Alastair Crooke: Wird sich Israel selbst zerstören??
Das Transkript und die Übersetzung für seniora.org besorgte Andreas Mylaeus
(Red.)Alastair Crooke begründet die enorme weltpolitische Bedeutung der Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs, wonach Handlungen Israels im Krieg gegen Gaza plausibel als Völkermord bezeichnet werden können: Das gesamte westliche Konstrukt der moralischen Rechtschaffenheit und Überlegenheit ist wie eine Seifenblase zerplatzt, weil es von internationalen Juristen fundamental in Frage gestellt worden ist. Es ist nicht weniger als das Ende der "regelbasierten Ordnung".
Und der Internationale Gerichtshof hat auch allen anderen staatlichen Akteuren, die am Prozess nicht direkt beteiligt sind, einen deutlichen Hinweis gegeben (Ziffer 42 der Gerichtsentscheidung): Gemäß Artikel III der Völkermordkonvention ist auch die Mittäterschaft am Völkermord verboten (Artikel III, Abs. e). Wenn also etwa Deutschland, wie die Bundesregierung bereits beschlossen hat, Israel mit Kriegswaffen beliefert, die einem Völkermord dienen, könnte sich auch Deutschland vor dem Gericht in Den Haag wiederfinden. Nürnberg lässt grüßen!(am)
Andrew Napalitano:
Hallo zusammen. Judge Andrew Napalitano hier für Judging Freedom. Heute ist Montag, der 29. Januar 2024. Alistair Crooke ist hier bei uns. Wird sich Israel selbst zerstören?
Alastair, guten Tag mein Freund und willkommen in der Sendung. Vielen Dank für Ihre Zeit und all Ihre Gedanken.
Die Vereinigten Staaten versuchen immer noch, das Urteil des IGH zu untergraben. Wir werden in ein paar Minuten einen Ausschnitt zeigen, in dem Admiral Kirby darauf besteht, dass seine ursprüngliche Charakterisierung der Anschuldigungen gegen Israel als unbegründet weiterhin Bestand hat. Ich bezweifle, dass der Rest der Welt das auch so sieht. Aber meine Frage an Sie ist: Hat der Internationale Gerichtshof die israelische Seifenblase der moralischen Rechtschaffenheit zum Platzen gebracht?
Alastair Crooke:
Ja, ganz klar. Das hat er getan. Er hat festgehalten, dass ein plausibler Fall von Völkermord vorliegt und dass ein plausibler Fall vorliegt, in dem Israel auf Völkermord aus sei und dass ein plausibler Fall vorliegt, dass es möglicherweise Akte des Völkermords begeht. Das ist so wichtig, und natürlich hat der Rest der Welt das alles beobachtet.
In Europa war am Freitag davon so gut wie nichts zu sehen. In Frankreich gab es fast nichts. Im Vereinigten Königreich war es nur die Financial Times. Im Rest der Welt war es sehr, sehr still um die Entscheidung, was meiner Meinung nach dafür spricht, dass den Menschen klar ist, dass es sich um ein wirklich wichtiges Ereignis handelt, und dass es deshalb aus den Zeitungen verschwunden ist. Aber der Rest der Welt hat es bereits gesehen, gehört und auf dem Handy verfolgt, wie die Entscheidung erlassen wurde. Und das ist ein sehr wichtiges Element, denn die ganze Zeit über wagte niemand etwas zu sagen. Unsere Sprache wurde überwacht. Man war sehr vorsichtig mit dem, was man zu sagen hatte, und dann plötzlich beendet der IGH das und sagt selbst, dass die Handlungen Israels plausibel als Völkermord bezeichnet werden können. Und das hat natürlich nicht nur Auswirkungen auf den Rest der Welt, der das verfolgen wird. Und es ist noch nicht vorbei. Nach Ablauf der 30-Tage-Frist, innerhalb derer Israel dem Gericht Bericht erstatten muss, wird die Angelegenheit wahrscheinlich im Sicherheitsrat erneut zur Sprache kommen.
Aber darüber hinaus: Andere Leute werden sich mit anderen Fällen an den ICG wenden, in denen es um vergangenes Verhalten geht, und das steht natürlich im Widerspruch zum westlichen Anspruch – nicht nur zum israelischen Anspruch, sondern zum Anspruch des gesamten Westens – auf moralische Rechtschaffenheit, auf eine moralische Vision für die Zukunft, die unanfechtbar ist und die Vision für alle sei. Und die Gerichtsentscheidung hat auch diesen Anspruch gesprengt. Es wird sich also wirklich etwas ändern, es wird die Politik verändern. Es wird einen Wandel in der Politik und im Denken der Menschen bewirken, weil die moralische Rechtschaffenheit des Westens – Israels und des größeren Westens dahinter – plötzlich von internationalen Juristen in Frage gestellt wird.
Andrew Napolitano:
Glauben Sie, dass mit der Infragestellung der moralischen Rechtschaffenheit des Westens ein Hinweis, eine Andeutung, eine Warnung verbunden war, dass die Vereinigten Staaten vielleicht auch auf die Anklagebank kommen könnten, weil sie den Völkermord materiell, finanziell, politisch und militärisch unterstützt haben?
Alastair Crooke:
Nun, wie Sie wissen, bin ich kein Jurist und kann die Frage daher nicht richtig beantworten. Aber ich denke, prima facie lautet die Antwort "ja". Aber ich denke auch, dass bestimmte Personen im Bilde und sehr besorgt sein müssten und wahrscheinlich vorsichtig mit ihren Formulierungen sein.
Ich weiß nicht, ob Sie es bemerkt haben oder ob es Ihren Zuschauern aufgefallen ist: Seit etwa drei Wochen haben wir nichts mehr von der "regelbasierten Ordnung" gehört. Sie ist aus dem Diskurs verschwunden. Blinken hat den Ausdruck früher so ziemlich jeden zweiten Tag benutzt, und jetzt redet plötzlich niemand mehr von der "regelbasierten Ordnung", weil die "regelbasierte Ordnung" sich plötzlich gegen den Westen richtet und sagt: "Eigentlich seid ihr gar nicht so moralisch... eure Redlichkeit ist fort... ihr seid nicht so moralisch, wie ihr denkt. Ihr habt euch in der Tat potentiell, plausibel, eines schweren Verbrechens schuldig gemacht."
Andrew Napolitano:
Warum, glauben Sie, wird das in den westlichen Medien so heruntergespielt? Ich meine, es ist fast durchgängig der Fall. Wenn man sich die Schlagzeilen der Mainstream-Medien am Samstagmorgen ansieht: Keine Verurteilung des Völkermordes. Keine Feststellung von Völkermord. Natürlich, wenn man Premierminister Netanjahu zuhört: Er hat die Gerichtsentscheidung verrissen. Wenn man der Außenministerin Südafrikas zuhört: Sie begrüßte sie. Aber die Mainstream-Medien sind immer wieder parteiisch. Wie moralisch ist es für die Mainstream-Medien, zu einem Thema dieser Größenordnung zu schweigen?
Alastair Crooke:
Es ist ihnen sehr peinlich. Aber es geht um mehr als das. Ich meine, das wird die Machtstrukturen erschüttern, denn das israelische Projekt stand im Mittelpunkt der westlichen Politik – nicht nur der Außenpolitik, sondern auch der Innenpolitik. Denn es war etwas, das unanfechtbar war. Die moralische Rechtschaffenheit Israels konnte nicht angetastet, konnte nicht in Frage gestellt werden. Und so gibt es enorme... Die Industrialisierung dieser Art von Argumenten für moralische Rechtschaffenheit hat Plattformen gestärkt, Plattformen, die wir im Allgemeinen "die Lobby" nennen. Aber diese Plattformen wurden durch die moralische Rechtschaffenheit dieses speziellen Projekts Israel gestärkt, und deshalb hatte der Westen als Unterstützer Israels und als Garant für Israel irgendwie Anteil an dieser moralischen Rechtschaffenheit, die wir Israel zugeschrieben hatten.
Andrew Napolitano:
Von der Moral zum Militär. Wird Israel von seinen Nachbarn im Nahen Osten nicht mehr gefürchtet?
Alastair Crooke:
Ja, das ist der Fall. Das ist schon seit einiger Zeit der Fall. Es findet ein großer Wandel statt.
Aber was noch wichtiger ist: Die Israelis glauben jetzt, dass Israel nicht mehr gefürchtet wird – nicht nur innerhalb Israels, d.h. sie sind jetzt einem neuen Maß an Unsicherheit im Land in Israel ausgesetzt. Aber sie glauben, dass sie außerhalb Israels nicht mehr so gefürchtet sind wie früher, und das bedeutet Unsicherheit und eine existenzielle Bedrohung, und so bildet sich eine Art Massenpsychose der Unsicherheit und der existenziellen Bedrohung. Was wird mit dem zionistischen Projekt geschehen? Das zionistische Projekt ist zunehmend eingeengt. Es kann nirgendwo mehr hin. Und das ist der Grund, warum die Menschen durch den Gaza-Krieg sehr ängstlich geworden sind: Es ist nicht nur so, dass der Krieg nicht sehr erfolgreich war. Er war ein völliger Fehlschlag. Und die Israelis begreifen diese Tatsache: Er ist ein Misserfolg und war die Ursache für zahlreiche Tote und Verletzte unter den Israelis, anstatt ein Mittel zur Beseitigung der Hamas zu sein.
Und im Norden kommt es täglich zu Schusswechseln. Es gibt keine Israelis mehr, die dort leben, weder in der Nähe von Gaza noch im Norden. Sie sind alle anderswohin vertrieben worden. Es herrscht also eine große Existenzangst, und das ist es, was die Israelis dazu veranlasst zu sagen: Wenn die Menschen keine Angst vor uns haben, wenn die Hamas keine Angst vor uns hat, wenn die Palästinenser keine Angst vor uns haben, wenn der Iran und die Hisbollah keine Angst vor uns haben, dann können wir nicht weitermachen und wir müssen einen Sieg erringen. Und deshalb sprechen sie davon, den Fokus vom Gazastreifen auf die Hisbollah zu verlagern. Die Hisbollah ist als eine entsprechende Widerstandsgruppe bekannt. Wenn Israel das Gefühl hat, dass es einen Sieg über die Hisbollah erringen kann, dann würde die Abschreckung zurückkehren und plötzlich hätte jeder wieder Angst vor Israel und die Abschreckung wäre wiederhergestellt. Das ist ein sehr gewagtes Spiel, ein großes Risiko. Sie setzen alles auf etwas, das sie vielleicht nicht zu einem großen heroischen Sieg führt, bei dem sie wie eine Art griechischer Krieger im Triumph zurückkehren und bewundert werden, sondern vielleicht sogar zu ihrem Untergang. Und das ist der Grund, warum Israel sich selbst zerstören könnte, denn die Hisbollah ist eine ganz andere Kategorie als die Hamas oder eine der anderen Gruppen, mit denen sie es zu tun hatten. Das ist eine große Kampftruppe.
Andrew Napolitano:
Premierminister Netanjahu sagt, seine Regierung habe zwei Ziele: Das eine sei, die Welt von der Hamas zu befreien, und das andere sei, die Geiseln zurückzubringen. Die meisten von uns glauben, dass dies nur vorgebliche Ziele sind, aber dass seine wahren Ziele darin bestehen, Großisrael "vom Fluss bis zum Meer" zu erweitern. Was auch immer Sie davon halten, ob er die Wahrheit sagt oder nicht – hat Israel einen klaren Weg zu irgendeinem dieser Ziele: Die Rückgabe der Geiseln, die Zerstörung der Hamas oder die Ausbreitung des eigentlichen Staates Israel "vom Fluss bis zum Meer"?
Alastair Crooke:
Nun, zu den ersten beiden Punkten: Nein. Den hat es nicht. Meiner Meinung nach wird es keine Vereinbarung zu den Geiseln geben, und zwar aus einem einfachen Grund: Die von der Hamas geforderten Bedingungen würden, wenn sie von Israel akzeptiert würden, das Paradigma der Sicherheit für Israel beenden, weil die Hamas dann gewonnen hätte, und das ist für die meisten Israelis inakzeptabel. Erst neulich wurde eine Umfrage veröffentlicht, aus der hervorging, dass 94 % – das ist die Friedensindex-Umfrage – 94 % der Israelis das Ausmaß der in Gaza angewandten Gewalt für richtig hielten, für gerechtfertigt, und ein weiterer Prozentsatz von 42 % oder so ähnlich, 43 %, sagte, dass es zu wenig war und mehr hätte sein sollen. Er spiegelt also etwas wider, was im israelischen Sinne ein Mainstream ist. Also: Kann er die Geiseln zurückholen? Kann er die Hamas besiegen? Nein!
Deshalb gibt es innerhalb Israels einen solchen Druck: "Wie kommen wir aus der Falle heraus, in der wir sitzen? Wie können wir die Mauern niederreißen und uns im Nahen Osten wieder etablieren?" Und die Antwort lautet: "Wir brauchen einen größeren Krieg! Das ist der einzige Weg, wie wir es schaffen können. Mit anderen Worten: die Katharsis des Krieges.
Aber das wird durch noch mehr angeheizt, denn das wird jetzt zu einem eskatologischen Krieg. Es ist ein Krieg im biblischen Sinne: Gut gegen Böse, gegen Amalek. In einem der Segmente vor dem Gerichtshof in Den Haag tanzten die Soldaten und riefen dazu auf, die Palästinenser als Amalek zu bezeichnen. Wenn man sich darauf einlässt, werden neue Energien, neue ursprüngliche Kräfte freigesetzt, und genau das geschieht in Israel.
Und natürlich stößt dies auf eine Reaktion im Rest der arabischen Welt, wo es ebenfalls zu etwas wird, das zunehmend – ich sagte bereits eschatologisch – aber biblisch in dem Sinne ist, dass es für gewöhnliche Muslime darum geht: Was ist mit der islamischen Zivilisation in den letzten tausend Jahren geschehen? Sie war einst eine der größten Zivilisationen der Welt und befindet sich seit etwa 500 Jahren in einem langsamen, kontinuierlichen Niedergang, der hauptsächlich durch den Westen und seine häufigen Interventionen im Nahen Osten verursacht wurde.
Man hat also wirklich das Gefühl, dass es sich um einen Kampf handelt, der wie ein Armageddon aussieht, ein Kräftemessen der beiden Seiten, bei dem eine Seite siegen wird und die andere nicht. Deshalb wird die Lage immer ernster, und deshalb gibt es Zahlen wie 94 % bei den Israelis, die das Ausmaß der Gewalt befürworten, was für viele im Westen erschreckend ist. Aber deshalb geschieht es, weil es plötzlich zu einer Art biblischem Kampf "Gut gegen Böse" wird, der westlichen Zivilisation gegen die islamische Zivilisation. All diese Dinge werden nun miteinander vermischt.
Andrew Napolitano:
Können die Israelis den Krieg ohne die Vereinigten Staaten ausweiten? Und wenn die Antwort lautet, sie können den Krieg nicht ohne die Vereinigten Staaten ausweiten, was passiert dann, wenn sie es tun und die Vereinigten Staaten kalte Füße bekommen? Was passiert, wenn die öffentliche Meinung hier anschwillt, dass die Israelis Unschuldige abschlachten und wir nicht länger dabei mitmachen können?
Alastair Crooke:
Ich meine, das ist eine Frage, auf die niemand eine Antwort hat. Die Hisbollah hat das Gleichgewicht sehr sorgfältig austariert. Sie schafft im Moment ein Äquivalent: In letzter Zeit war es Militärposten für Militärposten, Soldat für Soldat. Jetzt hat sie das etwas ausgeweitet, und es ist eine Gruppe von Soldaten für eine Gruppe von Soldaten. Aber es bleibt innerhalb dieses geografischen Bereichs, aber nur solange, bis etwas passiert. Und ich denke, wir befinden uns im Moment in einer Art Pause, in der weder die Hisbollah noch Israel den Konflikt anstacheln wollen. Wir sehen also, dass Israel die Hisbollah schwer provoziert: Es tötet ihre Anführer und ihre Männer von der Redwan Force. Und warum? Weil sie wollen und hoffen, dass Biden keine andere Wahl hat, wenn die Hisbollah überreagiert und zurückschlägt und Israel auf dessen Territorium angreift. Dann wird Biden eingreifen und Israel in dieser Sache unterstützen müssen. Die Hisbollah versteht diese Gleichung ganz genau.
Andrew Napolitano:
Am Wochenende wurden auf einem amerikanischen Stützpunkt irgendwo in Syrien oder im Libanon drei amerikanische Soldaten getötet und 34 verletzt. Natürlich schreit man hierzulande nach sofortiger und massiver Vergeltung. Unser Kollege Larry Johnson berichtet, dass es sich bei dem Instrument, das die Soldaten getötet und verletzt hat, nicht um eine billige Drohne, sondern um eine hochentwickelte Rakete gehandelt hat. Wie gefährlich wird es sein, wenn Präsident Biden dem Rat einiger Verrückter im Kongress wie Senator Graham folgt und Teheran als Vergeltungsmaßnahme bombardiert?
Alastair Crooke:
Nun, lassen Sie mich zunächst auf den ersten Teil Ihrer Frage eingehen. Dieser Tower-22 befindet sich wahrscheinlich in Jordanien, aber er ist mit Al-Tanf verbunden, einem großen illegalen Stützpunkt der Amerikaner in Syrien, der absichtlich dort eingerichtet wurde, um die Nachschublinien nach Damaskus zu unterbrechen, und der ein logistischer Knotenpunkt ist. Er liegt an der Hauptstraße zwischen Damaskus und dem Süden Syriens, und er wurde bereits angegriffen. Nun, Tower-22, es gibt viele Berichte, dass es sich im Grunde genommen um eine nachrichtendienstliche Einrichtung handelt, die Informationen sammelt. Ich weiß es nicht. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber der wurde getroffen, und ich glaube, zur gleichen Zeit gab es auch Treffer auf Al-Tanf. Aber dazu gibt es keine genauen Angaben, also kann ich das nicht bestätigen.
Was ich aber sagen möchte ist der Kontext, der Hintergrund: Während dieser Zeit haben die Vereinigten Staaten die Führung der irakischen Widerstandsbewegungen, der Al-Hashd Al-Shaabi, angegriffen und getötet und diese Rakete war wahrscheinlich eine Rakete, die von einer Gruppe abgefeuert wurde, die sich Hisbollah nennt, aber sie hat nichts mit der libanesischen Hisbollah zu tun, und dies ist definitiv eine Vergeltung für einige dieser früheren amerikanischen Angriffe auf ihre Führer, und es bringt die Vereinigten Staaten in eine sehr schwierige Lage.
Im Übrigen: Es ist noch nicht einmal klar, welche... Die Grenze zwischen Jordanien und Syrien ist dort nicht demarkiert, so dass man nie ganz sicher ist, was wo liegt. Aber ich denke, Tower-22 liegt wahrscheinlich in Jordanien. Aber er diente diesem illegalen Stützpunkt, den die Vereinigten Staaten seit Jahren für die Ausbildung der Aufständischen gegen die syrische Regierung nutzen und auch um die Kommunikationslinien zwischen Syrien und den anderen Staaten im Süden zu blockieren. Der Widerstand wird dies als ein berechtigtes Ziel ansehen.
Was wird Amerika tun? Kurz vor Beginn unserer Sitzung habe ich gesehen, dass das Pentagon sagt, dass es nicht wirklich Sinn mache, den Iran selbst anzugreifen. Es mache mehr Sinn, außerhalb des Irans Vergeltung zu üben, im Irak gegen die Al-Hashd Al-Shaabi oder so etwas.
Ich komme auf das zurück, was ich die ganze Zeit vorgetragen habe: Ich glaube nicht, dass das Weiße Haus oder das Pentagon einen Krieg mit dem Iran wollen, und das zu Recht, denn die Vereinigten Staaten könnten diesen Krieg verlieren, um es ganz offen zu sagen.
Andrew Napolitano:
Wer will einen größeren Krieg? Will Joe Biden einen größeren Krieg, damit er als Kriegspräsident zur Wiederwahl antreten kann? Will Bibi Netanjahu einen größeren Krieg, damit die Amerikaner involviert sind und er sich ein Ziel aussuchen kann, das er schlagen kann?
Alastair Crooke:
Nun, wenn es ein leichtes Ziel gäbe, wäre das immer eine Option für jemanden, der für ein Amt kandidiert. Aber der Iran ist ganz sicher kein leichtes Ziel. Das Gegenteil ist der Fall. So ein Krieg ist nicht vergleichbar mit Desert Storm und den Irakern im Jahr 2000 vor so langer Zeit. Damals haben sie gegen etwas ganz anderes gekämpft. Dies ist eine ernstzunehmende Militärmacht mit Unterstützung Russlands, und ich glaube nicht, dass Biden das will. Ich glaube, er ist immer noch im Eindämmungsmodus. Das sieht man die ganze Zeit. Er versucht, die Houthis irgendwie einzudämmen. Sie bitten China, beim Iran zu intervenieren, und versuchen China dazu zu bringen, den Iran zu überreden, die Flammen im Jemen zu verringern. Und sie haben versucht, die Reaktion der Iraker zu begrenzen. Aber die Iraker haben nach den letzten Angriffen reagiert, indem sie angekündigt haben, dass sie die wichtigsten Häfen Israels, Haifa und alle Häfen, unter Belagerung stellen würden. Und dies geschah durch Raketenangriffe. Es gab bereits Raketenangriffe auf Haify und Ashdod, die beiden großen Häfen, und Eilat ist bereits geschlossen.
Was ich Ihnen also beschrieben habe: Die Seitenwände der Box, in der sich Israel befindet, werden immer enger und enger, und Israel weiß nicht, wie es da herauskommen soll. Jede Art von Lösung durch den Versuch, eine Art Geisel-Deal abzuschließen, würde von der eigenen Bevölkerung nicht als Sieg angesehen werden, geschweige denn von der Außenwelt, und deshalb ist das Einzige, was man tun kann, letztlich, alles auf eine Karte zu setzen und etwas Größeres anzustreben und zu versuchen, die Vereinigten Staaten zur Unterstützung heranzuziehen, weil Israel in einem totalen Krieg mit der Hisbollah mit ziemlicher Sicherheit allein nicht siegen wird. Die Hisbollah verfügt über die Mittel, Israel großen Schaden zuzufügen, wenn man sich auf so etwas einlässt.
Daher denke ich, dass Biden im Moment versucht, Wege zu finden, die Sache auf den Gazastreifen und vielleicht auf den Libanon zu beschränken, aber nur auf den Süden des Libanon, südlich des Litani. Ich glaube nicht, dass er will, dass Beirut wie Gaza plattgemacht und völlig zerstört wird. Ich denke also, dass das Weiße Haus im Moment vor allem den industriellen Frieden im Auge hat, wenn man es einen Frieden nennen will.
Andrew Napolitano:
Letzte Frage: Wenn der Krieg ausgeweitet wird und die Vereinigten Staaten Israel zu Hilfe kommen, sei es durch Luftstreitkräfte oder Bodentruppen, wird sich dann das Vereinigte Königreich beteiligen?
Alastair Crooke:
Das ist irrelevant, weil es den Vereinigten Staaten im Moment nicht viel bringen kann. Die Briten haben keine Truppen. Sie haben dort ein Schiff, das weder hier noch dort ist. Sie sind in dieser Art von Kampf völlig machtlos. Sie tun so, als wären sie mehr, größer. Sie tun so, als wären sie stärker als ihr echtes Gewicht. Aber in Wirklichkeit befinden sie sich in einer sehr schlechten Situation, was ihre Fähigkeit angeht, militärisch etwas zu tun.
Andrew Napolitano:
Alastair Crooke, es ist mir immer ein Vergnügen, mein lieber Freund. Ich danke Ihnen für Ihre Zeit. Ich danke Ihnen für Ihre Analyse. Wir sehen uns nächste Woche wieder.
Alastair Crooke:
Vielen Dank und bis bald.
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=pvKJ6oFS7sE
Die Übersetzung des Transkripts besorgte Andreas Mylaeus
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