Der Konflikt in der Ukraine muss in seinem Zusammenhang gesehen werden
Der Konflikt in der Ukraine muss in seinem Zusammenhang gesehen werden
Wer in das Jahr 1952 zurückblickt, wird besser begreifen.
Jan Myrdal, 18. März 2014
Die kriegslüsterne Führung der Vereinigten Staaten wollte die Sowjetunion zerschlagen. Schwedens offizielle Allianz-Freiheit war Lüge. Erlander war verantwortlich, dass Schweden insgeheim und bewusst entgegen dem Grundgesetz und den Gesetzen (durch den jetzt heilig gesprochenen Dag Hammarskjöld) sich an COCOM beteiligte, die organisierte Kriegsführung gegen die Sowjetunion. Schweden hatte bewaffnete Diversanten im Baltikum an Land gesetzt (dass der KGB sie "umdrehte", ohne dass die schwedischen Militärs es merkten, bezeichnet lediglich das Krähwinkel-Niveau der schwedischen Generäle).
Als die elektronische Flugaufklärung der USA gegen die sowjetischen Radarstationen aufhören mussten, als die Sowjets deren Flugzeug in der südlichen Ostsee abschossen, machten zuerst die Briten drei Spionageflüge weit in sowjetisches Territorium hinein (was dazu führte, dass Verantwortliche des sowjetischen Grenzschutzes entlassen wurden und dass die sowjetische militärische Bereitschaft gegen Luftraumverletzungen verschärft wurden) und danach befahlen die USA durch Englands RAF der gehorsamen schwedischen Luftwaffe, die Aufgabe zu übernehmen. Schweden erhielt den Auftrag, die technisch neuen (Hochfrequenzbereiche) sowjetischen Radarstationen zu lokalisieren, damit die NATO sie schnell ausradieren könnten bei einem kommenden westlichen Angriff. Die DC3 der schwedischen Luftwaffe wurden über Großbritannien mit der neuesten Technologie der Vereinigten Staaten ausgerüstet. Danach führte Schweden – hören heißt gehorchen – den selbstmörderischen Auftrag aus, der ihm von Großbritannien/USA befohlen worden war.
Die Vereinigten Staaten führten bereits einen Volksmordkrieg in Korea. Sie experimentierten dort mit biologischer Kriegführung in großem Umfang in Nachfolge Japans. Das wurde offiziell von den USA geleugnet. Mein Freund und Kamerad seit mehr als 60 Jahren, Stephen Endicott war 1998 Mitautor der bisher besten Untersuchung dieses Kriegsverbrechens: 'Stephen Endicott & Edward Hagermann The United States and Biological Warfare: Secrets from the Early Coldwar and Korea'
( Indiana University Press, 1998, ISBN 0-253-33472-1).
Der von den USA geplante Atombombenangriff auf China wurde von Präsident nach u. a. Indiens Eingriff gestoppt. (Und durch die Einsicht, dass nicht nur Shanghai und Moskau sondern auch New York und Washington durch den Schornstein gehen würden.)
Aber die USA fuhren fort, für die endgültige Schlacht zu planen. Und da wurde der sehr breite Stockhomsappell durchgeführt. Gleichzeitig hat die gesamte damalige 'Linke' eine breite internationale sachliche Informationskampagne betrieben. Die Massmobilisierung (und nicht zu vergessen, dass die Sowjetunion zuerst und danach China ihre ersten Atombomben testeten) verhinderte den Krieg und rettete für uns den Frieden.
In Schweden lief gleichzeitig eine beinahe totale Kampagne in den Medien und von Rednerpulten vom Stapel sowohl gegen die Sowjetunion als auch gegen Kommunisten und andere, die zu zeigen versuchten, was uns drohte. Zum Teil arbeitete diese staatliche Kampagne mit bewusst falschen Prozessen, wo sowohl die Ankläger als auch die Richter logen und die Zeugen Meineide auf Teufel komm raus schworen. (Lest die Clarté von damals; wir machten eine Sondernummer über den sogenannten Enbomsprozess. Nun ist es eindeutig belegt, dass wir Recht hatten und Staat und Medien damals logen.)
Dagens Nyheter verlangte das Verbot der Partei. Die Frage stand auf der Kippe, ob die Kommunisten eingesperrt werden sollten.
Die Sowjetunion war sich voll bewusst (Wennerström u. a.), was das schwedische Militär trieb und auch des totalen Falschspiels der Regierung mit der Allianzfreiheit (COCOM war ja inte unbekannt in Moskau; Schweden brach sein dokumentiertes Abkommen mit der Sowjetunion und machte mit). Und da setzte die SU gegen Schwedens gehorsame Kriegspolitik ein Zeichen. Zuerst schoss sie die DC3 ab, die am westlichen Krieg teilnahm und das Catalina Flugzeug, das nach dem Wrack suchte. Damit zeigte die SU deutlich, dass, falls die schwedische Regierung mit ihrer provokativen Kriegspolitik fortfahren sollte, es Schweden als Staat und Nation schwer treffen würde. Das führte dazu, dass die Regierung langsam nüchtern wurde.
Es gibt Ähnlichkeiten mit der heutigen Lage. Die Vereingten Staaten versuchen trotz ihres Niedergangs und trotz ihrer zunehmenden Schulden und inneren Widersprüche desperat, einerseits ihre Machtposition, die sie hat, zu behalten und andererseits strebt sie nach der Weltherrschaft. Man braucht sich nur solche Beispiele wie ihre Kriege im Irak und Afghanistan und ihren Krieg jetzt in Syrien durch Stellvertreter anzusehen. Und in Europa nach der Implosion der Sowjetunion schieben die USA ihre Militärbasen methodisch weiter vor. Gleichzeitig trägt sie mit besten Kräften zur Auflösung Jugoslawiens bei (und baut ihre größte Militärbasis genau in dem Kosovo, das man glücklich losgerissen hatte). Dies alles unter großem Geschrei von Menschenrechten und Demokratie. (Dass die Vereinigten Staaten selbst in formellem Sinne weder eine bürgerliche noch ein bürgerlicher Rechtsstaat sind, sollten alle, die etwas über Staatsrecht wissen, einsehen.)
Aber der Krieg, nachdem sie jetzt streben, ist nicht wie in 50-er und 60-er Jahren ein totaler Kernwaffenkrieg. Was sie jetzt verstanden haben, ist das, was wir damals versuchten klarzustellen. Ein Atomkrieg endet mit allgemeiner Vernichtung. Da würden auch die USA zu einer Mond-Landschaft werden. Stattdessen arbeitet die USA jetzt vorsichtig mit konventionellen Kriegen und das gerne durch Stellvertreter.
Hinzu kommt, dass der größte Teil des westlichen, südlichen und sogar östlichen Europa jetzt in die EU zwangsintegriert wird, die sich immer mehr als ein Uppdating der Kriegsziel ist, die der deutsche Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg am 9. September 1914 formulierte, als man glaubte, dass der Schlieffenplan glücken würde und Frankreich in einem Blitzkrieg besiegt werden könnte.
"4: Um durch gemeinsame Zollabkommen zur Errichtung eines mitteleuropäischen ökonomischen Zusammenschlusses zu kommen, in den Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Österreich-Ungar, Polen und eventuell Italien, Schweden und Norwegen eingehen würden. Dieses Bündnis, ohne gemeinsame konstitutionelle Führung und der äußeren Gleichberechtigung der Teilnehmer, aber in Wirklichkeit unter deutscher Führung, muss die Oberhoheit Deutschlands in Mitteleuropa sichern."
Am Tag nach dieser Formulierung schwang der Krieg in die andere Richtung. Beim "Wunder an der Marne" siegte Frankreich – und das kaiserliche Deutschland hatte in Wirklichkeit den Krieg verloren, so wie das Dritte Reich 27 Jahre später seinen Blitzkrieg und damit in der Verlängerung seinen Krieg im Dezember 1941 vor Moskau verlor.
Was jetzt 2014 eintrifft, ist, dass die EU, von Deutschland nach Bethmann-Hollwegs Richtlinien organisiertm, sowohl eine eigene Linie vertritt und als Knecht der Vereinigten Staaten auftritt. Als eigener Akteur ist die EU nun zusammen mit den USA militärisch bis zur innersten Grenze Russlands vorgedrungen. Nach außen trompeten alle Medien der EU und der USA von Menschenrechten und Demokratie, aber in Wirklichkeit arbeitet man in der Ukraine staatlich und militärisch genau wie in Syrien mit Faschisten und Terroristen jeder Couleur zusammen. Man ist ganz darauf eingestellt, Staatsbildungen zu zerschlagen und ein lange bestehendes Chaos wie in Irak oder Bosnien zu schaffen, wenn nur die militärischen Positionen vorwärts geschoben werden können.
In dieser Lage hat Russland, das kein sozialistischer Staat mehr ist sondern entsprechend des klassischen Machtbalance-Systems agiert, kraftvoll den Vereinigten Staaten und der EU bedeutet, dass jetzt die Grenze erreicht ist, wo Russland, um nicht wie Jugoslawien oder Irak aufgelöst und vernichtet zu werden, bereit ist, sich militärisch zu verteidigen. Wenn die USA und die EU das Spiel weitertreiben, kommt es zu einem neuen Krieg, einem größeren Krieg in Europa. Mit aller Wahrscheinlichkeit kein Atomkrieg (außer vielleicht mit kleineren taktischen Atomwaffen). Aber ein Krieg, der das Niveau der beiden vergangenen Weltkriege in Europa erreicht. Ein Krieg, nach dem zumindest Deutschland – wie Karthago, worauf Brecht verwies – vermutlich zu einem verwüsteten Ödland wird wie die Großmächte der Antike jetzt in Zentralasien.
Dass unsere sogenannten bürgerlichen Politiker ohne Einsicht und Vernunft handeln, sollten wir aus der Geschichte gelernt haben. Solch unverbesserlich dumme Politiker wie diese, wäre für mich schwer, als glaubwürdige dramatische oder literarische Figuren zu gestalten. Staatsführende Kretins ist noch zu mild ausgedrückt. Und um solche gierigen (auf ihre Posten und Löhne und Interessen) Figuren zu finden wie die sozialdemokratischen Politiker in Deutschland 1914 – oder die schwedischen, was die Kolonialkriege in Afghanistan oder Libyen angeht – würde einen Dante erfordern. Er, der seine zeitgenössischen Figuren in die Hölle versetzte. Jemanden wie Per Albin Hansson, der bewusst und geschickt das Land aus dem kommenden Krieg heraushalten konnte, sehe ich nicht in Schweden heute. Irgendeine wahre traditionskonservative Stimme (wie Marine Le Pen in Frankreich, Rodney Atkinson in Großbritannien und Henry Kissinger in den USA) findet man auch nicht in Schweden. Und die Linke döst nur vor sich hin.
Wenn es Russland jetzt nicht glücken sollte, die EU und die USA abzuschrecken und sich zurückzuziehen, wie wir mit der damals existierenden internationalen Linken (und der bitteren Erkenntnis der USA, dass Moskau auch die Atombome hatte) es schafften, die Kriegsgefahr 1952 abzuwehren, dann sind unsere individuellen Chancen zu überleben in den nächsten Jahren sehr gering.
Für mich – mit 87 – spielt das in meinem Leben keine große Rolle. Ich habe nicht mehr viel Zeit vor mir. Aber meine Kinder, Kindeskinder und Kindeskindeskinder haben alle Chancen, wegen dieser kollektiven Dummheit einen vorzeitigen und qualvollen Tod zu sterben.
Dank an Wolf Gauer
Aus dem Schwedischen: Einar Schlereth
Quelle:
http://einarschlereth.blogspot.se/2014/03/jan-myrdal-der-konflikt-in-der-ukraine.html
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