Der Krieg spricht Englisch und Französisch
Krieg ist das oberste Ziel
Irgendwie kann es niemand mehr hören. Da stellt sich die britische Premierministerin in ihrer unnachahmlichen Art nach dem Gespräch mit Präsident Trump bei der Pressekonferenz ans Mikrofon und redet der Rüstungsindustrie das Wort. Als ob die Welt nichts Besseres zu tun haben würde. Ist das die Priorität für eine Menschheit, die nach Ende des Kalten Krieges im Elend der vom Westen und auch den Briten angezettelten Kriege wieder einmal Blut hat lassen müssen.
Sicher, die Regierungen des Westens haben eine einstmals freie Presse zu der optimalen Waffe für jedes neue Kriegsabenteuer gemacht.
Diese Waffe soll jetzt durch Zensur und Einschüchterung noch effektiver gemacht werden. Glaubt Frau May allen Ernstes, daß dies der im November 1990 in Paris feierlich veranschiedeten Charta über den so innig ersehnten Frieden in Europa und darübe hinaus entspricht? In Ihren amerikanischen Reden erweckte Frau May den Eindruck, daß es ihr in erster Linie in Europa darum geht, Rußland als Faktor so auf Armeslänge aus Europa rauszuhalten, daß es nur ja nicht zu einer von vielen Europäern ersehnten oder als nützlich betrachteten Zusammenarbeit mit der Russischen Föderation kommt.
London beherbergt nicht nur die "City" als Supermacht, die sich ein Land mit dem Namen Großbritannien hält. London ist auch die Clearing-Stelle für den Abgleich innerrussischer Interessen.
Wer die Augen in der Zeit nach Ende des Kalten Krieges aufgesperrt hatte, konnte an der speziellen Funktion Londons für russische Oligarchen mit und ohne Kreml-Siegel, alte und neue russische Macht nicht übersehen. Donnert Frau May nur aus dem einen Grund gegen eine dringend gebotene Zusammenarbeit in Europa mit einem Nachbarvolk, weil eine Zusammenarbeit von Washington und Brüssel mit Moskau die Sonderstellung Londons auf diesem Gebiet gefährden wird?
Sie kann sicher sein, daß gerade der US-Präsident den für sein Land richtigen deal mit Moskau machen wird. Da mag man auch in Brüssel oder Berlin davon faseln, in eine imaginäre Lücke stoßen zu wollen, die der Super-Stratege Öttinger im Falle der USA ausgemacht haben will. Präsident Trump, der die Welt in einem atemberaubenden Tempo umkrempelt, wird dazu Fakten geschaffen haben, bevor in Berlin oder Brüssel die ersten Gedanken zu Papier gebracht worden sein werden. Wie realistisch in Brüsel/Berlin die USA derzeit eingeschätzt worden sind, haben alle vor wenigen Wochen in der desaströsen Fehleinschätzung der amerikanischen Wahlen gesehen.
Präsident Trump war in der Pressekonferenz mit Premierministerin May feinfühlig genug, immer wieder auf seine schottische Teil-Abstammung aufmerksam zu machen. Frau May wurde liebenswürdig auf ihre Hausaufgaben hingewiesen und ihre Kriegs- und Konflikt-Rhetorik in die Ecke gestellt. Kann es sein, daß Frau May auch neben Herrn Präsidenten Trump von "gestern" ist, was die neuen Schwerpunkte der Vereinigten Staaten und vielleicht demnächst auch des Präsidenten Putin anbelangt. Von Berlin und Frau Dr. Merkel schweigt man als "Statthalterin Obamas auf Erden" gleich mit.
Gegengipfel Merkel/Hollande zu Trump/May
Alle Welt wartete gespannt auf das Treffen in Washington. Da wäre es sowohl für die Bundeskanzlerin als auch den französischen Präsidenten sinnvoller gewesen, CNN oder BBC einzuschalten.
France24 geht auch noch, aber deutsche Sender verbleiben auf Provinz-Niveau. Aber nein, man wollte unter allen Umständen unter Beweis stellen, wie schnell ein Treffen in Berlin vergessen wird. Dabei sollten wir genau hinsehen, wenn ein französischer Präsident hier auftaucht. Warum wird betont, daß Frau Dr. Merkel an der Seite Frankreichs steht, wenn Frankreich angegriffen wird? Warum geht die Bundeskanzlerin nicht hin und dringt auf eine Änderung der französischen Kriegsgeneigtheit?
Von Syrien bis Mali gibt es doch jeden Grund der Welt, unserem französischen Lieblingspartner dringend nahezulegen, mit seinen Endlos-Kriegen Schluß zu machen oder für diese Abenteuer keine deutschen Soldaten mehr zur Verfügung zu stellen. Es ist doch was faul im Westen. Warum wollen unsere Partner für die Kriege, die nicht unsere Kriege sind, unter den fadenscheinigsten Gründen unsere Soldaten für ihre Zwecke?
In der Öffentlichkeit wird darauf aufmerksam gemacht, daß wir heute mit unseren Soldaten in mehr Ländern präsent sind, als zu früheren Zeiten. Für die "Bekämpfung der Fluchtursachen und Folgen der Kriege" hat Deutschland im letzten Jahr neben den Milliarden für den Bundeswehr-Einsatz gut 22 Milliarden aufwenden können. Die Wähler in Deutschland werden gerade dazu in diesem Jahr ihre höchstpersönliche Rechnung ausstellen. Man darf gespannt sein.
Auch dazu, ob die Fremdbestimmung für Deutschland in der Kriegsfrage über Wahlen endlich durchbrochen werden kann? NATO und EU nur, wenn Deutschland an Kriegen teilnimmt, die andere nach Nürnberg gebracht hatten? Als Ergebnis des Zweiten Weltkrieges sollte der Krieg über die Charta der Vereinten Nationen geächtet werden. Der Westen machte ihn zur Dauerbeschäftigung und damit muß Schluß sein. Läßt Präsident Trump hoffen?
Weitere Beiträge in dieser Kategorie
- „Judging Freedom“-Ausgabe vom 12. Dezember: Russland, Syrien und Georgien
- Karin Leukefeld: Syrien in Trümmern – und was die Medien verschweigen
- Pepe Escobar: Syriens post-mortem: Terror, Besatzung und Palästina
- Tod einer Nation: Schwarze Flaggen, Massaker, Landraub, während sich die Geier am Kadaver Syriens gütlich tun
- Doctorow: Entwarnung - „No Nuclear War“: 7. Dezember im National Press Club
- Peter Hänseler: Trump droht BRICS – grundlos. Diplomatie geht anders.
- Pepe Escobar: Die Syrien-Tragödie und der neue Omni-Krieg
- Sergei Ryabkov mit Fred Pleidgen auf CNN
- Erdogans Idlib-Schock wirft Schatten auf „Kursk“
- Glenn Diesen, Alastair Crooke, Alexander Mercouris: Verzweifelte Eskalationen im Nahen Osten und in der Ukraine
- Pepe Escobar: Das Syrien-Rätsel: Wie es zum ersten BRICS-Krieg werden könnte
- Russland lädt deutsche Fachkräfte ein
- Tulsi Gabbard wagt die Auseinandersetzung mit dem „Deep State“
- Das Europäische Parlament dreht durch
- Alastair Crooke: Der lange Krieg zur Bestätigung der Vorherrschaft des Westens und Israels verändert seine Form
- Doctorow: Hände hoch! Schwarzer Humor dominiert die neueste Folge von „Sonntagabend mit Wladimir Solowjow“
- Die freundliche Seite der Oreschnik: Das Ende der Atomwaffen?
- Trump könnte in der Ukraine noch vor China in die Oreschnik-Falle tappen
- Wir können alle aufatmen: Die Russen werden Kiew oder ein NATO-Land vorerst nicht angreifen
- Trumpwahl: Alarmstufe rot
- Bhadrakumar: Ein entscheidender Moment im Ukraine-Krieg
- Die Botschaft der "Haselnuss" an die Ukraine und NATO
- Putin setzt die NATO schachmatt – Grund zur Hoffnung?
- Wladimir Putins Dekret über die neue Nuklearwaffendoktrin der Russischen Föderation, 19. November 2024