US-Wahlen: Alea iacta est? Sind die Würfel nun gefallen?
Willy Wimmer
WE: Gerade heute – 09. November – für Deutschland grundsätzlich ein wichtiges Datum. Und wir haben heute noch etwas wichtiges erlebt. Sind die Würfel nun gefallen?
Willy Wimmer: Das ist wirklich ein für uns alle wichtiger und aus meiner Sicht auch hoffnungsvoller Tag. Denn man muss mit aller Nüchternheit sehen, die Kandidatin Clinton, das hat sie in den letzten Tagen auch mehrmals öffentlich gesagt, stand für die Fortsetzung des Kriegskurses den schon Präsident Bill Clinton in Europa angefangen hat. Und sie hat das auch mehr als deutlich betont. Bei dem künftigen Präsident Trump können wir nach seinen öffentlichen Erklärungen davon ausgehen, dass es nicht der Krieg sein wird, der ihn und seine Politik bestimmt. Vor diesem Hintergrund war das heute ein Tag der Hoffnung und geht in der Bedeutung weit über das hinaus, was in den Vereinigten Staaten dazu geführt hat einen neuen künftigen Präsidenten zu bekommen.
Ob das in unserem Sinne Wahlen waren wie wir sie verstehen, lasse ich mal dahin gestellt, denn das war doch eher etwas, das an Krieg und an einen Kampf mit Panzern und Raketen erinnerte, als das, was wir unter Wahlen verstehen. Aber das sind nunmal die Fakten und wir haben uns mit Fakten zu beschäftigen.
WE: Analysieren wir den Wahlverlauf und auch die Geschehnisse der letzten Nacht. Vor allem im Bezug auf die Beschuldigungen gegenüber Russland und Präsident Putin persönlich, es wären massive Cyberangriffe verübt worden. Auch heute Nacht erhob Michael Mcfaul, der ehemalige amerikanische Botschafter in Russland, solche Anschuldigungen. Können Sie das kommentieren? Grenzen die Anschuldigungen im Bezug auf die Cyberangriffe bereits an einen Cyberkrieg?
Willy Wimmer: Wir müssen davon ausgehen, dass dieses republikanisch-demokratische Kriegsestablishment in Washington die Welt auf eine immer höhere Betriebstemperatur gebracht hat, um unter allen Umständen eine militärische Auseinandersetzung mit der Russischen Föderation rechtfertigen zu können. Es wurde ein Anlass gesucht und da hat man natürlich zu allen Diffamierungen gegriffen, die in der heutigen Zeit möglich sind. Das hätte für uns lebensgefährlich werden können, wenn es nicht dieses Ergebnis bei der gestrigen Wahl gegeben hätte.
Die Möglichkeit mit einem Präsidenten Trump auch mit der Russischen Föderation gedeihliche Beziehungen aufzunehmen, ist jedenfalls gegeben. Und dann wäre den Kriegstreibern das Handwerk gelegt worden. Und das muss man auch für Deutschland sagen.
Wenn sie sich die Spitze unseres Landes ansehen, den Bundespräsidenten, die Bundeskanzlerin und den Bundesaußenminister, die haben ja sowas von auf das falsche Pferd gesetzt. Und die haben ja sowas von die Partei ergriffen für die amerikanischen Kriegstreiber, das man mit allem Nachdruck sagen kann: Diese Persönlichkeiten schaden Deutschland. Und, wenn man sich die heutigen Erklärungen der Führungsspitze unseres Landes im Zusammenhang mit der Wahl eines neuen amerikanischen Präsidenten ansieht, dann fehlt da nicht viel und sie erklären dem künftigen Präsidenten Trump den Krieg.
Das ist eine Situation, die wirklich dazu beiträgt sich ein Bild zu machen, das mit den Vorwürfen gegenüber der Russischen Föderation im Zusammenhang mit den Cyberangriffen einen Anfang genommen hat.
Die Welt ist durch die Clintons und Merkels verrückt geworden. Und auch verrückt gemacht worden.
WE: Kanzlerin Angela Merkel hat Trump zum Wahlsieg gratuliert, aber recht karg und trocken. Vor einigen Tagen äußerten Sie die vorsichtige Vermutung, dass, wenn ein gewisser Kandidat – ich gehe davon aus, dass damit Donald Trump gemeint war – tatsächlich die Wahl gewinnen sollte, es einen möglichen politischen Abgang für die Bundeskanzlerin bedeuten könnte. Bleiben Sie dabei oder warten wir noch ab?
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