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Präsident Lukaschenko im Wortlaut über seine Verhandlungen mit Prigoschin

Die weißrussische staatliche Nachrichtenagentur BelTa hat über die Rede von Präsident Lukaschenko berichtet.
Thomas Röper Anti-Spiegel 27. Juni 2023 17:53 Uhr - übernommen von anti-spiegel.ru
28. Juni 2023

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Wie wurde „Wagner“-Marsch gen Moskau gestoppt. Lukaschenko enthüllt Details der Gespräche mit Prigoschin

Die weißrussische staatliche Nachrichtenagentur BelTa hat ausführlich über die Rede von Präsident Lukaschenko berichtet (deutsche Übersetzung / russisches Original):

Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko hat heute bei einem Treffen mit ranghohen Offizieren im Palast der Unabhängigkeit einige Details seiner Gespräche mit Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin am 24. Juni enthüllt. Darüber hinaus erzählte er über seine Motive und seine Haltung in diesem Konflikt.

Zur geplanten Veranstaltung mit Militäroffizieren im Palast der Unabhängigkeit wurden heute zusätzlich Leiter weißrussischer Medien, Journalisten und Politologen eingeladen. Das Gespräch verlief in einer offenen Atmosphäre. Der Staatschef beantwortete alle aktuellen Fragen sachlich, detailliert und kommentierte jene Unterstellungen und Spekulationen, die in den letzten Tagen in den Medien kursierten.

Wir führen in diesem Bericht ungekürzt einige Zitate von Präsident Lukaschenko an.

Warum der Staatschef davon erzählen will

„Gestern Morgen habe ich beschlossen, dass es an der Zeit ist, etwas zu diesem Thema zu sagen (natürlich nicht alles), und zwar ehrlich, offen und ohne etwas zu verbergen.“

„Ich wurde dazu durch die Berichterstattung in den russischen Medien gezwungen… Die weißrussischen Medien muss ich loben. Ehrlich gesagt habe ich meine Pressesprecherin gebeten, die Leitung unserer wichtigsten Massenmedien anzurufen und sie zu bitten, dieses Thema nicht an die große Glocke zu hängen. Es gibt keinen Grund zur Freude. Sie werden gleich erfahren, warum. Aber in Russland sind, wie immer, sogenannte „Hurra-Patrioten“ aufgetaucht. Sie haben angefangen zu heulen und zu schreien, Putin zu verurteilen, zu fordern, dass er die Strafverfahren nicht einstellt, dass er weiter die Schuldigen festnimmt, niedermacht und ins Gefängnis einsperrt. Davor möchte ich uns und die russische Gesellschaft warnen.“

„Als in Russland die Unruhen begannen, wie Putin diesen Aufstand nannte, waren alle mucksmäuschenstill. Es gab ein paar mutige Menschen   – Walentina Matwijenko, Wolodin, der Patriarch   – und das war’s. Und was wir sehr gut können, ist, nach einem Kampf zu schlagen und mit den Fäusten zu wedeln und Rache und Tod fordern. Sehen Sie mal   – wir wissen, wer und wo den Tod verdient. Und wir wissen sehr gut, wer ins Gefängnis soll.“

„Das alles hat mich dazu veranlasst, ein paar Worte über die Situation zu sagen, die sich am Freitag und Samstag entwickelt hat, da ich, wie Sie wissen, völlig in diese Ereignisse eingeweiht bin.“

„Damit Sie verstehen, wissen und fühlen können, was passiert ist und was hätte passieren können. Ich möchte, dass Sie genau wissen und verstehen, was war und was hätte sein können.“

Die ersten Alarmsignale

„Also, es war Freitag. Das war ein glücklicher schöner Tag für Weißrussland, wir haben uns alle auf die Schulabschlussfeier vorbereitet. Natürlich war ich auch mit diesen Dingen ziemlich beschäftigt. Und ehrlich gesagt… als ich die spärlichen Informationen darüber erhielt, was in Russland, in Rostow, im Süden, passierte, habe ich irgendwie nicht besonders aufgepasst. Dort herrscht Krieg, man weiß ja nie, was dort vor sich geht.“

„Aber am Samstagmorgen erhielt ich um 8 Uhr bereits sehr beunruhigende Informationen über die Lage in Russland. Ich erhielt auch Informationen, die Sie alle in diesen Telegram-Kanälen lesen können… Über den FSB und KGB erhielt ich die Meldung von General Tertel: Präsident Putin will Kontakt aufnehmen. Kein Problem. Wir haben vereinbart, dass wir zu einem für ihn günstigen Zeitpunkt ein Gespräch führen können. Um 10.00 Uhr hielt er seine Ansprache, um 10.10 Uhr rief er mich an und informierte mich sehr ausführlich über die Lage in Russland.“

„Ich habe Putin mehrere Fragen gestellt, auch über die Gegenmaßnahmen, und ich habe verstanden, dass die Situation kompliziert ist. Ich werde diesen Teil des Gesprächs nicht näher erläutern.“

Was schlug Lukaschenko Putin vor

„Das Gefährlichste an dieser Situation, wie ich es verstanden habe, war nicht sie selbst, sondern ihre weitere Eskalation und ihre Folgen. Das war das Gefährlichste. Ich habe auch verstanden: Putin hat die endgültige „harte“ Entscheidung getroffen. Er sagte das in seiner Ansprache indirekt: Kaltmachen. Ich schlug ihm vor, sich Zeit zu nehmen. Wollen wir zuerst mit Prigoschin reden, sagte ich, mit ihm und seinen Kommandeuren. Daraufhin sagte Putin zu mir: „Hör zu, Sascha, es hat keinen Sinn. Er nimmt nicht einmal den Hörer ab, er spricht mit niemandem.“

Wie Lukaschenko Prigoschin erreicht hat

Ich frage: „Wo ist er?“   – „In Rostow.“ Ich sage: „Gut. Ein schlechter Frieden ist besser als ein guter Streit. Nichts übereilen. Ich werde versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen.“ Und wieder sagt er: „Es hat keinen Zweck.“ Ich darauf: „Warte ab!“

„Ich unterhielt mich mit Putin vielleicht eine halbe Stunde. Dann informierte er mich über die Lage an der Front. Er sagte: „Weißt du, an der Front ist die Lage seltsamerweise besser als je zuvor.“ Ich sagte: „Siehst du, es ist gar nicht so traurig.“ Um 11 Uhr, ich musste noch diese Telefonnummer finden… Ich sagte: „Wie kann ich ihn erreichen? Gib mir seine Telefonnummer.“ Putin sagte: „Der FSB hat wahrscheinlich seine Nummer.“ Wir haben es überprüft. Bis Mittag haben wir drei Kanäle sichergestellt, über die wir Rostow erreichen konnten.“ Am Nachmittag führten wir vier Gesprächsrunden durch. Ich war in meiner Residenz, bei mir waren jene, die diese Kommunikation vermittelt haben.“

Über die Rolle von Jewkurow und Bortnikow

„In dieser Hinsicht muss ich besonders General Junus-Bek Jewkurow danken. Wir hatten Glück. Er und General Tertel waren einst Studienkollegen.

„Ich muss sagen, dass dieser General eine sehr wichtige Rolle gespielt hat. Ich sage es Ihnen zur Information: Er war es, der mit einem Bataillon auf den Flugplatz in Serbien eindrang. Er war Befehlshaber dieses Bataillons. Aber wie es immer so ist, endete alles irgendwie im Verrat. Selbst die russische Führung war sehr zurückhaltend, über diese Geschichte zu erzählen. Ich war einfach in diese Situation eingeweiht. Jewkurow ist ein sehr tapferer Mann. Er wurde schwer verwundet, als er in der Republik Inguschetien als Leiter tätig war. Sehr schwer verwundet. Ich erinnere mich, dass Putin mir sagte, sie hätten ihn beinahe aus dem Grab herausgezogen. Er ist ein Offizier wie er im Buche steht, ein verantwortungsbewusster Mann, und er hat während dieser Verhandlungen viel getan.“

„Ich erzähle das im Detail, denn es gibt Meldungen, da hätten so viele Menschen an diesen Gesprächen teilgenommen… Außer Jewkurow und FSB-Chef Bortnikow haben in der ersten Phase an den Gesprächen keine weiteren Personen teilgenommen.“

Über das erste Gespräch mit Prigoschin

„Um 11:00 Uhr nahm Prigoschin sofort den Hörer ab, obwohl Putin das Gegenteil vorhergesagt hat. Das war aber so: General Jewkurow rief ihn und gab ihm den Hörer mit der Bemerkung: „Hier ist der Präsident von Weißrussland. Willst Du mit ihm sprechen?“ „Mit Alexander Lukaschenko werde ich gewiss sprechen“.

Das Gespräch war reine Euphorie. Jewgeni war im Zustand der Euphorie. Die ersten 30 Minuten unterhielten wir uns ausschließlich in Vulgärsprache. Er entschuldigte sich natürlich dafür, aber als er mir alles erzählte… Ich musste feststellen, dass die Zahl der Schimpfwörter die Zahl des normalen Wortschatzes um das 10-fache übertraf.“

„Und ich dachte mir dabei: Wie komme ich an ihn ran? Wie beginne ich diese Verhandlungen? Die Kämpfer kommen gerade von der Front. Sie hatten Tausende ihrer Kameraden verloren. Die Männer sind sehr sauer, vor allem die Kommandeure. Und wie ich verstanden habe, haben sie auf Prigoschin einen starken Einfluss ausgeübt. Ja, er ist ein heldenhafter Kerl, aber er wurde von denjenigen, die die Angriffsgruppen anführten und den Tod von Kameraden miterleben mussten, unter Druck gesetzt und stark beeinflusst. Und in diesem Zustand war er nach Rostow gefahren. Er ist halb tollwütig und ich muss mit ihm Gespräche führen.“

Über den Aufenthalt der Wagner-Kämpfer in Rostow

„Ich habe über meine Kanäle, Kanäle des KGB und des Militärs, die Information erhalten, dass sie in Rostow das Militärkommando besetzt haben“

„Die Medien reagierten sofort: Ohgott-Ohgott, die Zentrale wurde besetzt, geplündert oder sonst etwas. Die Ukrainer waren besonders scharf auf solche Schlagzeilen.“

„Ich wollte das klären und frage Prigoschin: „Habt Ihr Zivilisten oder Militärs getötet, die sich Euch nicht entgegengestellt haben?“   – „Aleksander Grigorjewitsch, ich schwöre Ihnen, wir haben keinen angefasst. Wir haben nur das Hauptquartier besetzt, in dem ich bin.“ Und das war die Wahrheit. Das war sehr wichtig. Es war sehr wichtig, dass sie in Rostow niemandem etwas angetan haben.“

Prigoschins Forderungen

„Ich fragte ihn: Was willst Du? Ich habe später im Gespräch mit Putin diese Forderungen genannt. Er antwortet: „Alexander Grigorjewitsch, ich verlange ja gar nichts. Sie sollen mir nur Schoigu und Gerassimow ausliefern. Und ich muss mich mit Putin treffen.“ Ich sagte darauf: „Schenja, niemand wird dir Schoigu oder Gerassimow ausliefern. Niemand. Und schon gar nicht angesichts der aktuellen Situation. Du kennst Putin genauso gut wie ich. Zweitens wird er in dieser Situation mit Dir nicht telefonieren, geschweige denn sich mit Dir treffen.“ Prigoschin bleibt stumm. Dann sagt er. „Aber wir wollen doch Gerechtigkeit! Man wollte uns erwürgen! Wir werden gen Moskau marschieren“. Ich erwidere darauf: „Man wird dich auf dem halben Weg zerquetschen wie eine Wanze. Und das, obwohl die Truppen (Putin hat mir schon lange davon erzählt) an der Front kämpfen. Überleg es Dir.“ Prigoschin antwortet: „Nein“. So groß war seine Euphorie.

Ich habe ihn lange überredet. Und zum Schluss sagte ich: „Weißt Du, Du kannst machen, was Du willst. Aber nimm es mir nicht übel. Eine Brigade steht zur Verlegung nach Moskau bereit. Und wir werden wie im Jahr 1941 Moskau wieder verteidigen müssen. Du bist doch klug, intelligent, belesen.“ Es ging nicht nur um Russland, sondern auch um unser Vaterland. Gott weiß, die Unruhen könnten nicht nur auf ganz Russland überspringen, sondern auch auf Weißrussland. Wir wären die nächsten gewesen.“

„Der Siegeszug der Sowjetmacht war genauso. Etwa 100.000 Bolschewiken haben Russland auf den Kopf gestellt. Ohne Waffen. Ich frage mich: Ist heute in Russland alles in Ordnung? Nein. Es gibt mehr als genug Gründe dafür, dass sich der Aufruhr über Russland ausbreitet und uns erreicht. Man braucht nur einen Auslöser dafür. Und jetzt ist er da.“

Eine gewaltsame Lösung war unzulässig

„Wer ist Prigoschin? Er ist heute eine sehr einflussreiche Person in den Streitkräften. Egal, wie man zu ihm steht. Deshalb habe ich gedacht: Wir können ihn kaltmachen. Das habe ich auch Putin gesagt: Wir können ihn kaltmachen. Das ist kein Problem. Wenn nicht mit dem ersten Schuss, dann mit dem zweiten. Aber ich sagte auch: „Tu das nicht“. Denn dann wird es keine Verhandlungen mehr geben. Diese Männer, sie stehen füreinander ein, sie haben in Afrika, Asien, Lateinamerika gekämpft, sie sind zu allem bereit. Wir können auch sie töten, aber dann werden Tausende, Tausende von Zivilisten sterben, ebenso wie diejenigen, die sich gegen die Wagner-Kämpfer stellen werden. Und Wagner ist die am besten ausgebildete Einheit in der Armee. Wer will das bestreiten? Mein Militär versteht das auch, und wir haben solche ausgebildeten Leute in Weißrussland nicht. Das sind Leute, die schon mehr als einen Krieg an verschiedenen Orten erlebt haben.“

„Deshalb müssen wir, bevor wir sie kaltmachen, darüber nachdenken, was morgen passieren wird. Man muss über den Tellerrand hinausschauen. Das gilt insbesondere für jene Hurra-Patrioten, die heute dieses Thema auf das Banner hängen.“

Der persönliche Konflikt

„Wir gehen in Richtung Moskau, wir brauchen Gerechtigkeit. Wir haben gekämpft, wir haben ehrlich gekämpft. Sie wissen, wie wir gekämpft haben, nicht wahr, Alexander Grigorjewitsch?“   – „Ja, ich weiß das.“

Aber es kam zu einem ungesunden Wettbewerb zwischen der Armee und der Gruppe Wagner. Es kam zu einem persönlichen Konflikt zwischen hochkarätigen Leuten, und dieser Konflikt entwickelte sich zu einer Prügelei.

„Und hier möchte ich auch noch eine Bemerkung machen, warum ich meine Medien, meinen Pressesprecher angewiesen habe, aus mir, aus Putin und Prigoschin keinesfalls Helden zu machen. Denn wir haben diese Situation übersehen. Wir haben sie nicht in den Griff bekommen. Wir dachten uns, dass sie sich von selbst auflösen würde. Ich und Putin, wir beide haben das gedacht. Aber es hat sich nicht aufgelöst. Und es kam zu einer Schlacht zwischen zwei Menschen, die an der Front gekämpft haben. Ich bin in dieses Thema völlig eingeweiht. Ich kenne Schoigu und seine Arbeit. Er wird manchmal kritisiert. Schoigu ist oft in Weißrussland gewesen. Natürlich kann ich vor der Presse nicht laut sagen, worüber wir unter vier Augen gesprochen haben. Wir haben sehr ernsthafte Gespräche mit ihm geführt. General Chrenin hat sich mehr als einmal mit ihm getroffen, und wir haben ihn in aller Ruhe unterstützt, so gut wir konnten (und wir konnten viel tun), und wir haben viel getan. Und Schoigu hat in dieser Hinsicht eine Menge getan. Das heißt, er hat sich eine Nische geschaffen, in der er etwas tun kann.“

„Und Jewgeni Prigoschin... in dieser Hinsicht kann man ihn verstehen. Und wenn man dann noch hinzufügt, dass er vom Charakter her genauso impulsiv ist wie Schoigu … Und so fing alles an.“

„Ich habe ihn beim zweiten oder dritten Gespräch bereits gewarnt. Ich sah schon, dass er bereit war nachzugeben, aber ich warnte ihn: „Jewgeni, kein Blutvergießen. Sobald du absichtlich oder unabsichtlich auch nur einen Menschen tötest, vor allem einen Zivilisten   – dann wird Schluss sein mit Verhandlungen. Auch ich werde mit dir nicht mehr reden.“ Das hat er mir geschworen. „Wir haben kein solches Ziel, sagte er, und ich schwöre Ihnen, dass das nicht passieren wird.““

„Die Verhandlungen dauerten einen Tag. Sechs oder sieben Verhandlungsrunden. Ich habe meinen Standpunkt klar gemacht. Ich habe ihn nicht mehr angerufen. Sechsmal, glaube ich, hat er sich bei mir gemeldet. Er beriet sich mit mir, machte Vorschläge und so weiter. Als er mir sagte: „Alexander Grigorjewitsch, ich werde den Präsidenten nicht auffordern, mir Schoigu und Gerassimow auszuliefern, ich werde ihn sogar nicht um ein persönliches Treffen bitten.“ Ich sagte darauf: „Das ist ein sehr guter Schritt. In dieser Situation ist es nicht notwendig, Forderungen zu stellen, die nicht erfüllt werden können.“

„Ich fuhr fort: „Stellen wir uns mal vor, ich bin Präsident. Du bist mein Verteidigungsminister. Und irgendein Ganove…“   – „Ich bin kein Ganove“   – „Ich sage es als Beispiel: Irgendein Ganove verlangt von mir, den Verteidigungsminister und den Armeechef auszuliefern. Darauf lasse ich mich nicht ein. Ich werde selbst sterben, aber ich werde niemanden ausliefern.“   – „Ja, ich verstehe“   – „Wenn du verstehst, lass uns einen Deal aushandeln“ Er fragt: „Was soll ich jetzt tun?“ Ich sage: „Die Kolonne stoppen.“ Das war also der Zeitpunkt, wo er verhandlungsbereit war.“

Die Garantien des weißrussischen Präsidenten

„Das letzte Argument war, als er einige Zeit nach den ersten Verhandlungen sagte: „Lassen Sie mich meine Kommandeure versammeln und mit ihnen beraten.“ Ich sagte: „Natürlich tu das, damit Dich später niemand beschuldigt.“

Um 11 Uhr haben wir die Gespräche aufgenommen, um 17 Uhr rief er mich an und sagte: „Alexander Grigorjewitsch, ich akzeptiere alle Ihre Bedingungen. Aber… Was soll ich tun? Wenn die Kolonne stoppt, werden wir kaltgemacht.“ Ich sagte: „Das wird nicht geschehen. Das garantiere ich Dir. Ich kümmere mich darum.“

„Wir hielten Kontakt mit der russischen Führung, der FSB befasste sich hauptsächlich mit dieser Frage. Ich habe FSB-Chef Bortnikow eindringlich gebeten, so etwas nicht zu tun. Bortnikow ist ein kluger Mann. Er sagte: „Alexander Grigorjewitsch, ich bin doch nicht dumm, ich weiß, was passieren kann.“

„Wenn sie irgendwo anhalten, wird die Kolonne kompakt sein. Und dann ist die Versuchung groß, sie zu vernichten. Russland hat versprochen, das wird nicht passieren. Also sagte ich zu Prigoschin: „Das ist meine Garantie.“   – „Was nun?“   – „Ich garantiere Dir einen sicheren Korridor nach Weißrussland. Dir und deinen Kämpfern aus der Kolonne.“   – „Gut, ich glaube Ihnen. Ich glaube Ihnen.“   – „Abgemacht, so machen wir das.“

Ende der Verhandlungen und Putins Versprechen

„Am Abend waren die Verhandlungen zu Ende. Ich hatte es eilig, denn 200 Kilometer vor Moskau (ich wusste es, ich wurde von Bortnikow informiert) war die Verteidigungslinie bereits aufgestellt. Alles war wie im Krieg aufgebaut, das hat mir Putin am Abend erzählt. Alle waren dabei, Kadetten, die Polizei… 1.500 Mann. Das heißt, sie versammelten sich im Kreml und auch in der Nähe des Kremls. Es waren, glaube ich, etwa zehntausend Verteidiger. Und ich hatte Angst, dass, wenn die Wagner-Kämpfer sie auf dieser Linie knapp 200 Kilometer vor Moskau treffen würden, würde es ein Blutbad geben. Und dann ist Schluss.“

„Ich sagte zu Prigozhin: „Bortnikow ist dran. Du musst ihn kontaktieren.“   – „Er nimmt den Hörer nicht ab.“   – „Keine Sorge, das wird er. Rufe in 20 Minuten an.“ Ich bat Tertel darum, dass er so schnell wie möglich Bortnikow findet und ihm sagt, er solle auf Prigoschins Anruf antworten. Bortnikow redete mit mir, und ich spürte, wie aufgebracht er war. Ich sagte ihm: „Hör zu, leg alles beiseite und tu, was wir mit Prigoschin vereinbart haben.“ Dann gab es ein Gespräch zwischen Bortnikow und Prigoschin. Die Kolonnen wurden umgedreht und begaben sich in ihre Lager im Gebiet Lugansk.

Am Abend habe ich mit Putin gesprochen. Ich habe ihn noch einmal gebeten: „Um Gottes willen!“   – „Ja, gut. Ich werde alles tun, was ich versprochen habe.“ Und er hielt sein Versprechen.

Der Revolte wurde also abgewendet. Die Gefahr wurde beseitigt. Prigoschin erhielt alle notwendigen und versprochenen Sicherheitsgarantien.

Quelle: https://www.anti-spiegel.ru/2023/praesident-lukaschenko-im-wortlaut-ueber-seine-verhandlungen-mit-prigoschin/

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