Als erstes wurde der Donezker Flughafen (DOK) zerstört und damit der Flugverkehr unserer Region ruiniert. Der Airport ging 1933 in Betrieb und musste am 27. Mai 2014 infolge der Kriegshandlungen im Donbass seinen Betrieb einstellen. Noch im Jahre 2011 war im Rahmen der Vorbereitung auf die Fußball-Europameisterschaft „Euro 2012“ mit dem Bau eines neuen Flughafens begonnen worden, der insgesamt 875 Millionen Dollar kostete. Am 26. Juli 2011 wurde eine neue Flugpiste (4000 Meter lang und 75 Meter breit) und am 14. Mai 2012 ein neues siebenstöckiges Terminal eröffnet. Anfang März 2014 aber drangen bewaffnete ukrainische Neonazis der in Russland verbotenen Organisation „Prawyj Sektor“ („Rechter Sektor“) nach der Landung eines Flugzeugs in das Cockpit ein und untersagten den Piloten, die Maschine zu verlassen. Es dauerte eine Woche lang, damals, kurz vor dem Referendum auf der Krim 2014, dann verliessen die Terroristen den Flughafen. Solche unerwartete und unmenschliche Maßnahmen hatten die Stilllegung des Flugverkehrs zur Folge, von den wirtschaftlichen Verlusten ganz zu schweigen.   – Wenn man zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme des neuen Flughafens 2012 gewusst hätte, was mit dem nagelneu errichteten Flughafengelände zwei Jahre später passieren würde …! Seit 2015 ist das ganze Gelände des Donezker Flughafens durch ukrainische Beschießungen komplett zerstört.

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2012: Der neue Flughafen von Donezk

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und nach seiner Zerstörung im Jahr 2015

{Und hier zu einem Video zum Flughafen DOK, nach der Eröffnung und nach der Zerstörung, hier anklicken.)

Die Donezker Eisenbahn, die 1870 als Teil der damaligen Kursk-Charkow-Asow-Magistrale, 332 „Wersten“ lang (altes russisches Längenmass, 1,067 km), erbaut wurde, hatte große Bedeutung für die Wirtschaft im Donbass und dessen Hauptstadt Donezk (damals „Jusowka“, weil sie 1869 von John Hus gegründet wurde). Denn mit dem Bau der Eisenbahn wurden die Voraussetzungen für die Errichtung von Hoch- und Stahlöfen sowie zahlreicher Werke und Betriebe geschaffen. Aber, wie der Flugverkehr, wurde 2014 auch der Zugverkehr infolge der Kriegshandlungen zum Stillstand gebracht. Allerdings ging er bereits 2016 auf neuen Eisenbahnstrecken wieder in Betrieb   – ohne Verbindung zur Ukraine, die immer wieder Geschosse, Splitter, Diversionsgruppen schickt. Heute gibt es außer den Vorortszügen („Elektritschka“) auch eine Eisenbahnverbindung mit Lugansk und Uspenka, von wo aus man direkt nach Russland fahren kann.

Stimme 7 3Die Donezker Die Donezker Kindereisenbahn

Im System der Donezker Eisenbahnen nimmt einen besonderen Platz die Kindereisenbahn ein, die am 24. November 1936 (damals hieß unsere Stadt „Stalino“) eröffnet wurde. Nach dem Großen Vaterländischen Krieg (dem Zweiten Weltkrieg, Red.) wurde sie am 19. Mai 1972 feierlich wiedereröffnet. Ihre Gesamtlänge beträgt zur Zeit 2,1 Kilometer, früher waren es 2,9 km. Die Züge pendeln zwischen zwei Stationen: der „Pionerskaja“ und der „Schachtjorskaja“. Früher gab es noch die dritte Station „Pobeda“.

In der Stadt Donezk werden seit 2014 alle Verkehrsmittel sowie viele Haltestellen, wo Bürger auf die Busse, Trolleybusse oder Straßenbahnen warten, um an die Arbeit, zum Studium oder ins Krankenhaus oder auf den Markt zu fahren, gezielt von den ukrainischen Streitkräften beschossen. Hier die tragischsten Ereignisse, während der letzten acht Kriegsjahre:

Stimme 7 4Haltestelle „Uliza Poligrafitscheskaja“ im Kiewer Bezirk nach dem Beschuss der ukrainischen Streitkräfte mit einem Mehrfachraketengewehr am 01. Oktober 2014. Im Vordergrund rechts unten das Geschoss, das so viele Opfer und Schäden verursachte.

Am 1. Oktober 2014 gegen 10 Uhr   – damals der Erste Schultag, der wegen der Kriegshandlungen für einen Monat verschoben worden war   –, wurde im Kiewer Bezirk die Haltestelle „Uliza Poligrafitscheskaja“ hart beschossen. Das erste Geschoss traf den Marschroutka-Bus № 17 auf dem Weg ins Stadtzentrum, wobei sechs Personen getötet und 23 Personen verletzt wurden. Ein zweites Geschoss traf die Schule № 57 und tötete einen Lehrer, der die Schüler rettete, indem er ihnen bei der Evakuierung half und es selbst nicht schaffte, sich rechtzeitig zu verstecken. 

 

Am 13. Januar 2015 wurde am Blockposten bei der damals ukrainischen Stadt Wolnowacha der Bus von Donezk nach Mariupol von der Ukraine knallhart beschossen. Die meisten Fahrgäste waren Rentner und Rentnerinnen, die in der Ukraine ihre Renten beantragen und beziehen wollten. Zwölf von ihnen wurden getötet, zehn verletzt. Selbstverständlich streitet die ukrainische Seite jede Schuld ab …

Stimme 7 5Der am 13. Januar 2015 von der Ukraine bei Wolnowache beschossene Bus „Donezk   – Mariupol“

Im Leniner Bezirk wurden am 22. Januar 2015 gegen 8.35 Uhr der Trolleybus № 17 an der Haltestelle „Bosse“, ein dicht daneben stehendes Auto, die dahinter gelegenen Gebäude, die Schaufenster der Geschäfte sowie die Straßenbahn № 3 unweit der Endhaltestelle „Dongormasch“ ebenfalls blutig beschossen. Das traurige Ergebnis: 13 Tote und 20 Verletzte. Genau dieser Tag ist in der Ukraine ein kirchlicher Feiertag („Den‘ Sobornosti“)   – der Tag, an dem 1919 die Wiedervereinigung der Ukrainischen Volksrepublik mit der Westukrainischen Volksrepublik proklamiert wurde. Auf eine solch schreckliche Weise wurde er jetzt gekennzeichnet! Ein Jahr später fand am Gedenktag eine Trauerfeier statt, bei der die Stadtbewohner das Andenken der Opfer würdigten. Es wurden Trauergedichte vorgetragen und ein Denkmal für die Verstorbenen enthüllt. Das damalige Oberhaupt der DVR, Sergej Sachartschenko, hielt eine Rede und verurteile die Schuldigen.

Im Kujbyschewer Bezirk wurde am 30. Januar 2015 gegen 12.50 Uhr infolge eines Artilleriebeschusses der Trolleybus № 14 an der Haltestelle „Trudowye Reservy“ am Prospekt Matrossowa und das Kulturhaus „V.W. Kujbyschew“ getroffen, wo die Stadtbewohner humanitäre Hilfe bekamen. Es wurde über fünf Opfer berichtet …

Stimme 7 6Der von ukrainischen Soldaten am 30.Januar 2015 beschossene Trolleybus № 14 an der Haltestelle „Trudowye Reservy“

Im Woroschilower Bezirk traf am 11. Februar 2015 das Geschoss des Mehrfachraketengeschützes vom Typ „Grad“ der ukrainischen Streitkräfte mit Hilfe einer Diversions- und Spionagegruppe die Autostation „Zentr“ (auch „Jama“ genannt)   – eine der größten der Stadt   – und beschädigte zwei Marschroutka-Busse, das nahegelegene Pförtnerhaus des Donezker Metallurgischen Werkes, ein Auto sowie ein Supermarktgebäude. Auch hier wurde über vier Tote und fünf Verletzte infolge dieses Ereignisses berichtet …

Es heißt zwar, man könne nicht zweimal in denselben Fluss steigen, aber das stimmt nicht. Jedenfalls nicht bei uns in Donezk: Dieselbe traurig bekannte Autostation „Zentr“ wurde am 14. Juni 2022 wieder, diesmal mit einer schweren 155mm-Haubitze   – ein Geschenk für die Ukraine aus Europa   –, von der ukrainischen Stadt Kurachowo aus hart beschossen. Leider gibt es dabei wieder zwei Tote, darunter der Fahrer des Marschroutka-Busses № 85, und vier Verletzte, darunter eine 17-jährige junge Frau mit einer schweren Beinverletzung … Der Fahrer eines anderen Marschroutka-Busses № 85 saß gerade am Steuer, als der harte Beschuss begann. Zum Glück verlor der Mann nicht den Überblick und es gelang ihm dank seiner Professionalität, alle Fahrgäste ohne Kratzer, geschweige Verletzungen, zu retten!

Im Kiewer Bezirk wurde am 6. August 2022 der Bus № 19 an der Kreuzung vom Kiewskij Prospekt und Partisanskij Prospekt mit dem ukrainischen Mehrfachraketengeschütz vom Typ „Grad“ blutig beschossen. Wieder gab es Opfer: Drei Personen wurden getötet, fünf verletzt…

Normalerweise wird bei Beschüssen der Verkehr sicherheitshalber gestoppt, um eventuelle Opfer, Leitungsbrüche sowie andere Beschädigungen zu vermeiden. Leider war genau das vorgestern, am 23. August 2022 im Donezker Stadtzentrum, im Woroschilower Berzirk, gerade nicht der Fall: Getroffen wurden unter anderem das Verwaltungsgebäude des Oberhaupts unserer Republik, Denis Puschilin, verschiedene Wohnhäuser, die Hauptlinie der Trolleybusse № 2 und das Hotel „Central“ in der Hauptstraße von Donezk.

Der bislang letzte Beschuss geschah vorgestern, am 24. August 2022, ausgerechnet am Tag der Unabhängigkeit der Ukraine, im Kirower Bezirk, wo das grösste Einkaufszentrum in Donezk „Galaktika“ auf perfide Weise von den ukrainischen Soldaten beschossen wurde. Das war offenbar ihre perverse Art, ihren Feiertag zu feiern. Eigentlich sollte bei uns in diesem Zentrum der „Schulmarkt“ eröffnet werden, wo   – wie es schon vor dem Schuljahrsbeginn Tradition geworden ist   – viele benötigte Schulsachen zu ermäßigtem Preis verkauft werden. Glücklicherweise gab es diesmal keine Opfer, nur starker Brand war die Folge. Selbstverständlich wurden dort alle öffentlichen Verkehsmittel gestoppt.

An den beschussfreien Tagen sind die Mitarbeiter des Verkehrsministeriums mit der notfallmässigen Wiederherstellung von beschädigten Wegen auf den befreiten Gebieten beschäftigt. Es werden Ausbesserungsarbeiten im Süden der Donezker Volksrepublik durchgeführt sowie Reparaturen von zerstörten Brücken.

Der Beschuss verschiedener Verkehrsmittel durch die ukrainische Seite am Vorabend oder auch am Tag vieler Feste und an Feiertagen   – egal, ob religiöse oder weltliche, immer jedoch an für uns oder für die Ukraine wichtigen Tagen   – ist bei uns leider schon zu einer perfiden Tradition geworden … 

Anmerkung der Redaktion Globalbridge.ch: Unsere Berichterstatterin Elena Malinowa liefert immer mehr Fotos und mehr Verlinkungen auf Videos aus der Stadt Donezk, als wir hier wiedergeben. Sie möchte damit zeigen, dass die von ihr erwähnten Ereignisse auch tatsächlich so stattgefunden haben. Um ihre Berichte nicht zu lang und zu schwer werden zu lassen, erlauben wir uns jeweils, das eine oder andere Bild oder auch das eine oder andere russischsprachige Video hier wegzulassen. Wir selber stehen mit Elena Malinowa ja in direktem Kontakt, obwohl auch das technisch nicht immer einfach ist, und wir bürgen für die Wahrhaftigkeit ihrer Berichte.

Quelle: https://globalbridge.ch/die-stimme-aus-dem-donbass-vii-verkehrswege-im-visier-der-ukrainischen-soldaten/
Mit freundlicher Genehmigung von GlobalBridge. Besonderer Dank an Christian Müller.