Medienmündig – Wie unsere Kinder selbstbestimmt mit dem Bildschirm umgehen lernen
Medienmündig – Wie unsere Kinder selbstbestimmt mit dem Bildschirm umgehen lernen
Mut zum zukunftsträchtigen Zögern!
Stellen Sie sich vor, Sie kommen völlig außer Atem eine Treppe aus der Bahnhofsunterführung hinaufgehetzt. Der Zug steht schon abfahrbereit am Bahnhof, die meisten Türen sind bereits geschlossen. An einer der offenen Türen steht jemand und ruft: Beeilen Sie sich, sonst fährt der Zug noch ohne Sie ab! So schnell Sie eben können, rennen Sie auf diese Tür zu und erreichen sie völlig atemlos und gerade noch rechtzeitig. Aber ganz kurz vor dem Einsteigen zögern Sie … Sie sind sich mit einem Mal nicht mehr sicher, ob es der richtige Zug ist. Fährt er überhaupt dort-hin, wo Sie hinwollen?
Das ist eine gute Frage! Dieses Buch soll Mut machen, genau solche Fragen an unsere schnelllebige »digitale Gesellschaft« zu stellen. Um in diesen entscheidenden Momenten zu zögern und Fragen zu stellen, muss man sehr mutig sein. Wem nützt die angeblich stetig zunehmende Bedeutung von Computern, Fernsehen, Internet und Co.? Nützt sie uns? Unseren Kindern? Oder den Herstellern dieser Produkte? Worauf zielt überhaupt Medienerziehung? Fördert sie das Bruttosozialprodukt? Bringt sie möglichst effizient medienkompetentes Humankapital hervor?
Oder unterstützt und fördert sie wirklich das Wachstum und die Entwicklung zum Erwachsenen, der beziehungsfähig ist, frei denken und selbstbestimmt handeln kann? Es geht um große Entscheidungen: Wie lernen Kinder, wie lernen wir als Erwachsene einen selbstbestimmten und nicht süchtigen Umgang mit Medien? Nehmen Sie sich daher Zeit für dieses Buch. Lassen Sie sich zum Zögern ermutigen.
Beherrsche die Medien, sonst beherrschen sie dich.
Zu früher Medienkonsum führt in die Abhängigkeit, nicht in die Mündigkeit. Wie Kinder mit Unterstützung ihrer Eltern medienmündig statt süchtig werden, vermittelt die Medienpädagogin Paula Bleckmann.
Die Autorin behandelt im Buch u. a. folgende Themen
- Können wir noch ohne Medien leben?
- Fit für welche Zukunft? Nachhaltige statt nachhinkende Bildung
- Kinder stärken ist keine »Expertensache«!
- Eigene Gestaltungskraft entwickeln
- Brücken bauen – was gegen Bildungsklüfte helfen könnte
- Was Erwachsene über Medien wissen sollten
- Daten zur Mediennutzung und Medienausstattung
- Machen Medien dick, dumm, unkonzentriert, gewalttätig?
- Überstunden am Bildschirm – Nutzungszeiten für verschiedene Altersgruppen
- Medienmündig werden – Tipps und Tricks für den Alltag
Ein Buch für Eltern, Erzieherinnen, Lehrer und alle, die mehr über einen souveränen Umgang mit den Medien herausfinden wollen.
Mit Checks, Tipps und Tricks für den Alltag.
Paula Bleckmann
© SKUB Fotostudio
Paula Bleckmann, Dipl.-Biol., Dr. phil. ist Medienpädagogin mit Schwerpunkt Mediensuchtprävention, sowie Mutter von drei Kindern. Sie ist Referentin in der Eltern-, Erzieher- und Lehrerbildung und arbeitet zurzeit an einem deutschlandweiten Forschungsprojekt zur Computerspielabhängigkeit mit.
Paula Bleckmann möchte in ihrem Buch "Medienmündig". Wie unsere Kinder selbstbestimmt mit dem Bildschirm umgehen lernen nicht wieder der schon immer viel beschworenen Medienkompetenz das Wort reden, sondern sie hat die Erziehung zur Freiheit und zur Autonomie im Blick. Sich und die Kinder nicht von den Medien vereinnahmen lassen, darum geht es in ihrem Buch, und dazu gehört mehr als nur Know-how für den Umgang mit den Medien. Ihre Botschaft ist eindeutig. “Zu früher Medienkonsum führt in die Abhängigkeit, nicht in die Mündigkeit.” (Klappentext) – Fragen wir doch mal: Woran liegt es eigentlich, dass Schülerinnen und Schüler in erster Linie nur Konsumenten im Internet sind? Web 2.0 bedeutet für sie wie für alle anderen FBler sich nur auf ausgetretenen Pfaden zu bewegen ohne einen besonderen Erkenntnisgewinn. Also was läuft in der Medienpädagogik schief?
Paula Bleckmann ist von Berufs wegen mit der Suchtprävention vertraut. Ihre Anmerkungen zu den Medien als Suchtauslöser sind ganz praktisch fundiert. Und sie meint, es gehe nicht um Abstinenz, sondern um den kontrollierten Konsum (S. 80). Ihr 4. Kapitel “Medienmündig – Schritt für Schritt” enthält wichtige und sehr lesenswerte Abschnitte zu Rezeptions- und Produktionsfähigkeiten. Der PC soll ein Knecht werden und kein Meister, so darf man ihren Ansatz interpretieren. Systematisch entwickelt Bleckmann ihre Alternative zu einer unreflektierten Medienkompetenz. “Selektionsfähigkeit” soll zu der Frage führen, “was macht der Mensch mit den Medien?” (S. 105) statt die Medien den Menschen verbiegen zu lassen.
(…) Bleckmann stützt ihre Ausführungen auf Umfragen, außerdem kennt sie die Basisarbeit und kann die Ergebnisse der von ihr zitierten Umfragen sachgemäß lesen und auswerten. Und sie nimmt auch das Problem der Kinder aus privilegierten Familien in den Blick und zeigt wie auch eine Medienpädagogik helfen kann “Bildungsklüfte” zu erkennen und zu überwinden. Mir gefällt der gesunde Menschenverstand von P. Bleckmann: Abenteuer, Langeweile, Freud und Leid in der richtigen realen Welt lösen manches Medienproblem oder pädagogisch gesprochen, in der realen Welt erarbeitet man sich das nötige Orientierungswissen. Medien konsumieren kann jeder mehr oder weniger kompetent, aber etwas mit den Medien machen, sie sich Untertan machen, das ist eine Kunst. Von hundert Studenten, die ich danach fragte, wer schon mal in Wikipedia etwas geändert hat, wollte es nur einer gewesen sein. Schreiben die anderen nur ab? Oder konsumieren sie nur?
Im 2. Teil werden die Erwachsene aufgefordert zuzuhören. Hier können sie etwas lernen über die Wirkung von Medien in Kinderzimmern. (…)
Die Gretchenfrage wird aber immer so lauten: Lernt der Schüler mit dem digitalen Medienverbund, der ihm angeboten wird mehr? Welche Lehr- und Lern-Szenarien gibt es, die ihn anleiten, einen Blog zu schreiben, eine Website zu entwerfen, den richtigen Mix zwischen Twitter, Facebook und seinem Blog zu begründen? Konsumiert er? Oder lernt er im Internet zu schreiben?
Im dritten Teil vermittelt Bleckmann Tipps und Tricks für den Alltag. Es geht um Familien, wo der Bildschirm-Babysitter nie kommt, und wenn der Kasten schon mal da ist, kann man Regeln finden: “frühes Nichtfernsehen führt zu weniger Fernsehen.” (S. 179), aber das stumme TV-Gucken fördert die Konsumhaltung vor dem PC, so darf man Bleckmann verstehen. Und am Schluss gibt es drei pfiffige Tests, mit deren Bestehen, sich die Kinder von nacheinander von derCD zum TV und dann weiter zum PC hangeln dürfen.
Der Drang zur totalen Digitalisierung der Schule berücksichtigt nicht, dass die Kinder sich vorher am besten selber einen Eindruck davon verschaffen sollen, was sie digitalisieren sollen. Ansonsten werden sie nur kompetent im bloßen Knöpfchendrücken, aber sie lernen nicht oder erst spät, selber Inhalte über ihre Erlebnisse anderen mitzuteilen.
Quelle:
http://www.klett-cotta.de/autor/Paula_Bleckmann/21846
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