-eastern Sardinia and accessible only by a narrow, winding road, celebrates the Melis siblings with the message: “Perdasdefogu, world record for family longevity”.

The next of the siblings hoping to become a centenarian is 98-year-old Adolfo. The three youngest in the family  – Vitalio, 90; Fida, 89, and Mafalda, who at 87 is called “the baby”, live in the Sardinian capital of Cagliari.

Their parents were Francesco Melis, who served during the first world war, and Eleonora Mameli, who received a medal from Benito Mussolini’s fascist government in 1939 for giving birth to so many children. There were 11 altogether; two didn’t make it to adulthood.

But the longevity streak is not limited to the Melis family. Perdasdefogu is currently home to eight centenarians  – four men and four women  – in a population of 1,740. Ten more citizens could turn 100 within the next couple of years.

Across Italy, the number of people living to 100 or more is rising fast. As of 1 January 2021, there were 17,935 centenarians, up from 14,456 in 2019 and 11,000 in 2009, according to figures from Istat, the national statistics agency.

Sardinia has been identified as one of five regions in the world that have high concentrations of centenarians. There are 534 people who are 100 or older, or 33.6 for every 100,000 inhabitants.

Perdasdefogu is unique in the sense that the number of centenarians in a town of its size is 13 times the national average.

“There is of course the fresh air and the good food, but I believe one of the reasons for their longevity is their approach to stress,” said Luisa Salaris, a demographics professor at the University of Cagliari. “They were born 100 years ago and certainly didn’t have an easy life  – there would have been hunger and war. But they are people who have managed to adapt  – if there’s a problem, they solve it quickly.”

It wasn’t so long ago that Adolfo Melis was serving drinks at the bar opened by his father in 1958.

Sitting on a bench in the square next to the bar, Adolfo’s eyes light up as he recalls the chatter and laughter around the dinner table among his brothers and sisters.

“The table was slightly longer back then,” he said. “We all got on well, there was rarely any arguing … maybe this is one of the reasons why we have lived so long.”

Family congeniality aside, Adolfo, who worked on farms in his younger years, is convinced that the main reason for their longevity is diet. Food was scarce  – a year before Consolata was born, there were protests against food shortages in Perdasdefogu  – but their father was the first in the town to create a vegetable garden.

Before Perdasdefogu was connected to the water mains in the early 1960s, water for the garden had to be carried from a well.

“Everything we ate came from the garden,” said Adolfo. “What you put into your stomach is so important  – if you abuse the stomach, it doesn’t resist.”

The eight living centenarians in Perdasdefogu. Photograph: tourism sardinia

There is plenty of meat in the local diet, as well as some fish (the sea is about an hour’s drive away), but the trick is to “eat little, but genuine food”, according to Adolfo.

He said his family were always physically active, especially having worked in agriculture. But they were also businesspeople. “Three of my sisters had shops,” he added.

At 102, Bonino Lai is still the president of Perdasdefogu’s football team. He lives with his wife, Elena, and one of his two daughters in a modest apartment. An office worker before he retired, Bonino said it is the simple activities that keep him going. “Reading, walking, playing cards … the simple things are the best things.”

Perdasdefogu is remote and most of the population elderly, but that doesn’t mean the town is not lively. It hosts several cultural events throughout the year, including a literary festival. Books are believed locally to have played a part in residents’ longevity. Next to the photo of Vittorio Palmas, who is holding a copy of Gabriel Garcia’s One Hundred Years of Solitude, is a sign that says: “Reading keeps you alive”.

The literary festival is organised by Giacomo Mameli, a distant cousin of the Melis siblings who still works as a journalist at aged 80.

At the most recent event in July, Antonio Brundu, 103, was in the front row to listen to a discussion with Jonathan Hopkin, a politics professor at the London School of Economics. Other elderly people are equally active  – Vittorio Lai, 99, still drives and hunts for wild boar.

“Our environmental conditions play a crucial role,” said Mameli. “We live in a place where the air is clean. Our centenarians were in continuous movement in a healthy environment  – collecting firewood or working on their allotments.

“Another important factor is that Perdasdefogu conserves the sense of community. The elderly still live at home and not in care homes. Sociality is so important because if you have good social contacts, you remember, talk, and evaluate … you live well.”

Quelle : https://www.theguardian.com/world/2021/aug/08/if-you-talk-you-live-well-the-remote-sardinian-village-famed-for-longevity

«Wir haben die Unreife von Kindern in Krankheit verwandelt»

«Wir haben die Unreife von Kindern in Krankheit verwandelt»  – "DSM5 wird Millionen von neuen Patienten schaffen"

Der emeritierte Professor für Psychiatrie Allen Frances sagt, dass DSM5, das neue Standardwerk der Psychiatrie, zur Hyperinflation psychischer Krankheiten führt.

von Rudolf Burger, Samstagsinterview 4. Januar 2014

Herr Frances, wenn ich es richtig sehe, haben Sie ein Problem mit Ihrer eigenen Berufsgattung.

Psychiatrie, richtig ausgeübt an Personen, die effektiv darauf angewiesen sind, hilft wunderbar und ist absolut notwendig, aber wir haben die Grenze für Funktionsstörungen nach unten verschoben. Wir brauchen zu viele Medikamente für Leute, die ohne Medikamente oder mit Psychotherapie besser zurechtkämen.

«Wir haben viel mehr Psychiatrie-Notfälle»

«Wir haben viel mehr Psychiatrie-Notfälle»

Die Chefin der Zürcher Kinder- und Jugendpsychiatrie Susanne Walitza beobachtet, dass die Menschen heute offener über psychiatrische Störungen sprechen. Dadurch sei jedoch die Gefahr vorschneller Behandlungen grösser.

mit Susanne Walitza sprachen Felix Straumann und Matthias Meili.

Emotional aufgeladenes Thema

Mehr Psychopharmaka, mehr psychiatrische Diagnosen, mehr Therapien an Schulen  – das erwartet die Kinder in der Schweiz im kommenden Jahr.

150. Geburtstag von Alfred Adler: Das Psychologie-Genie

Während Freud die Psyche teilte, betrachtete Alfred Adler schon früh den ganzen Menschen. Mit seiner Individualpsychologie legte er unter anderem den Grundstein für die moderne Psychosomatik.
von Alexander Kluy
Als der untersetzte, weißhaarige Mann am 28. Mai 1937, einem Freitag, gegen 9.15 Uhr auf der Union Street im schottischen Aberdeen plötzlich kollabierte und keine halbe Stunde später im Krankenwagen für tot erklärt wurde, las man in den folgenden Tagen in allen großen Zeitungen der Welt Nachrufe. Denn der Patient, der im Alter von 67 Jahren einem Herzinfarkt erlegen war, war niemand geringeres als Alfred Adler, der Begründer der Individualpsychologie und damals auf dem Höhepunkt seiner Popularität.

Nicht zufällig hatte ihn ein Journalist in einem Atemzug mit Albert Einstein genannt: Während der Physiker, das sprichwörtliche Genie, das Universum vermessen habe, sei dem Psychologiegenie Adler etwas noch Wichtigeres gelungen: die Kartierung der menschlichen Seele.

68 % der Schweizer Bevölkerung finden Ohrfeigen und "den Klaps auf den Hintern" völlig normal!

Mein Leserbrief zum nachstehenden Artikel

Wenn heute (im 21. Jahrhundert!) 68 % der Schweizer Bevölkerung Ohrfeigen und den „Klaps auf den Hintern“ völlig normal finden, dann kommt dies einer Bankrotterklärung der Erziehungs- und Bildungverantwortlichen der Schweiz gleich. „Die gesunde Ohrfeige macht krank“ ist der Titel des Buches von Prof. Dr. Hans Czermak, Kinderarzt und Dr. Günther Pernhaupt, Drogentherapeut (ISBN:385-866-7). Sie weisen bereits 1980 in ihrer wichtigen Publikation nach, wie durch Strafen, gestörte Eltern-Kind-Beziehungen entstehen mit verheerenden Folgen. Aber schon wesentlich ältere Studien weisen die Schädlichkeit der Körperstrafen nach. In Fachkreisen ist dies weitherum bekannt. Dass sich die altertümliche Meinung über die „gesunde Ohrfeige“ derart zäh in der Bevölkerung halten konnte, muss aufhorchen lassen und es ist zu wünschen, dass das Ergebnis der Isopublic-Umfrage einen heilsamen Schock auslösen wird. Erziehungsaufklärung braucht das Land!

ADHS als kulturelle Pandemie, Zappelphilipp, eine Karriere

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Liebe Seniora-Leserinnen und Seniora-Leser,
wie lange wollen wir eigentlich noch warten, bis wir endlich mit dieser unsäglichen Diagnose “ADHS” aufhören? Mag sein, dass sie für betroffene Eltern ein willkommenes Trostpflaster bedeutet: “Wir sind nicht schuld”.

Aber es darf nicht sein, dass die Wissenschaft zum Trost einiger Eltern und zum Schaden der allermeisten Kinder für ein gigantisches Geschäftsmodell Hand bietet zur Desorientierung der Eltern und Lehrer. Bei vielen Kindern bleibt u. a. lebenslänglich ein diffuses Gefühl zurück: "In meinem Kopf stimmt etwas nicht."

Ich will nicht ausschliessen, dass in ganz seltenen Fällen es angebracht sein kann, ein Medikament einzusetzen, aber niemals in diesem pandemischen Ausmass.
Wenn Sonderpädagogikprofessor Feuser sagt: “Ritalin verletzt die Menschenrechte” so hat er vollkommen Recht. Das “Herumstochern” mit Hirnscannern in den Köpfen der Kinder mitansehen zu müssen, ist unerträglich. Mit dieser Pseudowissenschaft muss Schluss sein!
Willy Wahl

ADHS als kulturelle Pandemie, Zappelphilipp, eine Karriere

NZZ: Manfred Schneider 11.12.2014

Mehr als eine halbe Million Kinder und Jugendliche erhielten in Deutschland 2011 die Diagnose für eine Krankheit, die erst in den neunziger Jahren Karriere gemacht hat: ADHS. Das Zappelphilipp-Syndrom gibt es nicht überall auf der Welt, in Asien kennt man es kaum. Wie kulturell bedingt ist sein Auftreten?

Albert Einstein: Mehr Verantwortungsgefühl für die Mitmenschen!

Zwei Jahre vor seinem Tod wünschte sich der berühmteste Wissenschaftler aller Zeiten mehr Sozialismus. Auch heute hochaktuell.
Christian Müller / 25.12.2021 InfoSperber
Es gibt Zufälle, die vielleicht keine sind. Klassentreffen in Bern. Gemeinsamer Besuch im  – für die meisten bisher unbekannten  – Einstein-Haus an der Kramgasse 49. Dazu ein äusserst informatives Referat von Prof. Dr. Hans-Rudolf Ott, Präsident der Einstein-Gesellschaft. Im lockeren Gespräch beim gemeinsamen Mittagessen, natürlich auch über das Gesehene und Gehörte, plötzlich die Frage: Warum sind in diesem kleinen Museum sogar familiäre Details ein Thema  – etwa dass Albert Einstein zuerst ein uneheliches Kind hatte  –, aber nirgends ist zu lesen, dass er ein Jude war? Auch das gehört doch zur Familiengeschichte! Gibt es da etwas zu verbergen?

 Albert Einstein
Albert Einstein, 1879-1955: Physiker, Nobelpreisträger, Friedensaktivist und Menschenfreund © Common

Geschätzte Seniora-Leserin, geschätzter Seniora-Leser,
Einstein spricht das grosse Thema «Individuum und Gemeinschaft» an und erwähnt auch «die soziale Natur des Menschen». Allerdings wusste er nicht, dass die irrtümliche Trieblehre Freuds («die egoistischen Triebe der Veranlagung», «die sozialen Triebe, die von Natur aus schwächer sind») durch Alfred Adler, die Neo-Psychoanalyse und die Entwicklungspsychologie inzwischen überholt worden war. Heute wissen wir mehr über die Sozialnatur des Menschen, die, wenn in der Erziehung nicht gebremst, zu erstaunlichster Hilfsbereitschaft, Mitmenschlichkeit und Empathie fähig ist. Was für ein Satz: «Ich bin überzeugt, dass es nur einen Weg gibt, diese gravierenden Übel zu beseitigen, nämlich durch die Errichtung einer sozialistischen Wirtschaft, begleitet von einem Bildungssystem, das sich an sozialen Zielen orientiert.» Wir sind der Meinung, dass die grundlegenden Überlegungen des grossen Denkers zu Kapitalismus und Planwirtschaft eine Diskussion wert sind, um die heutigen Lebensumstände von uns allen zu verbessern. Mit diesem eindrücklichen Text von Albert Einstein senden wir Ihnen unsere besten Wünsche für ein gutes, friedliches Neues Jahr 2022. Herzlich Margot und Willy Wahl

Alfred Adler – Das Gemeinschaftsgefühl: Entstehung und Bedeutung für die menschliche Entwicklung

Eine Darstellung wichtiger Befunde aus der modernen Psychologie von Dr. Annemarie Kaiser
von Dr. Annemarie Kaiser
In der Einleitung heisst es:

"Der Grad an Gemeinschaftsgefühl charakterisiert in der individualpsychologischen Lehre den Grad an seelischer Gesundheit. Der Mangel an Bezogenheit auf den Mitmenschen gibt Auskunft über die Art und den Grad des Ausweichens in neurotische Formen oder in die Psychose, die nach dem Zusammenbruch der Beziehungsfähigkeit in Erscheinung treten kann."

Alfred Adler – Aus der Nähe porträtiert

Besonders eindrücklich ist das Kapitel über Adlers Erziehungsberatungsstellen, die sich trotz der schrecklichen Armut im Wien der Nachkriegszeit ab 1919 sehr rasch entwickelten und ab 1925 an allen Wiener Hauptschulen existierten, die in der Welt der Pädagogik berühmt wurden.
von Phyllis Bottome*
Als Adler 1916 vom Krieg nach Wien zurückkehrte und mit seiner alten Gruppe im Café Central zusammenkam, war es eine bedeutsame Wiederbegegnung, als ein Freund ihn fragte: «Nun, Adler, was gibt’s Neues?» Bevor Adler die an ihn gerichtete Frage beantwortete, schaute er mit ernstem Blick von einem zum anderen und sagte dann: «Mir scheint, was die Welt zurzeit am meisten braucht, ist Gemeinschaftsgefühl.» Von diesem Zeitpunkt an war Adler entschlossen, seine Wissenschaft an dieses ethische Ziel zu binden, um die Menschen zu befähigen, mehr Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.
http://www.rezensionen-tiefenpsychologie.de/alfred-adler-aus-der-nahe-portratiert-2/

Alfred Adler Panorama: Eine Würdigung des grossen Psychologen und Begründer der Individualpsychologie

Adlers Menschenbild ist auch heute hochaktuell
Von Michael Felten*
Geschätzte Leserin, geschätzter Leser, der von uns hochgeschätzte Pädagoge Michael Felten hat mit seiner neuen Website "Adler Panorama" eine wunderbare Würdigung der Arbeit Alfred Adlers geschaffen. Diese empfehlen wir Ihnen wärmstens, sowohl zum Studium wie auch zur Weiterleitung an Freunde und Bekannte! Beste Grüsse Margot und Willy Wahl (klicken Sie bitte weiter unten auf den Link)

Lesen Sie hier, was der Autor und Herausgeber der Website zu seiner Arbeit sagt:

"Ich war lange Lehrer - und das immer gerne. Der Umgang mit jungen Menschen ist einfach etwas ungemein Lebendiges - mal erfreulich, mal ungestüm, auch schwierig. Mit Schülern wird einem nie langweilig...

Dass mir die Lust am Unterrichten nicht mit der Zeit verging, verdanke ich u.a. der frühen Begegnung mit den Überlegungen Alfred Adlers. Bereits im Studium wurde ich auf diese besonders ganzheitliche Form tiefenpsychologischen Denkens aufmerksam. In Unterrichtspraxis wie Weiterbildung konnte ich Feingefühl wie Führungsfreude ausweiten, vermochte zunehmend auch schwierige Klassen zu führen und entgleisende Schüler wieder aufzufangen.

Alfred Adler und die Individualpsychologie

Ein Bericht (SWR-Wissen 28 Min.) anlässlich des 150. Geburtstags von Alfred Adler am 7. Februar 2020
Von Rolf Cantzen - SWR2 Wissen 4.2.2020, 4:31 Uhr
Für ihn ist jeder Mensch einmalig und in der Lage sich zu einer sozialeren, kreativeren und friedlicheren Persönlichkeit zu entwickeln. „Das ist die schöpferische Kraft, die in jedem Lebewesen verankert ist“.

„Leben heißt sich entwickeln“ schreibt Alfred Adler in seinem 1933 erschienenen Bestseller „Der Sinn des Lebens“. Er etablierte seine Individualpsychologie als optimistische Alternative zur Psychoanalyse von Sigmund Freud.

Hören Sie hier einen Bericht zur Persönlichkeit Alfred Adlers und seine Zeit (SWR-Wissen 28 Min.)

Was wir über die wissenschaftlichen Erkenntnisse des grossen Psychologen Alfred Adler wissen sollen

Das Denken Alfred Adlers folgt einem positiven Menschenbild. Der Mensch sei nicht „des Menschen Wolf“, wie Thomas Hobbes resümierte, sondern potenziell sozial auf „gegenseitige Hilfe“ angelegt.

Als Anhänger Darwins interpretierte Adler die Evolution des Menschen nicht als brutalen Kampf ums Dasein. Während einige Darwinisten den Raubtierkapitalismus ihrer Zeit gemäß dem Prinzip „jeder gegen jeden“ als „naturgemäß“ rechtfertigten, schloss sich Adler dem optimistischen Verständnis des Sozialphilosophen Peter Kropotkins an ["Die gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt"]. Demnach geht der Mensch als ein soziales, mitfühlendes Wesen aus der Evolution hervor und kann in einer freien sozialen Gesellschaft glücklich werden. Der Mensch sei letztlich „edel, hilfreich und gut“. Wer unsozial, kalt und rücksichtslos ist, gehe dagegen im Prozess der Evolution unter.

Quelle: https://www.swr.de/swr2/wissen/Psychologie-Alfred-Adler-und-die-Individualpsychologie-150-Geburtstag,swr2-wissen-2020-02-07-100.html

Alfred Adler "Der Sinn des Lebens"

Alfred Adler und die pädagogische Revolution

Eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in Wien um 1900 war Alfred Adler, er veränderte die gesamte Pädagogik und die Psychotherapie.
Video Dokumentation von Patrice Fuchs 2018 - 46:13
Adler war nicht nur ein Mitbegründer der Wiener Gemeindekindergärten, sondern auch Initiator der Erziehungsberatungsstellen, die in der Zwischenkriegszeit in ganz Wien entstanden. Zu seinen Vorträgen in den Volkshochschulen strömten die Menschenmassen. Bis auf die Straße stand man Schlange, um Adlers Theorien über den „nervösen Charakter“ zu hören.

Alfred Adler: Die andere Seite - Eine massenpsychologische Studie über die Schuld des Volkes

Jahrzehntelang währte diese Dressur eines weichen Volkes und erzog es zur Selbstunsicherheit und zum Gehorsam gegen die Oberen.
Von Alfred Adler 1919
Da kam der Krieg und niemand wußte woher. Nach allen Regeln erprobter Kriegskunst warfen sie dem Volk ein undurchsichtiges Tuch über den Kopf. Wieder rauschte das militärische Blech auf, gemietete Banden zogen durch die Straßen, halbidiotische Klopffechter hielten eingeblasene Stachelreden, in denen viel vom eigenen Adel und von der Niedertracht der anderen die Rede war, ebenso von einem ganz kurzen Krieg und von einem glänzenden Sieg. Das Volk glaubte durch den dichten Schleier ein Licht zu sehen, fühlte vorerst aber nur seine Ohnmacht.

Alfred Adlers Persönlichkeitstheorie kurz erklärt

von Diethelm Raff*, Psychologe FSP
Alfred Adler (1870 bis 1937) begründete eine der drei klassischen tiefenpsychologischen Schulen neben Sigmund Freud und Carl Gustav Jung. Adler nannte seine Lehre des Unbewussten „Individualpsychologie“.

Er wollte mit dieser Bezeichnung das In-dividuum betonen, die Unteilbarkeit der menschlichen Persönlichkeit und grenzte sich damit bewusst von Persönlichkeitstheorien ab, die den Menschen in verschiedene Instanzen unterteilen wollten.

Geschätzte Leserin, geschätzter Leser,
Der Mensch hat eine Sozialnatur, er kommt mit einer grossen Lernfähigkeit zur Welt und möchte von Natur aus gerne kooperieren. Dies haben die grossen Psychologen in Wien vor gut 100 Jahren erkannt und zu erforschen begonnen. Der beiliegende Text des Psychologen Diethelm Raff beleuchtet sehr gut und informativ die Arbeit und die Erkenntnisse des Psychologen Alfred Adlers, dessen Werk wir unseren Lesern sehr empfehlen möchten. Herzlich Margot und Willy Wahl

Alfred Adlers psychagogisches Wirken, am Beispiel eines Schulversagers einfach erklärt

Der Wiener Arzt und Psychologe Alfred Adler hinterlässt ein so wertvolles und umfangreiches Erbe seines unermüdlichen Wirkens, welches wir immer wieder gerne in Erinnerung rufen.

Alfred Adler

Hier in Form eines podcasts (26’), den wir von Michael Felten «Eltern-Lehrer-Fragen»* übernommen haben


 

Lesen und hören Sie hier einen Beitrag zum 150. Geburtstag von Alfred Adler:

Der Mensch, das soziale Wesen

 

Michael Felten 2
Felten - wer ist das überhaupt?

Jg. 1951

1981 - 2017 Gymnasiallehrer Mathematik & Kunst, seit 1999 Bildungspublizist print & audio;

seit 2010 Dozent/Referent an PH (HD, BN) und staatlichen Lehrerakademien (BY, BW, SH)

2014 HumanAward der KlugeStiftung der Humanwissenschaftlichen Fakultät an der Uni Köln

*Quelle: http://www.eltern-lehrer-fragen.de/

Anna Lang – Wie ich 108 Jahre alt wurde

Über die Bedeutung der Beziehung eines Kindes zu einer liebenden Grossmutter
Bayerischer Rundfunk BR 2018 Film 44 Min.
Man sieht in diesem eindrucksvollen Filmdokument, was es ausmachen kann, wenn ein Kind sich an einer liebenden Grossmutter orientiert und dieses Gefühl der Verbundenheit auch unter schwersten Umständen in der Ursprungsfamilie, in sozial schwierigen Verhältnissen, schwersten existenziellen Nöten und Bedrohungen und ebenso mit dem eigenen Mann sich in der Liebe zum Leben treu bleiben kann und sich am Leben bis ins hohe Alter erfreut.

Anna Lang aus Augsburg ist mit ihren 107 Jahren rüstig, geistig völlig präsent und hat einen erfrischenden, hintergründigen Humor. Ihre Geschichte erzählt von einem beispielhaften Frauenleben, das sich über ein ganzes Jahrhundert erstreckt. Ein Leben voller Hoffnungen, Rückschläge und dem Durchhaltevermögen einer einfachen Frau, die oft zurückstecken musste, aber den Glauben an sich selbst bewahrt hat.

Aspekte der menschlichen Sozialnatur

Von Dr. Johannes Schmid, 28. 01. 2007

Die menschliche Sozialnatur konstituiert sich aus folgenden Grundelementen:

  • Die natürliche Soziabilität
  • Die natürliche Lern- und Erziehungsfähigkeit / -bedürftigkeit
  • Die natürliche Beziehungsfähigkeit / -bedürftigkeit

Auch in der Medizin kommt es aufs Menschenbild an

Ein wichtiges Buch: «Allergien und Phobien, ein Tsunami der Zivilisation»
von Dr. med. Thomas Lippmann
Zeit-Fragen Nr. 9, 2018
Hans-Jürgen Schramm, Arzt für Psychosomatik und Psychotherapeut im Neustädter Land bei Hannover, befürchtet einen Rückfall in mittelalterliche Verhältnisse. Vergangene Seuchen drohen wieder auszubrechen. Dafür verantwortlich seien eine körperliche, geistige und seelische Ausbeutung des Menschen sowie die gegenwärtige politische Verdrehung des Begriffes Nachhaltigkeit. Schramm warnt vor der Züchtung von «Robotermenschen», mahnt eine dringend notwendige Rückkehr zur Achtung vor dem Leben an und plädiert für mehr Eigenverantwortung.

Australien: 43 Prozent der Kinder in Gender-Klinik haben Autismus

Trans oder Autist oder beides? Eine neue Studie aus der größten Gender-Klinik Australiens für Kinder mit Gender-Identitätsstörung sind gleichzeitig mit Autismus diagnostiziert worden.
Von Birgit Kelle, Frau2000plus 05. Dez. 2020
Es zeigt sich, dass autistische Kinder extrem überrepräsentiert sind bei Patienten, die glauben, im falschen Geschlecht geboren zu sein. Während der Anteil autistischer Kinder normalerweise in der Bevölkerung mit ca 3 Prozent gemessen wird, sind es in der Klinik 43 Prozent. Das Durchschnittsalter dieser Kinder liegt unter 14 Jahren und es zeigt sich  – wie weltweit in allen Einrichtungen auch eine Überrepräsentanz von Mädchen, von den 383 Patienten des Royal Children`s Hospital in Melbourne sind ganze 275 Mädchen. Bei einer weiteren Klinik in Perth, seien es gar 50 Prozent der durchschnittlich 15-Jährigen, bei denen gleichzeitig Autismus diagnostiziert wurde. Experten sind alarmiert angesichts dieser Ergebnisse.

Brigitte Kelle
Birgit Kelle
Die Frage, die im Raum steht ist, ob viele Geschlechtsumwandlungen eventuell gar nicht als Lösung des Problems dienen können, weil die eigentlich zu behandelnde Störung der Autismus ist. Gerade bei Kindern muss besonders behutsam und vorsichtig agiert werden, um sicher zu gehen, dass geschlechtsverändernde Maßnahmen erstens wirklich gewollt sind und zweitens wirklich die Lösung der häufigen psychischen Probleme darstellt, weil die Behandlung mit Pubertätsblockern irreversible Schäden verursachen kann bei den Kindern. Hier unter dem Link finden Sie die Nachrichten allerdings in englischer Sprache.

Auszüge aus Alfred Adler-Panorama und weitere Beiträge

Eine Zusammenstellung von Texten und Beiträgen von und über Alfred Adler

Geschätzte Leserin, geschätzter Leser,
Das «Adler Panorama», geschaffen vom Pädagogen Michael Felten, ist eine wunderbare Würdigung der Arbeit Alfred Adlers. Auf seniora.org finden Sie eine grosse Auswahl von neueren Texten und Büchern zum Werk des grossen Psychologen. Dieses empfehlen wir Ihnen wärmstens, sowohl zur Lektüre wie auch zur Weiterleitung an Freunde und Bekannte! Herzlich Margot und Willy Wahl

Alfred Adler

Glück

"Jeder Mensch sieht seine
Probleme aus einer Perspektive,
die seine eigene Schöpfung ist."

in: Lebensprobleme, 1937)

Beruf: Diagnosenerfinder

DocCheck
15. Juli 2015
Die Industrie verdient gut, wenn viele Menschen krank sind. Nicht selten hört sie deshalb den Vorwurf, sie würde Krankheiten erfinden, die sich gut mit ihren Wirkstoffen vermarkten lassen. Ihr allein den schwarzen Peter für „Lifestyle-Leiden“ zuzuschieben, ist jedoch zu kurz gedacht.

Der Arzt, der nichts tut, weil es die beste Option ist, kommt häufig nicht gut an: Denn Patienten wollen meistens, dass etwas getan wird. Unter Internisten und Chirurgen schon lange ein großes Thema, ist das „Weniger“ nun auch in der Allgemeinmedizin angekommen: Bei einem Wechsel zu einem anderen Hausarzt wundern sich gerade ältere Patienten mitunter, dass der erst einmal viele der vermeintlich unentbehrlichen Medikamente absetzt .

Disease Mongering  – Umsatz durch Krankheit

Leben wir in einem Zeitalter der Übermedikalisierung mit vielen unnötigen Operationen? Mit multiplen Medikamentenverordnungen, bei denen das Risiko gefährlicher Neben- und Wechselwirkungen höher als deren Nutzen ist? Sind es die „bösen Pharmafirmen“, die Befindlichkeitsstörungen zu behandlungsbedürftigen Krankheiten machen, um mit geeigneten Wirkstoffen die Lebensqualität zu „optimieren“?

Experten kennen den Begriff „Disease Mongering“, die großzügige Ausweitung der Grenzen zwischen Gesunden und Kranken, sodass sich Marktchancen für jene ergeben, die Therapien verkaufen und am Patienten anwenden. Heftig wird dementsprechend über die schnelle Zunahme an Diagnosen für ADHS gestritten, aber auch die Zahl oft unnötiger operativer Eingriffe etwa in der Orthopädie. Für die „Wechseljahre des Mannes“ gibt es ebenso wie für das Burnout-Syndrom keine standardisierte Diagnostik, eine medikamentöse Therapie erhöht jedoch oft das Risiko für verschiedene Erkrankungen oder psychische Störungen.

Pillen statt Lebensstilveränderung

Einen guten Überblick über die Entwicklungen von Modekrankheit und die Grenzen zwischen Krankheit und Gesundheit lieferte vor einigen Monaten eine Diskussion im Deutschen Ethikrat. Er hatte ein halbes Dutzend Experten zu diesem Thema eingeladen und ließ sich sowohl über Probleme mit „beliebten“ Krankheiten in der Vergangenheit als auch über deren aktuelle Bedeutung berichten.

Quelle: Zeit-Fragen, Nr. 8 vom 20.2. 2012
http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=690
Quelle 2/Original: DocCheck
http://news.doccheck.com/de/88424/beruf-diagnosenerfinder/#comment-50144

Brauchen wir Autorität in der Erziehung? Wege zu prosozialem Verhalten

Vortrag von Dr. med. Andreas Bau, gehalten im Rahmen einer Elternfortbildung

Ich gehe davon aus, dass alle Eltern das Beste für ihre Kinder wollen, auch wenn  sich bei weitem nicht alle bewusst damit auseinandersetzen, was es zu einem guten Gelingen der Erziehung braucht. Es ist deshalb zu begrüssen, wenn sich Eltern Gedanken über die Ziele ihrer Erziehung und darüber, wie sie diese erreichen können, machen wollen.

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