Skip to main content

Unser Leben  – Will und Ariel Durant

12. Juni 2013
Durants "Kultugeschichte der Menschheit" kennt heute fast jeder. Aber wer kennt die Autoren dieses einmaligen Werkes, wer kennt das Ehepaar Will und Ariel Durant? "Unser Leben" gibt Auskunft über den Weg dieser beiden in jeder Beziehung aussergewöhnlichen Menschen: Ariel portraitiert ihren Mann Will, dieser erzählt aus seiner Sicht das Leben seiner Frau Ariel  – eine besonders reizvolle Form einer Autobiografie.

Eine Autobiografie

Buch Unser Leben Durant

Unser Leben   – eine Autobiografie

Als Will Durant sein alle Epochen umspannendes Kolossalgemälde, die im Deutschen in 18 Bänden erschienene Reise von den Babyloniern zum Zeitalter Napoleons in Angriff nahm, war er 41 Jahre alt. Er vollendete die Reihe mit 87. Im Vorwort zur ersten Auflage erläuterte Durant, worum es ihm in seinem Mammutwerk ging.

"Den Fortschritt der Erfindungen, die verschiedenen Arten der wirtschaftlichen Organisation, den Wechsel der Regierungsformen, die Strömungen des religiösen Lebens, den Wandel von Sitte und Moral, die Meisterwerke der Literatur, die Entwicklung der Wissenschaft, die Weisheit der Philosophie und die großen Werke der bildenden Kunst in ihren Ursachen, ihrem Charakter und ihren Wirkungen aufzeichnen und betrachten."

Dass die selbstgestellten Aufgabe zu einem Parforce-Ritt durch 110 Jahrhunderte geraten würde, hatte der 1885 in North Addams, Massachussetts, geborene Sohn eines Chemiekonzern-Managers nicht vorausgesehen. Aber es hätte ihn auch nicht geschreckt, denn nach Plan verlief William James Durants Leben so gut wie nie:

Eigentlich hatte er Priester werden wollen. Doch nach der Lektüre des jüdischen Philosophen Spinoza, kehrte Durant dem Jesuiten-Kolleg in New Jersey den Rücken und wurde zum Agnostiker. Der Sprung in den Journalismus missglückte, denn als Sex-und-Crime-Reporter des "New York Evening Journal" war der Feingeist Durant schlicht fehl am Platze. Als Lehrer in der Erwachsenenbildung ging es ihm wesentlich besser. Er heuerte bei der unter anarchistischem Einfluss stehenden Labor Temple School an   – einer Ferrer-Schule (gegründet von Francisco Ferrer in Spanien) und entwickelte dort seine außerordentliche Fähigkeit, ein Publikum zu fesseln, zur Perfektion. In seinen Philosophie- und Geschichtskursen erhielten Frauen und Arbeiter eine fundierte, dem Humanismus und dem Sozialismus verbundene Chance zur Weiterbildung. Die bildhübsche Ariel   – seine spätere Frau   – war dort Schülerin. Durant praktizierte, was er predigte, und so zogen Lehrer und Schüler am Ende des Unterrichts oft gemeinsam auf die Straße und kämpften gegen Rassismus, für höhere Löhne und das Frauenwahlrecht.

Bild Will und Ariel Durant 1930

Will und Ariel Durant 1930

Zum Fan- und Freundeskreis von Will Durant zählten unter anderen George Bernard Shaw, Mahatma Gandhi und Bertrand Russell. 1977 ehrte ihn Präsident Gerald Ford für sein Lebenswerk mit der Freiheitsmedaille. 17 Millionen verkaufte Bücher stiegen Will Durant und seiner Frau Ariel nie zu Kopf. "Wir freuen uns, wenn man unsere Namen bei unserem Tode noch kennt", sagte Durant. Inzwischen gibt es eine Will Durant Stiftung, in der über eine Neuauflage der allesamt vergriffenen Bücher nachgedacht wird.

Auszug aus einem Text "Vor 25 Jahren starb Will Durant" von Barbara Jentzsch vom 07.11.2006