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Warum Hyperschall-Waffen alles verändern

Sie können ALLE Flugzeugträger der USA auf einmal versenken.
Alex Krainer 22.03.2023 - übernommen von alexkrainer.substack.com

Wenn es um militärische Fragen geht, verfolge ich eine Handvoll Analysten, von denen sich der kroatische Admiral im Ruhestand, Davorin Domazet, als mein Favorit herausgestellt hat. Er verfügt über ein umfassendes und detailliertes Wissen in technischen Fragen (wie Andrej Martjanow besteht er darauf, dass man in der modernen Kriegsführung ohne umfassende Kenntnisse in fortgeschrittener Mathematik und Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht bestehen kann). Noch wichtiger ist, dass er vielleicht das klarste Verständnis für den breiten historischen Kontext des heutigen Konflikts zwischen Russland und den Westmächten hat.

Geschätzte Leserin, geschätzter Leser, liebe Freunde, diesen Artikel veröffentliche ich mit gemischten Gefühlen. Ich lehne Waffen grundsätzlich ab, ich brauche keine, habe nie eine besessen und hatte das Glück ein sog. «weisser Jahrgang» (1930) zu sein, d.h. zu Beginn des WK2 zu jung und später zu alt, um in Deutschland zum Militärdienst eingezogen zu werden. Weil mich technischer Fortschritt interessiert, merke ich aber, dass mich die Hyperschall-Waffen irgendwie faszinieren, vielleicht auch, weil sie sich meiner Meinung nach auf der «richtigen» Seite befinden und (hoffentlich) dazu führen, den unsäglichen Ukrainekrieg rasch zu beenden. Dass überragende Waffentechnik allerdings dazu führen wird, die Menschheit vom Krieg zu befreien, denke ich nicht.

Dass eine Befreiung des Menschen vom Krieg möglich ist, darauf haben meine Frau und ich immer wieder hingewiesen, z.B. mit der «Erklärung von Sevilla zur Gewalt» oder mit dem wunderbaren «Geleitwort zum Buch ‘Grosse Pädagogen’». Der Mensch hat eine Sozialnatur und ist biologisch nicht zum Krieg verdammt. Das wissen wir inzwischen.

Aber etwas ist noch da, das verhindert, dass sich unsere Sozialnatur so stark entwickelt, dass es uns ganz komisch vorkommt, dass wir Präzisionswaffen entwickeln, viel Geld dafür ausgeben, um uns dann gegenseitig umzubringen. Die Wissenschaft der Psychologie ist noch jung, erst 120 Jahre alt.

Alfred Adler, der mit Freud seit 1902 zusammenarbeitete, sich 1911 von der Psychonalytischen Gesellschaft trennte, um die Psychologie, die er ‘Individualpsychologie’ nannte, weiter zu erforschen, hatte erkannt, dass der Charakter des Menschen nicht angeboren ist. So errichtete er in Wien in den 1920er Jahren viele Erziehungsberatungsstellen, weil er sah, dass die Eltern nicht über die Sozialnatur des Kindes informiert waren und man ihnen helfen musste, die gröbsten Erziehungsfehler (Strenge, Verwöhnung oder Vernachlässigung) zu vermeiden, damit sich das Kind in der menschlichen Gemeinschaft willkommen fühlen konnte. Er erfasste im «Gemeinschaftsgefühl» den wesentlichen Faktor, der den Menschen zum ‘Mitmenschen’ macht. Es gibt ein kurzes Video-Interview mit mir dazu.

Die Errichtung auf individualpsychologischer Grundlage arbeitender Erziehungsberatungsstellen wäre auch heute segensreich für alle jungen Eltern, denn alle wollen nur das Beste für ihr Kind und die meisten wären glücklich, eine vernünftige Anleitung kostenlos zu erhalten. Der Neurobiologe und Hirnforscher Joachim Bauer hat einmal in einem seiner Bücher diese Forderung aufgestellt, man solle neben jeder Schule auch gleich eine Erziehungsberatungsstelle einrichten. Das koste gut investierte Milliarden, die zum Wohle aller eingesetzt werden. Dieser Forderung schliessen wir uns gerne an. Warum diese gute Idee nicht freudig aufgegriffen wurde und wird, wäre ein schönes Forschungsprojekt: Was hindert uns, den Gedanken der Vererbung des Charakters und der Intelligenz einmal aufzugeben und uns den Erkenntnissen Alfred Adlers zuzuwenden? Herzlich Margot und Willy Wahl

 

Leider gibt Admiral Domazet nicht viele Interviews und keines in englischer Sprache, aber ich dachte, dass sein letztes Interview wichtig genug war, um es in diesem Artikel weiterzugeben.

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Wenn Sie Kroatisch/Serbisch sprechen, können Sie das am 17. März 2023 veröffentlichte Interview unter diesem Link abrufen. Es dauert über 2 Stunden.

Der Kontext ist alles

Domazet ist der einzige mir bekannte Militäranalytiker, der die Geschichte der westlichen Finanzoligarchie berücksichtigt, ihre venezianischen Wurzeln, ihre Migration nach Amsterdam, wo sie das niederländische Imperium bildeten, und ihren anschließenden Umzug nach London, das bis heute das ideologische und geistige Hauptquartier des untoten britischen Imperiums ist.

Er hat den Feind der Menschheit richtigerweise als die "westliche okkulte Oligarchie" bezeichnet und den Krieg in der Ukraine sogar als Kampf zwischen Christus und dem Antichristen bezeichnet, wobei er unterstrich, dass der Antichrist im Westen sitzt. Wohlgemerkt, Kroatien ist ein NATO-Mitglied und wie Polen eine katholische slawische Nation, die sogar einen Teil ihrer kulturellen Russophobie teilt (auch wenn sie in Kroatien vielleicht nicht ganz so rabiat ist wie in Polen).

Über Russlands Hyperschall-Waffen

Der Teil von Domazets letztem Interview, den ich besonders interessant fand, war jedoch das, was er über Russlands Hyperschallwaffen erzählte.

Es war im Jahr 2018, als Wladimir Putin die Bühne betrat, um Russlands neue Hyperschallwaffen zu präsentieren. Der Begriff "Hyperschall" bezieht sich auf Raketen, die mit einer Geschwindigkeit von 5 Mach und mehr fliegen. Damals taten viele im Westen Putins Behauptungen ab und hielten sie für einen Bluff. Heute wissen wir, dass er nicht geblufft hat. Russland ist das einzige Land der Welt, das über einsatzbereite Hyperschallraketen verfügt   – und zwar nicht nur eine, sondern gleich drei Typen: Zircon, Kinzhal und Avantguard.

Domazet erläutert, warum diese Waffen einen radikalen Wandel in der Kriegsführung darstellen. Im 1. Weltkrieg waren Panzer die bahnbrechende Militärtechnologie. Seit dem 2. Weltkrieg ist es die Luftwaffe. Flugzeugträger-Kampfgruppen waren eine unwiderstehliche Macht, wo immer sie auftauchten, und beherrschen seitdem die Meere. Doch Hyperschall-Präzisionsraketen haben diese Streitkräfte über Nacht obsolet gemacht.

Die wichtigste militärische Front im heutigen globalen Konflikt sind laut Domazet die Anti-Ballistik-Batterien (ABM), die die USA auf der Achse Polen-Rumänien und die Russen auf der Achse Nordpol-Kaliningrad-Krim-Syrien aufgestellt haben. Dabei handelt es sich um defensive Systeme, die dazu gedacht sind, ankommende Atomraketen abzufangen (obwohl sie leicht in offensive Atomraketen umgewandelt werden können). Die heutigen ABM-Systeme sind jedoch nur gegen Raketen wirksam, die mit einer Geschwindigkeit von bis zu Mach 3,5 (3,5 x die Schallgeschwindigkeit) fliegen.

Die Kinzhal verwandelt mächtige Flugzeugträger-Kampfgruppen in leichte Beute

Russlands neue Kinzhal-Rakete fliegt mit Geschwindigkeiten von Mach 12 bis Mach 15, und nichts in den westlichen Verteidigungsarsenalen kann sie aufhalten. Während des Krieges in der Ukraine hat Russland eine beeindruckende Demonstration seiner Macht inszeniert. Der erste Kinzhal-Schlag, der einen Monat nach Beginn der Feindseligkeiten in der Ukraine erfolgte, war vielleicht der bedeutendste: Die russischen Streitkräfte griffen ein großes Waffendepot in der Ukraine an, das zu Sowjetzeiten gebaut worden war, um einem Atomschlag standzuhalten. Es war 170 Meter unter der Erde vergraben und durch mehrere Lagen gepanzerten Betons geschützt.

Die Kinzhal fliegt in Höhen zwischen 20 und 40 km und hat eine maximale Reichweite von 2.000 km. Wenn sie sich über dem Ziel befindet, stürzt sie senkrecht ab und beschleunigt auf 15 Mach, wobei sie zusätzlich zu ihrer explosiven Nutzlast enorme kinetische Energie erzeugt. Dieser Erstschlag mit einer einzigen Kinzhal-Rakete zerstörte das atomwaffenfeste unterirdische Waffendepot der Ukraine. Dies war eine Botschaft an den Westen.

Moskau ruft: Wir können ALLE Eure Flugzeugträger versenken

Die Kinzhal wurde mit dem ausdrücklichen Ziel entwickelt, Flugzeugträger-Angriffsgruppen zu zerstören. Wenn sie ein Lagerhaus zerstören kann, das einem Atomschlag standhält, kann sie einen Flugzeugträger durchschneiden wie ein heißes Messer durch Butter.

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Admiral Domazet zufolge verfügen weder die westlichen Mächte noch China auch nur annähernd über derartige Waffen. Er erklärte, dass das kritische Problem bei Hyperschallwaffen die extremen Temperaturen sind, die während des Hyperschallflugs auf der Oberfläche der Raketen erreicht werden, was dazu führen kann, dass sie während des Flugs auseinanderbrechen. Russland ist das einzige Land, das spezielle Materialien entwickelt hat, die es den Raketen ermöglichen, dieser Belastung standzuhalten, so dass ihr Flug über die gesamte Flugbahn hinweg kontrolliert und mit hoher Treffsicherheit durchgeführt werden kann.

Nach Schätzungen westlicher Geheimdienste verfügte Russland zu Beginn des Krieges in der Ukraine über etwa 50 Kinzhals, von denen es bisher [März 2023] nur 9 eingesetzt hat. Letzte Woche feuerten sie sechs Kinzhals in einer einzigen Salve ab. Auch das war eine Botschaft. Domazet erklärte dies folgendermaßen: Die Vereinigten Staaten verfügen über 11 Flugzeugträger-Kampfgruppen. Von diesen sind weniger als die Hälfte gleichzeitig aktiv (während andere zur Wartung im Dock liegen oder sich in Vorbereitung befinden). Sechs Kinzhals auf einmal abzufeuern ist Militärsprache für "wir haben die Fähigkeit, ALLE eure Flugzeugträger auf einmal zu versenken".

Russland wird jeden Moment die Munition ausgehen, (sagen Experten)...

Russland hat die Kapazität, etwa 200 Kinzhals pro Jahr zu bauen, und verfügt nun über Mittel, um Kinzhal- und Zircon-Raketen von Flugzeugen, Schiffen und U-Booten aus überall hin zu bringen. Sie können nicht nur Flugzeugträger zerstören, sondern auch die ABM-Raketenstationen der NATO. Kurz gesagt, Russland ist jetzt der klare Gewinner des Wettrüstens im 21. Jahrhundert.

Die westlichen Mächte könnten 10 Jahre oder länger brauchen, um aufzuholen, und bis dahin besteht die einzige Möglichkeit, den Krieg nicht zu verlieren, darin, entweder die Niederlage einzugestehen und Russlands Sicherheitsforderungen zu akzeptieren oder den Konflikt zu einem nuklearen Schlagabtausch zu eskalieren.

Nach einer vorsichtigen Schätzung würden in einem solchen Konflikt mindestens eine Milliarde Menschen umkommen, und niemand würde gewinnen. Wer würde so etwas tun? Der Gedanke an den Einsatz von Atomwaffen ist in der Tat so abstoßend, dass wir sicher sein können, dass unsere Führer niemals den Weg dieser Eskalation wählen werden. So böse ist doch sicher niemand, oder? Oder doch?

Quelle: https://alexkrainer.substack.com/p/why-hypersonic-weapons-change-everythingDie Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus


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