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Ukraine-Krieg  – Ist der Schwarzmeer-'Krieg' der wahre Krieg?

Judge Napolitano Interview mit Alastair Crooke, ehemaliger britischer Botschafter
Judge Napolitano  – Judging Freedom - 10. August 2023 - Transkript Andreas Mylaeus
12. August 2023

Das Transkript für Seniora.org besorgte Andreas Mylaeus

Andrew Napolitano:

Hallo zusammen. Judge Andrew Napolitano hier für Judging Freedom. Heute ist Donnerstag, der 10. August   – wo ist der Sommer geblieben   – 2023. Alastair Crooke kommt jetzt aus den Hügeln Mittelitaliens zu uns. Alastair, wie immer ein Vergnügen. Danke, dass Sie bei uns sind.

Sie haben heute Morgen einen sehr interessanten Artikel veröffentlicht oder werden ihn in Kürze veröffentlichen, in dem es um die Frage geht, ob sich der Krieg von der so genannten Frühlings- zur so genannten Sommeroffensive hin zu einem Krieg am Schwarzen Meer verlagert hat.

Aber bevor wir dazu kommen: Quellen haben uns heute früh berichtet, dass die polnische Regierung die zahlreichen ukrainischen Flaggen, die um das polnische Parlamentsgebäude und andere Regierungsgebäude in Warschau wehten, entfernt hat. Das ist jetzt nur symbolisch. Aber hinter der Symbolik muss sich doch etwas verbergen. Was denken Sie darüber?

Alastair Crooke:

Nun, Sie haben völlig Recht. Es hat eine Verschiebung gegeben. Es hat sich etwas verändert, und das ist, dass vor allem in Kiew sehr schlechte Gefühle gegenüber Polen geäußert wurden, und zwar darüber, dass, wenn es ein Engagement mit Polen geben würde, dies nur zeitlich begrenzt wäre, und das kam in Polen nicht gut an. Und so gab es eine Art von „wie du mir, so ich dir“. Die Beziehungen haben sich verschlechtert. Daran gibt es keinen Zweifel.

Aber es gibt noch eine andere Sache, die sich darauf auswirken könnte, und zwar, dass die Umfragen   – ich meine die Umfragen, die Umfragen unter den Menschen, die Umfragen [Anm. Übersetzer: sprachlich auf Englisch schwer zu unterscheiden: polls   – die Umfragen und Poles   – die Polen]   – in Polen keine wirkliche Unterstützung für die Position der Regierung zeigen, entweder in die Ukraine einzumarschieren oder eine Position in der Ukraine einzunehmen, insbesondere unter den jungen Menschen. Es gibt zwar eine allgemeine Sympathie für die Ukrainer in einem, wenn Sie so wollen, humanitären Sinn, aber es gibt fast keine Unterstützung, wirklich sehr wenig Unterstützung, und in Polen stehen in Kürze Wahlen an. Ich denke, das erklärt, warum es im Moment Spannungen zwischen den beiden Ländern gibt.

Andrew Napolitano:

Die polnische Regierung, die   – wie wir im Westen sagen   – einen juckenden Abzugsfinger hat, die 90.000 Soldaten an der polnisch-ukrainischen Grenze hat, die mit 40.000 amerikanischen Soldaten der gepriesenen 101st Airborne verbunden sind und mit ihnen trainieren, die Regierung, die in ihren Worten sehr kriegerisch wirkte, sieht jetzt die Handschrift an der Wand, dass die polnische Öffentlichkeit nicht an ihrer Kriegslust interessiert ist oder sie unterstützt, wenn sie im Amt bleiben will. Ist das eine treffende Zusammenfassung?

Alastair Crooke:

Treffende Zusammenfassung. Eine treffende Zusammenfassung. Das ist richtig, und ich glaube nicht, dass es in Europa wirklich Appetit auf ihre Ambitionen gibt.

Andrew Napolitano:

Worauf gründet sich die Kriegslüsternheit? Ich meine, nehmen die Polen die Drohung des ehemaligen russischen Präsidenten Medwedew, bis zur polnischen Grenze zu marschieren, ernst?

Alastair Crooke:

Ich glaube das eher nicht... Ich meine, sie wissen nicht, was die russischen Absichten sein werden. Da ist sich niemand sicher.

Aber ich glaube, sie sind vor allem über die innenpolitische Situation besorgt. Wie ich schon sagte, schwindet die Popularität dieser Regierung sehr schnell, und die Ukraine steht im Mittelpunkt, und diese Pläne, die sie haben... Ich glaube nicht, dass es eine große Unterstützung der europäischen NATO für eine Art Sicherheitszone geben wird, die die Polen nach dem Vorbild Libyens in Polen einrichten wollen. Ich glaube nicht, dass die Europäer... Ich meine, sie sehen die Schrift an der Wand: Die Offensive ist gescheitert. Die militärischen Kräfte der Ukraine sind in vielerlei Hinsicht stark dezimiert. Sie sehen das, und sie wollen nicht, dass die Polen das Ganze wieder in Gang bringen, denn wohin würde das führen? Ich meine, es wird keinen plötzlichen Durchbruch geben, weil die Polen eine Initiative starten. Es geht rein um die polnische Politik, und Deutschland ist sehr stark dagegen, weil es eifersüchtig auf Polen ist und nicht möchte, dass Polen... Wenn Polen alle Teile der Ukraine und Weißrusslands einnehmen würde, die es theoretisch gerne einnehmen würde, dann wäre es größer als Deutschland. Sie können sich vorstellen, dass Deutschland das nicht so gerne sieht.

Andrew Napolitano:

Und doch schickt Deutschland   – wir werden den Clip gleich abspielen   – Deutschland schickt, glaube ich, 30 weitere dieser riesigen Leopard-Panzer nach Polen. Ich meine, Colonel McGregor könnte sagen, es ist zu wenig und zu spät. Aber 30   – ist das eine bedeutende Zahl oder ist das nur symbolisch?

Alastair Crooke:

Nun, ich habe gesehen, dass sie die von einem Waffenhändler kaufen mussten. Es sind alte Leopard-Panzer, und sie versuchen, sie von einem Waffenhändler zu kaufen, der sie eingelagert hatte. Und dann werden sie die überholen und theoretisch auch liefern.

Sehen Sie, ich meine, die Stimmung in Deutschland ändert sich so schnell. Die Abneigung gegen diesen Konflikt nimmt zu. Ich meine, die Regierung ist jetzt in ernsten Schwierigkeiten, und vier von fünf Deutschen unterstützen diese Regierungskoalition nicht. Die Umfragen ändern sich dramatisch. Scholz versucht immer noch, zwischen Biden auf der einen Seite und Brüssel auf der anderen Seite zu vermitteln und alle zufrieden zu stellen. Aber er hält die deutsche Öffentlichkeit nicht bei Laune, und das wird sehr, sehr deutlich.

Andrew Napolitano:

Er könnte Präsident Zelenksy bei Laune halten. Hier ist Präsident Zelensky, der gestern kurz davor war, Bundeskanzler Scholz einen Luftkuss zu geben. Sehen Sie sich das an:

[eingespieltes Video]

Wolodymyr Zelensky:

Heute haben wir gute Nachrichten aus Deutschland. Genau das, was wir mit Olaf Scholz vereinbart haben. Wir haben zusätzliche Patriot-Abschussstationen. Ich danke Deutschland und dem Herrn Bundeskanzler persönlich für die Erfüllung dieser Vereinbarung. Das wird mit Sicherheit Tausende von Leben unserer Menschen retten. Es wird uns definitiv näher an die Schaffung eines vollwertigen Schutzschildes für den Luftraum der Ukraine heranbringen. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Verteidiger des Himmels mehr Luftabwehrsysteme und Raketen bekommen. Unser gesamtes Territorium braucht viel mehr Luftabwehrsysteme als wir jetzt haben. Ich habe keinen Zweifel daran, dass F-16 in unserem Luftraum zu finden sein werden.

Andrew Napolitano:

Ich denke, es ist symbolisch, nicht materiell. Diese Dinge liegen seit Jahren im Lager und gehören nicht einmal der deutschen Regierung.

Alastair Crooke:

Es geht um Leopard I. Die sind sehr alt und sie sind nicht sehr effektiv und sie müssen in Ordnung gebracht werden, bevor sie wirklich geliefert werden können.

Schauen Sie! Zelensky spricht zu seinem Publikum. Ich meine, er versucht vor allem, nicht aus dem Amt geworfen zu werden, vermute ich. Ich meine, die Stimmung in der Ukraine ist ziemlich brüchig, denn die Truppen sehen, wie es um sie steht, und sie sehen, dass sie losgeschickt werden, wofür? Um für eine aussichtslose Sache zu sterben, nämlich für den Versuch, die russische Verteidigungslinie zu durchbrechen, was aus ihrer Sicht niemals geschehen wird. Es herrscht also große Unzufriedenheit darüber, dass sogar ganze Brigaden sich weigern, Befehle zu befolgen, obwohl die Konsequenzen schrecklich sind. Ich meine, das war's.

Und die Sache mit der Luftraumzone ist einfach, wissen Sie... Ich habe gehört, was andere darüber gesagt haben, aber ich verstehe, dass er wirklich von einer Flugverbotszone spricht. Wir hatten schon Flugverbotszonen im Irak. Wir hatten Flugverbotszonen über Syrien. Er will die Flugverbotszone, damit Russland nicht in der Lage ist...

Andrew Napolitano:

Wer könnte das denn durchsetzen?

Alastair Crooke:

Nur die absolute Beherrschung des Luftraums durch die Vereinigten Staaten und die NATO, und selbst dann ist es problematisch, weil Russland derzeit bei weitem die beste Luftabwehr der Welt hat. Und einer der Gründe, warum wir keine Flugverbotszone über der Ukraine haben, ist, dass es nicht möglich ist, sie durchzusetzen. Sie würde uns in einen Krieg mit Russland führen, aber die Russen wären in Bezug auf die Luftstreitkräfte überlegen. Die Amerikaner könnten das nicht schaffen, sie könnten nicht bis zu einem Punkt der Luftherrschaft eskalieren, wie sie es an anderen Orten versucht haben. Diese Zeiten sind vorbei! Sie sind vorbei! Eine alte Ära, die vorbei ist.

Andrew Napolitano:

Glauben Sie, dass die ukrainische Regierung erkannt hat, dass die Frühjahrsoffensive, die in die Sommeroffensive überging, gescheitert ist, völlig gescheitert.

Alastair Crooke:

Ja, das tun sie. Und was mir aufgefallen ist, ist, dass sie sich plötzlich gegen die Amerikaner wenden. Genauso wie die Amerikaner sich jetzt gegen Kiew und die Ukrainer wenden, weil die ihre Ausbildung, ihre Botschaft und ihre Doktrin, wie man diesen Krieg gewinnen kann, nicht befolgt haben und sagen, sie hätten es vermasselt. Jetzt schlagen die Ukrainer zurück und sagen: "Nun, ihr habt Dinge versprochen, und wo sind sie? Es ist schön und gut, wenn ihr sagt, dass sie kommen, aber es ist zu spät, wenn ihr sie jetzt nicht vorlegt." Ich meine, an diesem Argument ist etwas dran. Man kann verstehen, dass sie sich so fühlen, wenn sie sehen, wie ihre Truppen dezimiert werden, allein 43.000 nach russischen Angaben seit Beginn dieser Offensive. Erinnern Sie sich daran, dass diejenigen, die für diese Offensive ausgebildet wurden, insgesamt nur sechzigtausend Soldaten waren. Kein Wunder also, dass die Ukrainer deswegen jetzt empfindlich reagieren.

Aber jetzt gibt es einen Konflikt mit den Amerikanern... die Dinge ändern sich und die Amerikaner verlagern ihre Position. Es ist zuerst subtil gewesen, aber es gibt jetzt eine sehr klare Linie, die in den Mainstream-Medien in den Vereinigten Staaten auftaucht und sich in Europa widerspiegelt: "Es ist zuende! Es ist vorbei! Sie wird nicht funktionieren   – die Offensive." Das wird nun als Realität akzeptiert, und daraus ergibt sich nun der zweite Teil, nämlich das Gefühl: "Nun, was ist der Sinn von Verhandlungen?" Denn die ganze Idee dahinter war, dass es sich um eine Offensive handeln würde, bei der Putin in die Defensive gerät, und dann würden sie sagen, lasst uns uns hinsetzen und aus einer Position der ukrainischen Stärke heraus verhandeln, während Russland praktisch kapituliert. Und das hat nicht funktioniert und deshalb funktioniert diese Strategie nicht mehr.

Andrew Napolitano:

Gary, können Sie den Clip von Präsident Zelenksy einspielen, wo er so tut, als ob die Rückkehr der Krim eine ausgemachte Sache sei.

Schauen Sie sich das an, Alastair. Das ist so unrealistisch, wie man es sich nur vorstellen kann.

[eingespieltes Video]

Wolodymyr Zelensky:

Heute habe ich eine Sitzung über den Inhalt unserer Politik nach der Rückeroberung abgehalten, insbesondere in Bezug auf die Krim und ihre Wiedereingliederung. Es liegt auf der Hand, dass nach der Befreiung der Krim von der Besatzung wirtschaftliche Möglichkeiten, persönliche Sicherheit für die Menschen und ein Gefühl echter Freiheit, das es seit 2014 nicht mehr gegeben hat, dorthin zurückkehren werden. Aber all dies sollte nicht nur abstrakt sein. Jedes Detail der De-Okkupation der Krim sollte eine konkrete Bedeutung haben: Wie genau das normale Leben zurückkehrt, was genau das für die Krim und für unser ganzes Volk bedeutet. Das sollte für jeden klar sein. Schritt für Schritt machen wir die De-Okkupation der Krim immer greifbarer und durchdachter.

Andrew Napolitano:

Schlimmer als ein unehrliches Versprechen ist ein Versprechen, das nicht gehalten werden kann.

Alastair Crooke:

Ja, aber darum geht es nicht. Er weiß es ganz genau, jeder weiß es. Und genau das ist das Problem. Als das Dschidda-Treffen stattfand, als die Vertreter des globalen Südens zusammenkamen und Jake Sullivan und andere vor ein paar Tagen zu ihnen sprachen, war immer geplant, dass dies auf eine erfolgreiche Offensive folgen würde und dies der Zeitpunkt sein würde, an dem sie den globalen Süden dazu bringen würden, sich Washington anzunähern und den ukrainischen 10-Punkte-Friedenspfad zu unterstützen. Aber so ist es nicht gelaufen. Der globale Süden reagierte dagegen und sagte: "Hört zu, dieser Friedensprozess, dieser 10-Punkte-Plan ist für die Katz! Er hat keine Aussicht auf Erfolg. Außerdem werden wir zu keinem eurer Treffen mehr kommen, wenn Russland nicht dabei ist und hört diesem Zeug auf."

Und so... Ein Teil dieses 10-Punkte-Plans dreht sich natürlich ausschließlich um die Krim, und was wir gerade gesehen haben, ist, dass Zelensky versucht, den wiederzubeleben und zu sagen: "Schaut, mein Plan ist nicht... das ist immer noch der Plan." Denn der Vertreter Kiews bei der Dschidda-Vereinbarung, dem -Treffen, der -Konferenz, sagte praktisch: "Nun, ja, es wird nicht funktionieren." Und dann, als er zurückkam, sagte Kiew: "Ja, es gibt keine Änderung des 10-Punkte-Plans. Das ist der Plan: totaler Rückzug Russlands, totaler Abzug der Truppen, totale Wiederherstellung, die russische Führung wird vor Gericht gestellt, ein Nürnberger Prozess, in dem auch Putin verurteilt wird, Russland zahlt volle Reparationen für alle Schäden, die während des Krieges verursacht wurden."

Und Sie wissen, dass der globale Süden gesagt hat: "Kommt schon, das wird nicht funktionieren." Und so versucht er wirklich, den Plan zu rechtfertigen und zu sagen: "Nein, wir halten an diesem Plan fest.“ Obwohl jeder sehen kann, dass er nicht funktioniert.

Andrew Napolitano:

Wurde die Frühjahrsoffensive, die gescheiterte Frühjahrsoffensive, auf das Schwarze Meer übertragen, was Sie kürzlich geschrieben haben?

Alastair Crooke:

Ja. Ich meine, das wirft wirklich wichtige Fragen auf, denn es hat ein   – weitgehend unsichtbarer   – Krieg stattgefunden: Die Bombardierung bestimmter Donauhäfen, die ukrainische Häfen sind, die aber gegenüber von NATO-Rumänien liegen. Ich meine, die NATO-Macht, buchstäblich ein paar Meter auf der anderen Seite des Flusses, ist ein NATO-Staat. Aber die Ukraine hat ein paar Häfen.

Russland hat sich aus dem Getreidehandel zurückgezogen, und um deutlich zu machen, dass es in dieser Sache entschlossen ist, hat es einen dieser Donauhäfen bombardiert. Und dann gab es eine Art von „wie Du mir, so ich Dir“, die schließlich in dem Angriff endete, den, wie ich glaube, jeder gesehen oder davon gelesen hat, aber es gab noch andere in der Zwischenzeit, aber einen auf Novorossiysk, das ein wichtiger russischer Handelshafen ist. Große Mengen an Öl werden dort umgeschlagen. Waren werden dort umgeschlagen. 400 Millionen Tonnen pro Jahr. Das ist ein wichtiger Hafen, und das ist er schon seit langem, und deshalb ist der Angriff auf ein Tankschiff, das zivile Tankschiff und das Landungsboot der Marine in diesen Häfen...

Die Frage ist: War das die NATO? Steckt die NATO dahinter? Wurde dies nicht nur gefördert, sondern mit NATO-Informationen ausgestattet und unterstützt, von der NATO vorgeschlagen?

Andrew Napolitano:

Ist dies eine weitere Nordstream-Pipeline?

Alastair Crooke:

Nun, wenn es außer Kontrolle gerät, genau. Es ist gefährlich, denn ein solcher Angriff auf Russlands wichtigsten Handelshafen im Schwarzen Meer ist keine Kleinigkeit.

Diese Angriffe durch so genannte maritime Drohnen... Das sind hoch entwickelte Drohnen. Meines Erachtens ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Ukraine über diese Drohnen verfügt oder mit ihnen umgehen kann, ohne dass die Amerikaner oder die Briten direkt daran beteiligt sind und vielleicht die Anleitung dazu geben. Denn, wie Sie gesehen haben, gab es ein Video vom eigentlichen Angriffsmoment und die Drohnen   – bitte sehr [der Videoclip wird eingefügt]   – ein bisschen Korrektur hier und ein bisschen Korrektur dort, was darauf hindeutet, dass entweder jemand ganz in der Nähe ist, der diese Richtungen vorgibt, oder dass jemand in einem Flugzeug darüber ist, der diese Anweisungen gibt.

Andrew Napolitano:

Wenn dies also... die NATO hat dafür bezahlt, die NATO hat es ermöglicht und vielleicht hat die NATO es durchgeführt: Wüsste der russische Geheimdienst das nicht?

Alastair Crooke:

Ja, ich denke, das ist es, was hier vor sich geht. Es gibt eine... Ich meine, sie untersuchen es: Woher kam das? Woher kamen diese Dinger, die Sie gerade [in dem eingefügten Video] gezeigt haben, wo wurden sie abgeschossen? Aus Rumänien? Denn die ukrainischen Häfen wurden in dieser Zeit von Russland schwer beschädigt. Woher kamen sie? Wo war der Ursprung? Gab es dort ein Mutterschiff? Wie viele? Wer kontrollierte dieses Ding und wo?

Diese Waffen sind nicht einfach zu benutzen. Es gibt wirklich nur sehr wenige Staaten, die über diese Expertise verfügen. Also: Was bedeutet das für Russland?

Bedeutet das   – und das ist die Frage   –, dass der Westen angesichts des Scheiterns des Krieges in der Ukraine zu einer neuen Form der längerfristigen Zermürbung Russlands übergeht, indem er seine Seegüter, seine Fähigkeit, im Handel zu funktionieren, angreift? Und sehen wir hier einen neuen Krieg, bei dem auch Marschflugkörper mit größerer Reichweite eingesetzt werden könnten? Zelensky fordert diesen deutschen Marschflugkörper, den Taurus, der eine Reichweite von 500 Kilometern hat, im Gegensatz zu den 300 Kilometern der Storm Shadows, der britischen Storm Shadows, oder der französischen Scalp, die also wirklich fast bis nach Moskau reichen.

Sehen wir hier eine andere Art von Krieg? Eine, die zurückgedrängt wird, eine, die beendet wird: der Landkrieg in der Ukraine, und stattdessen eine neue Form der Zermürbung, die beginnt? Ich denke, das ist die Frage.

Was also tut Russland? Schlägt es hart zurück, sowohl vor Ort in der Ukraine als auch gegen die NATO, um der NATO die Botschaft zu übermitteln: "Nein! Wir werden dieses Spiel nicht spielen! Wenn ihr dieses Spiel spielen wollt, riskiert ihr einen echten Krieg, und für diesen Fall: Wer ist verwundbarer: unsere Versorgungslinien oder eure Versorgungslinien? Denn es wären auch eure Tanker, die angegriffen würden, eure Nachschublinien, und denkt daran, was das für die Inflationsrate in den Vereinigten Staaten in einem Wahljahr bedeuten würde!"

Andrew Napolitano:

Soweit ich weiß, wird das ukrainische Getreide in die Türkei verschifft, wo es zu Mehl gemahlen wird, das in hoher Qualität und in großen Mengen in ganz Europa verkauft wird, und dennoch hat Wladimir Putin als Reaktion auf den Angriff auf das russische Schiff, den wir gerade gezeigt haben, die ukrainischen Getreidelager in den Häfen platt gemacht.

Alastair Crooke:

Richtig. Und das hat er getan, weil er wollte   – er hat die ganze Zeit über gesagt, und die Botschaft kommt nie an   –, dass Europa den anderen Teil der Abmachung nicht einhält, nämlich dass, wenn wir den Export von ukrainischem Getreide erlauben, auch der Export von russischem Getreide und russischem Dünger erlaubt werden muss. Sonst ist das nicht zu halten. Und die Europäer haben ihren Teil dieser Abmachung nicht eingehalten, und er hat genug davon. Zumal er der Meinung ist, dass es auch für den Waffenschmuggel in die Ukraine missbraucht wurde. Also sagte er: "Ich beende das!" Und nur damit Sie es verstehen, er hat die Getreidesilos in einem Hafen an der Donau zum Einsturz gebracht und dann später den zweiten, in Ismail, wo ein noch größerer Hafen war.

Andrew Napolitano:

Nur um kurz das Thema zu wechseln: Niger. Was ist dort los und was sind das russische Verhalten und die russischen Ziele in Afrika?

Alastair Crooke:

Nun, die Russen haben das Ziel, nicht in diese Sache verwickelt zu werden. Sie haben sehr darauf geachtet, sich aus der Sache herauszuhalten. Vergessen Sie nicht: Sie haben den Putsch verurteilt. Ich meine, sie unterstützen den Putsch, der dort stattgefunden hat, nicht und sie versuchen, ihn durch Diplomatie zu stoppen. Die westliche Sichtweise ist, dass sie dies in einen Sieg im Kalten Krieg verwandeln und der Westen sagt: "Ah, gut, Russland mischt sich ein. Russland kommt. Und deshalb ist dies eine weitere Front im Kalten Krieg."

Sehen Sie: Es gibt ein halbes Tausend französische Soldaten dort, es gibt eintausend amerikanische Soldaten in Niger. Es gibt keine Russen. Es gibt keine russischen Wagner-Truppen. Der Westen hat eine große Geschichte daraus gemacht, dass ein lljuschin-Transportflugzeug ankam, das Wagner-Truppen nach Niger brachte, und es stellte sich heraus, dass das Video von 2006 war. Es war eine Fälschung! Es gibt also überhaupt keine Anzeichen dafür.

Aber ich glaube, dass es einen großen Wunsch gibt, weil wir immer wieder hören: Wagner! Wagner! Wagner! Als ob sie sich daran beteiligen würden, aber es gibt noch nichts Derartiges.

Aber es könnte bald explodieren und es wird sehr schwierig werden, weil die westafrikanischen Staaten gespalten sind, wirklich in der Mitte, und es könnte ein Kampf werden. Und wer weiß, was in Paris passieren wird, wenn Frankreich anfängt, denn Premierministerin Borne hat angedeutet, dass sie einige Luftangriffe auf Niger fliegen werden.

Andrew Napolitano:

Sie haben den Finger am Puls der europäischen Öffentlichkeit, vielleicht auch der italienischen Öffentlichkeit, da Sie gerade in Italien sind, was die Unterstützung der NATO für die Ukraine angeht. Lässt sie nach oder ist sie nur etwas, das in der Ferne stattfindet und an das man nicht denken will?

Alastair Crooke:

Nein, es ist plötzlich... Ich meine, viele Dinge berühren plötzlich das europäische Bewusstsein. Ich sage nicht, dass es einen Wandel gibt, und ich denke, dass er in den Vereinigten Staaten in vielerlei Hinsicht tiefer ist als in Europa, weil unsere Presse paradoxerweise stärker kontrolliert wird als in den USA. Aber nein, es ist... die Ukraine hat Einfluss darauf.

Aber vor allem: die Preise. Die Inflation. Die Lebensweise bricht für viele zusammen. Ich meine, viele Italiener leben an der Armutsgrenze. Ich glaube, sieben Millionen Italiener sind jetzt an der Armutsgrenze, weil sie sich die Lebensmittel nicht mehr leisten können. Ich meine, in den Geschäften sind die Preise   – egal wie die Statistiken aussehen, vergessen Sie die! Die Preise sind wirklich sehr hoch, und sie schauen auf die Vereinigten Staaten und sehen die Vereinigten Staaten in gewissem Sinne in einer Art Auflösungserscheinung, einer politischen Auflösungserscheinung, wo sie in gewisser Hinsicht in einer Sackgasse zwischen allen Parteien stecken und sich fragen und fürchten, wie sich dies auf Europa auswirken wird, sowohl politisch als auch im Hinblick auf die allgemeinen Veränderungen, die stattfinden.

Aber gleichzeitig   – und das möchte ich Ihnen sagen   – sehe ich nicht die Mittel, um in Europa einen solchen Wandel herbeizuführen. Ich denke, die Menschen schauen nach Amerika, um einige Trends in Amerika zu erkennen, damit Amerika Europa aus dem Loch holt, das es sich selbst gegraben hat.

Andrew Napolitano:

Letzte Frage oder letztes Thema. Sehen Sie einen Ausweg für Joe Biden? Wäre es etwas so Extremes wie Atomwaffen oder eine andere Möglichkeit, aus dieser Sache herauszukommen?

Alastair Crooke:

Ich denke, ich sollte Ihnen diese Frage stellen.

Andrew Napolitano:

Es wird sehr schwer für ihn sein, vor November 2024 aus diesem Schlamassel herauszukommen.

Alastair Crooke:

Ich denke, es wird sehr schwer für ihn sein, aus diesem Schlamassel herauszukommen, ohne sich zu blamieren, und deshalb denke ich, dass diese Schwarzmeer-Sache es verdient, beobachtet zu werden. Denn sie könnten versuchen, die Sache zu verschieben und zu sagen: Nun, wir werden Russland schwächen durch diese regelmäßigen Angriffe auf seine Schifffahrt und die Flugzeuge, die Marschflugkörper auf Brücken fliegen, die die Franzosen ihnen bald geben werden, die wieder eine Brücke nahe der Krim getroffen haben. Diese Art von entferntem Kalten Krieg.

Zunächst einmal: Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird. Die Russen werden Vergeltung üben. Und die Russen werden eskalieren, wenn das kommt. Und ich denke, das ist das Wichtigste, was wir beobachten müssen, sowohl in Bezug auf die Situation vor Ort in der Ukraine als auch in Bezug auf das, was mit diesen Marschflugkörpern und im Schwarzen Meer passiert. All dies wirft eine Frage an Russland auf: Hören wir dieses Mal auf, vorsichtig zu sein und schrittweise vorzugehen, und gehen wir zu etwas viel Direkterem über und senden eine Botschaft an den Westen: Wenn ihr noch weiter geht, bedeutet das echten Krieg.

Andrew Napolitano:

Alastair Crooke   – immer wieder eine Freude, mein lieber Freund. Ich danke Ihnen für Ihre großartige Arbeit. Vielen Dank für die Zeit, die Sie mit uns teilen. Sie werden schnell zu einem Publikumsliebling bei Judging Freedom. Alles Gute für Sie!

Alastair Crooke:

Vielen Dank.

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=9qiPMp09DtE
Das Interview wurde transkribiert von Andreas Mylaeus

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