Beendet den Wahnsinn - eine Einladung zur Debatte über den Film
Olaf Scholz im Time Magazine: "Man darf das Volk nicht zu ernst nehmen". Das ist das Problem!
Leserzuschriften zum Film werden hier publiziert:
«Lieber Willy,
es stimmt, die Schlusspassage dieses beachtlichen Beitrags der Friedensfreunde wirkt zunächst verstörend. Betrachter, die nicht sofort erkennen, dass die Sequenz aus der ARD-Monitor-Sendung stammt und damit das Siegel der typischen antirussischen Hetze des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland trägt, mögen aufs Erste etwas irritiert sein. Dazu trägt, gewollt oder nicht, auch der Filmsprecher am Schluss bei. Man darf aber auch eine ganz andere Wirkung dieses Kontrapunkts zum vorher Gesagten vermuten: Widerspruch. Genau so, wie du ihn in deiner Distanzierung formulierst. Wer sich das Video in Ruhe und mit Verstand angehört / angesehen hat, kann im Grund wegen des Schlussteils keine falschen Schlüsse ziehen. Die Macher dieses recht informativen und mit vielen wenig bekannten historischen Fakten aufwartenden Films haben möglicherweise nicht bedacht, dass ihre Dramaturgie (die Generalaussage gegen Kriegsgewalt von Margot Käßmann am Schluss) als indirekte Bestätigung der hetzerischen MONITOR-Passage aufgenommen werden könnte.
Es ist schade, dass im Diskurs über den Ukraine-Krieg immer wieder und auch noch so erratisch/agitatorisch das Völkerrecht bemüht wird, um Putin als den Schuldigen, den Kriegsverbrecher abzumalen. Das ist eben die Konsequenz der Dauerberieselung mit transatlantischer AgitProp, mit übelster Geschichtsklitterung. Aber gerade weil die von den journalistischen Wasserträgern so aufdringlich verbreitet wird, regt sie zum Nachdenken und zum Widerspruch an. Man darf bei all dem die Einsichtsfähigkeit und Erfahrenheit des Publikums nicht unterschätzen. Es ist durchaus imstande, sich selbst einen guten Vers auf die Propaganda-Arien zu machen.
Fazit: Ich finde es sehr gut, dass dieses Video auf deiner Seniora-Seite angeboten wurde.
Viele Grüße
Volker Bräutigam»
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Lieber Willy,
ich schließe mich der Zuschrift von Volker Bräutigam an. Der Zusammenschnitt von Interviews und Auschnitten aus Veranstaltungen hat mehr Aussagekraft, als der kurze Schluss. Zur Frage des Völkerrechts gebe ich zu bedenken, was wir schon oft erlebt haben: zwei Völkerrechtler, drei Interpretationen. Deswegen schlage ich vor, den russischen Völkerrechtsbruch - wenn er denn einer war - als einen defensiven zu charakterisieren im Unterschied zu den Völkerrechtsbrüchen der USA und deren Vasallen, die stets einen offensiven Charakter hatten, weil sie darauf gerichtet waren, den hegemonialen Einfluss auszudehnen. Nur einige Beispiele: Iran 1953, Chile 1973, Nicaragua 1986, Jugoslawien 1999, Irak 2003, Libyen 2011, Syrien ab 2014, Putsch Ukraine 2014.
Viele Grüße
Jochen Scholz
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Lieber Herr Wahl,
Sie rufen dazu auf, den zu unserer Vernichtung führenden Wahnsinn zu beenden. Gleichzeitig geht Frau Ministerin Baerbock hin, und verleiht dem Wahnsinn eine tödliche Dynamik. Anders kann man ihre Erklärungen anläßlich der G7 und Nato-Treffen in Deutschland in diesen Tagen nicht werten. Das Kriegsziel wurde von ihr ausgegeben. Für den Krieg in der Ukraine zielt der Westen darauf ab, in der Ukraine den Zustand vor dem Putsch 2014 wieder herzustellen. Der Donbass und die Krim sollen wieder Bestandteile der Ukraine werden. Es ist nirgendwo ein Ansatz zu finden, der dazu auf etwas anderes hindeutet als auf einen Krieg gegen Rußland. Dazu sollen die schweren Waffen dienen, die dann - unter dem in dieser Gegend - hinlänglich bekannten Balkenkreuz der deutschen Streitkräfte nach Rußland vorstoßen sollen und deutsche Panzer in Richtung Sewastopol rollen lassen. Die Frage ist unerheblich, ob diejenigen, die an nördlichen Salzwiesen oder im hinlänglich bekannten Berlin solche Beschlüsse fassen, noch hinlänglich bei Trost sind. Es ist der Beschluß, der den großen Krieg in Europa und global billigend in Kauf nimmt.
Das einzige Element, das auf andere Gedanken hinweist, ist mit dem Namen Olaf Scholz in Deutschland verbunden. Herr Scholz muß sich nach seinem Telefonat mit Präsident Putin ständig rechtfertigen, damit Verstand und Vernunft noch eine Chance haben. Der deutsche Bundeskanzler repräsentiert allerdings die durchaus schwindende Resthoffnung im Angesicht der kriegsgestimmten Diplomatengruppen, die sich im Globalzirkus mal da und dort treffen und die Lage von Mal zu Mal schlimmer machen.
Dabei können diejenigen, die die Menschen für den Endsieg wieder einmal frieren und hungern lassen wollen, bei diesen Planungen an das anknüpfen, was der ukrainische Präsident Selenskij vor genau einem Jahr als Parole ausgab. Um der Nato beitreten zu können, sollten Donbass und Krim in Übereinstimmung mit den Aufnahmeregeln des Nato-Vertrages „heim in die Ukraine“ gebracht werden. Das ukrainische Angriffs-Trommelfeuer auf den leidgeprüften Donbass ab dem 16. Februar 2022 war das Signal, diesen Plan umzusetzen und den langgehegten amerikanischen Traum zu verwirklichen, den Prozeß in Gang zu setzen, der auf amerikanische Kontrolle über Rußland und seine Bodenschätze abzielt.
Etwas ähnliches hatte offensichtlich die amerikanische Unterstaatssekretärin Nuland Anfang Oktober 2021 bei einem Besuch in Moskau der russischen Regierung vorgeschlagen. Man hatte ihr die kalte Schulter gezeigt. Frau Nuland hätte an die erste amerikanische Invasion Rußlands in den Wirren Rußlands im Bürgerkrieg 1918 und den schmählichen Abzug über Wladiwostok Jahre später denken sollen. Das Resultat heute ist, daß Frau Baerbock offen das Tor zur Hölle aufstößt und uns den Krieg in Aussicht stellt. Wie lange wollen wir uns das gefallen lassen?
Mit einer Veröffentlichung bin ich einverstanden
Willy Wimmer
Parl. Staatssekretär des Bundesministers der Verteidigung a. D.
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Lieber Herr Willy Wahl,
wir kennen uns zwar nicht persönlich, doch Ihren Rundbrief Seniora.org umso besser, den ich (Jg. 1935) stets mit Freude lese und teile. Doch zu Ihrer Debatten-Einladung erlaube ich mir eine Anmerkung. Die Mächtigen hören auf zu herrschen, wenn die Menschen aufhören zu kriechen Das ist der einzige Punkt, der geändert werden muß. Das System muß weg. Und darüber gibt es nichts zu debattieren. Denn: Der Worte sind genug gewechselt, jetzt muß gehandelt werden. Und der Wahnsinn ist nur (schnellstmöglich) mit einem GENERALSTREIK zu beenden. Leider ist das die Achillesverse dieses Gedankens. Doch das ist der einzige Punkt, über den es sich lohnt zu sprechen: Das WIE !!!
Dieser Gedanke beherrscht mich bereits seit langem. Habe ihn auch mehrmals in Umlauf gegeben. Resonanz: Gleich NULL. Hier liegt die Schwachstelle im deutschen Volk. Der streitbare Geist Hoffmann von Fallersleben hat dieses Manko im Charakter der Deutschen einmal sehr treffend auf den Punkt gebracht. Vor ca. 150 Jahren, und es hat sich nichts geändert.
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Walter Rieck
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Lieber Willy Wahl,
hier ist mein Beitrag zur Debatte über den Film.
Die Dramatik der heutigen Situation wird im Film durch die eindrucksvollen Wortbeiträge der Zeitzeugen Klaus von Dohnanyi, Willy Wimmer und Oskar Lafontaine aufgezeigt. Die Frage ist: Schlittern wir Europäer wieder wie „Schlafwandler“ (Christopher Clark) in einen Weltkrieg? Tatsache ist, noch nie seit 1945 war die Gefahr eines dritten (und wahrscheinlich letzten!) Weltkrieges so groß wie heute. Die politischen Reaktionen in Europa und Amerika zeugen von einer lebensgefährlichen Geschichtsvergessenheit. In Deutschland haben die Politiker, die die Schrecken des Krieges und die Not der Nachkriegszeit noch am eigenen Leib erlebt haben, Platz gemacht für eine Generation, die den Krieg nur aus dem Fernseher kennt. Für Leute vom Schlage der kaltschnäuzigen Ukrainebesucher Agnes Strack-Zimmerman, Anton Hofreiter und Michael Roth ist das Wort Krieg zu einer Formel verkommen, die ein Geschehen fernab von Deutschland beschreibt. Das Gefühl, dass das Kriegsinferno blitzschnell unser Land erfassen kann, ist ihnen offensichtlich fremd.
Unter der fatalen Führerschaft der USA überbieten sich die Länder des westlichen Bündnissystems gegenseitig mit Geld- und Waffenlieferungen an die Ukraine. Hauptsache, Russland wird „ruiniert“ (so die deutsche Außenministerin Baerbock) - eine geradezu wahnsinnige Vorstellung. Sie gibt jedoch unmissverständlich Antwort auf die Frage, wessen Interessen der Krieg in der Ukraine wirklich dient. Die USA wollen ihrem erklärten Ziel, die Weltherrschaft zu erlangen, einen Schritt näherkommen. Präsident Biden erbat hierfür vom Kongress 33 Milliarden Dollar, bewilligt wurden ihm sogar 40 Milliarden, natürlich für einen guten Zweck! Und Deutschland marschiert tapfer mit. Über Nacht wurden 100 Milliarden für Aufrüstung locker gemacht, wohlgemerkt zusätzlich zu dem von den USA durchgesetzten „Zwei-Prozent-Ziel“. Ergänzend hierzu: Importstopp für russische Energien „auf Null – und zwar für immer“ (so die Bellizistin Baerbock). Zum Ausgleich macht ihr kongenialer Parteifreund Habeck gesäßtiefe Bücklinge vor katarischen Ölscheichs und ausgewiesenen Demokratieverächtern. Getragen von ihrer krankhaften Russlandfeindschaft erwägen die genannten Personen langfristige Lieferungsverträge für klimaschädliches LNG-Gas aus den USA. Klimaschutz wird dem Ziel der Ruinierung Russlands geopfert. Bedauerlicherweise wird dieser Verrat an immergrünen Grundüberzeugungen vom Wahlvolk großzügig honoriert (siehe heutige Wahl min NRW).
Es scheint, dass die westliche Welt ihren politischen Kompass verloren hat. Machtpolitik geht vor Umwelt und Frieden. Zudem hat die kriegsbegleitende Hysterie mittlerweile absurde Züge angenommen. Aktuelles Beispiel am Rande: Beim gestrigen European Song Contest von 40 Staaten landete der ukrainische Musikbeitrag - wie von Zauberkräften getragen - auf dem Siegerpodest. So unwichtig das Ergebnis auch ist, es ist Indiz für eine medial erzeugte Ukraine-Euphorie der europäischen TV-Anstalten. Die Medien hatten das Possenspiel bereits Tage vorher prognostiziert. All das nährt den Verdacht, dass Selenskyjs Waffenlieferungs-Trommelfeuer das Denkvermögen großer Teile der europäischen Zivilgesellschaft beschädigt hat. Das zeigt sich auch darin, dass die heikle Frage, ab wann die Unterstützung einer Kriegspartei in eine offene Aggression gegen die andere Kriegspartei umschlägt, im öffentlichen Diskurs kaum eine Rolle spielt. Diese Nachlässigkeit ist lebensgefährlich. Sie verwundert vor allem bei Politikern, die nicht müde werden, die Reizbarkeit und hohe Aggressivität von Putin zu betonen. Zur Beruhigung trägt sicher nicht bei, dass Finnland und Schweden nun mit aller Macht in die Nato dränen.
Zur Vermeidung von Missverständnissen: Selbstverständlich darf sich die angegriffene Ukraine mit Vehemenz verteidigen und hierfür auch „schwere Waffen“ von anderen Staaten fordern. Das bedeutet allerdings nicht, dass diese Staaten rechtlich und politisch verpflichtet sind, den Forderungen nachzukommen, zumal dann nicht, wenn die Gefahr eines Nuklearkrieges besteht. Denn bisher war Konsens, dass der Weltfrieden über allem steht.
Damit ist die Frage, wer am Krieg schuld ist, nicht beantwortet. Die Antwort ist auch nicht so einfach, wie uns oft vorgetäuscht wird. Die Frage, wer einen Streit verursacht hat, begleitet uns vom Sandkasten bis ins Altersheim. Erfahrene Streitschlichter wissen, dass nicht unbedingt derjenige der Aggressor ist, der zuerst zur Gewalt gegriffen hat. (Mit)schuld kann auch derjenige sein, der durch sein Verhalten den anderen zur Gewalttat provoziert hat. Leider hilft diese grundsätzliche Erkenntnis nicht, um im aktuellen Streitfall die Schuldfrage zu klären.
Eine Antwort für Konflikte zwischen Staaten findet sich jedoch in der UN-Charta von 1945. Sie formuliert fundamentale Regeln, die zwischen den Völkern gelten. Nach Art. 2 Abs. 4 der Charta haben alle Staaten in ihren internationalen Beziehungen die Androhung oder Anwendung von Gewalt zu unterlassen. Von diesem generellen Gewaltverbot gibt es nur zwei Ausnahmen (Ermächtigung des Weltsicherheitsrates zu „robusten Maßnahmen“, Art. 42; Selbstverteidigung des Angegriffenen, Art. 51). Da die russische Aggression durch keinen der beiden Ausnahmetatbestände gerechtfertigt ist, ist der Krieg – unabhängig von seiner Bezeichnung - völkerrechtswidrig.
Es kann hier dahinstehen, ob die von Russland erhobenen schwerwiegenden Vorwürfe gegen die Ukraine und die Nato begründet sind. Selbst wenn es so wäre, könnte hieraus keine Berechtigung abgeleitet werden, die Ukraine militärisch anzugreifen. Innerstaatliche Vorgänge - wie etwa die Missachtung berechtigter Interessen eines Nachbarstaates - begründen kein Recht zur zwischenstaatlicher Gewaltausübung. Dieses Ergebnis mag unbefriedigend sein, ändert aber nichts an der völkerrechtlichen Bewertung.
Leider verschweigen die Mainstream Medien regelmäßig, dass der Vorwurf des Völkerrechtsbruchs auch für die von den USA und ihren Bündnispartnern geführten Kriege der letzten Jahrzehnte gilt (z. B. in Ex-Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen). Der wesentliche Unterschied zum Ukrainekrieg ist, dass in diesen Fällen niemand in der westlichen Wertegemeinschaft von einem Völkerrechtsverstoß gesprochen hat oder nach dem Internationalen Strafgerichtshof gerufen hat. Beides wäre im Interesse einer gerechten Weltordnung wünschenswert. Es ist auch nicht verständlich, weshalb – anders im Fall Russlands - niemals Sanktionen gegen die USA und ihre Vasallen gefordert, geschweige denn verhängt worden sind. Dieses Messen mit zweierlei Maßstäben hat dem „guten Westen“ in der restlichen Welt künftig viel an Glaubwürdigkeit gekostet.
Peter Vonnahme (Jahrgang 1942) 15. Mai 2022
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