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"Im Namen der Freiheit" – Leben und Philosophie des Albert Camus

"Im Namen der Freiheit"  – Leben und Philosophie des Albert Camus

Mythen um Camus

von Patrick Spät

Um Albert Camus, der am 7. November 2013 hundert Jahre alt geworden wäre, ranken sich viele Mythen: Er soll ein Existentialist, ein Philosoph allenfalls für Abiturklassen und ein harmloser Sozialdemokrat gewesen sein. Doch nichts von alledem trifft zu.

„Es gibt nicht nur ein Lambarene, jeder kann sein Lambarene haben“

„Es gibt nicht nur ein Lambarene, jeder kann sein Lambarene haben“

Zum im 2005 erschienenen und leider bereits vergriffenen Buch: „Mit dem Herzen einer Gazelle und der Haut eines Nilpferdes  – Albert Schweitzer in seinen letzten Lebensjahren und die Entwicklung seines Spitals bis zur Gegenwart“ von Jo und Walter Munz.

von Urs Knoblauch, Pädagoge und Kulturpublizist, Fruthwilen TG

«Der Mensch darf nie aufhören, Mensch zu sein» (A. Schweitzer)

Was hat uns Albert Schweitzer in der heutigen Welt zu sagen?
von Sigrid Schiller
Dank der Verleihung des diesjährigen (2015) Medizinnobelpreises an die Chinesin Tu, den Iren Campbell und den Japaner Omura rückt das Leid von Millionen von Menschen in Afrika, Südostasien und Südamerika wieder in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit.

Die drei Preisträger erforschten und entwickelten wirksame Medikamente gegen die Krankheiten Malaria, Flussblindheit und die sogenannte Elephantiasis. Dank ihres Einsatzes kann jedes Jahr das Leben von etwa 100000 Malaria-Patienten gerettet werden und wird in naher Zukunft die Flussblindheit (Onchozerkose) und die Elephantiasis (lymphatische Filariose), die zu schrecklichen Entstellungen führt, ausgerottet sein. Beide Erkrankungen werden durch Würmer hervorgerufen.

Quelle: Zeit-Fragen
http://www.zeit-fragen.ch/de/ausgaben/2015/nr-31-8-dezember-2015/der-mensch-darf-nie-aufhoeren-mensch-zu-sein-a-schweitzer.html

«Es droht eine teuflische Abwärtsspirale»

Radikal falsche Strategien haben sich wie eine Seuche verbreitet

Fredmund Malik im Interview von Ingo Narat

Fredmund Malik ist ein bekannter Ökonom und Buchautor. Im Interview erklärt der Österreicher, worin er die Ursachen der Krise sieht und warum sie so gefährlich ist. Seine düstere Prognose: Den Börsen droht der Absturz. Es gibt Schwarzseher und solche, die auch skeptische Prognosen noch übertreffen. In diese Riege gehört Fredmund Malik. Er ist Wirtschaftswissenschaftler und Leiter des «Malik Management Zentrums» in St. Gallen.

«Impfungen als Allerheilmittel ist eine gefährliche Strategie»

Herzchirurg Paul R. Vogt wirft den Behörden Ignoranz vor, weil sie nur auf Impfungen und nicht ebenso auf Medikamente setzen.
Urs P. Gasche / Infosperber 12.04.2021
«Ich begrüsse Impfungen, doch es ist gefährlich, sich nur auf ein einziges Standbein zu verlassen», erklärt Professor Paul R. Vogt, Direktor der Herzklinik am Universitätsspital Zürich. In einem «Rückblick auf ein Jahr Covid-19» vermisst Vogt, dass medikamentöse Therapien «nicht mit gleicher Intensität erforscht werden wie Impfungen». Er warnt davor, dass neue Mutationen Impfungen im schlimmsten Fall unterlaufen könnten. Auch wisse niemand, «wie lange die durch die Impfung produzierten Antikörper effektiv schützen». Deshalb seien Impfungen «als Allerheilmittel eine gefährliche Strategie».

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Paul R. Vogt © zvg

«Diskussion rüde abgeschmettert»

Eine effektive medikamentöse Therapie von Covid-19 könnte viel Leid und viele Todesfälle verhindern und wäre ein wichtiger Beitrag, die Spitäler zu entlasten, sagt Vogt. Man frage sich, wieso es im Pharma-Land Schweiz nicht möglich sein soll, prospektiv-randomisierte Studien mit Medikamenten-Kombinationen durchzuführen, welche andernorts als hoch-effektiv beurteilt wurden. Vogt fährt fort:

«Alle Versuche, eine Kombinations-Therapie mit bereits bekannten Medikamenten mittels einer prospektiv-randomisierten Studie auch nur zu evaluieren, wurden von den Behörden (BAG, Task-Force) ohne Diskussion auf eine zum Teil unanständige und rüde Art und Weise abgeschmettert  – als ob all jene Experten, welche weltweit über positive Resultate medikamentöser Therapien berichteten, Idioten wären.» 

Therapievorschläge von Dritten würden die Behörden «pauschal als ‹vollkommen sinnlos› abqualifizieren», ohne etwa eigene Studien oder eigene Resultate vorzulegen. Eine fachliche Diskussion sei offensichtlich nicht erwünscht.

Weil es um «Millionen von Toten und ökonomische Schäden in Milliardenhöhe» gehe, fragt Vogt, «ob in unseren Kommissionen Leute sitzen, die mehr von Lobbyismus als von Medizin verstehen». Und ob man etwa «nur an teuren Impfungen interessiert» sei.

«Wir erhalten keine Unterstützung»

Das Vernachlässigen medikamentöser Therapien wirkt sich auf die Hausärzte aus. An der Front fühlen sich Allgemeinärztinnen und -ärzte ziemlich alleingelassen, wenn sie Covid-19-Symptome frühzeitig behandeln möchten, um schwere Verläufe möglichst zu verhindern.

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Monique Lehky Hagen © zvg

«Wir erhalten keine Unterstützung und können nur improvisieren und basteln», erklärt Allgemeinärztin Monique Lehky Hagen gegenüber Infosperber. Die Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft und Co-Präsidentin der Konferenz der Kantonalen Ärztegesellschaften setzt sich seit mehr als einem Jahr dafür ein, dass die ambulanten Ärzte in die Bewältigung der Corona-Pandemie aktiv einbezogen werden. Sie sorgte dafür, dass die Hausärztinnen und Hausärzte im Wallis von Anfang an in ihren Praxen und in Alters- und Pflegeheimen impfen durften: «Dadurch konnten wir in den Walliser Altersheimen in Rekordzeit eine Durchimpfung erreichen, so dass die Bewohner seit mehr als einem Monat wieder Lebensqualität zurückerhielten.» 

Vergeblich wünschte Lehky Hagen von den Behörden das Erfassen von Daten, um genauer beurteilen zu können, welchen Einfluss die Walliser Impfstrategie auf die Hospitalisationen hat. Es zeige sich jedenfalls, dass die Hospitalisationsrate im Wallis unter dem Schweizer Schnitt liegt, obwohl die Fallzahlen im Wallis seit Monaten überdurchschnittlich hoch sind.

Zudem gebe es auch ein Jahr nach Beginn der Pandemie im ambulanten Bereich «keine brauchbaren Daten zu validierten Covid-Therapien». Das BAG habe das bestehende Meldesystem Sentinella ungenügend an Covid-19 angepasst, um nützliche Daten zu erhalten, und keine einheitlichen Formulare für das Nacherfassen der Verläufe entworfen.

Als Folge davon müssten sich die einzelnen Arztpraxen «in mühseliger Fronarbeit Literatur und Know-how zusammentragen». Den Praxisärzten würde dann abwertend oder abschätzig vorgeworfen, «unwissenschaftlich» zu handeln. 

Doch bleibe nichts anderes übrig, als Covid-Patientinnen und -Patienten «weiterhin sehr individuell mit den verfügbaren Medikamenten zu behandeln». Leider würde nicht mit Daten erfasst, was welchen Erfolg bringe.

In vielen Ländern melden Allgemeinmediziner zwar zum Teil sehr erfolgreiche Erfahrungswerte mit unterschiedlichen Behandlungen, doch die Wissenschaft überprüft sie selten. Meist fehlt das Geld, weil keine lukrativen Patente locken. Philippe Luchsinger, Präsident des Verbands Schweizer Hausärzte mfe, stellt lapidar fest: «Es existiert bis jetzt keine nachgewiesenermassen erfolgreiche Frühbehandlung von Covid in der Hausarztpraxis.»

Hoffnungen und Enttäuschungen

Erwartungen auf ein Medikament zur Frühbehandlung weckte das BAG im August 2020. Der Bund habe beim Schweizer Unternehmen Molecular Partners/Novartis «ein Recht auf Lieferung von bis zu 3 Millionen Dosen Ensovibep» erworben. Allerdings sind Tests an Gesunden noch am Laufen und das antivirale Medikament ist noch nicht zugelassen. In den Startlöchern für ein Medikament soll auch die Biotech-Firma Humabs sein, eine Tochterfirma der US-Biotechfirma Vir Biotechnology, meldet die NZZ am Sonntag.

In den USA hatten sogenannte monoklonale Antikörper eine Notzulassung erhalten, mit denen sich Präsident Trump behandeln liess. 

Als einziges Medikament zur Behandlung von Covid-19-Patienten hat die Zulassungsbehörde Swissmedic im Juli 2020 Remdesivir (Handelsname «Veklury») im Schnellverfahren «ausserhalb von klinischen Studien» vorübergehend bewilligt. Doch bereits Mitte Oktober zeigte eine grosse WHO-Studie, dass das teure Medikament nichts nützt.

Cortison, Aspirin und Heparin

Für Lehky Hagen steht ausser Frage, dass rechtzeitige multimodale Massnahmen viele schwere Covid-Verläufe verhindern können. Doch Praxisärzten würde nichts anderes übrigbleiben, als in bestimmten Situationen Medikamente zu verabreichen, deren entzündungshemmende Wirkung bei Covid-Erkrankten beschrieben wurde, sowie gewissen Patienten rechtzeitig eine Thromboseprophylaxe zu verabreichen, um Komplikationen zu vermeiden. 

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Peter Sawicki © zvg

«Man muss auf Erfahrungswerte mit Behandlungen anderer entzündlichen Erkrankungen zurückgreifen», sagt denn auch der langjährige Medizinprofessor Peter Sawicki. Bis 2010 war er Leiter des deutschen Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen IQWiG, das den Nutzen von Medikamenten und Behandlungsmethoden bewertet. Unterdessen arbeitet Sawicki wieder als Internist in einer Gemeinschaftspraxis in Duisburg.

Aufgrund seines Wissens und seiner Erfahrungswerte behandelt er Patientinnen und Patienten, die Covid-19-Symptome zeigen, wie folgt (Angaben gegenüber Infosperber):

  • Falls eine Blutprobe ergibt, dass Entzündungssymptome vorliegen, verschreibt Sawicki wie bei anderen potenziell bedrohlichen Entzündungen Cortison. Bei einer kurzfristigen Cortison-Anwendung von bis zu zehn Tagen sollten keine längerfristigen Nebenwirkungen auftreten.
  • Zeigt eine Krankengeschichte oder die Blutprobe, dass eine Neigung zu Thrombosen vorliegt, ist eine ebenfalls kurzfristige Abgabe von niedrigdosiertem Aspirin (100mg) angezeigt, damit sich die Blutplättchen weniger verkleben.
  • Bei einer deutlichen Neigung zu Thrombosen kann auch niedrigdosiertes Heparin zweckmässig sein (Blutverdünner).

Lehky Hagen wiederum empfiehlt bei Beginn der Erkrankung mit leichten bis mässigen Symptomen Brust- und Hustentee mit antiviraler und schleimlösender Wirkung, viel Flüssigkeit, Nasenspühlungen, Knoblauch (mit positiver Wirkung auf gewisse Interleukine, welche in der Entzündungs-Kaskade bei schweren Verläufen eine Schlüsselrolle spielten), eine gehörige Portion Vitamin D (1000 Einheiten/Tag bis  – je nach Patient  – einmalig 300’000 Einheiten). Je nach Patient Atemübungen, Anti-Thrombosen-Massnahmen (Füsse bewegen, Velofahren auf dem Bett). Bei einzelnen Patienten inhalative Therapie mit Bronchodilatatoren.

Voranmelden

Generell sollten Covid-19-Patienten Arztpraxen zuerst telefonisch konsultieren und nur nach Voranmeldung persönlich aufsuchen.

Stärkung des Immunsystem als allgemeine Prävention

Der pensionierte Allgemeinmediziner Walter J. Hugentobler, der am Institut für Hausarztmedizin der Universität Zürich auch als Lehrarzt tätig war, beschäftigt sich intensiv mit der Entwicklung der Corona-Epidemie. Ihn stört vor allem, dass

«kaum jemand davon spricht, was jeder Einzelne tun kann oder tun könnte, um dem Virus den Eintritt in den Körper zu verwehren».

Am verwundbarsten seien bekanntlich Menschen in hohem Alter, die oft übergewichtig sind, an Diabetes oder Kreislauf- und Lungenproblemen leiden und gegen Viren wenig widerstandsfähig seien. 

Virenabwehr durch die Nase. WH
Feuchte Nasenschleimhäute wehren Viren ab. © W.J.H.

Es gelte generell,

«die Immunologie und andere Abwehrmechanismen zu stimulieren und die Schleimhaut so zu pflegen, dass sie sich gegen Viren wehren kann».

Was für alle Atemwegsviren gelte, treffe auch für Coronaviren zu. Die Virenübertragung über Aerosole könne man im Winter in Innenräumen mit einer hohen Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent stark vermindern, weil dann die Nasenschleimhäute nicht vertrocknen und ihre Abwehrfunktion optimal wirken könne (siehe PowerPoint-Vortrag von Walter J. Hugentobler vom 28.1.2021).

Das Risiko eines schweren Verlaufs der Covid-19-Krankheit kann man bereits reduzieren, bevor man angesteckt ist. Peter Sawicki empfiehlt insbesondere viel körperliche Bewegung an frischer Luft und eine gesunde Ernährung.

Lehky Hagen empfiehlt im Winter prophylaktisch zusätzliches Vitamin D, wobei Kontraindikationen und andere Medikamente zu berücksichtigen seien. Bei ausgewählten Patienten käme in Intervallen auch die Einnahme von Echinacea und Bronchovaxom zur Stärkung der Schleimhautabwehr in Frage.

Ob vorsorgliche Prävention oder frühe Behandlungen von Covid-19-Patienten: Lehky Hagen hält eine systematische Datenerfassung mittels eines angepassten Sentinella-Meldesystems, wie sie es im Januar vom BAG gefordert hat,  für dringlich. Nur mit systematischen und vergleichbaren Daten könne man herausfinden, welche Präventiv- und Behandlungsmassnahmen für welche Patientengruppen am wirksamsten und zweckmässigsten sind (siehe PowerPoint-Präsentation zu Handen des BAG). 

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Infosperber hat das BAG am Freitag Abend um eine Stellungnahme gebeten zur Kritik von Paul R. Vogt, dass die medikamentöse Therapie gegen Covid-19 vernachlässigt worden sei. Auch würde uns interessieren, welchen Plan B das BAG vorsieht, falls sich die Impfungen im schlimmsten Fall wegen Mutationen usw. als zu wenig wirksam erweisen würden. Sobald Antworten eintreffen, werden wir sie hier publizieren.

Quelle: https://www.infosperber.ch/gesundheit/public-health/impfungen-als-allerheilmittel-ist-eine-gefaehrliche-strategie/

«Wenn ich nur dieses eine Buch geschrieben hätte …»

Zur Aufgabe und Verantwortung von Kinder- und Jugendbuchautoren
von Eliane Perret / Zeit-Fragen 18. Mai 2021
Zeit-Fragen Nr. 11 v. 18.05.2021
Viele Eltern würden ihren Kindern gerne Freude am Lesen vermitteln, denn es ist nicht nur eine wichtige Fertigkeit, um in der Schule erfolgreich zu sein, sondern eine Kulturtechnik, die uns mit unseren Mitmenschen und der Welt verbindet. Sie erfordert vom Lesenden eine gefühlsmässige Aktivität, sich auf eine Geschichte einzulassen, sie gedanklich zu erfassen und in einen inneren Dialog mit den Protagonisten eines Buches zu treten. Eine gedankliche und gefühlsmässige Aufgabe, die ihresgleichen sucht! Gerade in den letzten Monaten, als viele Familien coronabedingt mehr Zeit zu Hause verbrachten, wurde manchen Eltern bewusst, dass Lesen eine gute Alternative zu Bildschirmmedien wäre. Sie realisierten, wie viele Stunden ihre Kinder und Jugendlichen mit Gamen und Chatten verbrachten, und viele befürchteten zu Recht eine damit verbundene Abhängigkeit. Doch mit welchem Lesestoff könnte hier ein attraktives Gegengewicht geschaffen werden?

1 und 1 zusammenzählen – gerade als Mutter!

von Hemma Poledna, Wien

Die Weltlage ist bedrückend. Ein Krieg wird vorbereitet, in dem  – wenn es nicht zu verhindern gelingt  – unzählige Männer, Frauen und Kinder ihr Leben lassen müssen.

Albert Camus – Eine Tochter setzt ihrem Vater ein Denkmal

Albert Camus  – Eine Tochter setzt ihrem Vater ein Denkmal

«Albert Camus in Bildern und Dokumenten»

Camus Vater Tochter

Catherine Camus mit Vater (links), Catherine Camus (rechts)

rmh. Catherine Camus hat ihrem Vater  – Albert Camus  – einen Bild- und Dokumentenband* gewidmet, der sein Leben und Werk einfühlsam und lehrreich darstellt. Es ist die bewegende Dokumentation einer Tochter zum Leben ihres Vaters.

Antiwissenschaft grassiert in der besten Forschungsnation

Die Trump-Regierung verbannt Wörter wie «faktengestützt» auf eine schwarze Liste.
Ein Essay von Pulitzer-Preisträger Jared Diamond.
Tages-Anzeiger 12. 01. 2018
Die Trump-Regierung hat die staatliche amerikanische Gesundheitsbehörde CDC kürzlich angewiesen, eine Reihe von Begriffen aus allen offiziellen Budgetdokumenten zu streichen, die früher als unverdächtig galten. Diese schwarze Liste hat Überraschung und Protest ausgelöst. Die Regierungsanordnung stelle einerseits eine undemokratische Zensur von Sprache dar. Zudem enthalte sie Worte, die für die öffentliche Gesundheitsvorsorge zentral seien, aber auch grundsätzlich für die amerikanische Demokratie und sogar für konservative republikanische Werte. Zu den verbannten Begriffen gehört etwa das Wort «gefährdet». Aber ist es nicht gerade die Aufgabe der Gesundheitsbehörde, Krankheiten zu benennen, durch die Amerikaner besonders gefährdet sind?

Jared Diamond

Jared Diamond

Das Wort «Fötus» wird verboten

Ein anderes böses Wort ist «Vielfalt». Aber eine wirksame Gesundheitsvorsorge ist doch nur möglich, wenn man anerkennt, dass Menschen unterschiedlich und auch unterschiedlich anfällig sind. Frauen etwa sind durch Eierstockkrebs gefährdet, Männer nicht; alte Menschen durch Alzheimer, Babys nicht. Hellhäutige Amerikaner haben ein grösseres Hautkrebsrisiko als dunkelhäutige.

Zwei weitere Worte, die es auf die schwarze Liste geschafft haben, sind «faktengestützt» und «wissenschaftlich erwiesen». Aber Fakten und Wissenschaft sind doch gerade die Basis der modernen Medizin. Es ist die wissenschaftliche Forschung, welche die Fakten bewiesen hat, die heute allgemein akzeptiert sind. Zum Beispiel, dass kontaminiertes Wasser Krankheiten verursacht oder dass Antibiotika bestimmte Krankheiten heilen können. Und nur dank diesen Fakten liegt die durchschnittliche Lebenserwartung von Amerikanern  – republikanische Senatoren und Kongressabgeordnete eingeschlossen  – heute bei etwa 80 Jahren und nicht mehr bei knapp 50 wie noch vor zwei Jahrhunderten.

Der amerikanische Wissenschaftler Jared Diamond (80) ist einer der weltweit führenden Anthropologen und Evolutionsbiologen. Er war Professor an der Universität von Kalifornien in Los Angeles und wurde vor allem durch seine populärwissenschaftlichen Bücher bekannt, darunter «Der dritte Schimpanse», «Kollaps» oder «Vermächtnis», in denen er das Schicksal menschlicher Gesellschaften darstellt. Für sein Buch «Arm und reich» wurde er mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnet. (mma)
Quelle: Tages-Anzeiger
https://www.tagesanzeiger.ch/wissen/geschichte/wissenschaft-und-antiwissenschaft-in-den-usa/story/31325534

Auf dem Weg in den digital-autoritären Sicherheitsstaat?

Neuer Beitrag im Blog von Jeans Wernicke
Mit seinen historisch einmaligen Enthüllungen hat der ehemalige NSA-Mitarbeiter und Whistleblower Edward Snowden die umfangreichste verdachts­un­abhängige Überwachung aller Zeiten aufgedeckt. Für seine beispiellose Zivilcourage zeichnete ihn die Inter­nationale Liga für Menschenrechte mit der renommierten Carl-von-Ossietzky-Me­daille aus.

Gemeinsam mit ihm ehrte die Liga auch die Filmregisseurin Laura Poitras und den Journalisten Glenn Greenwald, die mit der Pu­blika­tion von Snowdens Enthüllungen betraut sind. Was macht das Wirken dieser drei Menschen so besonders und notwendig? In welchem Kontext fanden ihre Enthüllungen statt? Und wovor haben sie uns  – ein Stückweit zumindest  – womöglich bewahrt? Zu diesen Fragen sprach Jens Wernicke mit Rolf Gössner, Vizepräsident der Internationalen Liga für Menschenrechte.

Quelle: Nachdenkseite
http://www.nachdenkseiten.de/?p=29649

Ausgewählte Leserbriefbeiträge zu Schule und Bildung

NZZ 18. 08. 2014

Pädagogischer Konstruktivismus

von Alfred Burger, Kilchberg (ZH) Erziehungswissenschafter

Eindrücklicher als Hermann J. Forneck hätte man nicht formulieren können, wie weit sich die pädagogischen Hochschulen (PH) in der Schweiz von der schulischen Wirklichkeit entfernt haben («Professionalisierung statt Innovationsabstinenz», NZZ 31. 7. 14). So weit entfernt, dass sich letztes Jahr Dozenten und Studenten gegen Fornecks Theorielastigkeit gewehrt hatten. Nun ist nichts gegen eine Theorie der Erziehungslehre einzuwenden. Sie muss aber mit der Realität übereinstimmen.

Buchempfehlung Künstliche Künstler

Kann Künstliche Intelligenz der Materie Geist einhauchen?
von Dr. Paul A. Truttmann
Die Naturwissenschaften verdankten ihren Erfolg lange der Strategie, Phänomene auf wenige Wirkfaktoren zu reduzieren. Heute drängt sich eine zusätzliche Betrachtungsweise auf: Das Denken in komplexen Systemen.

Es erklärt eine Art Scheinwelt, die sich zwischen der Realität und dem Menschen, z.B. dem passionierten Gamer, zu etablieren beginnt: Die Welt der Simulation. Brisantestes Beispiel ist die so genannte künstliche Intelligenz. Sie behauptet, menschliche Eigenschaften nachbilden zu können. Dieser kecke Anspruch konfrontiert uns mit alten und neuen Fragen: Können Maschinen tatsächlich lernen? Sind sie gar intelligent? Kann ein Roboter mehr sein als Drähte, Transistoren und Programme? Und last but not least: Wer sind wir  – die Menschen?

Truttmann Künstliche Künstler Buchcover
Buch Paperback 237 Seiten Deutsch
Academia Verlag erschienen am 29.09.2021

Zum Autor

Paul A. Truttmann promovierte an der ETH Zürich in Hochenergiephysik. Anschliessend studierte er Psychologie und Pädagogik an der Uni Zürich. Über dreissig Jahre lang unterrichtete er an einem Gymnasium Physik, Mathematik, Informatik und Psychologie und wirkte als pädagogisch-didaktischer Berater an der Uni und der ETH Zürich. Seit über vier Jahrzehnten berät er zudem in seiner psychologischen Praxis Menschen jeden Alters und jeglicher beruflicher Ausrichtung. Daneben bildet Paul A. Truttmann seit den neunziger Jahren in eigenen Weiterbildungsprogrammen an Fachhochschulen Führungskräfte aus und coacht sie. Der Autor verfügt nicht nur über ein enorm breites und fundiertes Fachwissen, sondern vermag auch wie kaum ein anderer die beiden Welten zusammenzuführen, die sich beim Thema dieses Buches verbinden: die Natur- und die Geisteswissenschaften.

Leseprobe: Einleitung des Buches Teil I: Grundlagen

1      Die Provokation Künstliche Intelligenz

Die so genannte Künstliche Intelligenz, die Frage nach menschenähnlichen Robotern, übt auf uns eine grosse Faszination aus: Die einen entwickeln Horrorszenarien von einer Intelligenzexplosion, die innert Tagen superintelligente Roboter hervorbringe, die den Menschen dann ausschalten. Andere phantasieren euphorisch Szenarien, wonach der Mensch ein gottähnliches Wesen schaffen und wir ab ca. 2045 in eine Phase des „Transhumanismus“ eintreten werden. All das basiert auf dem Glauben, dass lernende Maschinen angeblich intelligent sein könnten.

1.1             Was ist eigentlich das spezifisch Menschliche?

Können Maschinen tatsächlich lernen? Sind sie gar intelligent  – eventuell sogar intelligenter als Menschen? Kann ein Roboter mehr sein als Drähte, Transistoren und Programme? Kann er Neues schaffen? Kann er gar kreativ sein? Kann ein Roboter denken? Kann er dann auch ein Selbstbild, ein Bewusstsein und eventuell eigene Interessen entwickeln? Und wenn nicht, ist Denken ohne Bewusstheit möglich? Stehen wir also vor einer nächsten Stufe der Evolution?

Roboter oder künstliche Intelligenz (KI) fordern uns ziemlich stark heraus. Viele Menschen fühlen sich überfordert und reagieren mit einer plumpen Antwort, zum Beispiel der Mensch sei interessanter als eine Kombination von 0 und 1. Wenn wir die Fragen aber ernst nehmen, lernen wir mehr über uns selbst als über Naturwissenschaften und Technik. Wir müssen über die menschliche Art nachdenken  – und werden auf einige Beschränkungen stossen, bei denen uns Roboter überlegen sind. Und wir sind mit der Jahrhunderte alten Frage konfrontiert: Wer bin ich  – und wer sind wir, die Menschen?

1.2             Das Verhältnis von Geist und Materie experimentell erkunden?

Wenn Roboter intelligent sein könnten, sind wir auch mit einer anderen Menschheitsfrage konfrontiert: dem Verhältnis von Materie und Geist. Von jeher bewegt sie die Philosophie. Durch Neurowissenschaften und die KI nähern wir uns dem Geist auf experimentelle Weise. Die philosophischen Fragestellungen zum Verhältnis von Geist und Materie werden dadurch einer empirischen Erforschung zugänglich. Indem wir den Geist in einem Computer zu simulieren versuchen, lernen wir mit einer typisch naturwissenschaftlichen Methode diesem Verhältnis auf die Schliche zu kommen. Das könnte spannend werden.

Traditionell hat man angenommen, dass die Materie deterministisch und nur der Geist frei sei  – das heisst, die Freiheit und die Kreativität wurden durch ein Hintertürchen, den so genannten Dualismus, eingeführt. Kann es denn Freiheit geben ohne diesen Zaubertrick? Die Theorie der komplexen Systeme (die «Chaos»-Theorie) wirft ein neues Licht auf das Verhältnis von Geist und Materie. Sie beschreibt, unter welchen Umständen selbst einfache physikalische Systeme unvorhersehbares Verhalten zeigen. Ein solcher Prozess könnte als Ursprung von Freiheit und Kreativität gelten.

Freiheit ist  – wie viele andere Wörter auch, die wir antreffen werden  – ein schwieriger Begriff. Vielleicht ist er gerade deshalb so schwierig, weil er uns so vertraut scheint. Was wir unter Freiheit  – und anderen Begriffen wie Determinismus usw.  – verstehen wollen, müssen wir miteinander im Folgenden aushandeln. In diesem Text wird es nicht darum gehen, wie wir Freiheit erringen können, sondern nur darum, ob ein materielles System, auf dem auch wir Menschen fussen, uns eine Freiheit überhaupt gewährt.

1.2.1             Sind Information und Materie äquivalent?

Als Leserin und Leser dieses Buches werden Sie ab und zu ziemlich gefordert. Wenn Sie aber die Geduld haben, uns Naturwissenschaftlern etwas länger zuzuhören, dann werden Sie Erstaunliches lernen. Es gibt moderne Physikerinnen und Physiker der Quantengravitation, die zum Beispiel der Meinung sind, Information und Masse seien äquivalent(Lyre 2002, S. 81).Was heisst das? Die meisten Menschen kennen die Formel der beiden Einstein (Mileva und Albert): E = mc2.

Sie drückt eine Äquivalenz aus, setzt Energie E und Masse m gleich. Sie ist Grundlage z.B. der Kernspaltung. Sind Information und Masse äquivalent, könnte man sie ineinander überführen und sogar ein Mass angeben, wie viel Information in einem Kilogramm Materie höchstens enthalten sein könne. Damit öffnet sich ein Weg, den jahrhundertealten Gegensatz zwischen Geist und Materie aufzulösen; aus dem Dualismus wird ein Monismus. Die philosophischen Diskussionen hinken den wissenschaftlichen Erkenntnissen oft etwas hinterher. Ich will einen Beitrag leisten, diese Kluft zu schliessen.

1.2.2             Ist Information beschränkt?

Dabei werden wir uns immer wieder mit dem Begriff der Information auseinandersetzen müssen. Information spielt eine wesentliche Rolle bei unseren naturwissenschaftlichen Modellen der Welt im Kleinen und im Grossen. Wir Naturwissenschaftler sollten uns fragen, ob die Natur beliebig viel Information liefert, und wenn nein, durch welche Prinzipien Information beschränkt wird. Eine solche Diskussion führt dann in schwer verständliche Gebiete wie Quantenmechanik, Heisenberg‘sche Unschärfe und Schwarze Löcher. Im Laufe des Buches und seiner Anhänge werden Sie hoffentlich ein bisschen vertrauter werden mit diesen Konzepten.

Natürlich werden Sie einwenden: Information ist nicht gleich Geist. Einverstanden. Aber der Träger bei der Übermittlung von Geist ist sie schon. Wir haben noch viel zu tun, weil auch hier eine Kluft besteht: Zwischen dem so genannten nachrichtentechnischen Informationskonzept und dem semiotischen. Letzteres gehört zu den Geistes- oder Sozialwissenschaften und beschäftigt sich mit Zeichen, zum Beispiel in Form von Wörtern und deren Bedeutung.

1.3             Was Sie erwarten dürfen

1.3.1             Die Struktur des Textes

In diesem Text will ich aus den grossen Themenkreisen um die künstliche Intelligenz zwei Fragen genauer untersuchen: Können Maschinen intelligent oder eventuell gar kreativ sein? Ist Kreativität nicht etwas typisch Menschliches, das Computer nie und nimmer erreichen können? Dazu müssen wir zuerst einige Schlüsselbegriffe klären und dann versuchen, das eigentlich Neue an den Strategien der KI zu identifizieren, z.B. den Versuch, Grundfunktionen des menschlichen Gehirns nachzubilden. Dabei spielen künstliche neuronale Netzwerke wie gesagt eine Schlüsselrolle. Damit befasst sich Kapitel 2.

Dann werden wir intensiv über den Zusammenhang von Information und Materie nachdenken müssen: Kann aus einer materiellen Grundlage von Drähten und Transistoren mittels eines Programmes neue Information entstehen? Oder ist das Neue eigentlich schon in den Grundbausteinen „versteckt“? Ich werde Ihnen zeigen, dass sich diese Frage nicht nur beim menschlichen Gehirn stellt, sondern bei so simplen physikalischen Dingen wie einem Pendel. Das wird Gegenstand des Kapitels 3 sein. Dieses Kapitel ist oft ziemlich mathematisch. Lassen Sie sich von den schwierigen Gedanken nicht abschrecken. Wenn Sie technische Fragen nicht so stark interessieren, genügt es, das Unterkapitel 3.5 zu lesen, um die Quintessenz aus diesem Kapitel zu verstehen.

Beim Menschen haben wir nicht nur ein Gehirn vor uns, sondern einen Organismus aus Fleisch und Blut. Wieso spielt der Körper beim Geist eine so grosse Rolle? Und wie kommt der Geist eigentlich ins Gehirn? Und last but not least: Menschen bewerten das, was sie erleben. Wie geht das und könnte es ein Computer auch? Teil II des Buches wird diese Grundfragen nur andenken können und regt Sie als Leserin vielleicht an, sich an den unglaublich interessanten Diskussionen unserer Zeit zu beteiligen.

Wenn wir zum Schluss gelangen, dass KI auch nur wenige Züge trägt, die auch Menschen charakterisieren, müssten wir dann nicht auch von KI ein ethisches Verhalten fordern? Und was müsste dies sein? Sollten wir z.B. fordern, auf die Fragilität und Gebrechlichkeit des Menschen Rücksicht zu nehmen? Darüber werden wir in Kapitel 8 nachdenken. Welche ethischen Normen fordern wir von uns und müssten einige davon auch für so genannte rationale Agenten (Roboter) gelten?

1.3.2             Die Anhänge: formale Beschreibung

Ich habe lange an der Schnittstelle zwischen Gymnasium und Universität unterrichtet. Vielen Studierenden fällt es schwer, den Übergang zu den stark formalisierten Darstellungen eines Stoffgebietes auf universitärem Niveau zu schaffen. Ich habe deshalb für die wichtigsten Konzepte, die ich in diesem Text aufgreife, auch einen Weg ausgearbeitet, wie man mit einer anschaulichen Begrifflichkeit einen Zugang zur formalen Beschreibung findet. Diese Texte können von der Internetseite des Verlags heruntergeladen werden. Ich verweise  auf sie mit entsprechenden Fussnoten.

Leseprobe 2

In diesem Text will ich Sie als Leserin mit fünf sprachlichen Bildern, so genannten Metaphern, bekannt machen. Sie dienen dem obgenannten Ziel, einem interessierten Menschen einen anschaulichen Zugang zu einem schwierigen Konzept zu ermöglichen. /…/

1.3.7 Achilles und die Schildkröte

Als fünfte Veranschaulichung für ein sperriges Problem argumentiere ich mit der historischen Metapher von Achilles und der Schildkröte. Zenon und die eleatische Schule (5. Jh. v. u. Z.) erschütterten damit die Selbstgewissheit ihrer Zeitgenossen. Mit heutigen Worten würden wir das Problem folgendermassen formulieren: Eine Schildkröte hat 100 Meter Vorsprung und Achilles, der Usain Bolt der Antike, versucht sie zu überholen. Gehen wir davon aus, dass Achilles die 100 Meter in 10 Sekunden zurücklegt und die Schildkröte mit 1 Meter pro Sekunde kriecht. Die Denker um Zenon behaupteten nun, Achilles könne die Schildkröte nicht überholen:Wenn der Sprinter nämlich an der Stelle angelangt ist, an der die Schildkröte startete, ist diese bereits weitergekrochen. Nach 10 Sekunden befindet sie sich bei 110 Metern. Wenn Achilles nach 11 Sekunden dann auch bei diesen 110 Metern angekommen ist, ist die Schildkröte bereits wieder weiter: bei 111 Metern. Nach 11.1 Sekunden ist sie abermals weiter… usw. Achilles kann die Schildkröte nicht überholen. Jeder weiss, dass das ein Unsinn ist, aber wie lösen wir das gestellte Problem?

Wir wollen dieses Gedankenexperiment nun in zwei verschiedenen Computern simulieren: einem analogen, wie z.B. dem menschlichen Gehirn, und einem digitalen, der mit Zahlen rechnet und sie in Bits und Bytes darstellt. Den analogen Computer stelle ich mit zwei hohen Reagenzgläsern dar: links eines für Achilles und rechts eines für die Schildkröte. Am Boden sind die beiden Reagenzgläser mit einem Röhrchen verbunden, das eine Klappe enthält, die sich nach rechts öffnen kann. Die Reagenzgläser können mit Wasser gefüllt werden und  – pour fixer les idées  – stellen wir uns vor, jeder Meter des Weges entspreche einem Millimeter Wassersäule. Zu Beginn ist das rechte Reagenzglas mit 100 mm Wasser gefüllt und das linke ist leer. Die Klappe ist geschlossen, weil das Wasser von rechts gegen sie drückt. Nun wird Achilles’ Säule mit 10 Millimetern pro Sekunde (langer Pfeil) gefüllt und die der Schildkröte nur mit 1 Millimeter pro Sekunde (kurzer Pfeil). Achilles überholt die Schildkröte, wenn sich die Klappe öffnet. Das heisst, wenn die Wassersäule links höher ist als die rechts. Dann fliesst Wasser von links nach rechts. So funktioniert ein stark vereinfachtes Gehirn: Die beiden Reagenzgläser sind zwei Neuronen und die Verbindungsleitung am Boden nennt man Axon, die Klappe heisst Synapse. Das Gehirn funktioniert mit Strom und Spannung, diese Begriffe sind analog zu Wasserfluss und Druck. Wenn die Spannung im linken Neuron eine Schwelle überschreitet, drückt sie so stark auf die Klappe, dass sie sich öffnet und Strom vom linken zum rechten Neuron fliesst.

Truttmann Grafik Achilles Schildkröte

Fig. 1.4 a: Analoger Computer

Das Gedankenexperiment von Zenon ist eine frühe Form der Digitalisierung. Mit dem schrittweisen Prozess baut er eine Grösse auf, die die Zeit des Überholens als Information in Form einer Zahl anzugeben versucht. Dies gelingt nicht, die Zahl ist «unendlich»: 11.1111… Sie können immer eine zusätzliche, weitere Kommastelle hinzufügen. Es ist deshalb unmöglich, diese Zahl endgültig zu fassen. Sie besteht nicht in einem Zustand, den man hat, sondern in einem Prozess, der sich dem Zustand mit beliebiger Genauigkeit annähert.1 Die Digitalisierung schafft künstliche Unendlichkeiten, die in der realen Welt so nicht vorhanden sind. Das sollte uns zu denken geben.

Ich verwende diese Metapher, um die Schwierigkeiten der Digitalisierung zu veranschaulichen. Was denken Sie, wenn Sie dieses Wort hören? An digital im Sinne von 0 und 1 in einem Computer? An Digit, dem Wort für Stelle in einem Zahlsystem? An Zahlen oder gar an Begriffe, dargestellt durch Wörter und Zeichen? Materielle Systeme in der Natur, in unserem Körper und unserem Gehirn, sind analog. Solche Systeme wie z.B. das der zwei Reagenzgläser funktionieren völlig ohne Zahlen. Wenn wir sie aber «verstehen» und wenn wir dieses Verständnis an unsere Nachwelt weitergeben wollen, dann müssen wir sie beschreiben. Dabei generieren wir Information oder Daten wie Druck, Höhe der Wassersäule usw. Danach analysieren wir die Zusammenhänge in den Daten: Wenn der Druck gleich gross ist, öffnet sich die Klappe. Der Druck ist gleich gross, wenn die Wassersäulen gleich hoch sind usw. Wir wandeln das analoge System in Daten, in Information, um und analysieren deren Struktur. Können wir damit das analoge System vollständig abbilden? Mit dieser Frage sind wir während des folgenden Textes konfrontiert.

1 Im Anhang (www.nomos-shop.de/isbn/978-3-89665-968-2)finden Sie eine Erklärung des Begriffes Grenzwert, der dieses Problem löst (§ 9.5.1).

Buchempfehlung: «Den kranken Menschen verstehen»

Für eine Medizin der Zuwendung
von Dr. med. Sabine Vuilleumier-Koch
Nach all seinen medizinkritischen Büchern der letzten Jahre legt Giovanni Maio mit seinem neuesten Werk ein «Ermutigungsbuch» vor. Als Philosoph und Arzt mit langjähriger klinischer Erfahrung ist es ihm ein grosses Anliegen, Patienten Zuversicht zu vermitteln und allen, die in den ambulanten und stationären Einrichtungen tagtäglich ihren Dienst am Menschen verrichten, Mut zu machen, bei ihrer Sache zu bleiben und sich ihre inneren Werte nicht durch die Ökonomisierung und eine einseitig technisch-naturwissenschaftliche Medizin rauben zu lassen. Für seine Darlegungen hat Maio eine allgemeinverständliche Sprache gewählt.

Giovanni Maio erkennt das grösste Kapital der Heilberufe im inneren Antrieb, sich dem leidenden Menschen zuzuwenden. Diese innere Motivation werde durch das heutige System der Medizin zunehmend abgebaut. Maio will diesen Abbau stoppen durch eine Schärfung des Bewusstseins dafür, wie wertvoll dieses innere Anliegen ist.

Von eigenen Begegnungen mit Patienten, Berichten von Medizinstudentinnen und -studenten und Erlebnissen in öffentlichen Diskussionsrunden ausgehend, legt er seine von grosser Sorgfalt und Menschlichkeit getragenen Reflexionen dar. Im ersten Teil des Buches führt er den Leser ganz nahe an den kranken Menschen heran und gibt ihm die Möglichkeit, sich in dessen «aus der Normalität gefallene Situation» einzufühlen.

Sich einfühlen zu können ist  – neben dem unabdingbaren medizinischen Sachwissen  – Grundvoraussetzung für das Gelingen einer medizinischen Behandlung. Im zweiten Teil des Buches entwickelt Maio Wege zur Bewältigung des Krankseins, die für Patienten und jeden klinisch Tätigen hilfreich und wertvoll sind.

Quelle: Aus: Giovanni Maio: Den kranken Menschen verstehen. Für eine Medizin der Zuwendung. S. 206-208, ISBN: 978-3-451-30687-7
http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=2333

Das gute Buch als Kulturgut fördern und erhalten

Der «Büecher-Chorb» – Ein Beispiel einer genossenschaftlichen Buchhandlung als wertvolle Bereicherung der Gemeindekultur und Persönlichkeitsbildung
von Urs Knoblauch, Kulturpublizist und Gymnasiallehrer, Fruthwilen TG

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Seit vielen Jahren besteht die genossenschaftliche Buchhandlung Büecher-Chorb in Aadorf im Kanton Thurgau. Die erfahrene Buchhändlerin Gisela Hassenstein hat zusammen mit am guten Buch interessierten Eltern, Lehrern, Freunden und Bücherliebhabern den Büecher-Chorb als Genossenschaft gegründet und aufgebaut.

Quelle: 2014 © Zeit-Fragen. Alle Rechte reserviert.
http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1969

Der (Alp-)Traum von Reinheit und Gesundheit. Zu Uwe Timms Roman Ikarien

NachDenkSeiten: Götz Eisenberg* hat das Buch „Ikarien“ von Uwe Timm gelesen, für die NachDenkSeiten besprochen und zugleich ergänzt. Albrecht Müller.
Götz Eisenberg
Kann man einen Roman über das Thema Euthanasie schreiben? Durchaus, aber man muss Uwe Timm heißen und sein Handwerk verstehen. Und über genügend historische Kenntnisse und Einfühlungsvermögen verfügen. Uwe Timm ist lange mit dem Vorhaben schwanger gegangen. Wie er in der Danksagung am Ende des Buches vermerkt, reichen die Anfänge des Projekts Ikarien in die späten 1970er Jahre zurück. Lange habe er keinen angemessenen Zugang zum Stoff und keine Form gefunden, ihn sinnvoll zu erzählen. Die Geduld hat sich gelohnt. Uwe Timm ist nun ein Roman gelungen, der nicht nur über einen bisher viel zu wenig thematisierten Aspekt der Nazi-Barbarei informiert, sondern auch fesselnd über die unmittelbare Nachkriegszeit und vom damaligen Alltagsleben erzählt.

„Wer aber nicht ‚komplett‘, wer nicht sichtlich unsereiner ist, steht sehr unfest in der Kultur.“

(Peter Brückner)

Man kann übrigens auch sehenswerte Filme zum Thema Euthanasie machen. Vor einem Jahr lief Kai Wessels Film Nebel im August in den deutschen Kinos. Es geht um einen in jeder Hinsicht gesunden Jungen namens Ernst Lossa, der in die Euthanasie-Maschinerie der Nazis gerät, weil er einer sogenannten jenischen Familie entstammt und sein Vater Schausteller ist. Ernst Lossa findet auch bei Uwe Timm Erwähnung. Es fließt die Zeugenaussage eines Krankenpflegers ein, in der es heißt: „Zum Fall Lossa erkläre ich folgendes: Bezüglich des Lossa hieß es mehrfach, dass man ihn nicht brauchen könne, dass er unverbesserlich sei. Diese Äußerungen machten mir gegenüber sowohl Dr. Faltlhauser als auch Frick, und zwar in dem Sinne, dass ich Lossa durch Luminal beiseiteschaffen sollte.“ So geschah es dann auch.

Quelle: Nachdenkseite
http://www.nachdenkseiten.de/?p=40602

Der Chris Hedges Bericht: Die Ukraine und die "würdigen" und "unwürdigen" Opfer des Krieges

Der Journalist Peter Oborne erörtert mit Chris Hedges, wie diese Zweiteilung der Welt in "würdige" und "unwürdige" Opfer Nuancen und Mehrdeutigkeit auslöscht und ein Schlüsselelement der Propaganda ist, insbesondere im Krieg.
Von Chris Hedges / The Real News Network - 26. April 2022
Die Herrscher teilen die Welt in "würdige" und "unwürdige" Opfer ein; diejenigen, die wir bemitleiden dürfen, wie die Ukrainer, die die Hölle der modernen Kriegsführung erleiden, und diejenigen, deren Leiden heruntergespielt, abgetan oder ignoriert wird. Diese Zweiteilung der Welt in würdige und unwürdige Opfer ist ein wesentlicher Bestandteil der Propaganda, insbesondere im Krieg.

Die Erkenntnisse der Tiefenpsychologie allen zugänglich machen

zum Wirken des Psychologen Friedrich Liebling

«Menschenliebe ist das Wesen der
Sittlichkeit, Menschenkenntnis das
Wesen der Weisheit.»

Konfuzius

Friedrich Liebling (1893 –1982) war ein Psychologe aus der Wiener Schule für Tiefenpsychologie. Er hatte in Zürich unter dem Namen «Psychologische Lehr- und Beratungsstelle» eine psychologische Praxis und tiefenpsychologische Schule aufgebaut, die er bis zu seinem Tod persönlich leitete.

Die Erklärung von Sevilla zur Gewalt (1986)

“Gewalt ist kein Naturgesetz - Biologisch gesehen ist die Menschheit nicht zum Krieg verdammt.“
Im «Internationalen Jahr des Friedens» 1986 wurde von 20 international renommierten Wissenschaftern das «Sevilla Statement on Violence» verabschiedet.
Sevilla, 16. Mai 1986
Bei allen eingehend untersuchten Gattungen wird der Status innerhalb einer Gruppe durch die Fähigkeit zur Kooperation sowie die Fähigkeit, bedeutende soziale Aufgaben für die Gruppe zu übernehmen, erworben. «Dominanz» setzt soziale Bindungen und Vereinbarungen voraus; auch wo sie sich auf aggressives Verhalten stützt, ist sie nicht einfach gebunden an den Besitz und die Anwendung überlegener physischer Kraft. Immer dann, wenn bei Tieren künstlich die Selektion aggressiven Verhaltens gefördert wird, führt dies schnell zu hyperaggressiven Verhaltensweisen dieser Individuen.

Dies ist ein Beleg dafür, dass eine ausschließliche Selektion der Aggression unter normalen Bedingungen nicht vorkommt. Wenn solche experimentell gezüchteten hyperaggressiven Tiere in eine soziale Gruppe eingeführt werden, stören sie entweder deren soziale Struktur oder sie werden vertrieben. 

Gewalt ist weder Teil unseres evolutionären Erbes noch in unseren Genen festgelegt.

Wir halten es für unsere Pflicht, uns aus der Sicht verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen mit den gefährlichsten und vernichtendsten Aktivitäten der Menschheit zu befassen: mit Krieg und Gewalt.

Wir wissen, dass die Wissenschaft ein Produkt des Menschen ist, sie deshalb weder endgültig noch allumfassend sein kann. 

Wir danken der Stadt Sevilla sowie den Vertretern der Spanischen Unesco-Kommission für die Unterstützung unseres Treffens. In Sevilla trafen sich Wissenschafter aus der ganzen Welt, die sich mit dem Thema Krieg und Gewalt beschäftigen.

Die gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt – Peter Kropotkin

Eine wichtige Widerlegung des so oft missbräuchlich verwendeten Begriffs des Sozialdarwinismus
Rezension von Matthias Bröckers 07. 02. 2013
Seine Prophezeiung jedoch, dass Fortschritte im wissenschaftlichen Instrumentarium wie etwa der Mikroskopie noch viele weitere Belege für die natürliche „gegenseitige Hilfe” als Motor der Evolution bringen würden, hat sich ein Jahrhundert später mehr als bestätigt.

Die Impfpflicht-Empfehlung des Deutschen Ethikrats unter der Lupe: Kein schöner Anblick

Am 22. Dezember 2021 hat der Deutsche Ethikrat eine 20-seitige „Ad-hoc-Empfehlung“ zur allgemeinen gesetzlichen Impfpflicht veröffentlicht.
Aus Weblog von Norbert Häring, 30. 12. 2021
Die Frage ist für viele von enormer praktischer Bedeutung und moralisch, gesellschaftspolitisch und verfassungsrechtlich hochbrisant. Ein Gastautor, der an einer großen Universität im deutschsprachigen Raum Philosophie lehrt, hat analysiert, wie der Rat zu dieser Empfehlung kam. Er möchte anonym bleiben, weil er andernfalls erhebliche berufliche Nachteile befürchtet.

Anonymus. Mit einer mehrheitlichen Befürwortung einer allgemeinen Impfpflicht hat der Ethikrat in seiner Ad-hoc-Empfehlung eine Kehrtwende vollzogen. Noch im November 2020 war eine Impfpflicht in einem gemeinsam mit der Leopoldina und der Ständigen Impfkommission (Stiko) verfassten Positionspapier kategorisch ausgeschlossen worden:

"Impfungen setzen prinzipiell eine aufgeklärte, freiwillige Zustimmung voraus. Eine undifferenzierte, allgemeine Impfpflicht ist deshalb auszuschließen.“

Wichtiges Argument gegen die Impfpflicht war damals die unzureichende Kenntnis der „Wirk- und Risikoprofile“ der neuen Impfstoffe.

Die Jugend auf den konstruktiven Weg mitnehmen

Die Jugend auf den konstruktiven Weg mitnehmen

Werteerziehung in Familie und Schule als Gegengewicht zu den destruktiven Wirkungen der Mediengewalt

von Rudi und Renate Hänsel*

Wir werden darlegen, dass Charakterbildung immer im Zusammenhang mit Wertebildung geschieht. Es gibt keine Entwicklung und keine Erziehung ohne Werte. Dann werden wir Ihr Augenmerk auf die verheerenden psychosozialen Folgen der Gewaltdarstellungen in den audiovisuellen Medien lenken, die unsere Kinder und Jugendliche eine Reihe amoralischer und asozialer Unwerte lehren, die mit den Werten einer zivilisierten Welt unvereinbar sind.

Die USA - Zyniker der Macht oder gar Schurkenstaat?

Gedanken zu Barack Obama`s Friedensnobelpreis-Rede
von Grimmepreisträger Frieder Wagner

In seiner Dankesrede für die Verleihung des Friedensnobelpreises sagte US-Präsident Barack Obama unter anderem, Zitat:

"Es wird Zeiten geben, in denen Nationen - allein oder gemeinsam - den Einsatz ihres Militärs nicht nur für nötig halten, sondern auch für moralisch gerechtfertigt. (...) Ich kann die Augen nicht vor den Bedrohungen für das amerikanische Volk verschließen. Es steht fest: das Böse existiert in der Welt.  Zu sagen, dass der Einsatz des Militärs manchmal nötig ist, ist kein Aufruf zum Zynismus. (...) Und selbst dort, wo wir auf einen teuflischen Feind stoßen, der sich an keine Regeln hält, glaube ich, dass die Vereingten Staaten von Amerika die Fahnenträger in der Kriegsführung bleiben müssen. Das unterscheidet uns von unseren Gegnern. Das ist der Quell unserer Stärke. Deshalb habe ich Folter verboten. Deshalb habe ich angeordnet, das Gefangenenlager Guantánamo zu schließen. Und deshalb habe ich Amerikas Verpflichtung bestätigt, sich an die Genfer Konventionen zu halten."

Die Versager haben das Wort

Corona offenbart die Ursachen der Mängel unseres Sozialstaats und die Untauglichkeit der politisch Verantwortlichen
Von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam
Kein Albtraum, sondern grauenhaft real: Italienische Ärzte sind seit dem 10. März gezwungen, zu entscheiden, welcher Corona-Patient behandelt wird und welcher sterben muss. (1, 2, 3) Zur uneingeschränkten Hilfeleistung reichen die medizinischen Kapazitäten nicht mehr. Trotzdem wachten unsere politisch Verantwortlichen erst eine Woche später auf. Kanzlerin Merkel, so phrasenreich wie widersprüchlich: „Deutschland hat ein exzellentes Gesundheitssystem, vielleicht eines der besten der Welt ... Unsere Krankenhäuser wären völlig überfordert, wenn in kürzester Zeit zu viele Patienten ... Dass wir diese Krise überwinden werden, dessen bin ich vollkommen sicher.” (4) Muttis Feldgottesdienst („Passen Sie gut auf sich und Ihre Lieben auf”) wurde von ihren Ministern und den Regierungen der Länder auf der Notverordnungs-Orgel begleitet.

Sie hätten von China, Taiwan, Singapur, Korea und Japan lernen können, wie die Corona-Pandemie mit ebenso rigorosen wie erfolgreichen Methoden zu bewältigten ist. Aber sie wiegten lieber sich und die Öffentlichkeit in wohliger Selbstzufriedenheit. Von ausgeguckten Fachleuten ließen sie sich die bescheuerte Unternehmer-Formel bestätigen: „Unsere Krankenhäuser sind bestens aufgestellt.” (5) Gesundheitsminister Spahn versuchte noch Anfang März, mit seinen verbalen Beruhigungspillen (6)

„so oft in der Tagesschau vorzukommen, bis das Corona-Virus sagt: Ich geb auf.” (7)

Der spätere inkonsistente Aktionismus (8) Spahns und seiner Chefin hat jedoch  längst nichts Belustigendes mehr. Politische Fehler der Vergangenheit rächen sich dafür umso sichtbarer. Die Tagesschau nimmt das allerdings nicht wahr. Sie überschlägt sich zwar mit ausführlichen Berichten über die Ereignisse  – bedingte Nützlichkeit wird hier nicht bestritten  – bleibt aber bei ihrem üblichen Verlautbarungsjournalismus.

Eckpunkte einer erfolgreichen Erziehung – Wege zu prosozialem Verhalten

Der Titel ist sehr anspruchsvoll und könnte dazu verleiten, die gesamte Erziehungsproblematik darzustellen. Ich möchte mich auf sieben wesentliche Eckpunkte einer erfolgreichen Erziehung und Stärkung von jungen Menschen beschränken, um genügend Raum für einen Dialog zu lassen.

So könnte es uns gelingen, Antworten auf die Frage zu erarbeiten, was braucht ein Kind von klein auf, um die drei Grundpfeiler des Lebens denBeruf,die Liebeund dieGemeinschaftals Erwachsener sinngebend leben zu können.

Ein Brief an meine amerikanischen Freunde

Saker
16.09.2017
Vorwort: Während meiner kürzlichen Evakuierung aus Florida hatte ich das Vergnügen, ein paar gute alte Freunde zu treffen (weißrussische Emigranten und amerikanische Juden, die sich jetzt als Amerikaner fühlen und die voll und ganz die offizielle Propaganda über die USA geschluckt haben), die sich ernsthaft als Liberale, Progressive und Anti-Imperialisten betrachten. Es sind nette, anständige und ernsthafte Menschen, aber während unseres Treffens machten sie einige Aussagen, die ihren professionellen Ansichten völlig widersprachen. Nachdem ich diesen Brief an sie verfasst hatte, habe ich erkannt, dass es da draußen noch viele von ihnen geben könnte, die wie ich selbst verzweifelt versuchen, Gutes zu erwecken, aber die die Menschen über die Wirklichkeit eines Imperiums völlig in die Irre führen. Ich teile diesen Brief in der Hoffnung dass er ein paar nützliche Kernthemen für andere liefert, um ihren Freunden und Verwandten die Augen zu öffnen.

Liebe Freunde,

Während unserer Unterhaltung habt ihr Folgendes gesagt:

  • Die USA brauchen ein Militär
  • Einer der Gründe, warum die USA ein Militär benötigen, sind Regime wie das nordkoreanische
  • Die USA haben das Recht, sich außerhalb ihrer Grenzen einzumischen a) aus pragmatischen Gründen, b) aus moralischen Gründen
  • Während des 2. Weltkriegs haben die USA „Europa gerettet“ und das moralische Recht erworben, andere Freunde und Alliierte „zu beschützen“
  • Die Alliierten (UdSSR-USA-Großbritannien) waren den Nazis moralisch überlegen
  • Die Amerikaner haben Friede, Wohlstand und Freiheit nach Europa gebracht
  • Ja, es wurden Fehler gemacht, aber das ist kaum ein Grund, das Recht auf Intervention aufzugeben.
https://www.theblogcat.de/%C3%BCbersetzungen/ein-brief-an-meine-amerikanischen-freunde/
Übersetzung: FritztheCat

Ethik in Wissenschaft und Politik – ein Leserbrief und unsere Antwort

Auf unseren kürzlich publizierten Artikel "Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt" (www.seniora.org/989) schrieb uns ein Seniora-Leser:

Guten Tag,
den letzten Satz in diesem interessanten Berichtkann ich nicht nachvollziehen. Kosinski sagt, er habe keine Schuld, er habe die Bombe nicht gebaut, sondern nur gezeigt, dass es sie gibt. Doch so, wie ich es verstanden habe, war er der Architekt. Mit anderen Worten, ohne die von ihm erarbeiteten Grundlagen hätte "die Bombe" vermutlich erst gar nicht gebaut werden können.
Warum ist es mir wichtig, das klarzustellen?

Wissenschaft ist ein mächtiger und wichtiger Bestandteil der Zivilisation mit einem Nachteil, Wissenschaftler machen sich wohl oftmals nicht die Mühe, ihre Arbeit nach den Kriterien des Für und Wider abzuwägen. Das ist auch nicht immer leicht, doch bei Kosinskis Arbeit stand von Beginn an fest, dass die Wahrscheinlichkeit des Missbrauchs größer war, als der sich daraus ergebende Nutzen. Das erkannte Verhaltensmuster zur Verhaltens-Manipulation verwendet werden, ist eine absolut logische Konsequenz und wird seit langer Zeit von den "Oberen" im Rahmen der Möglichkeiten praktiziert. Beispiel, die Stasi-Akten dienten genau diesem Zweck.

Die Zahl der Menschen, die einen großen Teil ihres täglichen Lebens darauf ausrichten, möglichst wenige Spuren im Netz zu hinterlassen, ist sehr gering. Man wird heute als Neandertaler angesehen, wenn man weder ein Handy noch eine Facebook- oder Twitter-Account hat und auch seine Einkäufe noch immer ausschließlich oder zumindest fast ausschließlich mit Bargeld zahlt.

Fit fürs Leben – Erziehung in schwierigen Zeiten

Der vielleicht etwas saloppe Titel «Fit fürs Leben» darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir Eltern vor einer gewaltigen Erziehungsaufgabe bei unseren Kindern stehen.
Dr. med. Andreas Bau, Schweizersholz

Ich drücke mich deutlich aus. Die weltweit gegen geltendes Völkerrecht geführten Kriege einschliesslich der Folterung von Menschen zwingen uns zum Innehalten und zur Rückbesinnung auf den christlich abendländischen Wertekanon, vorrangig auf die Menschenrechte. Die globalisierte Wirtschaft dient nicht mehr dem Menschen, sondern sie bedient sich der Menschen als Humankapital. Die Globalisierung und die daraus entstehenden Kriege führen zu einer Verelendung grosser Teile der Welt, der reichen, aber besonders der armen Länder, allen voran der Entwicklungsländer. Immer mehr Familien in der ganzen Welt leben an oder unter der Armutsgrenze. Auch in Deutschland bringen Familienväter oft nicht mehr genug Geld mit nach Hause, um die Familie ausreichend zu versorgen. Die Mächtigen massen sich an, die Welt zu ihren Bedingungen auszuplündern.

Quelle: Quelle: Ausgabe vom 08. 03. 2006
http://www.zeit-fragen.ch

Francisco Ferrer – Die moderne Schule – Escuela Moderna

von Pierre Ramus: Die moderne Schule

Die "Escuela Moderna", die Ferrer im August 1901 in Barcelona eröffnete, war nicht die erste ihrer Art in Spanien. Die organisierte Freidenkerbewegung selbst hatte seit langem die dringende Notwendigkeit eingesehen, dem religiösen Aberglauben und seinen verderblichen Folgen durch rationalistische und nichtkirchliche Schulen entgegenzuarbeiten.

Friedenspolitik im Nuklearzeitalter

Die Aussage von der Zeitenwende – inzwischen zum geflügelten Wort geworden – ist tatsächlich eine vom frustrierten Machtstreben des Westens diktierte Fehldiagnose, geradezu Propaganda in ihrer klassischen Form.
von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Köchler - zeit-fragen.ch v. 04. Oktober 2022
Was sich vor unser aller Augen abspielt, ist eine «Zeitenwende» ganz anderer Art: In der Statistik der zwischenstaatlichen Gewaltanwendung ist im Jahre 2022 plötzlich ein dem Westen zugerechnetes Land (wenngleich diese Zuordnung unter dessen Bevölkerung umstritten ist) in der Position des Angegriffenen, während in den Jahrzehnten davor fast ausschliesslich die Vereinigten Staaten und deren Verbündete für sich  – mehr oder weniger straflos  – in Anspruch nahmen, das internationale Gewaltverbot zu ignorieren.

Gedanken zur Präimplantationsdiagnostik PID

von Erika Vögeli
Wenn wir [in der Schweiz] am 14. Juni über die Vorlage bezüglich Präimplantationsdiagnostik abstimmen sollen, stehen wir [nicht nur in der Schweiz] vor einer komplexen Fragestellung.

Konkret geht es um die Änderung von Art. 119 der Bundesverfassung, damit Gentests  – die sogenannte Präimplantationsdiagnostik (PID)  – bei im Reagenzglas hergestellten Embryonen durchgeführt werden dürfen. Die PID soll im Fortpflanzungsmedizingesetz erlaubt werden. Der ursprüngliche Vorschlag des Bundesrates wollte die PID nur für jene Elternpaare zulassen, die um die Gefahr der Weitergabe einer schweren Erbkrankheit wissen. Um nicht von vornherein auf die Erfüllung des Kinderwunsches verzichten zu müssen, soll die PID erlauben, eine mögliche Vererbung solcher Krankheiten auszuschliessen.

Der Vorgang als solcher wirft bereits eine Reihe ethischer Fragen auf. Mit der Neuformulierung des Gesetzesartikels durch eine Parlamentsmehrheit stellen sich diese aber neu und in ganz anderer Brisanz. Jeder der künstlich erzeugten Embryonen soll auf Erbkrankheiten und mittels «Preimplantation Genetic Screening» auf überzählige oder fehlende Chromosomen getestet werden können. Während der geltende Verfassungsartikel die In-Vitro-Fertilisation für so viele Embryonen zulässt, als der Frau «sofort eingepflanzt werden können», würde der geänderte Verfassungsartikel die PID ermöglichen, wobei «so viele menschliche Eizellen ausserhalb des Körpers der Frau zu Embryonen entwickelt werden [dürfen], als für die medizinisch unterstützte Fortpflanzung notwendig sind.» (BV Art. 119 Abs. 2c) Was heisst das? Wozu diese unklare Ausweitung und Abkoppelung von Frau und Schwangerschaft? Heute mag der Embryo noch geschützt sein, bevor er in die Gebärmutter eingepflanzt wird. Wie lange noch? Und was steht uns dann bevor?

Die Diskussion um Menschenzüchtung im Sinne genetischer Auswahl ist in unseren Medien bereits lanciert (vgl. «Nur das Beste für den Nachwuchs», Neue Zürcher Zeitung vom 17. April 2015). Eugenik nannte man das in den 1930er Jahren   – der Begriff weckt allerdings abstossende Erinnerungen an «Herrenmenschen»auswahl. Daher segelt die Diskussion um die «technologische» Verbesserung des Menschen heute unter dem Begriff «Transhumanismus». Die Vorstellung ist in ihrer Essenz nichts anderes: Unter Berufung auf Vernunft und Wissenschaft wird eine Verpflichtung auf Fortschritt abgeleitet, der auch eine «Ausweitung» der menschlichen Natur mittels technologischen Mitteln hin zum «Posthumanen» oder «Transhumanen» beinhalten soll. Aber:

Quelle: 2015 © Zeit-Fragen. Alle Rechte reserviert.
http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=2120

Gemeinwohl oder Staatsraison?

Gedanken zum Frieden im Globalzeitalter
von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Köchler*
Ich beginne meine Ausführungen mit einem Caveat: Immer dann, wenn das Gemeinwohl  – im Sinne der «hehren Ziele der Menschheit»  – in Situationen beschworen wird, in denen es um realpolitische Interessendurchsetzung  – die so oft bemühte Staatsraison  – geht, ist Vorsicht geboten. Dies lehrt uns die Geschichte bereits seit den Zeiten von Alexander dem Grossen.

Hans Koechler
Hans Köchler (Bild hanskoechler.com)

Tarnung von Machtpolitik unter dem Deckmantel von «Gemeinwohl»

Für die Zwecke unserer Analyse verweise ich auf zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit: Reden, die zwei Präsidenten der Vereinigten Staaten  – Vater und Sohn  – vor drei bzw. zwei Jahrzehnten gehalten haben. Im Golf-Krieg 1991 verkündete Präsident Bush senior mit grossem Pathos eine «Neue Weltordnung», in der sich unterschiedliche Staaten und Völker im gemeinsamen Anliegen («common cause») zusammenfinden sollten, das allumfassende Streben der Menschheit nach Frieden, Sicherheit und Freiheit auf Dauer zu verwirklichen (State of the Union Message vom 29. Januar 1991). Ein Jahrzehnt später sprach Präsident Bush junior vom Kampf der ganzen Welt  – der «Zivilisation» schlechthin  – um Fortschritt, Pluralismus, Toleranz und Freiheit (Address to the Nation vom 20. September 2001).

Grundprinzipien aus Sicht der personalen Psychologie

von Dr. Annemarie Buchholz-Kaiser

Es gibt Grundprinzipien der Psychologie und Pädagogik, essentials, die  – weil sie der menschlichen Natur entsprechen  – sowohl beim heranwachsenden Kind zentral sind, im Leben der Familie und in der Schule ihre Gültigkeit haben als auch später in einem gesellschaftlichen Zusammenwirken, das der Stärkung und vollen Entfaltung der Menschen dient und sich an ihrem Wohl orientiert. Wir nennen hier die wichtigsten:

Immanuel Kant und internationale Beziehungen der Neuzeit

Immanuel Kant und internationale Beziehungen der Neuzeit

von Prof. Dr. habil., Oberst i.G.a.D. Wjatscheslaw Daschitschew, Russische Akademie der Wissenschaften, Zentrum für internationale wirtschaftliche und politische Studien, Wirtschaftsinstitut

Konsequent pervers

von Volker Bräutigam

Das Gebot „Du sollst nicht töten“ (1. Mose 9, 5-6) ist bereits im Alten Testament mehrmals formuliert, in den Büchern Mose und in den Psalmen.

Nach Lehrbuch: Deutsche Medien betreiben Kriegspropaganda

Wer die aktuellen Medienberichte im Westen verfolgt, der stellt fest, dass die deutschen, angeblich freien, objektiven und kritischen Medien Kriegspropaganda betreiben. Es gibt die berühmten 10 Regeln der Kriegspropaganda, an denen man es leicht überprüfen kann.
von Thomas Röper - 3. Mai 2022 17:00 Uhr Antispiegel
Die 10 Regeln der Kriegspropaganda wurden von der Historikerin Anne Morelli in ihrem Buch „Die Prinzipien der Kriegspropaganda“ aufgelistet. Wir sehen uns diese Regeln nun einmal an. Dabei werden wir sehen, dass unsere Mainstream-Medien sie exakt befolgen.

Niemals vergessen

Belgrade Forum for a World of Equals
Das Schlussdokument der internationalen Konferenz von Belgrad, veranstaltet am 23. und 24. März 2009 in Belgrad
23. und 24. März 2009 in Belgrad
Das Belgrade Forum for a World of Equals hat in Zusammenarbeit mit dem Club von Generälen und Admirälen der Streitkräfte Serbiens sowie anderen unabhängigen Vereinigungen in Serbien und in Koordination mit dem Weltfriedensrat (World Peace Council WPC) in Belgrad vom 23. bis 24. März 2009 eine internationale Konferenz zum Thema «Ziele und Folgen der Nato-Aggression gegen die Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro)  – 10 Jahre danach» durchgeführt.

Die Konferenz versammelte rund 700 Wissenschaftler und Experten aus dem Bereich internationale Beziehungen und Sicherheit aus Serbien und 45 Ländern aller Kontinente, mit Ausnahme von Australien. Gegen 60 Teilnehmer legten ihre Papiere zu verschiedenen Aspekten der Aggression und der anschliessenden Entwicklung vor.

Die Eröffnungszeremonie erfolgte im Beisein von Frau Prof. Slavica Dukic Dejanovic, der Sprecherin der Nationalversammlung Serbiens, Energieminister Petar Skundic sowie Vertretern der serbisch orthodoxen Kirche, der Veteranen, der Jugend und anderen Organisationen.

Ivica Dacic, stellvertretender Premierminister der Regierung und Innenminister, sprach an der Konferenz und begrüsste die ausländischen Gäste im Namen der Regierung.
Ausserordentliche Teilnehmer der Konferenz waren der Präsident, Socorro Gomes, und der Generalsekretär, Thanasis Pafilis, des Weltfriedensrates.
An der Konferenz nahm auch eine Reihe von in Serbien akkreditierten Botschaftern und höheren diplomatischen Vertretern teil.

Quelle: Zeit-Fragen
http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1407

Russland wird wohl kein Getreide mehr an den Westen liefern

Westliche Medien und Politiker verbreiten die Legende, dass Russland angeblich sowohl die eigenen Getreidelieferungen zurückhält, als auch den Getreideexport aus der Ukraine verhindert. Beides ist nicht wahr.
von T. Röper Antispiegel 10. Juli 2022 05:00 Uhr
Der Westen wirft Russland ständig vor, den Hunger als Waffe einzusetzen und Afrika als Geisel zu nehmen. Das ist nun endgültig nicht mehr haltbar, dafür wird der Westen sich überlegen müssen, wo er nun Getreide herabkommen soll.

Schlaglicht auf den toten Winkel

Psychologie Zürich war einmal ein wichtiges Zentrum der Tiefenpsychologie.
Von Jan Strobel - Tagblatt der Stadt Zürich - 04. Mai 2022
Diese Vergangenheit ist heute aus demBewusstsein verschwunden. Die Ausstellung «Zürich entschweigen» möchte das ändern. Von Jan Strobel

Stefan Zweig “Die Monotonisierung der Welt” (1925)

Nach Wolf Gauers erfreulichem Aufsatz “Brief aus Brasilien zur Bedeutung unserer Muttersprachen” sendet mir ein aufmerksamer Seniora-Leser den nachstehenden Text von Stefan Zweig. 1925 geschrieben, können wir nur Staunen über Zweigs Klarheit des Erkennens und phänomenale Weitsicht. (ww)
Monotonisierung der Welt. Stärkster geistiger Eindruck von jeder Reise in den letzten Jahren, trotz aller einzelnen Beglückung: ein leises Grauen vor der Monotonisierung der Welt. Alles wird gleichförmiger in den äußeren Lebensformen, alles nivelliert sich auf ein einheitliches kulturelles Schema. Die individuellen Gebräuche der Völker schleifen sich ab, die Trachten werden uniform, die Sitten international. Immer mehr scheinen die Länder gleichsam ineinandergeschoben, die Menschen nach einem Schema tätig und lebendig, immer mehr die Städte einander äußerlich ähnlich. Paris ist zu drei Vierteln amerikanisiert, Wien verbudapestet: immer mehr verdunstet das feine Aroma des Besonderen in den Kulturen, immer rascher blättern die Farben ab, und unter der zersprungenen Firnisschicht wird der stahlfarbene Kolben des mechanischen Betriebes, die moderne Weltmaschine, sichtbar.

Stefan Zweig2

Stefan Zweig

Dieser Prozeß ist schon lange im Gange: schon vor dem Kriege hat Rathenau diese Mechanisierung des Daseins, die Präponderanz der Technik als wichtigste Erscheinung unseres Lebensalters prophetisch verkündet, aber nie war dieser Niedersturz in die Gleichförmigkeit der äußeren Lebensformen so rasch, so launenhaft wie in den letzten Jahren. Seien wir uns klar darüber! Es ist wahrscheinlich das brennendste, das entscheidenste Phänomen unserer Zeit.

Quelle: Stefan Zweig, Die Monotonisierung der Welt. Aus: ders., Zeiten und Schicksale. Aufsätze und Vorträge aus den Jahren 1902-1942. (c) S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1990.
http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/pdf/deu/PROB_ZWEIG_MONOTON_DEU.pdf
http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/docpage.cfm?docpage_id=4722

The hidden privatisation in public education

by Renate Caesar
For quite some years now people in European countries have been reacting against the waves of so-called educational reforms that are flooding them ever more vehemently. Those changes come up camouflaged as school-reforms, often introduced with the slogan “keeping up with the times”.

They do not aim at a necessary renovation of certain elements of our schools, which might require improving; instead they interfere deeply with the respective countries’ educational system by turning educational goals, structures, curricula, etc. upside down. Examples of such processes are the Curriculum 21 in Switzerland or the Curriculum Reform 2015 in Baden-Württemberg, Germany.

Mounting resistance comes not only from teachers and parents but is increasingly pronounced by education experts, historians, linguistic and literary scholars and also politicians. They all agree in the criticism that the intended alterations  – many of them have unfortunately been already realized under radar in the past years  – do not make any sense, neither with respect to didactics, pedagogic nor to science.

How can we improve language learning, for instance, if the so-called communicative competence  – one of the reformers’ mantra  – is to be achieved by working off hundreds of singular sub-competences, which are to be tested by ticking multiple choice boxes in the end, as designed in Curriculum 21. (cf “Learning to the test” by Marianne Wüthrich in this Current Concerns edition, p. 10). Learning a foreign language is an organic whole: The student together with a polyglot counterpart must for instance listen to a question, seize the meaning, understand the context, search for suitable words and structures to answer, etc..

Or how can a student grow up to be a mature citizen if he is no longer taught history in a systematic, comprehensive and structured manner, instead he is e.g. to “understand and judge” “power relations” by being presented some isolated examples from the Antiquity or the Middle Ages or Napoleon without any basic knowledge, as conceived in Curriculum 21, Switzerland.

In short: None of the critics perceives an improvement of school learning by teaching fragments and cutting up context of meaning into hundreds and thousands of broken bits of competences and sub competences. If they do not serve the improvement of learning what then is the end of such “reforms”?

Quelle: Publisher: Zeit-Fragen Cooperative Editor: Erika Vögeli Address: Current Concerns, P.O. Box, CH-8044 Zurich Phone: +41 (0)44 350 65 50 Fax: +41 (0)44 350 65 51 E-Mail: CurrentConcerns@zeit-fragen.ch Subscription details: published regularly electronically as PDF file Annual subscription rate of SFr. 40,-, € 30,-, £ 25,-, $ 40,for the following countries: Australia, Austria, Belgium, Brunei, Canada, Cyprus, Denmark, Finland, France, Germany, Greece, Hongkong, Iceland, Ireland, Israel, Italy, Japan, Kuwait, Liechtenstein, Luxembourg, Netherlands, New Zealand, Norway, Qatar, Singapore, Spain, Sweden, Switzerland, United Arab Emirates, United Kingdom, USA © 2011. All rights reserved. No reproduction, copy or transmission of this publication may be made without written permission.

Tiefenpsychologische Menschenkenntnis

Die tiefenpsychologische Menschenkenntnis, hervorgewachsen aus der psychotherapeutischen Praxis, stellt sich grundsätzlich auf den Standpunkt, dass seelisches Fremdverstehen im wesentlichen auf Intuition beruhen muss.
von Friedrich Liebling

Friedrich Liebling
Friedrich Liebling

Tschingis Aitmatows Vermächtnis an uns Menschen

Aitmatow

„Dank umfassender Erkenntnisse und der zielgerichteten Nutzung vieler objektiver Gesetze der materiellen Welt hat die Menschheit ein hohes Niveau der technischen und technologischen Entwicklung erreicht. Im Bestreben, die modernsten Errungenschaften des wissenschaftlich-technischen Fortschritts im Leben auch anzuwenden, hat die Menschheit jedoch zugleich ihre geistig-sittliche Sphäre aus dem Blickfeld verloren, genauer gesagt: Sie hat diesen Bereich, der ebenfalls existiert und sich nach bestimmten Gesetzen entwickelt, weitgehend ignoriert. Diese Gesetze sind nicht weniger objektiv als die der materiellen Welt. Hierbei wurde ein fundamentales Gesetz des Universums verletzt, das da lautet:
Das Niveau der geistigen und sittlichen Entwicklung der menschlichen Gemeinschaft sollte stets ein wenig höher sein als das Niveau des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Nur dann erwächst aus den grossartigen Leistungen der Wissenschaft und Technik auch die Verantwortung für das allgemeine Wohl der Menschen, für die Vorsorge vor Hunger, Verelendung und Krankheiten in den verschiedenen Teilen des Erdballs.“

Tschingis Aitmatow, 2000

Unser Leben – Will und Ariel Durant

Durants "Kultugeschichte der Menschheit" kennt heute fast jeder. Aber wer kennt die Autoren dieses einmaligen Werkes, wer kennt das Ehepaar Will und Ariel Durant? "Unser Leben" gibt Auskunft über den Weg dieser beiden in jeder Beziehung aussergewöhnlichen Menschen: Ariel portraitiert ihren Mann Will, dieser erzählt aus seiner Sicht das Leben seiner Frau Ariel  – eine besonders reizvolle Form einer Autobiografie.

Eine Autobiografie

Buch Unser Leben Durant

Unser Leben  – eine Autobiografie

Vom Lesen zum Surfen

Vom Philosophen Diogenes aus Sinope, der auf die Frage Alexanders des Grossen, welchen Wunsch dieser ihm erfüllen könne, geantwortet habe: «Geh mir aus der Sonne!», ist der Ausspruch überliefert, Bildung sei «für die jungen Menschen ein Mittel zur Selbstzucht, für die Alten ein Trost, für die Armen Reichtum und für die Reichen eine Zierde».

Vom Lesen zum Surfen

NZZ-Gastkommentar zur Bildungsmisere

Hans-Albrecht Koch* 25.8.2014

Knapper lässt sich kaum sagen, dass Bildung sowohl mit Ethik als auch mit Ästhetik zu tun hat und sich auf das ganze Leben bezieht. Was die griechische Antike seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. unter Bildung (griech. «paideia») verstand und was spätestens seit den Zeiten Ciceros auch die Römer damit meinten, war ungefähr dies: eine solide Kenntnis von Grammatik und Rhetorik einerseits, von Geometrie und Arithmetik andererseits.

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