Skip to main content

Biden wendet sich mit Blick auf die Finanzstabilität an Xi Jinping

Das Ausmaß der Krise in der US-Wirtschaft lässt sich nicht mehr lange unter den Teppich kehren.
5. April 2024 Von M. K. Bhadrakumar - übernommen von indianpunchline.com
06. April 2024

Biden.jpgDie US-Finanzministerin Janet Yellen ist auf der ersten Etappe eines sechstägigen Besuchs in China in Guangzhou eingetroffen, 4. April 2024

(Red.)Bhadrakumar schreibt wie immer sehr kenntnisreich, besonnen und sachlich. Wenn die USA sagen, dass es im Interesse "der Welt" sei (will sagen: "Wir sind die Welt!" ), dass China "Erfolg" habe, zeigt das nur, dass der Hegemon genau weiss, wer ihn finanziert. Wie heisst es so schön: "Don't bite the hand that feeds you." In der Ansage von Xi zeigt sich der gewaltige Kulturunterschied: Frieden, Stabilität und Verlässlichkeit sind die Basis der weltweiten Kooperation und nicht Drohungen, Verursachung von Chaos und Lug und Trug. Die Quadratur des Zirkels für BRICS wird sein, den Hegemon zu entwaffnen ohne uns alle dabei in die Abgrund zu reissen. Die nächsten Schritte werden ausserordentlich vorsichtig aber kraftvoll ausfallen - wir dürfen darauf hoffen, dass sie uns alle dem Frieden und der Stabilität näher bringen.(am)

Im Mittelpunkt des Telefongesprächs zwischen US-Präsident Joe Biden und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping am Dienstag stand der Konsens, dass sich die Beziehungen zwischen den USA und China seit ihrem Gipfeltreffen in Woodside, Kalifornien, im November 2023 "zu stabilisieren beginnen".

Beide Seiten waren sich einig, dass ihr Gespräch "offen und konstruktiv" war. Nach Einschätzung der chinesischen Analysten besteht in Peking und Washington der gemeinsame Wille, "zu verhindern, dass negative Faktoren die allgemeine Stabilität der bilateralen Beziehungen beeinflussen."

Xi schlug drei "übergreifende Prinzipien" für das Jahr 2024 vor: "Frieden muss geschätzt werden", "Stabilität muss Vorrang haben" und den Zusagen sollten Taten folgen.

Im Allgemeinen kann das Telefonat positiv bewertet werden. Sowohl Xi als auch Biden äußerten den Wunsch, die bilateralen Beziehungen zu stabilisieren, Differenzen zu bewältigen und die Zusammenarbeit auszubauen, und stimmten darin überein, dass eine stabile und berechenbare Beziehung zwischen China und den USA in ihrem Interesse liegt.

Washington gab nach dem Telefonat bekannt, dass Finanzministerin Janet Yellen vom 3. bis 9. April zu einem längeren Besuch nach China reisen wird. Das US-Finanzministerium erklärte, dass sie "auf der intensiven Diplomatie aufbauen wird, die sie betrieben hat, um die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen verantwortungsvoll zu verwalten und die amerikanischen Interessen zu fördern".

Zuvor hatte eine hochrangige Regierungs-Offizielle bei einem Pressegespräch im Weißen Haus betont, dass die Regierung Biden ihren Ansatz gegenüber China nicht geändert habe, "der sich weiterhin auf den Rahmen von Investieren, Angleichen und Konkurrieren konzentriert. Ein intensiver Wettbewerb erfordert eine intensive Diplomatie, um Spannungen zu bewältigen, Fehlwahrnehmungen zu beseitigen und unbeabsichtigte Konflikte zu vermeiden. Und dieser Anfruf ist eine Möglichkeit, dies zu tun".

Allerdings nannte sie auch Bereiche der Zusammenarbeit in wichtigen Bereichen, "in denen unsere Interessen übereinstimmen"   – Drogenbekämpfung, künstliche Intelligenz, militärische Kommunikationskanäle und Klimafragen. Sie rechnete damit, dass "je nachdem, was im kommenden Jahr passiert, die Chance für ein weiteres persönliches (Gipfel-)Treffen besteht, aber wir können nicht einmal darüber spekulieren, wann das sein könnte. Aber sicherlich sind dieses persönliche Treffen und die Anrufe in der Zwischenzeit von großem Wert."

Dem sechstägigen Besuch Yellens wird "in den kommenden Wochen" eine Reise des Außenministers Antony Blinken nach Peking folgen. Auch ein Telefonat zwischen den Verteidigungsministern wird "in Kürze" erwartet. In der Tat ist eine ständige Intensivierung im Gange.

Biden hat das Gespräch initiiert. Es ist denkbar, dass Washington, das mit zahlreichen Problemen im In- und Ausland konfrontiert ist, China mehr braucht als umgekehrt. Angesichts der Konflikte in Gaza und der Ukraine kann es sich eine Konfrontation in der Straße von Taiwan kaum leisten. Auch hier sind die USA auf die Zusammenarbeit mit China in wichtigen Bereichen wie der Bekämpfung von Fentanyl, dem Klimawandel, der künstlichen Intelligenz, der Umstellung auf grüne Energie usw.   – und vor allem der finanziellen Stabilität   – angewiesen.

Finanzielle Stabilität ist ein zentrales Thema. Im Mittelpunkt von Yellens Reiseplan stehen ihre ausgedehnten Treffen mit Vizepremier He Lifeng, die sich über zwei Tage erstrecken. He Lifeng wurde im November letzten Jahres zum Leiter des Büros der Zentralen Finanzkommission ernannt und ist nun der Chef des wichtigsten Finanz- und Wirtschaftsstabs der Kommunistischen Partei Chinas.

Yellen wird mit Finanzminister Lan Fo'an, Premierminister Li Qiang, Pekings Bürgermeister Yin Yong, dem Gouverneur der People's Bank of China, Pan Gongsheng, und führenden chinesischen Wirtschaftswissenschaftlern zusammentreffen. Das Hauptaugenmerk von Yellen wird eindeutig auf der Finanzstabilität liegen, die für die Beziehungen zwischen den USA und China von entscheidender Bedeutung ist.

Die US-Geldpolitik befindet sich an einem Wendepunkt. Die finanziellen Risiken haben zugenommen, und die Unsicherheit auf dem Weltmarkt steigt. Die von den Anlegern geteilte Besorgnis zeigt sich in der zunehmenden Attraktivität von Gold als sicherer Hafen.

Das globale Finanzsystem wird von zahlreichen Faktoren erschüttert, wie z.B. einer untragbaren Verschuldung, geopolitischen Konfrontationen und einer neuen Ära mit geringem Wachstum, niedrigen globalen Investitionen und einer De-Globalisierung. Ein wichtiger Faktor, der sich auf die Widerstandsfähigkeit des globalen Finanzsystems auswirkt, sind jedoch die aktuellen Spekulationen über eine Zinssenkung in den USA, die die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen würde.

In der Vergangenheit war die Lockerung der US-Geldpolitik der Vorbote globaler Finanzkrisen. Als erste und zweite Volkswirtschaften der Welt werden die USA und China im Cockpit sitzen, um eine globale Finanzkrise zu steuern, für die der Run der Anleger auf Gold als sicheren Hafen ein frühes Warnsignal ist.

Der Anstieg der Goldpreise spiegelt sowohl die Panik vor den Risiken des globalen Finanzsystems als auch das mangelnde Vertrauen in auf US-Dollar lautende Vermögenswerte wider. Der Punkt ist, dass die unverantwortliche Geldpolitik der USA die internationale Nachfrage nach Dollar und auf Dollar lautenden Vermögenswerten stark beeinträchtigt hat.

Das Ausmaß der Krise in der US-Wirtschaft lässt sich nicht mehr lange unter den Teppich kehren. Die Staatsverschuldung der USA, die heute auf 34 Billionen Dollar geschätzt wird, entspricht fast dem Gesamtwert der Volkswirtschaften von China, Deutschland, Japan, Indien und dem Vereinigten Königreich.

Jetzt tritt China auf. Chinas konsequente Geldpolitik hat Peking politischen Spielraum und Instrumente in Reserve geschaffen, um alle neuen Herausforderungen im globalen Finanzsystem zu bewältigen, während sein Devisenmarkt widerstandsfähiger geworden ist.

Während eine Zinssenkung durch die Fed weitere Kapitalabflüsse aus den USA befürchten lässt (da niedrigere Zinssätze eine geringere Rendite für Investitionen in auf US-Dollar lautende Vermögenswerte bedeuten), ist es sehr wahrscheinlich, dass sie China zum bevorzugten Ziel internationaler Kapitalzuflüsse machen würde.

Entgegen dem Hype in den westlichen Medien, dass China für ausländische Investoren an Attraktivität verliert, strömten im letzten Monat führende US-Unternehmen nach China, sagten ihr Engagement auf dem chinesischen Markt zu, kündigten neue Investitionsabkommen an und errichteten neue Geschäfts- oder Fabrikhallen.

China kann ein sicherer Hafen für internationales Kapital werden. Die chinesische Wirtschaft befindet sich in einem Aufwärtstrend, und angesichts der Instrumente, die dem Land zur Verfügung stehen, um die finanzielle Stabilität zu gewährleisten, wird erwartet, dass sich der chinesische Devisenmarkt in einer Zeit zunehmender Unsicherheit auf dem globalen Finanzmarkt relativ stabil entwickeln wird.

Warum ist das eine große Sache? Der Kern der Sache ist, dass China in dem Maße, wie der Goldpreis weltweit ansteigt, ein Zinssenkungszyklus beginnt und sich die finanziellen Risiken verschärfen, mehr Optionen bei der Verwaltung seiner Vermögensportfolios erhält, was sich auf Pekings Bestand an US-Staatsanleihen auswirken könnte.

Pekings umfangreiches Konjunkturprogramm half dem Westen, sich von der Finanzkrise 2008 zu erholen. Da der Rest der Welt am Rande einer Rezession steht, ist es das Letzte, was westliche Politiker wollen, China, den größten Motor des globalen Wirtschaftswachstums, zu verärgern. Sie erwarten, dass China dazu beiträgt, eine erwartete Verlangsamung [der Wirtschaftsaktivität] in anderen Teilen der Welt auszugleichen.

Aber es kommen auch geopolitische Fragen ins Spiel. Die Taiwan-Frage und Pekings freundschaftliche Beziehungen zu Moskau stehen ganz oben auf der Liste der strittigen Themen. Biden äußerte gegenüber Xi Bedenken über Chinas "Unterstützung für die russische Verteidigungsindustrie und deren Auswirkungen auf die europäische und transatlantische Sicherheit".

Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, wehrte sich prompt: "Andere Länder sollten die normalen Beziehungen zwischen China und Russland nicht verleumden und angreifen, die legitimen Rechte Chinas und chinesischer Unternehmen nicht untergraben und China nicht mutwillig die Schuld zuschieben und eine Konfrontation der Lager provozieren."

Peking wird nicht vergessen haben, dass sich die Obama-Regierung wenige Jahre nach der Finanzkrise von 2008 mit der Vorstellung der "Pivot-to-Asia"-Strategie, die China die Flügel stutzen und seinen Aufstieg eindämmen sollte, "erkenntlich" zeigte   – eine Denkweise, die noch immer die Flugroute der Biden-Regierung bestimmt.

Xi warnte Biden unumwunden, dass "China angesichts der Ermutigung und Unterstützung der Unabhängigkeit Taiwans von außen nicht untätig bleiben wird". China werde auch nicht tatenlos zusehen, wenn die USA weiterhin "unnachgiebig Chinas Hightech-Entwicklung eindämmen und China seines legitimen Rechts auf Entwicklung berauben".

Biden antwortete: "Es liegt im Interesse der Welt, dass China Erfolg hat."

Quelle: https://www.indianpunchline.com/biden-reaches-out-to-xi-jinping-with-eye-on-financial-stability/
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus

Weitere Beiträge in dieser Kategorie