Höre, Israel!
15. Juni 2013
von Erich Fried
Höre Israel!
Als wir verfolgt wurden,
war ich einer von euch.
Wie kann ich das bleiben,
wenn ihr Verfolger werdet?
Eure Sehnsucht war,
wie die anderen Völker zu werden
die euch mordeten.
Nun seid ihr geworden wie sie.
Ihr habt überlebt
die zu euch grausam waren.
Lebt ihre Grausamkeit
in euch jetzt weiter?
Den Geschlagenen habt ihr befohlen:
"Zieht eure Schuhe aus".
Wie den Sündenbock habt ihr sie
in die Wüste getrieben
in die große Moschee des Todes
deren Sandalen Sand sind
doch sie nahmen die Sünde nicht an
die ihr ihnen auflegen wolltet.
Der Eindruck der nackten Füße
im Wüstensand
überdauert die Spuren
eurer Bomben und Panzer.
Weitere Beiträge in dieser Kategorie
- Theo Dannecker – «Frieden schaffen»
- Eine Baustelle für den Frieden
- Paco de Lucía: Die Gitarre war «sein Albtraum»
- „Wir müssen wieder lernen, wie man Frieden schließt“
- Erich Maria Remarque über "Im Westen nichts Neues" (1962)
- Sowjetische Literatur neu in russischen Schulen
- Ami go home – Das wird die zentrale Botschaft des nächsten Jahrzehnts
- Brave New World - Schöne Neue Welt (1931)
- George Orwell hatte doch recht: Neusprech ist überall
- Das Trauerspiel von Afghanistan 1859
- «Ich habe an einem Faden des Lügengespinstes gezogen, und es ist alles ans Licht gekommen»
- Die französische Revolution
- An das Publikum
- Zufälligkeiten – zum Tod von Eduardo Galeano
- „Kunst, Wahrheit und Politik“ – Nobelpreis-Rede
- Kurt Tucholsky – Die brennende Lampe
- Höre, Israel!
- Mark Walinger – Ein Vorbild für Künstler, für die Zivilgesellschaft und für die junge Generation!
- Ein Künstler für den Frieden – Theo Dannecker
- Pro Memoriam: Harold Pinters Nobelpreisrede 2005 (Auszug)