Zum gestrigen Beitrag „Notruf aus dem Klassenzimmer“ erhielten wir einen interessanten Leserbrief, den wir hier veröffentlichen, zusammen mit unserer Antwort.
Leserbrief von Günther Wassenaar zu "Notruf aus dem Klassenzimmer"
Darf ich dazu eine kurze Ergänzung geben? Nach der 5. Klasse hatte ich gute Erfolge in der Schule, die ich vorher als Legasthenie insbesondere in Deutsch nie hatte. Naturwissenschaften dagegen, interessierten mich und ich wurde von einem eher unterdurchschnittliche zu einem guten Schüler. Insbesondere auch in Mathematik waren nun die Abschlußnoten immer "Sehr Gut".
In der 9 . Klasse, während des Wintersports, verletzte sich unser Mathelehrer, der von fast allen Schülern, ob seiner Fähigkeiten, sehr hoch geachtet, ja geliebt wurde. Wir bekamen einen älteren Lehrer, der vorher in der Berufsschule gearbeitet hatte. Gleich zu Beginn, fragte er Formeln ab, so auch die für die Berechnung des Kreisumfangs und von mir kam die Antwort U=d x pi. Seine Antwort "Falsch", die Konstante wird immer zuerst genannt. Das erzeugte meinen Widerstand und ich entgegnete Faktoren können vertauscht werden, also doch richtig! Wir wurden also ein Pärchen, wobei er als Lehrer natürlich am längeren Hebel saß, mit dem Ergebnis, in der 9. war die Abschlußnote in Mathe eine 3, wobei es bei uns nur Noten von 1 bis 5 gab.
Sympathie und Antipathie zwischen Schüler und Lehrer machen also etwa einen Unterschied von 2 Noten aus. Despotischer Unterricht von Lehrerpersonen, von denen man annehmen kann, sie wurden erst mit 40 Jahren geboren, wussten schon ALLES und hatten aus dem Grund schon immer Recht, erzeugen solche Sympathie nie, bei keinem der ihnen ausgelieferten Schüler.
Als ich meine Arbeit in einer geschlossenen Einrichtung für Mädchen in schwierigen Lebenslagen begann, kam mir das wieder in den Sinn. Gleich das erste Mädchen, was mir über den Weg lief, fragte " und was machen Sie hier" und auf meine Antwort LEHRER, kam "Lehrer kann ich nicht leiden". Ihr habe ich geantwortet "Ich auch nicht" und habe das mit den 40jährigen hinzugefügt. Als ich ihr dann sagte, daß auch ich mit solchen Lehrern oft meine Probleme hatte und so nie arbeite, kam " na dann ist es ja gut".
In den zwei Jahren meiner Tätigkeit an dieser Einrichtung, ich habe dort ALLE Fächer unterrichtet, jedoch nur immer in Klassenfrequenzen von 6 Mädchen, hat mich nie eine der Mädchen angegriffen, nie eine beleidigt und nie eine beschimpft, obwohl ich eher hohe Ansprüche an jede gestellt habe. Im Gegenteil, konnte ich ihnen Wahrheiten um die Ohren hauen, die Andere nicht vermitteln konnten. So hate ich in der Pause mal mitbekommen, daß einige zusammenbauen und sich regelrechte Feindseligkeit gegen eines der Mädchen ausmachen. Nach der Pause bin ich in den Raum, viele merkten sofort, daß ich sauer war und ich sprach sie darauf an, daß das wovon ich Zeuge geworden war Mobbing, also eigentlich eine Straftat war. Auch positionierte ich mich in der Art, daß ich dabei IMMER auf der Seite des einzelnen Mädchens stehen würde. Meine Schülerinnen waren sehr nachdenklich.
Günther Wassenaar
Herzliche Grüße
PS: mit einigen der Mädchen, habe ich bis heute noch Kontakt, mittlerweile Ehefrauen und Mütter von ebenso schulpflichtigen Kindern.
Der Kampf für Frieden hat Priorität - gelingt er können ALLE anderen Fragen und Probleme gelöst werden. Gelingt das nicht, kommt es zum großen Knall, wie von USA/NATO-Militärs gewollt ist - brauchen wir keine Fragen und Probleme mehr zu lösen - dann endet die menschliche Existenz auf diesem Planeten!
Darüber sollte sich JEDER im Klaren sein!
Günther Wassenaar <wassenaar@web.de> Gesendet: Montag, 25. Juli 2022 08:57
Unsere Antwort
Vielen Dank, lieber Herr Wassenaar, für die Schilderung Ihrer Schulerlebnisse, die sehr interessant sind, weil Sie die wichtige BEZIEHUNG des Lehrers zum Schüler thematisieren. Mir kommt gleich Erasmus von Rotterdam in den Sinn: «Der erste Schritt zum Lernen, ist die Liebe zum Lehrer!»
Wenn es dem Lehrer gelingt, beim Schüler, selbst beim «auffälligsten», der über Tisch und Bänke springt und andere «plagt», ein Gefühl tief in seiner Seele zu erzeugen, dass der Lehrer ihn mag – vielleicht ist es auch nur eine Ahnung – dann kann er den Schüler langsam, behutsam zur Mitarbeit gewinnen. Im wundervollen Buch von Alfons Simon, einem Schüler Alfred Adlers «Verstehen und Helfen» wird dieser pädagogisch so wertvolle Vorgang gut beschrieben. Ritalin würde sofort überflüssig, würden Lehrer pädagogisch-psychologisch nach den Erkenntnissen Alfred Adlers geschult, was leider noch nicht der Fall ist.
Sehr interessant finde ich auch Ihr PS, indem Sie kurz die Bedeutung und Beziehung von Bildung zum Krieg herstellen, was breit diskutiert werden müsste. Denn was heute in Deutschland und der EU (zum Teil auch in der Schweiz) vor sich geht mit einem das eigene Volk schädigenden abstrusen Sanktionskrieg gegen Russland, vorläufig noch OHNE heftigsten Widerstand der Bürger, wäre mit guter Bildung und Aufklärung in Schule und Hochschule unmöglich.
Mit herzlichem Gruss
Willy Wahl
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