Pädagogischer Konstruktivismus
von Alfred Burger, Kilchberg (ZH) Erziehungswissenschafter
Eindrücklicher als Hermann J. Forneck hätte man nicht formulieren können, wie weit sich die pädagogischen Hochschulen (PH) in der Schweiz von der schulischen Wirklichkeit entfernt haben («Professionalisierung statt Innovationsabstinenz», NZZ 31. 7. 14). So weit entfernt, dass sich letztes Jahr Dozenten und Studenten gegen Fornecks Theorielastigkeit gewehrt hatten. Nun ist nichts gegen eine Theorie der Erziehungslehre einzuwenden. Sie muss aber mit der Realität übereinstimmen.
Geschätzte Leserin, geschätzter Leser,
wie wohltuend ist es, von einem praxiserfahrenen, herausragenden Pädagogen, wie Carl Bossard, zu lesen, wie er die Schule wieder vom Kopf auf die Füsse stellt. Man fragt sich, weshalb “Bildungsexperten” – ausgerechnet im Lande Pestalozzis – von Amtes wegen “pädagogischen Chimären nachlaufen und von einer Hochzeit zur andern eilen”, die nachweislich bei unseren Schulabgängern wesentliche Wissenslücken hinterlassen, die ihr Fortkommen behindern und dem Lande schaden.
Willy Wahl
Bildung: Nicht auf allen Hochzeiten tanzen
Von Carl Bossard* 17.02.2017
Albanisch statt Französisch, Hausaufgaben streichen, Fächer abschaffen. Auf jede neue Idee springt der Lehrer-Dachverband auf. Wem ist damit gedient? Ein Klärungsversuch.
Breite Kritik am Lehrplan 21 verlangt öffentliche Debatte
Plädoyer für eine demokratische Konsensfindung über den Auftrag der Volksschule
Von Elsbeth Schaffner, 5. Januar 2014
In den letzten Monaten ist eine sachlich begründete kritische Diskussion über den Lehrplan 21 in breiten Kreisen erwacht. Die Kritik am Lehrplan 21 ist zahlreich und zum Teil grundsätzlicher Natur. Ob die Kantone den neuen einheitlichen Lehrplan irgendwann umsetzen, hängt sicher von der demokratischen Konsensfindung über die wesentlichen Ziele und Inhalte ab. Die offene Diskussion über den Auftrag, den unsere demokratische Gesellschaft der Volksschule erteilt, muss überhaupt erst geführt werden. Schulpraktiker und Eltern wollen einen eindeutigen Bildungsauftrag, der möglichst alle Schulabgänger zu einer qualifizierten Berufsausbildung befähigt und das Gemeinwohl fördert.
Impulse zur Gestaltung des Bildungswesens nach den Grundsätzen
von Johann Heinrich Pestalozzi

Herausgegeben von der Stiftung "Schule für das Kind", Baden Verlag 2007, 2. Auflage 2009, gebunden / CHF 20.- / € 15.-
- Jens Wernicke
- 03.06.2015 TELEPOLIS

Matthias Burchardt
Matthias Burchardt ist Akademischer Rat am Institut für Bildungsphilosophie der Universität zu Köln sowie entschiedener Kritiker der Bildungsreformen im Namen von PISA und Bologna.
- http://www.heise.de/tp/artikel/44/44961/1.html
Die Umgestaltung unseres Schulwesens nach der Ideologie des Neoliberalismus
von Dr. Alfred Burger, Zürich
In den letzten Wochen und Monaten wurde deutlich, dass weltweit operierende, einflussreiche Finanzkreise zur Befriedigung ihrer Geld- und Machtgier nicht davor zurückschrecken, ein Geschäft mit den Grundbedürfnissen der Menschen zu machen und ganze Volkswirtschaften zu ruinieren.
Sehr geehrte Seniora-Leserinnen und Seniora-Leser!
Nicht nur die Schulreformen in Deutschland, sondern auch der stark umstrittene Lehrplan 21 in der Schweiz haben den Konstruktivismus zum Fundament. Eltern und Pädagogen sind aufgerufen, sich mit dieser anti-wissenschaftlichen Ideologie ernsthaft auseinanderzusetzen! Der ganze Vorgang zum Schaden unserer Kinder ist so unglaublich, dass er an die ganz grosse Glocke gehört.
Mit herzlichem Gruss
Willy Wahl
Der Konstruktivismus als Manipulationsinstrument
Der weltanschauliche Hintergrund der Gemeinschaftsschulen und ihres pädagogischen Konzeptes
von Moritz Nestor
Es ist nur wenig bekannt, dass das pädagogische Konzept der Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg sein weltanschauliches Fundament im Kontruktivismus hat. Was es mit dieser Weltanschauung auf sich hat, zeigt der folgende Artikel.
- von Renate Caesar, Dipl.-Pädagogin und Gymn.-Lehrerin
- Seit Jahren wehren sich Menschen in vielen europäischen Ländern gegen die immer stürmischer anrollenden Wellen von Schulreformen, die nicht jeweils notwendige Erneuerungen in Teilbereichen beabsichtigen, sondern tief in das jeweilige Bildungssystem eingreifen, um Strukturen, Inhalte, Ziele, mit einem Wort: einfach alles umzustürzen.
Beispiele sind der Lehrplan 21 in der Schweiz und die Bildungsreform 2015 in Baden-Württemberg. Der Widerstand, der sich formiert, wird nicht nur von Lehrern und Eltern getragen, sondern auch zunehmend von Wissenschaftlern, Historikern, Literatur- und Sprachwissenschaftlern und Lehrplanforschern. Was alle eint in ihrer Kritik, ist die Tatsache, dass die angestrebten – und zum Teil leider schon umgesetzten – Veränderungen keinerlei pädagogischen, didaktischen oder wissenschaftlichen Sinn ergeben.
Wie soll sich zum Beispiel das Lernen einer Fremdsprache verbessern, wenn das Sprachlernen, die «kommunikative Kompetenz», von der alle diese Reformen gern reden, in Hunderte von Einzelkompetenzen aufgeteilt ist, die der Schüler abarbeiten soll und den Lernerfolg dann in abzuhakenden Tests beweisen soll? (siehe Entwurf des Bildungsplans Englisch für die Förderstufe in Baden-Württemberg) Sprachlernen ist ja ein organisches Ganzes, der Schüler muss mit einem sprachkundigen Gegenüber zum Beispiel eine Frage hören, den Zusammenhang verstehen, die Bedeutung aufnehmen, passende Wörter suchen, antworten usw. Oder wie soll ein mündiger Staatsbürger heranwachsen, wenn er keinen systematisch aufbauenden Geschichtsunterricht mehr erhält, sondern nur noch beispielhaft «Machtverhältnisse», vielleicht in der Antike oder im Mittelalter «erkennen, verstehen und beurteilen» soll ohne solides Grundlagenwissen. (siehe Lehrplan 21 in der Schweiz)
Welchen Sinn haben Schulreformen?
Kurz gesagt: Eine Verbesserung schulischen Lernens durch diese Zerstückelung von Lernprozessen in Hunderte von Kompetenzen und Unterkompetenzen ohne solide aufbauende Inhalte kann niemand erkennen. Was für einen Sinn haben diese Reformen aber dann?
- http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=2042
Sehr geehrte Seniora-Leserinnen und Seniora-Leser, dieser Artikel benennt klar, was los ist im Bildungswesen! Es wäre wichtig, den Bericht gerade auch in Wirtschaftskreise weiterzugeben, damit dort endlich realisiert wird, welche verheerenden Folgen die von ihnen selbst forcierten Reformen für die Schüler haben.
Die Schule geschafft, aber der Arbeitswelt nicht gewachsen
Heutige Schüler trifft das Berufsleben wie ein Schock. Seit Jahren sollen "unnötige Härten" vermieden werden: keine Grundregeln beim Schreiben, keine schriftlichen Prüfungen, kein Sitzenbleiben. Mit der wahren Arbeitswelt sind Jugendliche so überfordert.
Die Vermittlung von Bildung als Bürgerrecht – Die Heranbildung verantwortungsbewusster Staatsbürger
von Erika Vögeli
Die Schweizer Volksschule, aber auch die höheren Bildungseinrichtungen der tertiären Stufe, vor allem die Hochschulen, wurden in den letzten Jahren von unzähligen Reformen regelrecht umgepflügt.
- Endversion des Lehrplans 21 untauglich
- In kurzer Zeit haben sich in Schweizer Kantonen Komitees gebildet, die sich für eine gute Volksschule engagieren. Im Aargau, in Schwyz, in Zürich und in St.Gallen sind Initiativen gestartet worden, und auch in Solothurn steht man kurz davor. In weiteren Kantonen bilden sich Komitees von besorgten Eltern, Lehrern und Bürgern, um sich gegen die stillschweigende Übernahme des Lehrplan 21 zu wehren.
rl. Gemeinsam ist den Initianten aus den einzelnen Kantonen das Anliegen, eine gute Volksschule zu gewährleisten, die dem einzelnen Kind gerecht wird und auch unserer modernen Gesellschaft.
Untaugliche Didaktik
Immer mehr Eltern stören sich daran, dass ihren Kindern schon heute eine solide Bildung vorenthalten wird. Unter dem Schlagwort der «Selbständigkeit» arbeiten Schüler zunehmend – allein auf sich zurückgeworfen – Arbeitsblätter ab. Eltern bemühen sich daheim in unzähligen Stunden, die «Wochenplan»-arbeiten oder «Präsentationen» ihrer Kinder zu verstehen. Derweilen werden Lehrer immer mehr zu «Lernbegleitern» oder «Lerncoaches» degradiert. Nur sehr wenigen Eltern ist die dem Unterricht zugrundeliegende «systemisch-konstruktivistische» Didaktik bekannt. Diese ist mehr als umstritten und taugt nicht für eine gute Volksschule. Doch sie gibt den Takt im Schulzimmer zunehmend an.
KMU brauchen solide Grundlagen
Viele Unternehmer und Lehrlingsbeauftragte aus KMU stemmen sich schon länger gegen diese Fehlentwicklungen. Ihnen fällt auf, dass die Schulabgänger immer weniger Grundlagen beherrschen und aufwendig nachgeschult werden müssen. Genau diese Fehlentwicklungen werden mit dem Lehrplan 21 festgeschrieben. Mit dem neuen Lehrplan wird es nicht mehr möglich sein, von den Schulabgängern einheitliche solide mathematische oder physikalische Grundkenntnisse zu erwarten. Die Konzeption des Lehrplans 21 ist nicht darauf ausgerichtet.
- Quelle:
2014© Zeit-Fragen. Alle Rechte reserviert.
- http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1981
- Ein Beispiel auch für Deutschland und andere OECD-Länder
Lehrplan 21 als Standortnachteil für die Wirtschaft – ein Leserbrief
Gegenwärtig soll in verschiedenen Kantonen mit dem umstrittenen Lehrplan 21 die radikalste Änderung des Schulsystems seit Bestehen der Volksschule vorgenommen werden.
Dass die Bedenken, die von der Lehrerschaft, besorgten Eltern und Pädagogikprofessoren, angemeldet wurden, ihre Berechtigung haben, zeigen die schlechten Resultate der LP21 -Versuchsschulen, die mit der „Kompetenzorientierung“ und ihrem „selbstgesteuerten“ oder selbstorganisierten Lernen SOL“ den bewährten Klassenunterricht weitgehend abgeschafft und qualifizierte Lehrer zu „Lernbegleiter“ degradiert haben. Die Schüler werden allein gelassen, indem es ihnen überlassen wird, wann, wie, wo und ob sie lernen wollen. Die übereilte Einführung dieser wissenschaftlich nicht abgesicherten „Neuen Lernformen“ könnte für die Pionierkantone und deren Gewerbe zu einem wirtschaftlichen Standort-Nachteil werden, wie das der Reformpionierkanton Basel-Stadt schon einmal schmerzlich erleben musste.
- Quelle:
Komitee «Lehrplan vors Volk» - 8610 Uster
- http://www.lehrplan-vors-volk.ch/
- von Renate Caesar, Dipl.-Pädagogin und Gymnasiallehrerin
- Der vom Lehrer geführte Klassenunterricht wird heute von den ‚Reformern‘ abgelehnt. Lehrer, die so unterrichten, werden gezwungen, ihre Unterrichtsmethoden in Richtung ‚Individualisierung‘ etc., zu ändern.
Die ‚Reform‘-Ideen, dass Schüler selbständig forschend, aufgabenbasiert, entdeckend, usw. lernen sollen und dass der Lehrer nur individualisierte Lerngelegenheiten für die einzelnen Schüler schaffen soll – d.h. Materialien verschiedener Schwierigkeitsgerade, Computerprogramme zum Abarbeiten in einer sogenannten ‚Lernumgebung‘ oder ‚Lernlandschaft‘, die Ähnlichkeit mit einem Grossraumbüro hat, bereitstellen – und sich ansonsten zurückhalten muss und nur minimal korrigierend intervenieren darf, sodass die Schüler ‘durch eigene Aktivität, durch Diskurs und Reflexion und Austausch von Einfällen mit anderen Lernenden Wissen erwerben und Bedeutung konstruieren sollen‘, sind laut Hattie dem sogenannten ‚Konstruktivismus‘ entlehnt und stehen den Ergebnissen seiner Analyse von 50.000 Studien fast diametral entgegen.
„The role of the constructivist teacher is claimed to be more of facilitation to provide opportunities for individual students to acquire knowledge and construct meaning through their own activities, and through discussion, reflection and sharing of ideas with other learners with minimal corrective intervention (…) These kinds of state- ments are almost directly opposite to the successful recipe for teaching and learning as will be developed in the following chapters.“)
(John Hattie: Visible Learning, p.26)
Das bedeutet im Klartext, dass unsere ‚Schulreformer‘ , die ‚Reform‘- Machwerke wie den Lehrplan 21 propagieren, etwas vorantreiben, was zumindest nach Aussagen dieses Forschers keinerlei Sinn macht; denn weder das individualisierte Lernen, noch die heterogene und/oder altersdurchmischte Lerngruppe (ADL), noch die Verwendung elektronischer Geräte haben gemäss seinen Ergebnissen einen positiven Einfluss auf die Lernleistung der Schüler (vgl. Visible Learning, Appendix A)
Lehrplan21: Wollen wir das wirklich?
Überlegungen zu den Grundlagen des Lehrplans 21
von Dieter Sprock
Die Konsultation zum Lehrplanentwurf wurde Ende 2013 abgeschlossen. Nun wird der Entwurf überarbeitet, doch an seinem Konzept wird sich dabei kaum etwas ändern, wenn wir das nicht energisch fordern. Obwohl mit dem Lehrplan 21 wichtige Weichen für die Zukunft unserer Kinder und des ganzen Landes gestellt werden, wurde sein Konzept bisher nur wenig diskutiert, und das gilt es nachzuholen.
- Die Initiative der “Eltern für eine gute Bildung” warnt und klärt auf
- Seit Herbst 2014 ist in Bayern ein neuer Lehrplan für die Grundschulen gültig, der sogenannte LehrplanPLUS. In ihm sind das Konzept des Konstruktivismus und die Kompetenzorientierung festgeschrieben. Dieser Lehrplan stellt eine klare Abkehr vom bisherigen humanistischen Bildungsideal dar. Zu befürchten ist, dass die bereits ausgearbeiteten, aber nicht einsehbaren neuen Lehrpläne für die weiterführenden Schulen ebendiesen Konzepten folgen.
Mit der Einführung des LehrplanPLUS sollen Wochenplan, Werkstattunterricht und Freiarbeit, wie sie bereits in den letzten Jahren in den Schulen zur Anwendung kamen, vorherrschend werden. Geführter Klassenunterricht mit dem Lehrer als Pädagogen und Lehrenden werden zugunsten von "Individualisierung" und "Selbststeuerung" aufgegeben. Der Lehrer soll sich zurücknehmen, nur noch die Lernumgebung bereitstellen, um den Schülern "selbstgesteuertes und eigenverantwortliches Lernen" zu ermöglichen. Die pädagogische Arbeit, die aus einer lebendigen Wechselbeziehung zwischen Schülern und Lehrer besteht, das gemeinsame Arbeiten im Klassenverband, die Klassengemeinschaft gehen zugunsten der Aneignung scheinbar wichtiger Kompetenzen verloren. Diese Entwicklung wird die bereits seit Jahren bestehenden Probleme verschärfen:
- http://www.eltern-fuer-gute-bildung.de/
- von Felice Pensatore
- Zeit-Fragen Nr. 5, 27. Februar 2018
- Der Kindergarten ist eine wichtige Errungenschaft unseres Bildungssystems. Ohne verfrühten Leistungsdruck können die Kinder in Ruhe lernen, sich in einer Gruppe von Gleichaltrigen zurechtzufinden, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten erweitern und festigen und sich spielerisch das Rüstzeug aneignen und die nötigen Reifeschritte machen, die sie brauchen, um später in der Schule Erfolg zu haben. Diese Errungenschaft der modernen Pädagogik wird heute von verschiedenen Seiten in Frage gestellt und soll einer leistungsorientierten Vorschule weichen. Wenn auch nicht so benannt, ist sie Teil des Lehrplans 21. Das geschah nicht von heute auf morgen, sondern ist ein bereits von langer Hand geplanter, die demokratischen Gepflogenheiten missachtender Umwälzungsprozess.
Ein interessanter Fund
So ein Büchergestell ist eine Schatztruhe. Plötzlich entdeckt man etwas vor langem Gelesenes und denkt: «Interessant, das hat man also schon damals diskutiert!» So erging es mir vor kurzem mit einer Broschüre mit dem Titel: «Der Anfang vom Ende der Volksschule. Eine kritische Analyse zur Auflösung des Kindergartens im neuen Volksschulgesetz»*, erschienen vor bald zwanzig Jahren, nämlich im Jahr 2000.1 Es war tatsächlich wieder einmal ein «Goldschatz», wie ich beim Blättern feststellte. Schon das Vorwort war aufschlussreich, verfasst von einem langjährigen, engagierten Schulpflegepräsidenten der Stadt Zürich. Er stellte in seinem Vorwort fest, wie unter der Ägide des damaligen Bildungsdirektors Buschor eine Bildungsreform eingeleitet wurde, die gekennzeichnet sei von einer straffen und eingleisigen Hierarchisierung des Bildungswesens, wie es zum Fahrplan der wirtschaftlichen Globalisierung gehöre.
Buschor als ehemaliger Dozent für Finanzwirtschaft an der Hochschule St. Gallen sei offensichtlich vom Erfolg der Globalisierung vollkommen überzeugt und habe diese Tendenz mit grosser Energie auch im Bildungswesen verfolgt. Der «Sonderfall Schweiz» jedoch zeichne sich aus durch seine demokratischen Strukturen und die Möglichkeiten der Mitsprache des Volkes. Das würde schleichend abgebaut.
- Alfred Bohren, ehemaliger Kantonsrat und vollamtlicher Schulpräsident. In: Komitee für eine demokratische Volksschule (Hrsg.). Der Anfang vom Ende der Volksschule. Eine kritische Analyse zur Auflösung des Kindergartens im neuen Volksschulgesetz. August 2000, S.2
- Quelle:
Zeit-Fragen
- https://www.zeit-fragen.ch/de/ausgaben/2018/nr-5-27-februar-2018/leistungsdruck-und-begabtenauslese-statt-kindergarten.html
- von Carl Bossard
- 17.12.2015
- Der Trend zielt auf das selbstorientierte "Lernen ohne Lehrer". Doch Lernen ist eingebettet in Soziales. Ein Plädoyer für das Humane in der Schule.
Anfang Dezember 2015 erhielt die Gesamtschule Unterstrass den Klaus J. Jacobs Best Practice Price 2015. Anlass war das Projekt „Selbstführung und soziales Handeln in Schule und Unterricht“. Die kleine Schule für 3- bis 15-Jährige geht einen etwas anderen Weg, als ihn auch der Lehrplan 21 mit der Dominanz des selbstorientierten Lernens aufzeichnet. Darüber nachzudenken lohnt sich, vor allem über die zentrale Frage, welche Rolle die Lehrerin spielt, welche Aufgabe dem Lehrer zukommt.
Die Welt ist anders geworden
Der Computer, das Internet, die Sozialen Medien lassen sich aus unserer Welt nicht mehr wegdenken; sie bestimmen unseren Alltag. Ohne Wenn und Aber. Wir alle benutzen und schätzen sie. Ein Zurück gibt es nicht.
- Quelle:
Journal21
- https://www.journal21.ch/lernen-braucht-leben?utm_medium=email&utm_source=transactional&utm_campaign=Pl%C3%A4doyer+f%C3%BCr+das+Humane+in+der+Schule+-+und+weitere+Themen
- Der Lehrplan 21 als Manipulationsinstrument
- Autorin: Judith Barben
- Die Schweizer Volksschule ist ein Erfolgsmodell. Schweizer Schüler schneiden in internationalen Vergleichen immer hervorragend ab. Doch die hohe Bildungsqualität wird durch die ständigen «Schulreformen» seit den 1990er Jahren in Frage gestellt. Das Bildungsniveau ist bereits erheblich gesunken. Am meisten betroffen sind schwächere Schüler.
Mit dem umstrittenen «Lehrplan 21» sollen die fehlgeleiteten «Schulreformen» weiter vorangetrieben werden. Ein dramatischer Stoffabbau und die Auflösung aller bisherigen Strukturen wären die Folgen. Weiter ist die flächendeckende Digitalisierung der Schule geplant. Globalen Konzernen winken Milliardengewinne.
Der «Lehrplan 21» erweist sich somit als politisches Steuerungsinstrument im Dienste nicht transparenter Interessen. Tatsache ist: Der «Lehrplan 21» wurde hinter verschlossenen Türen und ohne demokratischen Auftrag erstellt.
- Quelle:
Eikos Verlag
- http://www.eikos.ch/index.php/kinder-im-netz-globaler-konzerne.html
02. 12. 2002 – mit einem Nachtrag vom 16. 12. 2012
Sehr geehrter Herr Buschor,
ich möchte Sie hiermit wissen lassen, dass Ihr Kommentar anlässlich der Ablehnung des Volksschulgesetzes „Heute ist ein schwarzer Tag für die Schule“ Ihre gigantische Realitätsferne vom wirklichen Schulgeschehen zum Ausdruck bringt.
Österreich: Echte Schulreformen statt Zentralmatura!
Das Hauptargument der Befürworter einer standardisierten Reifeprüfung, diese wäre österreichweit vergleichbar, und somit „gerechter“, ist mehr als fadenscheinig.
Ein Kommentar von Susanne Müller.
Im Dezember 2013 gingen die Wogen hoch anlässlich der nahenden Einführung der standardisierten kompetenzorientierten Reife- und Diplomprüfung, besser bekannt als „Zentralmatura“.
PFADE – Psychoprogramm aus Amerika an unseren Schulen?
von Dr. Judith Barben, Kinderpsychologin und Lehrerin
In verschienenen Schulen wird das amerikanische Sozialkompetenzförderungsprogramm PFADE eingeführt. Es soll die Sozialkompetenz, das Selbstwertgefühl und die Schulleistungen der Kinder verbessern. Doch bereits mehren sich negative Rückmeldungen aus PFADE-Schulen in Zürich.
- Interview Lisa Nimmervoll
- Der Standard, 21.11.2017
- Christoph Türcke* über die Ökonomisierung des Bildungsbetriebs, Lehrer, die zu Lernbegleitern mutieren, neue autoritäre Strukturen in der Schule und alte Effizienzfantasien, die in ihr Gegenteil kippen
STANDARD: Sie haben in einem Buch die "Lehrerdämmerung" ausgerufen. Wer oder was bedroht denn die Spezies Lehrer?
Türcke: Ein neoliberales Bildungssystem, das unter dem Stichwort "Neue Lernkultur" geführt wird, wo die Lehrer ihre ursprüngliche Rolle, nämlich das Zeigen von Sachverhalten, nicht mehr ausüben, sondern nur noch als Lernbegleiter fungieren sollen. Die Schüler lernen an vorgegebenen Lernmaterialien, die die Lernbegleiter bereitzustellen haben, möglichst für jeden individuell einen eigenen Arbeitsblattstapel. Das soll ganz wunderbar sein, weil dann jeder nach eigenem Wunsch, in eigener Reihenfolge, in eigenem Tempo voranschreiten kann und die Autonomie und Selbstständigkeit des Lernens die schönsten Blüten treibt. Keine autoritären Säcke mehr, die einer ganzen Klasse Inhalte vorgeben, wo doch jedes Individuum anders tickt und anders gestrickt ist. Statt Lehrern nur noch Ratgeber, die bei Bedarf zur Stelle sind, Tipps geben und spontanes Coaching durchführen.
STANDARD: Da klingt viel Ironie durch. Was stört Sie daran?
Türcke: Es geschieht mit Begriffen, die zuckersüß und verführerisch klingen: Endlich wird der Schüler ernst genommen. Der Lerner oder die Lernerin, wie dieses neue Kunstwort heißt, sei doch das Zentrum aller Bildung. Es werden Selbstentfaltung und Abschaffung von autoritären Strukturen versprochen. Dabei läuft das Ganze auf eine gesteuerte Form von Verwahrlosung hinaus. Und die autoritären Strukturen hören überhaupt nicht auf, sie gehen nur über auf die Lehrmaterialien.
- Christoph Türcke, geb. 1948, studierte Evangelische Theologie und wurde 1972 in Zürich zum Pfarrer ordiniert, danach Studium der Philosophie an der Uni Frankfurt, 1977 Promotion, von 1995 bis 2014 war er Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
- Quelle:
Lesen Sie den vollständigen Bildungs-Newsletter hier:
- http://lehrplan-vors-volk.ch/data/documents/Newsletter-171224.pdf
Die positive Nachricht: Immer mehr Bürger, nicht nur Eltern, auch Lehrmeister und Personalchefs grosser Firmen machen sich Sorgen über den Bildungsabbau in der Volksschule. Nicht nur in der Schweiz, auch in andern Ländern wollen Eltern diese negative Entwicklung nicht mehr tatenlos hinnehmen. Eine Gruppe Schweizer Eltern hat ihre klaren Forderungen an eine gute Schule in einem eindrucksvollen “Elternbrief” zusammengefasst und auf einer ausgezeichneten Webseite ins Internet gestellt: www.elternfuereinegutevolksschule.ch . Seniora.org freut sich, diese nachahmenswerte Aktivität bekannt zu machen.
Schweizer Eltern setzen sich ein für eine gute Volksschule – Nein zum Lehrplan 21
Elternbrief Sommer 2014
- Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitstreiter, sehr geehrte Damen und Herren
Nach einer intensiven und seriösen Überprüfung der 3.Version des LP 21, die wir neben Korrekturarbeiten und Unterrichtvorbereitung durchführten, schicken wir Ihnen folgende Stellungnahme des Memorandums 550 gegen 550 zu.
1. Wie kam diese Stellungnahme zustande?
Hauptakteure waren natürlich die Erstunterzeichner des Memorandums. Es fanden aber auch intensive Gespräche mit weiteren Personen statt, die unser Memorandum unterstützten. Der Austausch fand über Mail statt.
2. Wie sind die Änderungen zu bewerten?
Keine Frage, es ist etwas gegangen. Die Lehrplanverantwortlichen haben in einigen Punkten der öffentlichen Kritik Rechnung getragen. Das spricht für ihre Lernfähigkeit, zeigt aber auch, dass unsere Kritik berechtigt war.
Im Gegensatz zu unseren Lehrerverbänden haben sich die UnterzeichnerInnen des Memorandums 550 gegen 550 nicht voreilig auf eine zustimmende Linie behaften lassen. Die rund 1000 Praktiker haben den Lehrplan auch nicht pauschal abgelehnt, sondern den Entwurf auf seine Praxistauglichkeit, seine Zielsetzungen und seinen Inhalt hin untersucht.
- Quelle:
2014© Zeit-Fragen. Alle Rechte reserviert.
- http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1980
- by Renate Caesar
- For quite some years now people in European countries have been reacting against the waves of so-called educational reforms that are flooding them ever more vehemently. Those changes come up camouflaged as school-reforms, often introduced with the slogan “keeping up with the times”.
They do not aim at a necessary renovation of certain elements of our schools, which might require improving; instead they interfere deeply with the respective countries’ educational system by turning educational goals, structures, curricula, etc. upside down. Examples of such processes are the Curriculum 21 in Switzerland or the Curriculum Reform 2015 in Baden-Württemberg, Germany.
Mounting resistance comes not only from teachers and parents but is increasingly pronounced by education experts, historians, linguistic and literary scholars and also politicians. They all agree in the criticism that the intended alterations – many of them have unfortunately been already realized under radar in the past years – do not make any sense, neither with respect to didactics, pedagogic nor to science.
How can we improve language learning, for instance, if the so-called communicative competence – one of the reformers’ mantra – is to be achieved by working off hundreds of singular sub-competences, which are to be tested by ticking multiple choice boxes in the end, as designed in Curriculum 21. (cf “Learning to the test” by Marianne Wüthrich in this Current Concerns edition, p. 10). Learning a foreign language is an organic whole: The student together with a polyglot counterpart must for instance listen to a question, seize the meaning, understand the context, search for suitable words and structures to answer, etc..
Or how can a student grow up to be a mature citizen if he is no longer taught history in a systematic, comprehensive and structured manner, instead he is e.g. to “understand and judge” “power relations” by being presented some isolated examples from the Antiquity or the Middle Ages or Napoleon without any basic knowledge, as conceived in Curriculum 21, Switzerland.
In short: None of the critics perceives an improvement of school learning by teaching fragments and cutting up context of meaning into hundreds and thousands of broken bits of competences and sub competences. If they do not serve the improvement of learning what then is the end of such “reforms”?
- Quelle:
Publisher: Zeit-Fragen Cooperative Editor: Erika Vögeli Address: Current Concerns, P.O. Box, CH-8044 Zurich Phone: +41 (0)44 350 65 50 Fax: +41 (0)44 350 65 51 E-Mail: CurrentConcerns@zeit-fragen.ch Subscription details: published regularly electronically as PDF file Annual subscription rate of SFr. 40,-, € 30,-, £ 25,-, $ 40,for the following countries: Australia, Austria, Belgium, Brunei, Canada, Cyprus, Denmark, Finland, France, Germany, Greece, Hongkong, Iceland, Ireland, Israel, Italy, Japan, Kuwait, Liechtenstein, Luxembourg, Netherlands, New Zealand, Norway, Qatar, Singapore, Spain, Sweden, Switzerland, United Arab Emirates, United Kingdom, USA
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- Kritische Thesen zur Einführung des Lehrplans 21
- von René Roca, Basler Zeitung
- 16.12.
- Der Gymnasiallehrer und Historiker René Roca fordert eine vertiefte Diskussion der Bildungsreformen in der Lehrerschaft und in der Bevölkerung. Mit seinen drei Thesen benennt Roca am Beispiel von Basel die Fehlentwicklungen rund um die geplante Einführung des Lehrplans 21.

Für Roca ist der Lehrplan nur ein weiteres Kapitel in einer andauernden Bildungsmisere, Bild: Basler Zeitung
Seit es in der Schweiz die Volksschule gibt, ist der Lehrplan 21 (LP 21) die umfassendste und grundlegendste Reform. Sie geht in eine völlig falsche Richtung und will gemäss OECD-Vorgaben das humanistische Bildungsverständnis ersetzen. Auch nach der Überarbeitung, die im Auftrag der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) stattfand, ändert sich nichts an diesen Einschätzungen.
Nun hat der Erziehungsrat (ER) von Basel-Stadt am 1. Dezember 2014 beschlossen, den Lehrplan 21 ab dem 17. August 2015 in Kraft zu setzen. In einer «Zusatzinformation» stellt der ER fest: «Er [der LP 21] stellt nicht alles auf den Kopf (nur rund 5 bis 10 Prozent ist neu, Wissen ist immer noch wichtig).» Zuerst reibt man sich ob einer solchen Aussage die Augen, dann wird aber bei der Betrachtung der Schullandschaft klar: Vieles, was der neue Lehrplan theoretisch und praktisch beinhaltet, ist schon eingeführt. Die Fokussierung auf die Kompetenzen und der theoretische Ansatz des Konstruktivismus wurden schleichend bereits umgesetzt.
- http://schuleschweiz.blogspot.ch/2014/12/vertiefte-diskussion-um-lehrplan-21.html
- von Alan Posener, Korrespondent für Politik und Gesellschaft
- 16.12.2015
- Bald jedes Jahr werden neue "ultimative" Lern- und Lehrmethoden ausgerufen. Und verschwinden bald wieder in der Versenkung. So wie bald das "jahrgangsübergreifende" Lernen und das Arbeitsbogenunwesen.
In der Klasse sitzen Kinder verschiedener Altersgruppen: Schulanfänger und Kinder, die schon drei Jahre zur Schule gehen. Warum sie zusammen sitzen ist nicht klar, da jedes Kind einzeln lernt. Ab und zu steht ein Kind auf und läuft zu einem Fach, aus dem es einen Arbeitsbogen zieht, mit dem es zu seinem Platz zurückkehrt.
Die Lehrerinnen halten sich zurück; eine kümmert sich vielleicht um ein Kind, das mit seinem Arbeitsbogen nicht klarkommt; eine andere geht herum und kontrolliert, dass alle etwas tun.
Was hier verwirklicht wird, ist die gegenwärtig herrschende Didaktiktheorie. Inklusion und Individualisierung heißen die – einander widersprechenden – Stichworte. Selbstbestimmtes Lernen im eigenen Tempo statt "Lehrerzentrierung" ist angesagt. Wo das funktioniert, ist eine solche jahrgangsübergreifende Klasse eine imponierende, summende Lernmaschine. Wo es nicht funktioniert, ein Chaos.
- Quelle:
Die Welt
- http://www.welt.de/debatte/kommentare/article150030033/Warum-Ihr-Kind-bald-wieder-Frontalunterricht-hat.html
- Gedanken zum lesenswerten Buch «Geisterstunde – Die Praxis der Unbildung» von Konrad Paul Liessmann
- von Urs Knoblauch, Kulturpublizist und Gymnasiallehrer, Fruthwilen TG
- In der gegenwärtigen Diskussion über Schule, Bildung und Lehrpläne wird von der Eltern- und Lehrerschaft und besonders von der Arbeitswelt immer wieder auf die fehlenden notwendigen Werthaltungen im Zusammenwirken hingewiesen.

Buch: Geisterstunde
Auch die nötigen Fähigkeiten, der Einsatz und die Begeisterung für eine Sache fehlen da und dort. Dabei werden immer auch die zentralen Aufgaben von Schule und Elternhaus angesprochen: Wozu eigentlich eine gute Bildung? Aber auch staatspolitische Fragen werden von Eltern und dem Gewerbe immer wieder gestellt: Wofür werden eigentlich die Millionen an Steuergeldern ausgegeben?
In dieser wichtigen Debatte der demokratischen und staatspolitischen Meinungsbildung leistet das Buch «Geisterstunde» von Prof. Konrad Paul Liessmann, gerade auch in bezug auf den für 21 Schweizer Kantone geplanten zentralistischen Lehrplan 21, einen wertvollen Beitrag.
Der Autor lehrt am Institut für Philosophie der Universität Wien, ist Essayist und Kulturpublizist. 2003 erhielt er den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels und 2010 den Donauland-Sachbuchpreis. Er ist auch Herausgeber der Reihe «Philosophicum Lech». Seine beiden letzten Veröffentlichungen waren «Das Universum der Dinge» (2010) und «Lob der Grenze» (2012).
- Quelle:
Zeit-Fragen
- http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=2005