Politiker und Politikerinnen aus NATO-Ländern haben «keine Vorstellung, was Krieg bedeutet»
Es sind neben einigen Internet-Plattformen – zum Beispiel den deutschen «NachDenkSeiten» – oft sogar Privatpersonen, die die Realität unabhängiger und klarer sehen und formulieren. Der in Pension lebende Schweizer Gymnasiallehrer Felix Auer ist einer von ihnen. Hier ein Auszug aus einem Brief an seine Bekannten.
«Wie Ihr wisst, hat die Schweiz ihre Neutralität nicht selbst gewählt. Sie wurde ihr anno 1815 vom Wiener Kongress mehr oder weniger ‹aufgezwungen›, um einen Puffer zwischen dem napoleonischen Frankreich und dem Österreichisch-Ungarischen Grossreich zu bilden. Der Wiener Vertrag hat auch dazu geführt, dass die Eidgenossenschaft ihr Jahrhunderte altes ‹Geschäftsmodell› aufgeben musste, welches darin bestand, Generationen von jungen Mitbürgern auf die europäischen Schlachtfelder zu schicken. (Die ‹Mitwirkung› der Mitbürgerinnen bestand damals darin – so wie auch heute – , diesen Horden von Testosteron-geladenen jungen Männern die Sexualabfuhr zu ermöglichen.) Jeder Krieg hat immer – auf allen Seiten – zu Unterdrückung und Vergewaltigung von Frauen geführt.
Dies hat sich auch mit der Ernennung von Frauen zu Verteidigungsministerinnen in verschiedenen europäischen und aussereuropäischen Staaten nicht geändert. Krieg ist Männersache. Mit dem Ausreiseverbot für ukrainische Männer bekommen wir dies ja gerade wieder deutlich vor Augen geführt. Und dass ein hoher Testosteron-Spiegel offensichtlich nicht nur das Problem der männlichen Spezies ist, sehen wir täglich bei den Äusserungen der deutschen Aussenministerin.
Nebenbei: Dass sich 1815 die Sicht einer neutralen Schweiz gegen die Sicht von Österreich-Ungarn (welches die vorrevolutionäre Zeit – 1789 – zu Gunsten der Aristokratie wiederbeleben wollte) durchgesetzt hat, haben wir dem russischen Zaren Alexander I. und dessen Hauslehrer, dem Schweizer Frédéric-César de La Harpe, zu verdanken.
Auch wenn diese Neutralität der Eidgenossenschaft ‹aufgezwungen› wurde, ist sie der Schweiz letztendlich in allen darauf folgenden europäischen Kriegen zu Gute gekommen.
Anno 2021/2022 waren die Forderungen Russlands an die Ukraine und an die NATO die gleichen wie jene an die Eidgenossenschaft beim Wiener Kongress: Die Ukraine soll eine Pufferzone zwischen Atommächten bleiben und sich mit der Sicherheits-Versicherung aller ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates als neutral erklären. Wirtschaftlich dürfe sie sich der EU annähern, doch – als neutraler Staat wie die Schweiz – kein militärisches Bündnis mit der NATO eingehen und keine fremden Truppen innerhalb ihres Staatsgebietes dulden. Dies hätte die Ukraine unverwundbar gemacht, denn jede Verletzung ihrer Neutralität hätte die Weltgemeinschaft verpflichtet, gegen den Aggressor, sei er von West oder Ost, vorzugehen.
Dies haben die USA anders gesehen, denn ihr Ziel war, Atomwaffen direkt an der Grenze zu Russland – in der Ukraine! – zu stationieren, um so die Atommacht Russland gemäss der Doktrin der – vom Pentagon finanzierten – Rand Corporation aufs Äusserste in deren Aussenpolitik einzuschränken. Den Link zu dieser Doktrin habe ich schon mehrmals verschickt.
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