Seniora.org - Lehrplan 21/PISA

"Die Lehrer fühlen sich als Deppen"

Ökonom Mathias Binswanger rät, die Übung ganz abzublasen. Bloss abspecken reiche nicht. Mitte November präsentiert die Erziehungsdirektorenkonferenz der Deutschschweiz den überarbeiteten Lehrplan 21.
von Kari Kälin
Neue Luzerner Zeitung, 18.10.

Binswanger

"Der Lehrplan strotzt vor nichtssagenden Worthülsen"

Mathias Binswanger, in mehreren Kantonen, zuletzt Schwyz, wurden Initiativen gegen die Einführung des Lehrplans 21 lanciert. Überrascht Sie der Widerstand?

Mathias Binswanger: Nein. Es hat mich höchstens erstaunt, dass er sich nicht früher formiert hat. Erst nachdem im Kanton Baselland kritische Stimmen laut wurden, realisierte eine breite Öffentlichkeit, dass die Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz mit dem Lehrplan 21  ein zwar gigantisches, aber praxisuntaugliches Werk installieren will.

Aber es macht doch Sinn, schweizweit einheitliche Lernziele zu definieren.

Binswanger: Aber nicht so, wie das im Lehrplan 21 geschieht. Es ist ein Wahnsinn, auf 557 Seiten 4753 Kompetenzen zu formulieren. Es ist ein Wahnsinn, den  Unterricht von oben herab bis in jedes Detail zu steuern und die Lehrer mit detailliert formulierten Kompetenzen zu normieren. Eine Vereinheitlichung hat ihren Preis. Wenn die Lehrer, deren Beruf ohnehin schon an gesellschaftlichem Prestige verloren hat, ihren Unterricht nicht mehr frei gestalten dürfen, dann sinkt ihre Motivation, der Lehrerberuf wird noch unattraktiver. Falsch ist sodann der Weg hin zur sogenannten „Kompetenzorientierung“. Man kann nicht kompetent sein ohne Wissen.

http://schuleschweiz.blogspot.ch/2014/10/die-lehrer-fuhlen-sich-als-deppen.html?showComment=1413734530171

«Dieses selbstorganisierte Lernen besteht aus einem endlosen Ausprobieren»

Was Schüler über selbstorganisiertes Lernen denken
von Susanne Lienhard
Die Einführung des bereits in der Erarbeitungsphase sehr umstrittenen Lehrplans21 liegt nun in der Kompetenz der Deutschschweizer Kantone. Die Opposition dagegen ist gross. In verschiedenen Kantonen haben Bürger Initiativen lanciert, die verlangen, dass die Einführung des Lehrplans21 vom Parlament und nicht wie bisher von der Erziehungsbehörde beschlossen werden muss.

Den Bürgern wird dadurch die Möglichkeit gegeben, falls nötig, das Referendum dagegen ergreifen zu können. Der Lehrplan21 orientiert sich am OECD-Modell einer standardisierten Bildung, es werden nicht mehr fachspezifische inhaltliche Jahrgangsziele definiert, sondern schulische Inhalte in Tausende von Teilkompetenzen zerstückelt, die mittels flächendeckender Tests überprüfbar sein sollen. Die Kompetenzorientierung geht einher mit der Auflösung der bisherigen Fächer zu Gunsten von Sammelgefässen wie «Natur, Mensch und Gesellschaft» und der Einführung von Zyklen auf Kosten der bisherigen Jahrgangsziele. Ein Klassenunterricht, in dem der Lehrer mit allen Kindern seiner Klasse die altersentsprechenden Jahresziele erarbeitet, würde definitiv der Vergangenheit angehören, da die Heterogenität der Klassen stark zunähme und individualisierte Lernformen, zum Beispiel «selbstorganisiertes Lernen», zwingend eingeführt werden müssten.

Am 17.November berichtete die «Neue Zürcher Zeitung» über zwei Schulen, die bereits jetzt auf individualisierte Lernformen setzen. Anhand dieser Beispiele wird gezeigt, wie dort das sogenannte «selbstorganisierte oder selbstentdeckende Lernen» in Lernateliers oder Lernlandschaften umgesetzt wird. Die Klassenstrukturen sind teilweise oder ganz aufgelöst, jeder Schüler arbeitet alleine an seinem eigenen Arbeitsplatz, der vorne, rechts und links mit einem Sichtschutz versehen ist, damit sich jeder konzentrieren und sein individuelles Lernprogramm abarbeiten kann. Im Schulzimmer, das einem Grossraumbüro ähnelt, herrscht absolute Ruhe.

Die Lehrer müssen sich zurücknehmen, dürfen den Schülern höchstens Hinweise geben, wo und wie sie Antworten auf ihre Fragen zum Beispiel im Internet finden können, sollen ihnen aber keine fertigen Antworten liefern und ihnen schon gar nicht den Lernstoff erklären. Sie werden zu sogenannten «Lernbegleitern» oder «Lerncoaches» reduziert. Schüler sollen so zu mehr Disziplin, Motivation und Verantwortungsbewusstsein erzogen werden, Fähigkeiten, die in der Wirtschaft besonders gefragt sind.

Quelle: 2015© Zeit-Fragen. Alle Rechte reserviert.
http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=2001

Ausgewählte Leserbriefbeiträge zu Schule und Bildung

NZZ 18. 08. 2014

Pädagogischer Konstruktivismus

von Alfred Burger, Kilchberg (ZH) Erziehungswissenschafter

Eindrücklicher als Hermann J. Forneck hätte man nicht formulieren können, wie weit sich die pädagogischen Hochschulen (PH) in der Schweiz von der schulischen Wirklichkeit entfernt haben («Professionalisierung statt Innovationsabstinenz», NZZ 31. 7. 14). So weit entfernt, dass sich letztes Jahr Dozenten und Studenten gegen Fornecks Theorielastigkeit gewehrt hatten. Nun ist nichts gegen eine Theorie der Erziehungslehre einzuwenden. Sie muss aber mit der Realität übereinstimmen.

Back to the future!

Back to the future!

von Ralph Fehlmann

Der kompetenzorientierte Lehrplan 21 führt ein neues Paradigma des Unterrichtens in die Volksschule ein. Vor einigen Jahren war es noch verheissungsvoll. Nun hat es von seinem Glanz verloren. In vielen Ländern ist es bereits am Scheitern. Von Ralph Fehlmann

Ueken, Fricktal, 1971, Mittelstufe. Mein erster Einsatz als Primarlehrer. Meine Schüler und ich. (Nicht einmal ein Lehrbuch.)

Bildung durch Ökonomisierung bedroht

Aufrüttelnder Vortrag
Prof. Jochen Krautz
02.12.2012
Wohl kaum jemals hat ein Festvortrag vor einem Philologentag einen derart langen Beifall gefunden wie der von Professor Jochen Krautz zum Thema „Ökonomismus in der Bildung: Menschenbilder, Reformstrategien, Akteure".

Die Kernthese von Krautz: Das Grundmotiv des größten Teils jüngerer Bildungsreformen ist die Übertragung eines verkürzten ökonomischen Denkens auf Schule und Hochschule, das deren Auftrag im Kern verfehlt. Die Umgestaltung der Bildungsinstitutionen nach ökonomistischen Maximen ist strategisch geplant und wird mit raffinierten manipulativen Strategien durchgesetzt. Dieses Denken hat seinen Ausgangspunkt in den USA, Hauptakteure in Deutschland sind heute die OECD und die Bertelsmann-Stiftung.

Breite Kritik am Lehrplan 21 verlangt öffentliche Debatte

Breite Kritik am Lehrplan 21 verlangt öffentliche Debatte

Plädoyer für eine demokratische Konsensfindung über den Auftrag der Volksschule

Von Elsbeth Schaffner, 5. Januar 2014

In den letzten Monaten ist eine sachlich begründete kritische Diskussion über den Lehrplan 21 in breiten Kreisen erwacht. Die Kritik am Lehrplan 21 ist zahlreich und zum Teil grundsätzlicher Natur. Ob die Kantone den neuen einheitlichen Lehrplan irgendwann umsetzen, hängt sicher von der demokratischen Konsensfindung über die wesentlichen Ziele und Inhalte ab. Die offene Diskussion über den Auftrag, den unsere demokratische Gesellschaft der Volksschule erteilt, muss überhaupt erst geführt werden. Schulpraktiker und Eltern wollen einen eindeutigen Bildungsauftrag, der möglichst alle Schulabgänger zu einer qualifizierten Berufsausbildung befähigt und das Gemeinwohl fördert.

Buch "Menschen bilden" von Arthur Brühlmeier – Ein Leuchtturm in der Wüste

Sehr geehrte Seniora-Leserinnen, sehr geehrte Seniora-Leser, zur vertieften Diskussion um den Lehrplan 21 ist das Buch von Dr. Arthur Brühlmeier ein MUSS. Sein Konzept "Lehrerbildung als Persönlichkeitsbildung ist heute wichtiger denn je.

«Die Bildungspolitik täte mit Blick auf die drängenden gesellschaftlichen Probleme gut daran, die Präferenzen gelegentlich zu überprüfen.»

von Erika Vögeli

Drei Jugendliche stehen vor Gericht  – sie haben Menschen einfach so zusammengeschlagen. Alle Anwesenden sind von den ruhigen Schilderungen eines der Opfer ergriffen  – alle, ausser den Tätern. Reue ist nicht spürbar, ein schlechtes Gewissen scheint sie nicht anzufechten. Sie sind  – leider  – keine Einzelfälle.

Classroom Walkthrough: Neues, an finstere Überwachungsmethoden erinnerndes Kontrollinstrument für Schulleiter

Thurgauer Schulleiter stützen Lehrplan 21
Der Hintergrund der folgenden Leserbriefe bildet die kürzlich stattgefundene Tagung der Thurgauer Schulleiter. Diese setzen sich ein für den Lehrplan 21 und werden über ein neues Führungsinstrument (Classroom Walkthrough) informiert.

Classroom Walkthrough: Neues Führungsinstrument für Schulleiter

21. September 2015

Die Thurgauer Schulleiter haben ein neues Führungsinstrument, das sich Classroom Walkthrough nennt. Dabei handelt es sich um ein Kontroll-Instrument, das bereits in den USA angewendet wird. Es gibt dazu auch schon eine entsprechende App fürs Handy. Wie funktioniert Classroom Walkthrough? Die Schulleitung besucht die Lehrkräfte 10 bis 15 Mal pro Jahr während 7 bis 10 Minuten. Die Lehrkräfte erhalten innerhalb von 24 Stunden ein schriftliches oder mündliches Feedback. Der Besuch ist nicht angemeldet, das Schulzimmer wird ohne anzuklopfen betreten. Es gibt keine Begrüssung und auch keine Verabschiedung. 

Es scheint mir ungeheuerlich, was da passiert: Erstens ist es stillos, einfach in eine Lektion hineinzutrampen ohne anzuklopfen und ohne begrüsst zu werden. Die Klassengemeinschaft hat für mich auch immer etwas Beschützendes - hier soll niemand exponiert werden und die Schüler und der Lehrer sollen sich sicher fühlen. Zweitens fehlt mir bei vielen Schulleitern die pädagogische Qualifikation. Weshalb sollten sich gute Lehrer jemandem unterordnen, der aus dem Klassenzimmer geflüchtet ist? Drittens wäre es illusorisch, das als Qualitätssicherung oder Weiterbildung anzusehen. Classroom Walkthrough ist ein Machtinstrument, welches das Gefälle zwischen Lehrer und Schulleitung verstärkt. Gehen Sie doch mal aufs Erziehungsdepartement Ihres Kantons und machen dort einen klassischen Walkthrough durch die Büros und senden danach per Email ein Feedback. Classroom Walkthrough macht deutlich, bei wem die Macht liegt. 

Das Vorgehen der Thurgauer Schulleiter hat etwas Verzweifeltes: Der nächste Schritt wäre dann das gläserne Klassenzimmer, das dank Kameras jederzeit vom Schulleiterbüro aus einseh- und hörbar ist. Wollen wir das wirklich? (uk)

Quelle:
http://schuleschweiz.blogspot.ch/2015/09/thurgauer-schulleiter-stutzen-lehrplan.html

Widerstand gegen den Lehrplan 21

Leserbrief Thurgauer Zeitung 18.9.

von Lutz Wittenberg

Einmal mehr dürfen wir lesen, dass sich die Schulleiter für den Lehrplan 21 einsetzen. Eigentlich klar, wenn man überlegt, dass sie die Weisungen des Volksschulamtes transportieren müssen  – dafür wurden sie ja geschaffen. Ausserdem will sich der Verband gegen Unwahrheiten einsetzen! So, so  – begründete Kritik glaubt man so loszuwerden? So einfach wird dies nicht, denn der Widerstand gegen den Lehrplan 21 ist personell und inhaltlich sehr breit abgestützt/siehe www.gute-schule-tg.ch

Ein Hauptkritikpunkt an dieser radikalen Schulreform lautet, dass die Lehrpersonen dadurch noch mehr gezwungen würden, Schüler allein an ihren Kompetenzaufgaben herumpröbeln zu lassen  – „selbstgesteuerter“ oder „offener“ Unterricht heisst das dann. „Unwahrheit!“, heisst es dann wahrscheinlich vom Schulleiterverband, im Lehrplan stünde ausdrücklich etwas von Methodenfreiheit des Lehrers.

Doch erstens kann man das Vorantreiben „offener“ Unterrichtsformen im Lehrplan selbst zeigen. Zweitens heisst es in der Vernehmlassungsantwort des Lehrerverbands LCH: „Die ‚Methodenfreiheit‘ der Lehrpersonen wird stark relativiert.“ Und drittens wird es noch interessanter, wenn man den Artikel weiter liest, was an der Schulleitertagung gelaufen ist. Man habe das Führungsinstrument „Classroom Walkthrough“ kennengelernt: Der Schulleiter soll jeden Lehrer zehn- bis fünfzehnmal unangemeldet für ein paar Minuten im Unterricht besuchen. Schon wieder eine neue Kontrollform, die die Lehrpersonen in eine modernistische Richtung zwingen soll.

Interessant ist die Homepage des Referenten, der die Schulleiter dieses Führungsinstrument beigebracht hat. Dort findet man einen exemplarischen Bogen mit Aspekten, auf die die Schulleiter bei diesen Besuchen achten sollen. Einer von vier fragt, ob „offene“ Lernformen angewendet werden. Wohin die Bildungsbürokratie will, ist folglich klar! Also: Gibt es jetzt Methodenfreiheit oder nicht? Offensichtlich nicht. Leider müssen wir damit rechnen, dass berechtigte Kritik am Lehrplan 21 als Unwahrheit abgetan wird, weil die Befürworter keine guten Argumente haben. Zum Glück werden wir im Thurgau über dieses Schulreformwerk abstimmen können.

Eingestellt von Urs Kalberer

Lernen ist etwas anderes als aus dem Internet kopieren

von Georg Koch, Stettfurt

Regierungsrätin Knill und ihre Experten scheinen sich nicht so sicher zu sein, dass ihre Vorstellungen vom zukünftigen Unterrichten bei den Lehrern breite Zustimmung finden. Der mit tausenden von Kompetenzen völlig überladene LP21, der die einzelnen Fächer völlig verhackstückt und gleichzeitig überfrachtet, ist nicht praxistauglich.

Er verhindert ein systematisches, zusammenhängendes Erlernen der Grundfertigkeiten, die man als Staatsbürger und im Beruf braucht. Der LP21 überfordert viele Schüler, da er das eigenständige individuelle Lernen favorisiert.

Er verhindert damit seinen Verfassungsauftrag, die Ziele der Bildungsstufen bundesweit anzugleichen. Es sei denn, man versteht darunter völlig individuelle Lernstände als allgemeingültiges Ziel.

Aufgrund der Proteste aus der Lehrerschaft wird immer wieder betont, dass die Unterrichts- und Methodenfreiheit der Lehrpersonen auch in Zukunft gewahrt blieben. Diese Beruhigungspille schluckt jedoch kein Lehrer, der den LP21 wirklich gelesen hat und dann z.B. feststellt, dass sein Fach Geschichte im Konglomerat NMG (Natur  – Mensch  – Gesellschaft) untergeht.

Etwa Schweizer Geschichte soll erst ab der 7. Klasse in kürzester Zeit und in einem Wust von hochanspruchsvollen Fragen vermitteln werden. So sollen Schüler in der Pubertät „eine kurze historische Darstellung einer ausgewählten Region vom Beginn der Neuzeit bis heute verfassen“ können. Lernen ist jedoch etwas anderes als die „Kompetenz“, etwas aus dem Internet herauszukopieren.

Um die Lehrerschaft auf Kurs zu bringen, sollen nun die Schulleiter mittels „Classroom Walkthrough“ (Thurgauer Zeitung 4.9.2015) kontrollieren, ob die Lehrer fragwürdige „offene Lernformen“ verwenden und die Schüler genügend Zeit haben, „ihre Arbeiten in ihrem eigenen Tempo zu erledigen“.

So jedenfalls bringt es ihnen Ex-Lehrer Schwendener bei, der seine Kontrollgangmethode für 450 Sfr pro Person nun an die Thurgauer Schulleiter verkauft. Hauptsache es klingt amerikanisch und kommt von da…

Wir befinden uns in der direkdemokratischen, neutralen, bewaffneten Eidgenossenschaft. Wir schreiben das Jahr 2015.

In dieser Eidgenossenschaft gibt es vier Landessprachen, Englisch ist nicht dabei.

Diese für eidgenössische Zungen eher ungewohnte oder unaussprechliche Wortschöpfung "Classroom Walkthrough" ist nun der OFFIZIELLE Begriff der thurgauer Bildungsdirektion, der den Schulleitern die nötige Macht verleiht, etwaige unbotmässige Lehrer (die heute Lehrpersonen heissen) und wagen sollten, die Methodenfreiheit für sich in Anspruch zu nehmen, auf den rechten LP21-Weg zu steuern (zwingen).

Classroom-Walkthrough auf Deutsch: Spaziergang durchs Klassenzimmer. Dass sich im Lande Pestalozzis Pädagogen zwingen lassen, dass man ihnen mittels eines angelsächsischen neoliberalen Steuerungsinstruments ihr pädagogisches Selbstverständnis verbietet, nämlich als Person im Klassenzimmer mit allen Sinnen präsent zu sein und die Schüler mit Empathie anzuleiten und eine Klassengemeinschaft zu formen, ist mir unerklärlich.

Nun wird also geprüft, ob der Lehrer tatsächlich die Rolle des "Coach" oder des "Moderator" eingenommen hat. Unangemeldet, ohne anzuklopfen, ohne Gruss tritt der Schulleiter ins Klassenzimmer, macht sein "Walkthrough", macht seine "Look fors", ob die vorgeschriebenen "Offenen Lernformen" durchgeführt werden und gibt innert 24 Stunden sein "Feed-back". Schrecklich!

Quelle: Willy Wahl, Zürich

Das Verschwinden des Wissens

ein NZZ-Gastkommentar zur Bildung
von Konrad Paul Liessmann, Philosophieprofessor
Es ist gespenstisch: Wie von Geisterhand geführt, hat sich in den letzten Jahren, von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt, eine der radikalsten Veränderungen an Schulen und Universitäten vollzogen, ein Bruch mit einer jahrhundertealten Tradition, eine völlige Neuorientierung dessen, was Bildungseinrichtungen zu leisten haben und was die Absolventen solch einer Einrichtung auszeichnen soll. «Kompetenzorientierung» lautet das Zauberwort, das nun die Lehr- und Studienpläne dominiert, das alles, was man bisher glaubte lehren und vermitteln zu müssen, hinfällig werden lässt, das endlich garantieren soll, dass anstelle toten Wissens brauchbare Fähigkeiten erworben werden, und das verspricht, dass nichts Unnützes mehr gelernt wird, sondern nurmehr das, was mit der Lebenswelt von Schülern und Studenten, mit ihren Bedürfnissen und Problemen zu tun hat oder auf diese anzuwenden ist.

Das Ziel von Bildungsprozessen ist nicht mehr eine wie auch immer definierte Bildung, sondern der umfassend kompetent gewordene Mensch, der mit Fähigkeiten ausgestattet ist, die es ihm angeblich erlauben, in jeder Situation die angemessenen Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig verspricht die Umstellung von Bildung auf Kompetenzen endlich verlässliche Instrumentarien zu schaffen, um genaue Messungen und Bewertungen dieser Fähigkeiten vornehmen zu können.

Das Kompetenzkonzept ist ein Kind der Ökonomie

Quelle: NZZ
http://www.nzz.ch/meinung/debatte/das-verschwinden-des-wissens-1.18383545

Der Griff nach der Bildung

Die Umgestaltung unseres Schulwesens nach der Ideologie des Neoliberalismus

von Dr. Alfred Burger, Zürich

In den letzten Wochen und Monaten wurde deutlich, dass weltweit operierende, einflussreiche Finanzkreise zur Befriedigung ihrer Geld- und Machtgier nicht davor zurückschrecken, ein Geschäft mit den Grundbedürfnissen der Menschen zu machen und ganze Volkswirtschaften zu ruinieren.

Der Konstruktivismus als Manipulationsinstrument

Sehr geehrte Seniora-Leserinnen und Seniora-Leser!

Nicht nur die Schulreformen in Deutschland, sondern auch der stark umstrittene Lehrplan 21 in der Schweiz haben den Konstruktivismus zum Fundament. Eltern und Pädagogen sind aufgerufen, sich mit dieser anti-wissenschaftlichen Ideologie ernsthaft auseinanderzusetzen! Der ganze Vorgang zum Schaden unserer Kinder  ist so unglaublich, dass er an die ganz grosse Glocke gehört.

Mit herzlichem Gruss
Willy Wahl

Der Konstruktivismus als Manipulationsinstrument

Der weltanschauliche Hintergrund der Gemeinschaftsschulen und ihres pädagogischen Konzeptes

von Moritz Nestor

Es ist nur wenig bekannt, dass das pädagogische Konzept der Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg sein weltanschauliches Fundament im Kontruktivismus hat. Was es mit dieser Weltanschauung auf sich hat, zeigt der folgende Artikel.

Der Schlussverkauf öffentlicher Bildung soll beginnen

Jens Wernicke sprach hierzu mit dem renommierten PISA-Kritiker und stellvertretenden Geschäftsführer der Gesellschaft Bildung und Wissen Matthias Burchardt.
ein Interview von Jens Wernicke, Verantwortlicher: Wolfgang Lieb
8. September 2014
Die Behauptung, dass PISA alles besser mache, ist durch die Realität in deutschen Klassenzimmern evident widerlegt. Die Kritik am „Besser durch Messen“ gewann daher auch zunehmend an Fahrt.

Eine in der ZEIT unter der Überschrift „Unser Schulsystem ist ineffizient. Die Pisa-Gewinner kommen mit weniger Lehrern und geringerer Bezahlung aus“ vorgestellte Studie der britischen Bildungsberatung Gems Education Solutions heizt die Debatte nun auf neue Art an, werden ob derlei „PISA-Analysen“ doch zunehmend Fragen laut, ob das stete Wiegen, das die sprichwörtliche Sau, so die Kritiker, ohnehin noch nie fetter gemacht habe, nicht womöglich von Beginn an viel mehr auf Kürzungen nationaler Bildungsbudgets denn auf reale Verbesserungen der Lernbedingungen deutscher Schüler ausgerichtet gewesen ist. Jens Wernicke sprach hierzu mit dem renommierten PISA-Kritiker und stellvertretenden Geschäftsführer der Gesellschaft Bildung und Wissen Matthias Burchardt.

Herr Burchardt, nun ist die Katze endlich aus dem Sack. Denn Wissenschaftler haben festgestellt, dass  – ich zitiere:

„Deutschland (…) im neuen internationalen Index zur Effizienz der Bildungssysteme von 30 OECD-Ländern ganz weit hinten auf Platz 25 und damit hinter allen anderen nordeuropäischen Ländern mit Ausnahme der Schweiz  – und das trotz einer relativ hohen PISA-Platzierung“ liege. Unser Bildungssystem soll also  – das wundert mich sehr  – offensichtlich zum einen gut sein und zum anderen  – das irritiert mich noch mehr  – auch noch „teurer als notwendig“…

Na, das sind ja wirklich einmal gute Neuigkeiten! Bedenken Sie nur, wie viel Geld jetzt plötzlich erwiesenermaßen frei werden könnte für humanitäre Destabilisierungskriege oder Bankenrettungen… Aber im Ernst: Sie verstehen das schon richtig. Beide Thesen werden von den Urhebern der Studie sehr deutlich formuliert. Und die Lösung haben sie auch gleich parat, denn zum einen seien die Klassen hierzulande zu klein und zum anderen verdienten die Lehrer zu viel. Dass sich dieser Unfug noch als Wissenschaft darzustellen vermag, sagt sicher mehr über den Verfall der Wissenschaft als über die Qualität oder „Effizienz“ unseres Bildungssystems aus.

Matthias Burchardt ist Akademischer Rat am Institut für Bildungsphilosophie an der Universität zu Köln und entschiedener Kritiker der Bildungsreformen im Namen von PISA und Bologna.
Quelle: Nachdenkseite
http://www.nachdenkseiten.de/?p=23149

Der Zensur des Tages-Anzeigers zum Opfer gefallen!

Ein Leserbrief nimmt glasklar Stellung zum Lehrplan21-Vernebelungsartikel des TA vom 18. 8. 2015. Er wurde nicht veröffentlicht. Seniora.org stellt ihn seinen Lesern hiermit zur Verfügung:
Drei Viertel aller Lehrer haben laut Sonntagszeitung genug von den ständigen Schulreformen. Ihr Reformüberdruss sei die Hauptursache für den wachsenden Widerstand der Lehrer gegen den Lehrplan 21, schreibt die Zeitung, und die Forderung nach einem Reformstopp sei berechtigt.

Immer mehr Widerstand gegen den Lehrplan 21

Die Politiker sollten endlich «das Chaos ordnen», statt «weiter am Schulsystem herumzuschrauben», so die Sonntagszeitung. Dem können unzählige Eltern, Lehrer, Kinderpsychologen und Kinderärzte nur erleichtert zustimmen.

Die heimliche Privatisierung des öffentlichen Bildungswesens

von Renate Caesar, Dipl.-Pädagogin und Gymn.-Lehrerin
Seit Jahren wehren sich Menschen in vielen europäischen Ländern gegen die immer stürmischer anrollenden Wellen von Schulreformen, die nicht jeweils notwendige Erneuerungen in Teilbereichen beabsichtigen, sondern tief in das jeweilige Bildungssystem eingreifen, um Strukturen, Inhalte, Ziele, mit einem Wort: einfach alles umzustürzen.

Beispiele sind der Lehrplan 21 in der Schweiz und die Bildungsreform 2015 in Baden-Württemberg. Der Widerstand, der sich formiert, wird nicht nur von Lehrern und Eltern getragen, sondern auch zunehmend von Wissenschaftlern, Historikern, Literatur- und Sprachwissenschaftlern und Lehrplanforschern. Was alle eint in ihrer Kritik, ist die Tatsache, dass die angestrebten  – und zum Teil leider schon umgesetzten  – Veränderungen keinerlei pädagogischen, didaktischen oder wissenschaftlichen Sinn ergeben.

Wie soll sich zum Beispiel das Lernen einer Fremdsprache verbessern, wenn das Sprachlernen, die «kommunikative Kompetenz», von der alle diese Reformen gern reden, in Hunderte von Einzelkompetenzen aufgeteilt ist, die der Schüler abarbeiten soll und den Lernerfolg dann in abzuhakenden Tests beweisen soll? (siehe Entwurf des Bildungsplans Englisch für die Förderstufe in Baden-Württemberg) Sprachlernen ist ja ein organisches Ganzes, der Schüler muss mit einem sprachkundigen Gegenüber zum Beispiel eine Frage hören, den Zusammenhang verstehen, die Bedeutung aufnehmen, passende Wörter suchen, antworten usw. Oder wie soll ein mündiger Staatsbürger heranwachsen, wenn er keinen systematisch aufbauenden Geschichtsunterricht mehr erhält, sondern nur noch beispielhaft «Machtverhältnisse», vielleicht in der Antike oder im Mittelalter «erkennen, verstehen und beurteilen» soll ohne solides Grundlagenwissen. (siehe Lehrplan 21 in der Schweiz)

Welchen Sinn haben Schulreformen?

Kurz gesagt: Eine Verbesserung schulischen Lernens durch diese Zerstückelung von Lernprozessen in Hunderte von Kompetenzen und Unterkompetenzen ohne solide aufbauende Inhalte kann niemand erkennen. Was für einen Sinn haben diese Reformen aber dann?

http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=2042

Die Macht der Messung

Wie die OECD mit PISA ein neues Bildungskonzept durchsetzt
von S. Graupe und J. Krautz
06.05.2014
Die PISA-Studien und ihre Ergebnisse entscheiden darüber, wie künftige Generationen gebildet werden. Ein Maß soll die Fähigkeiten und Fertigkeiten, neudeutsch: Kompetenzen, von Schülern in über 30 Ländern vergleichen und bewerten.

Dabei bekannte bereits PISA 2000 offen, dass sich dieses Maß nicht an den Bildungstraditionen, Verfassungen und Richtlinien der vermessenen Länder orientiere. Vielmehr liege den Testungen ein eigenes Konzept mit normativer Wirkung zugrunde: Lehrer, Schulen und ganze Bildungssysteme sehen sich weltweit in ein einziges Schema gezwungen, nach dessen Kriterien sie allein Exzellenz erlangen sollen. So ist angesichts der von hoher medialer Aufmerksamkeit begleiteten Veröffentlichungen von PISA zu fragen: Was sind eigentlich dieKriterien dieser Messungen? Und wer hat Macht, über deren „Richtigkeit“ zu bestimmen?

Diese Fragen führen unmmittelbar zu der für den PISA-Test verantwortlichen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts nach eigenen Angaben „eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung von Indikatoren zu Bildungsleistungen“ spielt und damit „die staatliche Bildungspolitik nicht nur bewerten, sondern auch zu ihrer Gestaltung beitragen“ will.

In Peer-Reviews wie PISA sieht die OECD den „effizienteste(n) Weg, Einfluss auf das Verhalten souveräner Staaten auszuüben“ ,obwohl ihr dieser Einfluss nicht zusteht. Den Plan hierzu fasste sie im Jahre 1961 bei einer in Washington einberufenen Konferenz „Wirtschaftswachstum und Bildungsaufwand“.

Deren Ergebnisse wurden sodann, wie die Kulturkommission des Europarates ohne jede Kritik feststellt, zum unmittelbaren „Gegenstand der Beratung der nationalen Ministerien und Parlamente. Sie wurden außerdem stark bestimmend für die gesamte öffentliche Erörterung pädagogischer und bildungspolitischer Probleme.“

Quelle: Erschienen in: COINCIDENTIA  – Zeitschrift für europäische Geistesgeschichte. Beiheft 4: Der andere Blick: Fragendes Denken zum theoretischen Rahmen der empirischen Bildungsforschung. Hrsg. v. Harald Schwaetzer/Johanna Hueck/Matthias Vollet. Kueser Akademie, Bernkastel Kues 2014.
http://bildung-wissen.eu/wp-content/uploads/2014/05/graupe_krautz_macht_der_messung_Coincidentia.pdf
http://bildung-wissen.eu/fachbeitraege/from-yardstick-to-hegemony.html

Die Schule geschafft, aber der Arbeitswelt nicht gewachsen

Sehr geehrte Seniora-Leserinnen und Seniora-Leser, dieser Artikel benennt klar, was los ist im Bildungswesen! Es wäre wichtig, den Bericht gerade auch in Wirtschaftskreise weiterzugeben, damit dort endlich realisiert wird, welche verheerenden Folgen die von ihnen selbst forcierten Reformen für die Schüler haben.

Die Schule geschafft, aber der Arbeitswelt nicht gewachsen

Heutige Schüler trifft das Berufsleben wie ein Schock. Seit Jahren sollen "unnötige Härten" vermieden werden: keine Grundregeln beim Schreiben, keine schriftlichen Prüfungen, kein Sitzenbleiben. Mit der wahren Arbeitswelt sind Jugendliche so überfordert.

Ein Diskussionsbeitrag zum Lehrplan 21

Ein Diskussionsbeitrag zum Lehrplan 21

von Elsbeth Schaffner

Der lange hinter verschlossenen Türen ausgearbeitete Lehrplan 21 liegt seit dem Sommer der Öffentlichkeit zur Konsultation vor. Es handelt sich dabei um ein 557 Seiten umfassendes Papier, mit Leitideen und sogenannten Kompetenzen, die die Schülerinnen und Schüler aller Deutschschweizer Kantone zukünftig während ihrer Volksschulzeit erwerben sollen.

Bereits am 29. Juni erschien in der NZZ ein Artikel, der hellhörig machte: „ Die Auswahl der Themen  – Politik, Demokratie und Menschenrechte, Umwelt und Ressourcen, Gender und Gleichstellung, Globale Entwicklung und Frieden, interkulturelle Verständigung, Wirtschaft und Konsum  – dürfte einiges Interesse wecken.“

Eltern, Bürger und Experten wehren sich gegen den Bildungsabbau in ihren Kantonen

Endversion des Lehrplans 21 untauglich
In kurzer Zeit haben sich in Schweizer Kantonen Komitees gebildet, die sich für eine gute Volksschule engagieren. Im Aargau, in Schwyz, in Zürich und in St.Gallen sind Initiativen gestartet worden, und auch in Solothurn steht man kurz davor. In weiteren Kantonen bilden sich Komitees von besorgten Eltern, Lehrern und Bürgern, um sich gegen die stillschweigende Übernahme des Lehrplan 21 zu wehren.

rl. Gemeinsam ist den Initianten aus den einzelnen Kantonen das Anliegen, eine gute Volksschule zu gewährleisten, die dem einzelnen Kind gerecht wird und auch unserer modernen Gesellschaft.

Untaugliche Didaktik

Immer mehr Eltern stören sich daran, dass ihren Kindern schon heute eine solide Bildung vorenthalten wird. Unter dem Schlagwort der «Selbständigkeit» arbeiten Schüler zunehmend  – allein auf sich zurückgeworfen  – Arbeitsblätter ab. Eltern bemühen sich daheim in unzähligen Stunden, die «Wochenplan»-arbeiten oder «Präsentationen» ihrer Kinder zu verstehen. Derweilen werden Lehrer immer mehr zu «Lernbegleitern» oder «Lerncoaches» degradiert. Nur sehr wenigen Eltern ist die dem Unterricht zugrundeliegende «systemisch-konstruktivistische» Didaktik bekannt. Diese ist mehr als umstritten und taugt nicht für eine gute Volksschule. Doch sie gibt den Takt im Schulzimmer zunehmend an.

KMU brauchen solide Grundlagen

Viele Unternehmer und Lehrlingsbeauftragte aus KMU stemmen sich schon länger gegen diese Fehlentwicklungen. Ihnen fällt auf, dass die Schulabgänger immer weniger Grundlagen beherrschen und aufwendig nachgeschult werden müssen. Genau diese Fehlentwicklungen werden mit dem Lehrplan 21 festgeschrieben. Mit dem neuen Lehrplan wird es nicht mehr möglich sein, von den Schulabgängern einheitliche solide mathematische oder physikalische Grundkenntnisse zu erwarten. Die Konzeption des Lehrplans 21 ist nicht darauf ausgerichtet.

Quelle: 2014© Zeit-Fragen. Alle Rechte reserviert.
http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1981

Frau mit Klasse

Eine Primarlehrerin erzählt, wie es ist, zu unterrichten. Und warum sie es trotz allem liebt.
Das Magazin N°9– 2. März 2019

«Dann schauen mich zweiundzwanzig Augenpaare voller Erwartung an, und ich spüre wieder, warum ich diesen Beruf gewählt habe.»

Dass ich Lehrerin werden will, wusste ich, noch bevor ich wusste, wie ich eine gute Schülerin werde. Da war ich etwa zehn. Mir gefiel die Vorstellung, eine Horde Kinder auf einem Abschnitt ihres Lebens zu begleiten. Ihnen Wissen zu vermitteln, das sie zu selbstständigen, kritisch denkenden und toleranten Mitmenschen macht. Anders gesagt: Ich wollte die Welt ein bisschen besser machen.

John Hattie zum Klassenunterricht

von Renate Caesar, Dipl.-Pädagogin und Gymnasiallehrerin
Der vom Lehrer geführte Klassenunterricht wird heute von den ‚Reformern‘ abgelehnt. Lehrer, die so unterrichten, werden gezwungen, ihre Unterrichtsmethoden in Richtung ‚Individualisierung‘ etc., zu ändern.

Die ‚Reform‘-Ideen, dass Schüler selbständig forschend, aufgabenbasiert, entdeckend, usw. lernen sollen und dass der Lehrer nur individualisierte Lerngelegenheiten für die einzelnen Schüler schaffen soll  – d.h. Materialien verschiedener Schwierigkeitsgerade, Computerprogramme zum Abarbeiten in einer sogenannten ‚Lernumgebung‘ oder ‚Lernlandschaft‘, die Ähnlichkeit mit einem Grossraumbüro hat, bereitstellen  – und sich ansonsten zurückhalten muss und nur minimal korrigierend intervenieren darf, sodass die Schüler ‘durch eigene Aktivität, durch Diskurs und Reflexion und Austausch von Einfällen mit anderen Lernenden Wissen erwerben und Bedeutung konstruieren sollen‘, sind laut Hattie dem sogenannten ‚Konstruktivismus‘ entlehnt und stehen den Ergebnissen seiner Analyse von 50.000 Studien fast diametral entgegen.

„The role of the constructivist teacher is claimed to be more of facilitation to provide opportunities for individual students to acquire knowledge and construct meaning through their own activities, and through discussion, reflection and sharing of ideas with other learners with minimal corrective intervention (…) These kinds of state- ments are almost directly opposite to the successful recipe for teaching and learning as will be developed in the following chapters.“)

(John Hattie: Visible Learning, p.26)

Das bedeutet im Klartext, dass unsere ‚Schulreformer‘ , die ‚Reform‘- Machwerke wie den Lehrplan 21 propagieren, etwas vorantreiben, was zumindest nach Aussagen dieses Forschers keinerlei Sinn macht; denn weder das individualisierte Lernen, noch die heterogene und/oder altersdurchmischte Lerngruppe (ADL), noch die Verwendung elektronischer Geräte haben gemäss seinen Ergebnissen einen positiven Einfluss auf die Lernleistung der Schüler (vgl. Visible Learning, Appendix A)

Keine taugliche Vorbereitung auf die Berufslehre mit dem Lehrplan 21

Keine taugliche Vorbereitung auf die Berufslehre mit dem Lehrplan 21

Durch Training von „Kompetenzen“ wird man nicht kompetent

von Dr. iur. Marianne Wüthrich, Berufsschullehrerin

Die Ausbildungsverantwortlichen der Schweizer Unternehmen sind seit Jahren in grosser Sorge um den Zustand einer wachsenden Zahl von Schulabgängern. Oft finden sie kaum Lehrlinge, die nach neun oder zehn Schuljahren den notwendigen schulischen und menschlichen Grundstock für die Bewältigung ihrer Lebensaufgaben mitbringen.

Massstab der Lehrbetriebe an den Lehrplan der Volksschule sind die realen Erfordernisse des Lebens: Die Jugendlichen müssen lesen, schreiben und rechnen können. Sie müssen fähig sein, genau und sorgfältig zu arbeiten, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, Anweisungen zu befolgen, einen Auftrag zuverlässig und termingerecht zu erledigen.

Kurz, es wird Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft vorausgesetzt. Dazu gehört es auch, einmal die Zähne zusammenzubeissen und ein Missgeschick in Ordnung zu bringen, die Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen und im menschlichen und sozialen Verbund mit den anderen Lehrlingen, den Mitarbeitern und den Vorgesetzten zusammenzuwirken.

Verständlicherweise erhoffen sich die Lehrbetriebe, mit einem neuen Lehrplan werde die Schule unserer Jugend besser behilflich sein, ihren Rucksack für die Bewältigung der Zukunft dergestalt zu füllen. Wer sich in den Lehrplan 21 einliest, stellt jedoch rasch fest, dass dies nicht der Fall ist.

Konrad Paul Liessmann: Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung.

"Wer keine Ahnung von Geschichte hat, dem hilft auch Wikipedia nicht weiter"

WirtschaftsWoche: Ihr Buch ist eine Streitschrift. Die schreibt man, weil man wütend ist. Was ist der Anlass für Ihre Wut?

Mich hat die Hörigkeit gegenüber der PISA-Ideologie wütend gemacht, die Ausrichtung des gesamten Bildungssystems in Deutschland und Österreich an einem höchst fragwürdigen Test.

Der zweite Grund, der auch schon für mein Vorgängerbuch „Theorie der Unbildung“ eine große Rolle spielte, ist die so genannte Bologna-Reform der Universitäten. Dazu kommt noch die Kompetenzorientierung in den Studien- und Lehrplänen, die ich sehr kritisch sehe.

Also das Ersetzen des Bildungszieles Wissen durch Fähigkeiten.

Keiner weiß genau, was diese Kompetenzen bedeuten. Sie sind höchst fragwürdig, völlig schwammig, ideologisch aufgeladen und beliebig.

Wie kam es dann dazu, dass man sie für so wichtig hält?

Das kommt historisch eher aus der Wirtschaft. Ursprünglich bedeutet Kompetenz so etwas wie Zuständigkeit. Ein Minister kann sagen: Dieses Thema fällt nicht in meine Kompetenz. Aber so wird das Wort kaum noch verwendet. Der heutige Kompetenzbegriff entstand im Zuge der Taylorisierung von Arbeitsprozessen. Also durch den Versuch, nicht nur zu messen, wie lange es dauert, bis ein Arbeiter bestimmte Arbeitsschritte vollzogen hat, sondern auch zu bestimmen, wie diese Leistungen verbessert werden können  – indem man die zugrunde liegenden Fähigkeiten beobachtet und dann den Arbeiter schult und optimiert. Der Gedanke dahinter ist also, den Menschen aufzusplittern in einzelne, isoliert zu bewertende Fähigkeiten.

5.0 von 5 Sternen Ein unheimlich notwendiges und gescheites Buch

Ein "Kritischer Leser" aus Wien schreibt:

Als jemand, der aus eigenem Erfahren und aus der Sicht eines Vaters dreier Kinder den Bezug und Kontakt zu den österreichischen Bildungseinrichtungen vom Kindergarten bis zur Universität nie ganz verloren hat und zumindest zur Universität nie ganz verlieren wird, hat man schon den einen oder anderen Einblick gewonnen und auch so manches Manko erkannt. Um nicht zu sagen: man merkt schon von weitem, dass es hier gewaltig stinkt!

Was aber Konrad Paul Liessmann in diesem netten, kleinen Buch zu Papier gebracht hat, geht weit über das vermeintlich allgemein Bekannte hinaus: Faszinierende, messerscharfe Analysen, eine Behandlung der Themen in bisher nicht gekannte Tiefen und Abgründe  – ich konnte das Werk kaum aus der Hand legen.
Liessmann behandelt Themen wie Pisa-Test, Bildungsexperten, Suchmaschinen, Power-Point Präsentationen, Leselust und Infantilisierung mit einer sprachlichen Virtuosität, feiner Ironie und einer Klarheit im Ausdruck, die ihresgleichen sucht.

Dieses Buch ist ein wirkliches Lesevergnügen!

Wer im Bereich der Bildung tätig ist und sein Tun ernst nimmt, kommt daran keinesfalls vorbei.

Geisterstunde

geisterstunde

  • ISBN-10:3-552-05700-5
  • EAN:9783552057005
  • Erscheinungstermin: 29.09.2014
  • Verlag Zsolnay
  • Einband:gebunden
http://www.wiwo.de/politik/deutschland/philosoph-konrad-paul-liessmann-wer-keine-ahnung-von-geschichte-hat-dem-hilft-auch-wikipedia-nicht-weiter/10830084.html

Leben und Lernen mit einem halben Gehirn

Auszug aus: "Lernen" Gehirnforschung und die Schule des Lebens  ISBN: 3827413966

Manfred Spitzer

Am 9. Februar 2002 wurde in der internationalen medizinischen Fachzeitschrift Lancet der Fall eines 7jährigen Mädchens publiziert, bei dem im Alter von drei Jahren die linke Gehirnhälfte operativ entfernt wurde, um eine ansonsten tödlich verlaufende chronische Gehirnentzündung mit unbeherrschbaren epileptischen Anfällen zu behandeln (vgl. Abb.1.4). Dem Kind fehlte also eine Grosshirnhälfte, noch dazu die linke sprachdominante Hemisphäre, und man würde eine schwerste halbseitige Körperbehinderung sowie das Fehlen sprachlicher Kommunikation erwarten. Das Besondere an dem Fall: Das Kind war mit sieben Jahren praktisch völlig normal und konnte nicht nur eine, sondern zwei Sprachen fliessend sprechen.

Lebensplan 21

Lebensplan 21

von René Machu, FACH (Forum Allgemeinbildung Schweiz)

In ein paar Jahren werden die ersten Schüler zu uns kommen, die den Lehrplan 21 durchlaufen haben. Was in der Volksschule geschieht, betrifft uns sehr direkt, wie auch die durchwachsenen Erfahrungen mit Frühenglisch und Französisch zeigen.Der Lehrplan 21 ist ein ehrgeiziges Projekt, das auf über 500 Seiten detailliert auflistet, welche „Kompetenzen“ die Schüler erarbeiten sollen.

Lehrplan 21 – Bildungsabbau im Fach Mathematik

von Marcellina und Robert Tauschke

Im folgenden wird der Entwurf «Lehrplan 21» in wichtigen Teilen analysiert. Der erste Teil befasst sich mit dem Leistungsabbau im Bereich des Rechnens, der Arithmetik (LP 21: «Zahl und Variable»). Im Anhang wird der Bildungsabbau in einer Tabelle dargestellt.

Lehrplan 21 und Vergleichs-„CHECKS“ im Gymnasium – zwei PISA-Abkömmlinge mit üblen Folgen

Lehrplan 21 und Vergleichs-„CHECKS“ im Gymnasium  – zwei PISA-Abkömmlinge mit üblen Folgen

Es geht bei beidem um die nicht unerhebliche Entscheidung: Test-„Kultur“ und Qualitätsmanagement à la OECD oder pädagogische Verantwortung einer engagierten Lehrerschaft für echte Persönlichkeitsbildung

Dr. phil. Beat Kissling, Kantonsschullehrer und Erziehungswissenschaftler (SZ), Zürich, 08.11.2013

Wie hängt die Uniformierung der Volkschullehrpläne in Form des Lehrplan 21 mit der flächendeckenden Einführung von Vergleichsprüfungen an den Gymnasien zusammen?

Lehrplan 21: Aufstand gegen die Bildungsbürokraten

Lehrplan 21: Aufstand gegen die Bildungsbürokraten

Der Lehrplan 21 ist ein Machwerk, das Kleinkinder nötigen will, über «Machtmissbrauch» zu diskutieren. Der «grosse Wurf» droht zum Kostentreiber zu werden.

von Alain Pichard

«Die Schülerinnen und Schüler können über Macht, Machtbegrenzung und ­Machtmissbrauch nachdenken (Prinzip der Machtbegrenzung).»

Kompetenzziel aus dem Lehrplan 21 für 4- bis 8-Jährige, NMG 10.5.

Wir haben es derzeit lustig in unserem Kollegium.

Lehrplan21: Wollen wir das wirklich?

Lehrplan21: Wollen wir das wirklich?

Überlegungen zu den Grundlagen des Lehrplans 21

von Dieter Sprock

Die Konsultation zum Lehrplanentwurf wurde Ende 2013 abgeschlossen. Nun wird der Entwurf überarbeitet, doch an seinem Konzept wird sich dabei kaum etwas ändern, wenn wir das nicht energisch fordern. Obwohl mit dem Lehrplan 21 wichtige Weichen für die Zukunft unserer Kinder und des ganzen Landes gestellt werden, wurde sein Konzept bisher nur wenig diskutiert, und das gilt es nachzuholen.

LehrplanPLUS – Wem hilft diese in Deutschland eingeführte Schulreform?

Die Initiative der “Eltern für eine gute Bildung” warnt und klärt auf
Seit Herbst 2014 ist in Bayern ein neuer Lehrplan für die Grundschulen gültig, der sogenannte LehrplanPLUS. In ihm sind das Konzept des Konstruktivismus und die Kompetenzorientierung festgeschrieben. Dieser Lehrplan stellt eine klare Abkehr vom bisherigen humanistischen Bildungsideal dar. Zu befürchten ist, dass die bereits ausgearbeiteten, aber nicht einsehbaren neuen Lehrpläne für die weiterführenden Schulen ebendiesen Konzepten folgen.

Mit der Einführung des LehrplanPLUS sollen Wochenplan, Werkstattunterricht und Freiarbeit, wie sie bereits in den letzten Jahren in den Schulen zur Anwendung kamen, vorherrschend werden. Geführter Klassenunterricht mit dem Lehrer als Pädagogen und Lehrenden werden zugunsten von "Individualisierung" und "Selbststeuerung" aufgegeben. Der Lehrer soll sich zurücknehmen, nur noch die Lernumgebung bereitstellen, um den Schülern "selbstgesteuertes und eigenverantwortliches Lernen" zu ermöglichen. Die pädagogische Arbeit, die aus einer lebendigen Wechselbeziehung zwischen Schülern und Lehrer besteht, das gemeinsame Arbeiten im Klassenverband, die Klassengemeinschaft gehen zugunsten der Aneignung scheinbar wichtiger Kompetenzen verloren. Diese Entwicklung wird die bereits seit Jahren bestehenden Probleme verschärfen:

http://www.eltern-fuer-gute-bildung.de/

Lernen braucht Leben

von Carl Bossard
17.12.2015
Der Trend zielt auf das selbstorientierte "Lernen ohne Lehrer". Doch Lernen ist eingebettet in Soziales. Ein Plädoyer für das Humane in der Schule.

Anfang Dezember 2015 erhielt die Gesamtschule Unterstrass den Klaus J. Jacobs Best Practice Price 2015. Anlass war das Projekt „Selbstführung und soziales Handeln in Schule und Unterricht“. Die kleine Schule für 3- bis 15-Jährige geht einen etwas anderen Weg, als ihn auch der Lehrplan 21 mit der Dominanz des selbstorientierten Lernens aufzeichnet. Darüber nachzudenken lohnt sich, vor allem über die zentrale Frage, welche Rolle die Lehrerin spielt, welche Aufgabe dem Lehrer zukommt.

Die Welt ist anders geworden

Der Computer, das Internet, die Sozialen Medien lassen sich aus unserer Welt nicht mehr wegdenken; sie bestimmen unseren Alltag. Ohne Wenn und Aber. Wir alle benutzen und schätzen sie. Ein Zurück gibt es nicht.

Quelle: Journal21
https://www.journal21.ch/lernen-braucht-leben?utm_medium=email&utm_source=transactional&utm_campaign=Pl%C3%A4doyer+f%C3%BCr+das+Humane+in+der+Schule+-+und+weitere+Themen

Macht PISA dumm?

Macht PISA dumm? ein Interview mit Prof. Wolfram Meyerhöfer

ein Interview von Jens Wernicke

Herr Meyerhöfer, am 3. Dezember werden die Ergebnisse der neuesten, inzwischen fünften PISA-Studie, PISA 2012 genannt, der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie gehören von Beginn an zu den größten Kritikern dieses Programms. Wogegen richtet sich Ihre Kritik?

Nun, ich habe ursprünglich mal versucht, mit Hilfe von PISA und ähnlichen Studien Wege zur Verbesserung von Schule zu finden. Dafür geben diese Studien aber nichts her.

Memorandum

Memorandum «550 GEGEN 550»

Der «Lehrplan 21» wird in dieser Form und in diesem Umfang nicht funktionieren.

Wir  – 550 Lehrkräfte aller Stufen  – sehen uns aufgrund unserer pädagogischen Erfahrungen verpflichtet, die Öffentlichkeit auf die schwer wiegenden Konsequenzen bei der Umsetzung des neuen Lehrplans hinzuweisen.

Neuerscheinung: Kinder im Netz globaler Konzerne

Der Lehrplan 21 als Manipulationsinstrument
Autorin: Judith Barben
Die Schweizer Volksschule ist ein Erfolgsmodell. Schweizer Schüler schneiden in internationalen Vergleichen immer hervorragend ab. Doch die hohe Bildungsqualität wird durch die ständigen «Schulreformen» seit den 1990er Jahren in Frage gestellt. Das Bildungsniveau ist bereits erheblich gesunken. Am meisten betroffen sind schwächere Schüler.

Mit dem umstrittenen «Lehrplan 21» sollen die fehlgeleiteten «Schulreformen» weiter vorangetrieben werden. Ein dramatischer Stoffabbau und die Auflösung aller bisherigen Strukturen wären die Folgen. Weiter ist die flächendeckende Digitalisierung der Schule geplant. Globalen Konzernen winken Milliardengewinne.

Der «Lehrplan 21» erweist sich somit als politisches Steuerungsinstrument im Dienste nicht transparenter Interessen. Tatsache ist: Der «Lehrplan 21» wurde hinter verschlossenen Türen und ohne demokratischen Auftrag erstellt.

Quelle: Eikos Verlag
http://www.eikos.ch/index.php/kinder-im-netz-globaler-konzerne.html

Notruf aus dem Klassenzimmer

Alle wissen es, die wenigsten sagen es: Die Volksschule leistet längst nicht mehr das, was eigentlich ihre Aufgabe wäre. Was ist zu tun?
Régis Ecklin - Weltwoche 20.07.2022
Schüler zu dumm für die Lehre», titelte der Blick 2015 und sprach damit die gravierenden schulischen Mängel an, die kaufmännische und technische Lehrstellenbewerber aufweisen. Tatsächlich produziert die Volksschule momentan massenweise Schwervermittelbare und zukünftige Lehrabbrecher. In den Schaltzentralen der Bildung ist man in den letzten Jahren nämlich zahlreichen Grundlagenirrtümern erlegen  – angefangen beim Lehrerbild.

NZZ-Leserkommentare vom 2. Oktober 2013 zum Lehrplan 21

NZZ-Leserkommentare vom 2. Oktober 2013 zum Lehrplan 21

Ob sich Urs Moser (NZZ 2. 9. 13) im Klaren ist, wie entlarvend seine Verteidigung des Lehrplans 21 ist? Da wird Satz um Satz beschwichtigt, relativiert und abgewimmelt.

Österreich: Echte Schulreformen statt Zentralmatura!

Österreich: Echte Schulreformen statt Zentralmatura!

Das Hauptargument der Befürworter einer standardisierten Reifeprüfung, diese wäre österreichweit vergleichbar, und somit „gerechter“, ist mehr als fadenscheinig.

Ein Kommentar von Susanne Müller.

Im Dezember 2013 gingen die Wogen hoch anlässlich der nahenden Einführung der standardisierten kompetenzorientierten Reife- und Diplomprüfung, besser bekannt als „Zentralmatura“.

Probezeit Vater

Letztes Jahr berichtete uns ein Vater aus Zürich, wie die Gymiprüfung seiner Tochter die ganze Familie in Mitleidenschaft zog. Nun erzählt er von den Strapazen der Probezeit am Gymnasium.
Von Paula Scheidt
Das Magazin N°6– 9. Februar 2019
Am 26. März letzten Jahres kamen die Resultate der Gymiprüfung. Als ich vom Joggen zurückkehrte, traf ich die Mutter eines Mädchens aus dem Quartier. Sie fragte: «Und? Belagerst du auch schon den Briefkasten?» Vorm Haus fischte ich das Kuvert aus dem Schlitz, riss es auf und las: «Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen  …»

Schreibschrift stirbt aus

von Christian Füller
Berlin, 10.05.2014
Immer mehr Schüler in Deutschland lernen nur noch eine Grundschrift. Wissenschaftler, Lehrer und Schriftsteller warnen, die Abschaffung der Schreibschrift setze „leichtfertig eine Kulturtechnik aufs Spiel“.

In den Vereinigten Staaten und Kanada erbrachten mehrere Studien, dass Schüler, die eine Verbundschrift beherrschen, sich Texte besser merken und ihren Sinn besser erfassen können. So entdeckten Forscher der Universität Montreal bei Schreibschriftlern bessere feinmotorische Abläufe sowie größere Fähigkeiten in der Wort- und Text-Konstruktion.

„Wenn Schüler zu langsam schreiben, vergessen sie ihre Ideen unterwegs“

resümierte Forschungsleiterin Isabelle Montésinos.

Quelle: FAZ
http://www.faz.net/aktuell/reform-der-lehrplaene-die-schreibschrift-stirbt-aus-12932933.html

Schule und Bildung im Würgegriff von Machtpolitik

ab.ef.ev. OECD und EU «lieben sich» – mit gutem Grund – auf diesem Gebiet: nach amerikanischen Prämissen.
Je mehr man sich einliest in die heutigen Debatten um Schule und Bildung, desto klarer wird, dass kleinräumiges Denken fehl am Platze ist. Es kommt eine englischsprachige Literatur zum Vorschein, die im wesentlichen erst nach dem Kosovo-Krieg beginnt und nach Lehman Brothers 2008/9 so richtig Fahrt aufnimmt.

Zumeist ist es jedoch keine Forschungsliteratur, sondern macht eher den Eindruck von beschreibender Begleitliteratur zu einem grossdimensionierten Implementierungs-Prozess in allen europäischen Ländern, Schweiz inklusive. Eines der auffallendsten Merkmale ist ein Bruch, ja jegliches Ignorieren von bisher durch die europäischen Länder und Sprachbereiche selber getragener Bildungsforschung und Verbesserungen der Schule, die am personalen Menschenbild orientiert waren. Einzelne der jungen Autoren weigern sich gar, eine Übersetzung ihrer englischen Texte ins Deutsche zuzulassen!

Der Theorie- und Kulturbruch ist ähnlich radikal wie nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Befreiungstheologie und der Gruppe um Levinas. Diese Gruppe junger Philosophen war aber so ehrlich, dass sie den Abbruch mit jeder europäischen Denktradition offen erklärt und begründet hat. Das tut die heutige junge Generation im Pädagogik-Begleit-Service nicht. Tonia Bieber zum Beispiel triumphiert in ihrem Paper, das sich mit der Implementierung in der Schweiz befasst, lediglich darüber, dass nicht einmal die wichtigsten Veto-Players, die Kantone nämlich, den zu erwartenden Widerstand geleistet haben und die OECD-EU-Massnahmen schneller eingepflanzt werden konnten als erwartet und eingingen wie flüssige Butter.1

Wohltuend ist es, im Ganzen drin einen Autor zu finden, der den Horizont erweitert und im Auge zu haben scheint, dass dieser US-induzierte Top-Down-Prozess die europäischen Länder in ihrem demokratischen Gehalt schädigt. Roman Langer, Herausgeber von «Pisa  – warum tun die das?», geht nicht erst nach der Jahrtausendwende an die Sache heran, sondern rollt den amerikanischen Auftrag zur Bildungsherrschaft über die europäischen Länder vom Sputnik-Schock her auf. Sie erinnern sich: Dass die Russen 1957 als erste eine Sonde auf eine Erdumlaufbahn schickten, das war für das westliche Selbstwertgefühl eine kaum zu ertragende narzisstische Kränkung.

Doch statt dass die Amerikaner, die immerhin keine Trümmerstädte nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufbauen und mit schwerst geschwächter und dezimierter Bevölkerung zu Rande kommen mussten, statt dass sie ihre Schulen und Bildungsstätten seriös auf Vordermann gebracht hätten, gingen sie den umgekehrten Weg. Sie hätten mit einem vernünftigen Nach-vorne-Schreiten die Russen ja einholen und in einem friedlichen Forschungs-Wettlauf die Welt um einiges verbessern können. Dazu hätte es aber einer Debatte über die Entwicklung und Stärkung der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes bedurft, zu der auch andere Länder und Kulturen und nicht zuletzt die Unesco vieles beizutragen gehabt hätten.

http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1003

Schweizer Eltern setzen sich ein für eine gute Volksschule – Nein zum Lehrplan 21

Die positive Nachricht: Immer mehr Bürger, nicht nur Eltern, auch Lehrmeister und Personalchefs grosser Firmen machen sich Sorgen über den Bildungsabbau in der Volksschule. Nicht nur in der Schweiz, auch in andern Ländern wollen Eltern diese negative Entwicklung nicht mehr tatenlos hinnehmen. Eine Gruppe Schweizer Eltern hat ihre klaren Forderungen an eine gute Schule in einem eindrucksvollen “Elternbrief” zusammengefasst und auf einer ausgezeichneten Webseite ins Internet gestellt: www.elternfuereinegutevolksschule.ch . Seniora.org freut sich, diese nachahmenswerte Aktivität bekannt zu machen.

Schweizer Eltern setzen sich ein für eine gute Volksschule  – Nein zum Lehrplan 21

Elternbrief Sommer 2014

Stellungnahme des Memorandums «550 gegen 550» zur revidierten Fassung des Lehrplans 21

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitstreiter, sehr geehrte Damen und Herren Nach einer intensiven und seriösen Überprüfung der 3.Version des LP 21, die wir neben Korrekturarbeiten und Unterrichtvorbereitung durchführten, schicken wir Ihnen folgende Stellungnahme des Memorandums 550 gegen 550 zu.

1. Wie kam diese Stellungnahme zustande?

Hauptakteure waren natürlich die Erstunterzeichner des Memorandums. Es fanden aber auch intensive Gespräche mit weiteren Personen statt, die unser Memorandum unterstützten. Der Austausch fand über Mail statt.

2. Wie sind die Änderungen zu bewerten?

Keine Frage, es ist etwas gegangen. Die Lehrplanverantwortlichen haben in einigen Punkten der öffentlichen Kritik Rechnung getragen. Das spricht für ihre Lernfähigkeit, zeigt aber auch, dass unsere Kritik berechtigt war.

Im Gegensatz zu unseren Lehrerverbänden haben sich die UnterzeichnerInnen des Memorandums 550 gegen 550 nicht voreilig auf eine zustimmende Linie behaften lassen. Die rund 1000 Praktiker haben den Lehrplan auch nicht pauschal abgelehnt, sondern den Entwurf auf seine Praxistauglichkeit, seine Zielsetzungen und seinen Inhalt hin untersucht.

Quelle: 2014© Zeit-Fragen. Alle Rechte reserviert.
http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1980

Stellungnahme zum Fach Deutsch im Lehrplan 21

Stellungnahme zum Fach Deutsch im Lehrplan 21

Erfüllt der Lehrplan 21 die Ziele eines nachhaltigen Deutschunterrichts?

von Elsbeth Schaffner

Als erfahrene Unterstufenlehrerin erwarte ich vom Lehrplan 21 eine klare Zielvorgabe, die eine nachhaltige Grundlagenbildung im Fach Deutsch erfüllt.

Warum Ihr Kind bald wieder Frontalunterricht hat

von Alan Posener, Korrespondent für Politik und Gesellschaft
16.12.2015
Bald jedes Jahr werden neue "ultimative" Lern- und Lehrmethoden ausgerufen. Und verschwinden bald wieder in der Versenkung. So wie bald das "jahrgangsübergreifende" Lernen und das Arbeitsbogenunwesen.

In der Klasse sitzen Kinder verschiedener Altersgruppen: Schulanfänger und Kinder, die schon drei Jahre zur Schule gehen. Warum sie zusammen sitzen ist nicht klar, da jedes Kind einzeln lernt. Ab und zu steht ein Kind auf und läuft zu einem Fach, aus dem es einen Arbeitsbogen zieht, mit dem es zu seinem Platz zurückkehrt.

Die Lehrerinnen halten sich zurück; eine kümmert sich vielleicht um ein Kind, das mit seinem Arbeitsbogen nicht klarkommt; eine andere geht herum und kontrolliert, dass alle etwas tun.

Was hier verwirklicht wird, ist die gegenwärtig herrschende Didaktiktheorie. Inklusion und Individualisierung heißen die  – einander widersprechenden  – Stichworte. Selbstbestimmtes Lernen im eigenen Tempo statt "Lehrerzentrierung" ist angesagt. Wo das funktioniert, ist eine solche jahrgangsübergreifende Klasse eine imponierende, summende Lernmaschine. Wo es nicht funktioniert, ein Chaos.

Quelle: Die Welt
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article150030033/Warum-Ihr-Kind-bald-wieder-Frontalunterricht-hat.html

Zur Notwendigkeit der ethischen und kulturellen Dimension in der Bildungsdebatte

Gedanken zum lesenswerten Buch «Geisterstunde – Die Praxis der Unbildung» von Konrad Paul Liessmann
von Urs Knoblauch, Kulturpublizist und Gymnasiallehrer, Fruthwilen TG
In der gegenwärtigen Diskussion über Schule, Bildung und Lehrpläne wird von der Eltern- und Lehrerschaft und besonders von der Arbeitswelt immer wieder auf die fehlenden notwendigen Werthaltungen im Zusammenwirken hingewiesen.

geisterstunde

Buch: Geisterstunde

Auch die nötigen Fähigkeiten, der Einsatz und die Begeisterung für eine Sache fehlen da und dort. Dabei werden immer auch die zentralen Aufgaben von Schule und Elternhaus angesprochen: Wozu eigentlich eine gute Bildung? Aber auch staatspolitische Fragen werden von Eltern und dem Gewerbe immer wieder gestellt: Wofür werden eigentlich die Millionen an Steuergeldern ausgegeben?

In dieser wichtigen Debatte der demokratischen und staatspolitischen Meinungsbildung leistet das Buch «Geisterstunde» von Prof. Konrad Paul Liessmann, gerade auch in bezug auf den für 21 Schweizer Kantone geplanten zentralistischen Lehrplan 21, einen wertvollen Beitrag.

Der Autor lehrt am Institut für Philosophie der Universität Wien, ist Essayist und Kulturpublizist. 2003 erhielt er den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels und 2010 den Donauland-Sachbuchpreis. Er ist auch Herausgeber der Reihe «Philosophicum Lech». Seine beiden letzten Veröffentlichungen waren «Das Universum der Dinge» (2010) und «Lob der Grenze» (2012).

Quelle: Zeit-Fragen
http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=2005

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