Eltern, Bürger und Experten wehren sich gegen den Bildungsabbau in ihren Kantonen
rl. Gemeinsam ist den Initianten aus den einzelnen Kantonen das Anliegen, eine gute Volksschule zu gewährleisten, die dem einzelnen Kind gerecht wird und auch unserer modernen Gesellschaft.
Untaugliche Didaktik
Immer mehr Eltern stören sich daran, dass ihren Kindern schon heute eine solide Bildung vorenthalten wird. Unter dem Schlagwort der «Selbständigkeit» arbeiten Schüler zunehmend – allein auf sich zurückgeworfen – Arbeitsblätter ab. Eltern bemühen sich daheim in unzähligen Stunden, die «Wochenplan»-arbeiten oder «Präsentationen» ihrer Kinder zu verstehen. Derweilen werden Lehrer immer mehr zu «Lernbegleitern» oder «Lerncoaches» degradiert. Nur sehr wenigen Eltern ist die dem Unterricht zugrundeliegende «systemisch-konstruktivistische» Didaktik bekannt. Diese ist mehr als umstritten und taugt nicht für eine gute Volksschule. Doch sie gibt den Takt im Schulzimmer zunehmend an.
KMU brauchen solide Grundlagen
Viele Unternehmer und Lehrlingsbeauftragte aus KMU stemmen sich schon länger gegen diese Fehlentwicklungen. Ihnen fällt auf, dass die Schulabgänger immer weniger Grundlagen beherrschen und aufwendig nachgeschult werden müssen. Genau diese Fehlentwicklungen werden mit dem Lehrplan 21 festgeschrieben. Mit dem neuen Lehrplan wird es nicht mehr möglich sein, von den Schulabgängern einheitliche solide mathematische oder physikalische Grundkenntnisse zu erwarten. Die Konzeption des Lehrplans 21 ist nicht darauf ausgerichtet.
Da nun auch die von der EDK herausgegebene «Endversion» des Lehrplans 21 an die Kantone einer fachlichen Kritik nicht standhält, wächst der Widerstand in den Kantonen gegen seine stillschweigende Einführung.
Fachlicher Kritik ausgewichen
Die Kritik von renommierten Bildungswissenschaftern (Walter Herzog, Roland Reichenbach, Mathias Binswanger, Jochen Krautz, Matthias Burchardt, Hans-Peter Klein, Konrad Liessmann und vielen anderen) bieten den entstehenden Initiativen eine breite fachliche Rückendeckung. Die Kernelemente des Lehrplans, seine «Kompetenzorientierung», die «Zyklen» sowie die neuen «überfachlichen Ziele», wurden interessanterweise von den sogenannten «Vernehmlassungen» ausgenommen. Aber genau diese Elemente sind seine Schwachpunkte. Sie bedeuten die Auflösung der Jahrgänge mit ihren Jahrgangszielen, die Verwischung von klaren Lernzielen und die ideologische Beeinflussung der Schüler.
Chance für offene Diskussion nutzen
Die unterschiedlichen kantonalen Initiativen, die sich für eine gute Volksschulausbildung einsetzen, eröffnen einer breiteren Öffentlichkeit die Möglichkeit, die Inhalte des Lehrplans und seine Hintergründe detailliert zu diskutieren und den Lehrplan in seiner jetzigen Form gegebenenfalls zu stoppen.
Lehrplan 21 – ein Millionengrab
Geld für Bildung auszugeben ist generell sinnvoll. In die nächste Generation zu investieren sichert unserer Gesellschaft das Überleben. Doch das Geld muss auch sinnvoll investiert werden. Der Lehrplan 21 bietet dafür keine Gewähr! Seine theoretischen Fundamente sind schon heute veraltet, neue Studien widersprechen ihm. Es sollen Millionen Steuerfranken für die Umschulung der Lehrer, für neue Lehrmittel und für eine extrem weitreichende «Evaluation» ausgegeben werden. Dabei wird ein gesunder Wettbewerb der Kantone um die bessere und effizientere Volksschule verhindert. Statt dessen wird ein noch bürokratischeres Erziehungswesen finanziert, welches zentralistisch gesteuert wird. Kosten werden dabei nicht gescheut. Mit einem besseren Lehrplan kann mit weniger Geld mehr erreicht werden!
Scheinargument «Harmonisierung»
Schon heute kann der Lehrplan nicht das einhalten, was er versprach. Die Schweizer Bildungslandschaft wird zwar gleich schlecht werden, aber Flexibilität kann mit dem Lehrplan 21 nicht gewährleistet werden. Sieht sich ein Schüler heute bei einem Kantonswechsel unter Umständen vor die Situation gestellt, dass er für sich alleine, ohne seine neuen Kollegen, Schulstoff nachbüffeln muss, so wird dieser Zustand mit dem neuen Lehrplan für alle Schüler zur Regel: Jeder büffelt für sich alleine die Kompetenzen ab. Ein gemeinsamer Unterricht an einem gemeinsamen Unterrichtsgegenstand wird vom Lehrplan nicht gefördert, im Gegenteil, durch den Unterricht nach «Zyklen» wird er eher verhindert.
Schon der «Sprachenstreit» – welche Sprache soll in welchem Kanton wann unterrichtet werden – zeigt auf, dass eine Anpassung innerhalb der Schweiz nur in gewissen Grenzen sinnvoll sein kann und nicht in jedem Kanton das gleiche gebraucht wird. Deshalb ist der Lehrplan 21 für eine «Harmonisierung» sicher nicht brauchbar, obwohl dies seiner offiziellen Legitimation dienen soll!
Umgang mit Kritikern
Weil der Lehrplan 21 fachlich schlecht ist, pädagogisch unbrauchbar und deshalb mehr als anfechtbar ist, wird und wurde er mit einem politischen Powerplay durchgesetzt.
Die Eltern, die die verschiedenen Initiativen gestartet haben, wurden von den Schweizer Medien angemessen neutral dargestellt und ihr Anliegen sachlich aufgegriffen. So konnte eine breitere Diskussion entstehen. Leider haben einzelne Medien versucht, Kritiker in die rechte Ecke zu stellen und damit eine Fortsetzung der Diskussion auf kantonaler Ebene abzuklemmen.
Während die Promotoren des Lehrplans 21 sich auf Steuergelder über die EDK oder das jeweilige Erziehungsdepartement stützen können und auch mit der propagandistischen Einführung des Lehrplans beginnen, haben die betroffenen Eltern und alle besorgten Bürger und Steuerzahler kaum eine rechtliche Handhabe, um diesem Mammutprojekt Einhalt zu gebieten. Sie sind gezwungen, über kantonale Initiativen, die in die Schulgesetzgebung eingreifen, den Lehrplan zu stoppen.
Die Promotoren des Lehrplans dürfen sich jetzt einer ehrlichen und offenen Diskussion auf kantonaler Ebene stellen.
Lehrplan 21 – wer bestimmt die Schweizer Lehrpläne?
rl. Die Entstehung des Lehrplans 21 ist genauso bizarr wie die Geschichte seiner politischen Umsetzung. Hinter verschlossenen Türen wurde jahrelang an diesem Entwurf laboriert. Offensichtlich hatte man Vorgaben aus der OECD bzw. von den Round-tables der EU übernommen, ohne dies zu deklarieren (vgl. Zeit-Fragen Nr. 25 vom 11. Juni 2012). So waren «Kompetenzen» und «Zyklen» sakrosant und dürfen auch heute noch nicht in Frage gestellt werden, obwohl sie von der Forschung schon längst überholt sind. Mitwirkende, die nicht auf Linie waren, sind gegangen. Aber Mitwirkung von aussenstehenden Schweizer Erziehungswissenschaftern, Lehrern oder Elternverbänden war nicht erwünscht.
Nach Jahren präsentierte man der verdutzten Öffentlichkeit im Juni 2013 einen über 550seitigen Lehrplan-Entwurf mit über 4000 Kompetenzen: Unlesbar! Und es hat ihn auch bis heute kaum jemand gelesen – weder Politiker, Lehrer, Schulleiter noch Schulpräsidenten.
Die Kritik an diesem Lehrplan war bis Oktober 2014 dermassen deutlich zu vernehmen, dass eine Generalüberholung mehr als angesagt gewesen wäre. Was passierte?
Nach einer sogenannten «Vernehmlassung» des Lehrplan-Entwurfs, die mit vorgefertigten Fragebogen die wichtigsten Probleme umging, zogen sich die Lehrplangestalter wieder in ihr EDK-finanziertes Laboratorium zurück: Einige Sätze wurden zusammengefasst (weniger Seiten), einige wenige Begriffe geschönt (Reizwörter ersetzen), und schliesslich schrieb man zum Beispiel auf – Papier ist geduldig –, dass der Lehrer eine wichtige Rolle im Unterricht spiele (Orwellscher Newspeak). Aber das Konzept hatte man nicht geändert! Eine offensichtliche Ohrfeige für jeden ernsthaften Kritiker.
Mit Vehemenz wurde anschliessend vom Chef EDK-Ost verkündet, dass der Lehrplan nun den Kantonen vorliege und umgesetzt werde. Da nun gewährleistet war, dass selbst die Erziehungsdirektoren aus den Reihen der Schweizerischen Volkspartei – da sie über die EDK in die Umsetzung des Lehrplans eingebunden sind – dem Unternehmen zustimmen würden, traut man sich nun in der politischen Agenda zu, diesen mehr als schlechten Lehrplan an die Kantone zur Umsetzung weiterzuleiten.
Fassen wir zusammen: Ein hinter verschlossenen Türen, nach geheimgehaltener Vorgabe heimlich konzipierter Lehrplan wird auf einer demokratisch nicht legitimierten Ebene, nämlich der EDK, entwickelt und soll nun diskussionslos in den Kantonen umgesetzt werden!
Ohne starke Lehrer keine gute Schule
rl. Ausgerechnet den neusten und stärksten Befund zu gutem Unterricht nimmt der Lehrplan 21 nicht wahr: Die «Mega»-Studie des Neuseeländers John Hattie! Hattie hat über mehrere Jahre über 800 internationale Metastudien zu Schule und Unterricht ausgewertet. Er hat unterschieden in wirksame und weniger wirksame Faktoren, die den Unterricht beeinflussen. Darunter gibt es Faktoren, die die Schule selbst nicht beeinflussen kann, wie zum Beispiel das Elternhaus, oder aber Faktoren, die von der Schule beeinflussbar sind, wie zum Beispiel die Rolle des Lehrers. Diese Faktoren sind für eine gute Bildungspolitik relevant.
So ist ein Lehrer, der aktiv auf die Schüler zugeht, mit ihnen gemeinsam arbeitet, ihnen ein Echo auf ihre Leistungen gibt, ausschlaggebend für guten Unterricht. Im Gegensatz dazu haben konstruktivistische Didaktiken mit Lerncoaches einen kaum signifikanten Beitrag für die Unterrichtsqualität! (Hattie, John. Visible Learning, p. 26) Eine gute Volksschule braucht gemeinsamen Unterricht mit starken Lehrerpersönlichkeiten. Das kann der Lehrplan 21 auf Grund seiner ideologischen Konzeption nicht bieten!
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