Öffentlicher Streit über den "Gestank der Propaganda" bei der Financial Times
Mein gestriger Aufsatz über die abscheuliche antirussische Propaganda in der Financial Times wurde auf einem in Washington, D.C., ansässigen Listserve veröffentlicht, der über einen bedeutenden Abonnentenkreis mit Fachkenntnissen in auswärtigen Angelegenheiten verfügt. Dort wurde er von einem FT-Journalisten, der früher ihr Washingtoner Büroleiter war, Edward Luce, energisch zurückgewiesen.
Zur Erinnerung: Ich kritisierte die Berichterstattung der FT über die antisemitischen Ausschreitungen am Flughafen von Machatschkala in Dagestan.
Ich zitiere den leicht verschleierten Versuch von Luce, mich und meinen Aufsatz schlecht zu machen:
Ich bitte um Verzeihung, aber Ihre Notiz ist eine Hetzrede, die das, was meine hoch angesehenen Kollegen geschrieben haben, völlig falsch wiedergibt. Wenn Sie ernsthaft Putins auswendig gelernter "Einmischung von außen" glauben, dann muss ich ein stärkeres Wort als "leichtgläubig" finden.
Tut mir leid, aber ich kann diese Art von Rufmord nicht unkommentiert lassen.
Ich werde die relative Ruhe auf dem Listserv nicht stören, indem ich dort das Feuer erwidere, wenn ich auf diesen Seiten ein viel breiteres Publikum in den Vereinigten Staaten und in der ganzen Welt erreichen kann. Hier ist, was ich an Freunde geschrieben habe:
Ich freue mich, dass ich endlich ihre hochmütige Gleichgültigkeit überwunden und den Berufsstolz dieser Propagandisten verletzt habe. Hetzrede? Möglicherweise ja. Aber sicherlich nicht "völlig falsch". Nein, was ich über Seddons Artikel gesagt habe, war keine falsche Darstellung. Und ich habe mich nicht auf Putins "auswendig gelernte" Anschuldigungen berufen. Ich habe mich auf das Videointerview mit Ponomarjow gestützt, in dem die ganze Sache aufgedeckt wurde. Zweifellos hatte auch Seddon Zugang zu diesem Interview, lehnte es aber ab, es zu erwähnen.
Ich verfolge Seddons Unwahrheiten aus Riga schon seit geraumer Zeit, aber meine Briefe an die Redaktion, in denen ich mich darüber beschwert habe, wurden nie beantwortet. Dieses Mal haben sie gezuckt.
Gestatten Sie mir, dass ich mich klar ausdrücke. Mein Essay war persönlich und richtete sich gegen die Autoren von "Was antisemitische Angriffe in Dagestan über Wladimir Putins Russland aussagen" wegen ihrer Ausflüchte, Verzerrungen und des Weglassens der wichtigsten Information, die den Fall betrifft, nämlich des Videos von Ilja Ponomarjew, der in Kiew interviewt wurde und behauptet hat, für die Organisation des Aufstands "verantwortlich" zu sein. Die persönliche Dimension ist eine notwendige Bedingung für eine "Hetzrede". Ich habe jedoch eine weitere relevante negative persönliche Seite von Herrn Seddon zurückgehalten, die ich nun mit den Lesern teile: Ich halte ihn für nicht kompetent genug, um die Position zu bekleiden, die er als leitendes Mitglied des Russland-Teams der FT innehat. Ich vermute, dass es ihm an den für diese Aufgabe erforderlichen Sprachkenntnissen in Russisch mangelt. Das ist sicher auch der Grund, warum fast jeder Artikel, der ihm zugeschrieben wird, einen zweiten Autor hat, dessen Nachname darauf schließen lässt, dass er bzw. häufiger sie sein Blindenhund ist. Menschen mit russischen Nachnamen, die bei westlichen Medien beschäftigt sind, sind im Großen und Ganzen Russlandhasser.
Ich bin derzeit Abonnent der FT, und ich rechtfertige die Kosten damit, dass sie oft Berichte über wirtschaftsrelevante Themen enthält, die man sonst in der Mainstreampresse nicht findet. Ich freue mich auch über die Wochenendausgabe und vor allem über die "Lunch with the FT"-Artikel. Was mein berufliches Interesse an Russlandfragen angeht, so muss ich sagen, dass es oft Überraschungen gibt, weil einige ihrer Reporter offensichtlich persönlich nicht mit der bösartig antirussischen, pro-Washington-Linie der Redaktion übereinstimmen und es schaffen, irgendwo in der Mitte ihrer Artikel wertvolle Erkenntnisse einzufügen, die den Titeln der von den Redakteuren zugewiesenen Artikel widersprechen. In dieser Hinsicht, aus Unwissenheit oder was auch immer, sind sogar die Beiträge von Herrn Seddon manchmal gerecht. Gerade der Zickzackkurs in seinen Interpretationen der russischen Ereignisse zeugt von seiner Überforderung.
Das war bei der Financial Times nicht immer so. Als ich ab 1994 acht Jahre lang in Russland gelebt und gearbeitet habe, war die FT, die dank unseres Firmenabonnements jeden Morgen auf meinem Schreibtisch lag, eine unverzichtbare Lektüre, wenn ich mich auf ein Gespräch mit anderen Führungskräften oder Diplomaten in der Mittagspause vorbereiten wollte. Damals waren wir alle Globalisten, und die FT war damals wie heute der Bannerträger der neoliberalen Weltordnung. Aber damals hatte die FT ein sehr starkes Team von Journalisten vor Ort in Moskau, die über Sprachkenntnisse und ein persönliches Interesse an dem Land und seiner Kultur verfügten, was heute völlig fehlt.
Seltsamerweise war eine der fähigsten Journalistinnen in ihrem Team in den 1990er Jahren Chrystia Freeland, für die dies eine ihrer ersten beruflichen Aufgaben gewesen sein muss. Ja, ich spreche von derselben Freeland, die heute stellvertretende Premierministerin der autoritären, pro-Zelensky-Regierung in Kanada ist. Damals wussten nur sehr wenige Menschen von der skandalösen Beteiligung ihrer Familie am nationalsozialistischen kollaborierenden Flügel des ukrainischen Nationalismus während des Zweiten Weltkriegs und interessierten sich auch nicht dafür. Nur in diesem Sinne kann ich Herrn Seddon Anerkennung dafür zollen, dass er heute ein ahnungsloser Kollaborateur der 'cancel Russia'-Claque seiner Zeitung ist. Wenn er seinen Job lange genug behält, wird ihn die FT vielleicht in ein anderes Fachgebiet versetzen, wo er den internationalen Beziehungen weniger Schaden zufügen kann, so wie es mit John Thornhill geschehen ist, einem FT-Journalisten, der sein Handwerk in den 1990er Jahren in Russland gelernt hat und jetzt über Technologie schreibt.
Quelle: https://gilbertdoctorow.com/
Mit freundlicher Genehmigung von Gilbert Doctorow
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus
Weitere Beiträge in dieser Kategorie
- „Judging Freedom“-Ausgabe vom 12. Dezember: Russland, Syrien und Georgien
- Karin Leukefeld: Syrien in Trümmern – und was die Medien verschweigen
- Pepe Escobar: Syriens post-mortem: Terror, Besatzung und Palästina
- Tod einer Nation: Schwarze Flaggen, Massaker, Landraub, während sich die Geier am Kadaver Syriens gütlich tun
- Doctorow: Entwarnung - „No Nuclear War“: 7. Dezember im National Press Club
- Peter Hänseler: Trump droht BRICS – grundlos. Diplomatie geht anders.
- Pepe Escobar: Die Syrien-Tragödie und der neue Omni-Krieg
- Sergei Ryabkov mit Fred Pleidgen auf CNN
- Erdogans Idlib-Schock wirft Schatten auf „Kursk“
- Glenn Diesen, Alastair Crooke, Alexander Mercouris: Verzweifelte Eskalationen im Nahen Osten und in der Ukraine
- Pepe Escobar: Das Syrien-Rätsel: Wie es zum ersten BRICS-Krieg werden könnte
- Russland lädt deutsche Fachkräfte ein
- Tulsi Gabbard wagt die Auseinandersetzung mit dem „Deep State“
- Das Europäische Parlament dreht durch
- Alastair Crooke: Der lange Krieg zur Bestätigung der Vorherrschaft des Westens und Israels verändert seine Form
- Doctorow: Hände hoch! Schwarzer Humor dominiert die neueste Folge von „Sonntagabend mit Wladimir Solowjow“
- Die freundliche Seite der Oreschnik: Das Ende der Atomwaffen?
- Trump könnte in der Ukraine noch vor China in die Oreschnik-Falle tappen
- Wir können alle aufatmen: Die Russen werden Kiew oder ein NATO-Land vorerst nicht angreifen
- Trumpwahl: Alarmstufe rot
- Bhadrakumar: Ein entscheidender Moment im Ukraine-Krieg
- Die Botschaft der "Haselnuss" an die Ukraine und NATO
- Putin setzt die NATO schachmatt – Grund zur Hoffnung?
- Wladimir Putins Dekret über die neue Nuklearwaffendoktrin der Russischen Föderation, 19. November 2024