Pädagogisch wertvoll: Familienausflug zur Christopher-Street-Day-Parade
Pädagogisch wertvoll: Familienausflug zur Christopher-Street-Day-Parade
06. Juli 2014
Moderne, zeitgemäße Kleinkindererziehung sollte so früh wie möglich, also sobald die Kleinen laufen können, dafür sorgen, dass Eltern mit ihren Sprösslingen dem Christopher-Street-Day beiwohnen — dieser Meinung ist zumindest Kathy Stolzenbach, in einem Artikel, der vom Generalanzeiger (Bonn, Köln) und dem Nachrichtensender NTV vertrieben wird: “Ausflug zum Christopher Street Day: ‘Mama warum muss der Mann an die Leine?‘”
Aus den Augen und im Namen kleiner Kinder wird über das offensichtlich als pädagogisch wertvoll angesehene Straßenereignis als “Familienausflug” berichtet.
Sie kennen den CSD nicht? Nun, hier tummeln sich Exhibitionisten aller Couleur (meist vorgeschrittener Jahrgänge), mithin also Menschen, die unter Zeige- oder Zurschaustellungssucht lustvoll “leiden” und dabei offenbar erhebliche persönliche Befriedigung erfahren. Sich nackt oder halbnackt im sexuellen Kontext zu inszenieren, ist vor Erwachsenen im öffenlichten Raum teilweise toleriert, vor Kindern jedoch strafbewehrt — eigentlich…
Ziel von Exhibitionisten ist es, mit ihren Handlungen das Schamgefühl anderer Menschen für sie lustgewinnbringend zu verletzen, indem sie Er-Schrecken, Angst, ja Ekel auszulösen versuchen.
Normalerweise tritt eine gewisse Zeigelust im frühen Kleinkindalter auf; bei manchen manifestiert sich dieser infantile Entwicklungsstand jedoch als tragische bis tragikkomische, bleibende Reifeverzögerung, welche den Betrachtern des bizarren Treibens dementsprechend allerlei Verwunderung bis Abscheu bereitet.
>Hier war ein unschönes Bild. Wer will, kann es bei becklog anschauen (siehe Quelle). Wir haben es entfernt. Masos im Laufställchen, Quelle: screeenshot youtube
Die Demonstration der zeigesüchtigen Narzisten feiert sich selbst nach dem infantilen Motto: Schaut her, da ist mein Popo, dort meine Möpse, hier mein Fetisch, da mein Rassel (schwere Eisenkette) und dort mein Laufställchen (Raubtierkäfig), denn soooo geil und gefährlich sind wir agrrrr.
Dem Zuschauer mag dämmern, dass Entblößen und Entblöden nahe beieinander liegen und sich gähnend abwenden — aber nein, er hat ja sehr kleine Kinder an der Hand, so will es Kathy Stolzenbach, die bisher eher über Frisuren und Studenten-WGs schrieb.
Hier nun also als “Expertin” für frühkindliche Erziehung: “Wenn die laut Veranstaltern größte CSD-Parade in Europa durch Köln zieht, sind unter den rund 900.000 Zuschauern auch viele Familien mit Kindern. ‘Richtig klasse’ findet das Ralf Finke. Er nimmt zum zehnten Mal mit der Dortmunder Gruppe ‘Diamonds for Respect’ an der Parade teil. ‘Kinder sollen so früh wie möglich lernen, dass es Menschen gibt, die anders aussehen als Mama und Papa’, sagt der 52-Jährige” und auch Kathy Stolzenbach & Co.
>Hier waren 2 unangenehme Bilder. Wer will, kann sie bei becklog anschauen (siehe Quelle). Wir haben sie entfernt.
so früh wie möglich lernen, dass es Menschen gibt...
...die anders aussehen als Mama und Papa. Quelle: youtube Screenshots Stuttgart, Köln CDS
Es geht den Exhibitionisten offensichtlich gar nicht schnell genug, auch die Allerkleinsten und Wehrlosesten zu verschrecken, und wenn dass im Einverständnis mit den Eltern geschieht, wird der Lustgewinn entsprechend noch höher sein. Stolzenbach beobachtet, wie der gerade mal fünfjähige Nick vor den “Menschen in Tiermasken, deren Körper in schwarzen, hautengen Latexanzügen stecken”, verschreckt “zurückweicht“. Aber es muss sein, denn das Erziehungsziel lautet: Gesellschaftliche Akzeptanz von Exhibitionisten, pardon, hier: Lesben, Schwulen, Transgenders, Fetischisten, Verqueren, Gestreiften, Menschen in Tiermasken und ohne Tiermasken, mit und ohne usw.
Da kann Aufklärung elterlich begleitet und pädagogisch verkleidet auch gerne mal schockartig verlaufen. “Rechtliche Gleichstellung und gesellschaftliche Akzeptanz plus Respekt” können nicht früh genug exoerziert werden. Das macht Mami Iris Köhler vor, (Name hoffentlich von der Redaktion geändert!) die mit drei Kindern, das jüngste zwei Jahre alt!, auf dem CDS ihre Kinder aufklärt. Auf die Frage “Warum machen die das“? scheint die Mutter keine rechte Antwort zu finden, jedenfalls ist sie Kathy Stolzenbach entgangen.
Dabei wäre es doch so einfach: Beim Anblick eines latexgelackten Typen, dessen Hose hinten ein Dekolleté hat, fragt die Zweijährige: “Mami, warum hat der Mann denn da eine offene Hose”? Mutter einfühlsam nach dem Muster von Rotkäppchen und der böse liebe Wolf: “Das macht der Mann, um sein Popoloch anzubieten, damit man ihn besser fic…”, aber nein, das wäre für eine Zweijährige wohl doch zu starker Tobak.
Daher ein zweiter Versuch: “Das macht der Mann, weil er immer ganz viel Bauchweh hat und deswegen so viel pupsen muss, damit nicht alles in die Hos geht, hat er sich gleich die Hose hinten aufgeschnitten, dann kann die Stinkeluft besser abziehen”. Das Kleinkind nickt verständnisvoll: “Ach so.” Sehen Sie: Es geht doch mit Respekt und Akzeptanz, man muss halt nur die richtigen, kindgerechten Worte finden!
Ja, Kinder sollten langsam darauf vorbereitet werden, dass es da draußen noch andere Wesen gibt, nicht nur gute, auch böse, schöne und häßliche, aber auch gefährliche, nicht nur geduldige wie Mami und Papi. Aber dafür waren ja die traditionellen Märchen da, die von bösen Hexen, Zwergen, Feen und Zaubereren berichten, jedoch die Schwachen immer zum Schluss als Sieger hervorgehen lassen und die zarten Seelen so in ihrem Glauben an die Macht des Guten und Gerechten bestärken.
Beim CDS in Köln und anderswo darf man jedoch schon Zweijährige, im Generalanzeiger groß aufgemacht, beispielheischend auf dem Altar der Fetischisten opfern. Und Kinder belügen: “Dennoch ist es Sabrina Roth wichtig [Name hoffentlich von der Redaktion geändert!], dass die fast Vierjährige beim CSD dabei ist. Denn: ‘Martha ist ein Regenbogenkind. [Achtung, =früher für "hochbegabt", jetzt neue Bedeutung!] Sie hat drei Eltern: Meine Partnerin und mich sowie ihren leiblichen Papa, der mit einem Mann zusammenlebt”, sagt Roth. “Ich habe Martha kindgerecht erklärt, warum wir heute hier sind: Dass wir zusammen feiern, uns aber auch dagegen wehren müssen, wenn uns andere ungerecht behandeln”, sagt Sabrina Roth. “Schließlich muss ich sie auf mögliche Diskriminierungen vorbereiten.”
Wer schützt diese Vierjährige? Wer sagt ihr, dass sie selbstverständlich nur zwei Eltern hat, und dass sie in einer sehr gängigen Situation lebt: Ihre beiden Eltern haben, wie Tausende von anderen, jeweils neue Lebenspartner. Niemand würde sie deswegen diskieren, dimieren, diskrimieren, das Wort ist schon schwer für eine Vierjährige!
Der Christopher Street Day ist die traurigste Veranstaltung der Welt: Auch Hunderttausende von Claqueuren und Voyeuren, wie die drögen Narren der Köln-Düsseldorfer Schiffahrtsgesellschaft und die devoten Jecken vom 1. FC Köln, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Teilnehmer mit ihren grell bemalten, mühsam hochgezurrten Rundungen und Ritzen auf den falschen Gaul setzen, der zuverlässig immer verliert, wenn am Ende auch sie durch das große Tor reiten müssen.
Beiträge zu Alfred Adler und Friedrich Liebling
- Friedrich Liebling: Geleitwort zum Buch Grosse Pädagogen
- 150. Geburtstag von Alfred Adler: Das Psychologie-Genie
- Alfred Adler – Das Gemeinschaftsgefühl: Entstehung und Bedeutung für die menschliche Entwicklung
- Alfred Adler – Aus der Nähe porträtiert
- Alfred Adler Panorama: Eine Würdigung des grossen Psychologen und Begründer der Individualpsychologie
- Alfred Adler und die Individualpsychologie
- Alfred Adler und die pädagogische Revolution
- Alfred Adler: Die andere Seite - Eine massenpsychologische Studie über die Schuld des Volkes
- Alfred Adler: Die Angst
- Alfred Adler: Understanding Human Nature - Menschenkenntnis (1927)
- Alfred Adlers Persönlichkeitstheorie kurz erklärt
- Alfred Adlers psychagogisches Wirken, am Beispiel eines Schulversagers einfach erklärt
- Auszug aus «Gestalten um Alfred Adler - Pioniere der Individualpsychologie»
- Auszüge aus Alfred Adler-Panorama und weitere Beiträge
- Bhadrakumar: Ein Jahrestag, den der Westen lieber vergessen würde
- Der Einfluss der verwöhnenden und verzärtelnden Erziehung auf die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit
- Der Mensch im Lichte der modernen Psychologie
- Die Bedeutung des psychologischen Beratungsgespräches zur Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen
- Die Familie als Schule des Lebens
- Die Kopernikanische Wende und ihre Bedeutung für die Psychologie
- Flieg wie ein Adler, Darya Dugina / Fly Like An Eagle, Darya Dugina !
- Friedrich Lieblings Schule im Winter auf Gran Canaria - Eine Reportage
- Revolutionäre Wandlungen im psychiatrischen Denken der Gegenwart
- Schlaglicht auf den toten Winkel
- Schulzeugnis und Versagen in der Schule
- Soziale Psychologie
- Wie und mit wem können wir die Gesellschaft umgestalten?
- Zum 150. Geburtstag Alfred Adlers: die große Biographie des Erfinders der Individualpsychologie
- Zur Bedeutung Alfred Adlers
Weitere Beiträge in dieser Kategorie
- «Einsamkeit ist eine Epidemie»
- Das Jungfernhäutchen: Ein Mythos lebt weiter
- Der Minister, der nicht sprechen wollte
- «Wenn ich nur dieses eine Buch geschrieben hätte …»
- «Ein Krippenbesuch ist erst im Alter von 2 bis 3 Jahren ideal»
- Im Dschungel des Internets
- Wilhelmine von Hillerns Roman «Geier-Wally»
- Kinder brauchen Urvertrauen
- 150. Geburtstag von Alfred Adler: Das Psychologie-Genie
- Alfred Adler und die pädagogische Revolution
- Du sollst Dein Kind nicht loben
- Warum ADHS keine Krankheit ist – Eine Streitschrift
- Wir ermutigen Eltern, bis zur achten Klasse mit dem Smartphone zu warten
- Schulzeugnis und Versagen in der Schule
- Erziehung zur Medienkompetenz
- Über die Bedeutung der Erziehung
- Die «Tablet»-Familie
- Lehrer gehen juristisch gegen filmende Schüler vor
- Was sind Rabeneltern?
- «Hört auf, die Kinder zu loben»
- Den Kindern den Weg ins Leben zeigen
- Kinder und Jugendliche stark für den Umgang mit Medien machen
- Säuglinge in Kinderkrippen – Ein interessanter Briefwechsel mit einer Mutter
- Die seelische Entwicklung unserer Kinder und das audiovisuelle Angebot