Zum Problem der Mediatisierung von Kindheit
Auf der Tagung „Werteerziehung – Lebenserfolg – audiovisuelle Medien. Zum Problem der Mediatisierung von Kindheit“, die vom 19. bis 20. Oktober 2009 in Berlin stattfand und von „Sichtwechsel e.V. für gewaltfreie Medien“ organisiert worden ist, wurde über das Problem der Mediatisierung von Kindheit interdisziplinär diskutiert.
Die wissenschaftlich relevanten Forschungsergebnisse haben deutlich gemacht: In Bezug auf das audiovisuelle Medienangebot in Deutschland muss dringend gehandelt werden, wenn man der Verantwortung gegenüber den Heranwachsenden gerecht werden will.
Die Geschichte der Menschheit kennt die Macht der audiovisuellen Medien noch wenig, denn diese ist in ihrer Totalität, die wir heute erleben, neu, und die Gesellschaft sollte sich ihrer Gefahren bewusst werden – wie jener Gefahren, die aus den Erfindungen der Atomphysik und der Gentechnologie hervorgehen.
Was gemäß Art. 14 Abs. 2 GG für das Eigentum und den Gebrauch der mit dem Eigentum verbundenen Verfügungsmacht gilt, trifft analog auch für die Eigentümer der Medien und den Gebrauch der Medienmacht zu: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“
Es geht um die Entwicklung junger Menschen zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten, es geht um die Würde des Menschen, die zu achten und zu schützen Verpflichtung aller staatlichen Gewalt ist (Art. 1 Abs. 1 GG). Diese Würde wird verletzt, wo immer Menschen oder menschenähnliche Wesen in Filmen, Spielen usw. als Opfer von Demütigung und grausamer Gewalt vorgeführt werden und solche Handlungen eingeübt werden. Winnenden, Ansbach, München-Solln 2009 ermahnen uns zum Handeln auch in diesem Bereich, um die Heranwachsenden, ihre Sinnfindung im Leben und ihre ethisch –sittliche und soziale Entwicklung nicht zu gefährden.
Wir wissen aus der Psychologie, dass die Persönlichkeit eines Menschen entscheidend durch Erziehung und Erfahrungen in der frühen und frühesten Kindheit geprägt wird. Der Mensch als geistiges und soziales Wesen braucht für sein Leben Werteorientierung und Sinnbezug sowie die Fähigkeit zum Mitgefühl und die Einübung von prosozialem Verhalten. Für viele Kinder und Jugendliche sind allerdings die audiovisuellen Medien der entscheidende Sozialisationsfaktor – oft stärker als der Eltern- und Schuleinfluss.
Mediengewalt erzeugt Gewalt in Einstellungen und Verhalten. Die Ergebnisse der Längsschnittuntersuchungen zur Wirkung medialer Gewalt machen es zwingend notwendig, wirkungsvolle Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche zu ergreifen.
Solange keine effektiven politischen Maßnahmen ergriffen werden, bilden die psychischen und sozialen Schäden durch den Konsum von Mediengewalt bei vielen Kindern und Jugendlichen eine hohe Gefahr für die Gesellschaft. Die langfristigen gesamtgesellschaftlichen Kosten, die sie verursachen, übertreffen um ein Vielfaches die jetzigen Gewinne der Medienindustrie.
Die Tagung wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt.
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