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Alastair Crooke: Der Widerstand gegen Israel ist bereit

Von Judge Napolitano mit Alastair Crooke - Judging Freedom 18.03.2024
19. März 2024

Unser Freund und redaktioneller Mitdenker Dr. Andreas Mylaeus besorgte die Übersetzung des Transkripts und schreibt seine Gedanken dazu:

Alastair Crooke und Andrew Napolitano unterhalten sich über die furchtbare Situation im Nahen Osten und welche Lösung es dafür geben könnte. Der Staat Nicaragua hat die Bundesrepublik Deutschland inzwischen vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen Mittäterschaft an dem von Israel begangenen Völkermord in Gaza verklagt. Josep Borrell, der Aussenbeauftragte der Europäischen Union hat Israel vorgeworfen, die Hungerkatastrophe in Gaza als Waffe einzusetzen. Bundeskanzler Scholz erhebt mahnend den "Du-Du-Finger" gegenüber Natanyahu - aber Konsequenzen ziehen weder die EU noch die Bundesrepublik gegen Israel und seine Mordmaschine.

Alastair Crooke klärt hier auf, dass der Iran im Gegenteil dazu in keiner Weise die Absicht hat, die israelische Bevölkerung oder gar "die Juden" umzubringen. Seit Jahren verlangt der Iran lediglich, dass in ganz Palästina diejenigen gesellschaftlichen und politischen Zustände wieder hergestellt werden, die jahrhundertelang dort geherrscht haben: Muslime, Juden, Christen und Angehörige aller anderen dort ansässigen Religionsgemeinschaften haben weitestgehend friedlich zusammengelebt (wie dies übrigens auch derzeit im Iran selbst der Fall ist, in dem eine namhafte jüdische Diaspora besteht). Der Iran verlangt also, dass für Palästina eine ein-Staaten-Lösung verwirklicht wird, bei der jeder Bürger eine Stimme und gleiche Rechte hat wie alle anderen auch.

Statt dessen besteht der Staat Israel seither darauf, dass zwischen "dem Fluss und dem Meer" nur ein Staat Israel auschließlich für Juden, die einzig die "Menschenrechte" in Anspruch nehmen dürfen, besteht. Zur Durchsetzung dieser aberwitzigen Vorstellung rufen israelische Rabbis inzwischen das israelische Militär dazu auf, "alle" Palästinenser umzubringen - einschliesslich der Kinder, die später ja zu Terroristen heranwachsen würden, und die Frauen, die solche Terroristen gebären würden - dies verlange die Halacha (der rechtliche Teil der jüdischen Überlieferung und jüdische Rechtsgrundlage). Es handele sich somit um Gottes Gebot und dem dürfe sich niemand entziehen. 74% der israelischen Bevölkerung sieht darin kein Problem - im Gegenteil: Sie meinen, nur wenn alle anderen Angst vor uns haben, können wir uns sicher fühlen.

Weil offensichtlich der Werte-Westen sich nicht dazu durchringen kann, diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten (etwa indem einfach das Geld und die Waffenlieferungen gestrichen werden), wird der muslimische Widerstand das Problem auf seine Weise lösen. Wer dies umsetzen will und wird und wie, ist ebenfalls Gegenstand dieses sehr lesenswerten Interviews.(am)

Andrew Napolitano:

Hallo zusammen. Judge Andrew Napolitano für Judging Freedom. Heute ist Montag, der 18. März 2024.

Alastair Crooke, guten Tag, mein Freund. Wer oder was macht den Widerstand gegen den israelischen Völkermord in Gaza aus?

Alastair Crooke:

Nun, im Wesentlichen könnte man sagen, es ist der globale Süden. Es ist der größte Teil der islamischen Welt und ein großer Teil Europas und der Vereinigten Staaten, was den allgemeinen Widerstand angeht. Ich meine, nur um das klarzustellen: Was ich damit sagen will, ist, dass Israel bereits seinen globalen Einfluss auf die Menschen verloren hat. Das wird auch für die Zukunft sehr bedeutsam sein. Denn das ist ihre Fähigkeit, die Politik in Europa und Amerika zu lenken und zu unterstützen, und das hat Auswirkungen, wie man an den Ereignissen in Michigan in den Vereinigten Staaten gesehen hat. Aber Sie haben es auch an dem Versuch von Herrn Schumer, dem Vorsitzenden des Senats, gesehen, die Aufmerksamkeit abzulenken und der demokratischen Basis deutlicher zu machen, dass die Demokraten ihr Bestes tun, um zu versuchen, die... Ich denke, insbesondere die Opposition auf dem Parteitag... Ich denke, sie alle fürchten... Ich meine, Sie sind vielleicht viel besser informiert als ich, aber ich denke, 1968 gab es diese Opposition und es gab damals Proteste gegen Vietnam, und das lenkte viel Aufmerksamkeit von der Hauptveranstaltung ab.

Andrew Napolitano:

Ich erinnere mich gut daran. Ich war 18 Jahre alt und es war sozusagen meine Taufe für die amerikanische Politik.

Sie haben Schumer erwähnt. Wir werden den Ausschnitt zeigen. Aber wenn ich mich recht erinnere, geht es im Wesentlichen darum, dass Israel zu einem Paria-Staat wird, und zwar wegen der unheiligen Allianz von Premierminister Netanjahu mit der extremen Rechten. Aber wir werden Senator Schumer für sich selbst sprechen lassen. Er ist natürlich der Mehrheitsführer im Senat und der höchstrangige gewählte Beamte in den Vereinigten Staaten und er ist Jude. Hier ist, was er letzte Woche im Senat über Premierminister Netanjahu gesagt hat:

[eingespielter Videoclip, 14. März 2024)

Chuck Schumer:

Premierminister Netanjahu ist vom Weg abgekommen, indem er seinem politischen Überleben Vorrang vor den besten Interessen Israels eingeräumt hat. Er hat sich in eine Koalition mit Rechtsextremisten wie den Ministern Smotrich und Ben-Gvir begeben, und infolgedessen war er zu bereit, die zivilen Opfer in Gaza zu tolerieren, was die Unterstützung für Israel weltweit auf einen historischen Tiefstand bringt. Israel kann nicht überleben, wenn es zu einem Paria wird.

Als lebenslanger Unterstützer Israels ist mir klar geworden, dass die Netanjahu-Koalition nach dem 7. Oktober nicht mehr den Bedürfnissen Israels entspricht. Die Welt hat sich seitdem radikal verändert, und das israelische Volk wird im Moment durch eine Regierungsvision, die in der Vergangenheit feststeckt, unterdrückt.

[Ende des eingespielten Videoclips]

Andrew Napolitano:

Eine Vision, die in der Vergangenheit feststeckt... Was halten Sie davon, Alastair?

Alastair Crooke:

Nun, ich denke, es geht zurück... Einige Ihrer Zuhörer und Zuschauer werden sich erinnern: Vor etwa 10 Jahren begann Netanjahu, das Rad der israelischen Politik zu drehen, und zwar dahingehend, dass er sagte, "die palästinensische Frage ist vorbei", niemand sei mehr an der palästinensischen Frage interessiert. Sie sei vom Tisch und wir könnten uns auf das Abraham-Abkommen und unsere Integration in der Welt konzentrieren. Aber der andere Teil, der sehr wichtig war, war, dass es ziemlich offensichtlich war, dass sich die israelische Politik sehr weit nach rechts bewegte, sowohl die jungen als auch die älteren Elemente der Politik. Die israelische Politik ist also in diesen zehn Jahren ziemlich stark nach rechts gerückt, und so war es schon damals, vor zehn Jahren, ziemlich offensichtlich, dass der Likud und die Demokratische Partei [der USA] auf unterschiedlichen Wegen waren.

Die eine wurde immer mehr “woke”*. Die Demokraten wurden mehr “woke”, und diese Werte passten nicht mehr zu den Werten des Likud. Der rechte Flügel der israelischen Politik befand sich auf einem ganz anderen Weg, und die Werte der Demokraten, die sich das "Woke"-Denken zu eigen machten, stellten natürlich eine gewisse Bedrohung für Israel dar, denn diese Art von Sprache war ziemlich bedrohlich, weil sie gleiche Rechte für alle bedeutete, wenn man sie wörtlich nahm.

Zu dieser Zeit sagte Netanjahu: Wir müssen umschwenken, und die Evangelikalen werden für uns der wichtigste Weg in die republikanische Partei sein, und dorthin müssen wir uns bewegen, Israel muss sich mehr auf die Republikaner zubewegen und weg von den Demokraten. Ich meine, das sind seine Worte darüber, wie es war. Sie können also verstehen, dass diese Rede von Schumer wirklich ein Höhepunkt ist. Dies ist die Scheidungserklärung, wenn Sie so wollen. Aber es hat 10 Jahre gedauert, und das ist der Grund, warum es nicht so viel Aufsehen erregt, wie Axios und die anderen Medien behaupten, dass es eine absolut außergewöhnliche Sache in Israel gewesen sei. Israelis, die die Nachrichten verfolgen, haben dies schon seit langem kommen sehen. Es wurde erwartet.

Sie interpretieren das so, dass Schumer einfach versucht, die Partei, das Element innerhalb der Demokratischen Partei, das Palästina unterstützt, für die Demokraten bei der Stange zu behalten und die Flammen ausreichend niedrig zu halten. Die Flamme des Protests soll bis zum Ende des Parteitags auf jeden Fall niedrig gehalten werden. Es ist also [für Israel] nicht so sehr eine Bedrohung.

Eines der interessanten Dinge ist: Eine gerade in Israel veröffentlichte Umfrage des Israelischen Demokratischen Instituts hat ergeben, dass eine klare Mehrheit der Israelis will, dass Gantz, der gerade in Washington war, wie Sie wissen, in der Regierung bleibt. Und gleichzeitig wollen 74% der Israelis, dass die Operation in Gaza fortgesetzt wird. Es ist nicht so, dass Netanjahu nicht mit der israelischen Meinung übereinstimmen würde. Er ist nicht im Einklang mit der Meinung der US-Demokraten, und das ist es, was sich hier widerspiegelt, und deshalb ist es nicht das Erdbeben gewesen, das so viele westliche Medien suggeriert haben. Es ist der Höhepunkt... Sie sind aber schon seit einigen Jahren auf unterschiedlichen Wegen unterwegs.

Andrew Napolitano:

Glauben Sie, dass Senator Schumer in dem Clip, den wir gezeigt haben   – die gesamte Rede dauert etwa 25 Minuten, aber in dem Clip, den wir gezeigt haben   –, das zum Ausdruck gebracht hat, was viele Amerikaner, insbesondere Demokraten, insbesondere jüdische amerikanische Demokraten, denken?

Alastair Crooke:

Ich denke ja, absolut, 100 %. Aber der Punkt ist, wo die Divergenz herkommt: Die meisten der jüdischen Diaspora, die für die Demokratische Partei stimmen, und sie stimmen überwiegend für die Demokratische Partei, sind reformistische Juden und sie sind auch liberale Juden, und deshalb sind sie natürlich viel mehr geneigt zu der Art der linken Parteien in Israel und nicht zu der Mehrheit, wo sich die israelische Politik jetzt zentriert hat. Ich denke also, dass er etwas widerspiegelt... Die Mehrheit der reformorientierten, liberalen Juden in Amerika ist sehr unzufrieden mit der Richtung, in die Israel geht. Aber der Punkt ist, dass Israel sich in diese Richtung bewegt hat.

Ich habe erst kürzlich einen Artikel darüber geschrieben, in dem ich auf die Zeit vor einigen Jahren zurückblicke und schon damals habe ich geschrieben, dass es offensichtlich war, dass wir uns auf eine ganz andere Situation zwischen Israel und der islamischen Welt zubewegen würden, und zwar eine, bei der die religiösen Symbole in den Mittelpunkt des Konflikts rücken würden: Der Tempelberg gegen Al-Aqsa. Und das ist genau das, was wir heute erleben. Die israelische Politik hat sich also weiterentwickelt und die amerikanische liberale Wählerschaft hat dies nicht richtig verinnerlicht. Das neue Israel ist etwas, das sie nur sehr schwer akzeptieren und anerkennen können. So ist es nun einmal. 74 % der Israelis wünschen sich eine Militäroperation in Rafah, wohl wissend, was das an toten Palästinensern bedeuten würde. Es macht ihnen nichts aus. Dies ist also ein neues Israel. Und ich bin mir nicht sicher, ob das Weiße Haus das wirklich begriffen hat, oder ob sie es doch begriffen haben und einfach beschlossen haben, dass das Beste, was wir tun können, darin besteht, das Feuer einzudämmen und zu versuchen, die richtigen Dinge für unsere Wählerschaft zu sagen, damit wir in den Vorwahlen und auf dem Parteitag keine Probleme bekommen, obwohl wir wissen, dass es in Israel keinen großen Unterschied machen wird. Ich weiß nicht, welches von beidem zutrifft.

Andrew Napolitano:

Wie schätzen Sie die Haltung der israelischen Öffentlichkeit gegenüber Netanjahu persönlich ein, angesichts der Vorwürfe kriminellen Verhaltens, der Einleitung mindestens eines seiner Strafverfahren, bevor all dies begann, und nun seiner Entfremdung von seinem Gönner, den Vereinigten Staaten von Amerika? Das ist der erste Teil der Frage.

Der zweite Teil der Frage lautet: Spielt der Mossad hier eine Rolle? Wenn zum Beispiel... Wenn die CIA beschließt, auf den Straßen Demonstrationen gegen die Netanjahu-Regierung aufzuwiegeln, wie sie es vor einem Jahr getan hat, als er versuchte, die Justiz zu übernehmen, welche Rolle würde der Mossad dabei spielen? Ich denke, dass der Mossad vor einem Jahr mitgemacht hat, was die CIA wollte. Würden die das wieder tun?

Alastair Crooke:

Nun, ich nehme an, dass ich jetzt etwas sage, was leicht gegen den aktuellen Trend des Denkens verstößt, aber was ich lese, ich meine vor allem in der hebräischen Presse und was wir von der hebräischen Presse übernehmen: Israel hat die Position Netanjahus in Israel tatsächlich gestärkt. Ja, er ist bei etwa einem Drittel der Israelis zutiefst unpopulär, und zwar aus einer ganzen Reihe von Gründen, die sehr, sehr weit zurückreichen, und die nicht nur mit der Palästinenserfrage zu tun haben. Er ist nicht populär. Er ist für Korruption und andere Dinge bekannt, und gegen ihn laufen diese Prozesse. Aber wenn überhaupt   – und es ist nicht überraschend, in Amerika macht man das genauso. Wenn ein anderes Land Ihnen sagen würde, was Sie zu tun haben und dass Sie Neuwahlen abhalten und eine neue Regierung einsetzen müssen, würden die Amerikaner auch nicht gerne so belehrt werden, und die meisten Israelis waren darüber nicht sehr erfreut. Und nur um das klarzustellen: Wie ich bereits sagte, hat die Demokratische Partei [in den USA] in diesen Jahren sukzessive aufgehört, Netanjahu zu unterstützen. Wenn Sie sich erinnern: Als die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt wurde, geschah dies unter der Schirmherrschaft der Evangelikalen, nicht der Demokraten.

Andrew Napolitano:

Richtig. Und die meisten dieser Evangelikalen sind Republikaner und die meisten von ihnen sind überzeugte Trump-Anhänger.

Lassen wir einmal Netanjahus Probleme und die Konflikte mit Präsident Biden und Senator Schumer beiseite und betrachten wir das große Ganze. Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach der Iran beim Widerstand gegen Israels Imperialismus, sei es bei der Ausweitung der Grenzen Israels oder beim Völkermord an den Palästinensern oder bei beidem?

Alastair Crooke:

Ich denke, das ist sehr wichtig. Wenn Sie mich fragen, hat der Iran in dieser Zeit seit vielen Jahren ein sehr kluges diplomatisches Spiel gespielt, und ich habe es in dieser Zeit sehr genau verfolgt. Der Iran hat eine neue Form des militärischen Denkens entwickelt, denn es war ihm natürlich klar, dass die Vereinigten Staaten den Luftraum beherrschen. Die USA hatten eine Luftwaffe. Der Iran hatte nichts. Also machten sich die Iraner daran, ihre eigene Luftwaffe aufzubauen. Es ist keine konventionelle Luftwaffe. Es ist eine Luftwaffe mit intelligenten, erdnahen Marschflugkörpern und Schwärmen von KI-gesteuerten Drohnen, und das hat für Abschreckung gesorgt. Sie haben diese in der gesamten Geografie des Irans verteilt.

Und der andere Teil davon ist, dass sie mit anderen   – nicht nur mit dem Irak   – eine Koalition gebildet haben, an der viele andere beteiligt sind. Syrien zum Beispiel und natürlich Libanon und Jemen, und sie haben eine Koalition gleichgesinnter Bewegungen zusammengestellt, die nicht die Nationalstaaten, die Staaten in der Region, sondern bis zu einem gewissen Grad unabhängig sind, obwohl sie auch ihre eigenen Staaten widerspiegeln. Und die haben sich auf einen Konsens geeinigt und die nächsten Schritte dieses langsamen Anstiegs geplant. Was der Iran also schon immer getan hat, und die Führer des Widerstands   – Hassan Nasrallah ist vereinbarungsgemäß der Sprecher des Widerstands, und sie bewegen sich nur im Konsens   –, ist unter anderem, dass sie die Intensität des Konflikts kontrollieren wollen, schrittweise kontrollieren wollen. Also schüren sie die Flammen an, sie bremsen sie, verschieben sie hierhin, verschieben sie woanders hin, und immer, um die Eskalationsdominanz bei sich zu behalten und nicht Israel zu überlassen. So dass Israel immer reagiert und nicht wirklich den Widerstand aktiviert.

Und wirklich, ich meine, das hat es... Israel ist wirklich   – und das sieht man in der israelischen Presse   – unter der größten Bedrohung seit seiner Gründung. Die Fronten sind auf vielen Seiten offen: Sie haben wirtschaftliche Probleme, aber mehr als alles andere haben sie interne Probleme. Es gibt sowohl einen internen Krieg innerhalb Israels als auch einen externen Krieg, den sie führen müssen, und sie wissen, dass, wenn sie am Ende mit der Hisbollah kämpfen, dies nicht auf die gewohnte Weise geschehen wird...

Im Westen sagt man einfach, na ja, mit Amerika, das Israel unterstützt, und mit Israels militärischen Kräften kann es nicht verlieren, weil es alles hat. Sie können sie einfach zu Staub zerbomben. Nun, das haben sie 2006 versucht, und ich versichere Ihnen, dass die Hisbollah inzwischen viel raffinierter geworden ist. Also wirklich, ich meine, Israel könnte den Kürzeren ziehen.

Was will der Iran? Wohin soll das führen? Der Iran hat immer gesagt, dass er für eine palästinensische Ein-Staat-Lösung ist   – einen palästinensischen Staat   – und dass die Lösung einfach darin besteht, dass Israel sein zionistisches Element aufgibt und einfach in der Region wie normale Bürger in der Region lebt, aber keine besonderen Rechte, keine besonderen rechtlichen, politischen und administrativen Rechte gegenüber der untergeordneten Bevölkerung hat, die das Gebiet mit ihnen teilt. Ihr Ziel ist, die Region wieder so zu gestalten, wie sie vor Hunderten von Jahren war, als die Juden ganz normal im Iran lebten und immer gelebt haben. Es gibt immer noch eine große jüdische Bevölkerung im Iran und in der gesamten Region. Sie wollen zu diesem Zustand zurückkehren.

Aber es würde keine Sonderrechte geben. Es gäbe kein Israel, das von den Vereinigten Staaten einen militärischen Vorteil erhalten hätte. Ihr Spiel ist also eines der langfristigen Zermürbung. Es geht nicht darum, Israelis zu bekämpfen und zu töten. Es geht einfach darum, Israel an den Punkt der Erschöpfung und des Gefühls der Niederlage zu bringen, an dem es gezwungen ist, das gesamte Projekt des Zionismus zu überdenken und zu überlegen, ob es weitergeführt werden kann und nach einer Lösung zu suchen. Und das bringt uns zum entscheidenden Punkt: Wie ist der Weg nach vorn?

Und ich erzähle Ihnen eine überraschende Anekdote, an die ich mich aber gut erinnere. Einmal sprach ich in Israel mit dem Leiter der israelischen Atomenergiekommission, dem Mann, der für die Atompolitik zuständig war, und er sagte: Wissen Sie, wir werden so weitermachen wie bisher. Aber eines Tages   – glauben Sie mir!   – wird Israel plötzlich anfangen, mit den Iranern zu reden. Und er sagte: Danach würden die Amerikaner nachziehen und lange danach würden die Europäer dazukommen und es auch wann kapieren. Aber er sagte mir etwas: Der einzige Ausweg aus dieser Situation wird sein, dass wir alle erkennen, dass es wichtig ist, den Iran sofort in die Situation einzubeziehen.

Trump hat, glaube ich, am Wochenende etwas ganz Ähnliches gesagt, und er sagte tatsächlich: Oh, ich werde das Abraham-Abkommen bekommen, okay. Aber er sagte: Und der Iran wird wahrscheinlich Teil davon sein. Das war ein sehr bemerkenswerter   – ein wichtiger Sprachwechsel, denn bis jetzt hat er nur gesagt: Nun, wir haben sie mit Sanktionen überzogen, als ich im Amt war. Und jetzt sagt er: Nun, ja, Israel muss Teil der Region sein, und der Iran wird Teil dieses Rahmens sein.

Andrew Napolitano:

Dies wirft eine Reihe von Fragen auf. Sind andere Golfstaaten gegen das Abraham-Abkommen? Hat der Iran nicht nicht nur überlebt, sondern gedeiht   – genau wie Russland   – trotz der amerikanischen Sanktionen? Und ist sich Israel darüber im Klaren, dass es sich bei einem Angriff auf die Hisbollah den Zorn der KI-Luftwaffe, über die der Iran verfügt, zuziehen wird?

Alastair Crooke:

Nun, ja. Ich meine, es gibt Dissidenten in Israel, die die Gefahr erkennen und immer wieder warnen. General Brick war einer von ihnen. Aber es gab auch andere, die gesagt haben: Wenn wir uns mit der Hisbollah einlassen, sind wir in höchster Gefahr, denn wir werden vernichtet werden. Ich meine, der Punkt ist hier nicht das israelische Militär, wie ich schon sagte, geht es nicht darum geht, Soldaten zu töten. Es geht darum, dass die Hisbollah in der Lage ist, die gesamte Infrastruktur Israels und die Flughäfen auszuschalten, all diese Infrastrukturprojekte: Häfen, Flughäfen bis nach Eilat. Das ist kein Scherz. Das ist eine ernsthafte Abschreckung. Aber Israel scheint gezwungen zu sein, diesen Weg einzuschlagen, weil es nicht bereit ist, sein derzeitiges Paradigma der zionistischen Hegemonie “vom Fluss bis zum Meer” aufzugeben. Und wenn es das beibehalten will, dann wird es unweigerlich zu einem Krieg mit der Hisbollah kommen, und die Menschen werden es merken.

Was denken die arabischen Staaten darüber? Nun, die arabische Bevölkerung, so sagt man mir, ist explosiv, und jetzt sagt jeder: Oh, aber die arabische Straße, wissen Sie, wir glauben nicht wirklich, dass... Ich denke, das ist jetzt auf einem anderen Niveau. Ich glaube, es ist jetzt ein anderes Niveau. Wenn Sie über einige Golfstaaten sprechen   – denken Sie daran: Die Bevölkerung einiger dieser Golfstaaten ist kleiner als eine Kleinstadt, und 80 % von ihnen sind Arbeiter, die aus Indien oder Pakistan oder Bangladesch geholt wurden, um die Arbeitskräfte, Kellner und Bediensteten zu stellen. Sie befinden sich also in einer anderen Lage.

Aber der Punkt ist, dass sie völlig abhängig waren. Schauen Sie sich an, wie sie sich in der Technologiebranche eingerichtet haben. Sie haben sich selbst zu einem Instrument der grünen Technologie gemacht, und zwar durch Israel. Und wer hat das unterstützt? Nun, es ist die Wall Street, die ihr Risikokapital, ihre Risikofonds, über Israel in diese Golfstaaten leitet, um Geld zu verdienen. Aber jetzt ist der größte Teil dieser Tech-Welt in Israel geschlossen. Sie ist nicht mehr da. Was bedeutet das also für das Geschäftsmodell dieser Golfstaaten? Ist es so gut, jetzt Teil des Abraham-Abkommens zu sein, oder müssen sie sich mit China, dem Iran und Russland befassen? Bleiben sie beim alten Modell statt dem neuen Modell, das das Kernland ist, der neuen BRICS-Version der Wirtschaft, die sich ganz Zentralasien öffnet?

Wo ist jetzt der spannendste Teil der Wirtschaft? Nun, eigentlich im Norden, in Wladiwostok, in Sibirien, wo die gesamte Wirtschaft... Ich meine, es ist eine außergewöhnliche Integration von China und Russland, die alle Arten von neuen wirtschaftlichen und technischen Innovationen hervorbringt, die die Region verändern werden. Schaut man also dort hin oder dorthin, wo das Pendel schon zurückschwingt?

Andrew Napolitano:

Sie malen eine sehr düstere Zukunft für die Israelis, wenn die ihre Zerstörung des Gazastreifens fortsetzen. Welches Streichholz wird das Feuer entfachen? Was wird andere staatliche Akteure dazu veranlassen, sich einzumischen? Erkennt Premierminister Netanjahu denn, dass er mit dem Feuer spielt? Er tötet nicht nur Zivilisten, er spielt auch mit dem Feuer?

Alastair Crooke:

Ich denke, ja, Netanjahu versteht das sehr gut. Deshalb benennt er das auch immer wieder... Er benutzt diese apokalyptischen Begriffe, dass Israel um sein Leben kämpft. Das ist Israel... Die große Schlacht von Armageddon steht bevor. Wir müssen den vollständigen Sieg erringen. Er ist absolut entschlossen, und dies wird von fast allen Israelis geteilt. Die Umfragen bestätigen dies absolut. Sie glauben nicht, dass es möglich ist, so zu überleben, wie sie als zionistisches Projekt überlebt haben, wenn andere Staaten sie nicht mehr fürchten.

Es war dieser militärische Vorsprung der Angst, der das Überleben Israels ausgemacht hat, und sie haben das Gefühl, dass dieser Vorsprung seit dem 7. Oktober weg ist und seitdem jeden Tag weiter erodiert, es sei denn, sie können ihn auf irgendeine Weise wiederherstellen. Er ist sich dessen bewusst, und ein angezündetes Streichholz kann nicht nur das Feuer mit der Hesbollah in Brand setzen. Was würde im Irak passieren? Der Irak greift bereits die Häfen von Ashdod und Haifa an. Eilat ist bereits geschlossen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis vielleicht auch der Ben Gurion [Flughafen] geschlossen wird. Ich meine, der Druck geht weiter. Das ist asymmetrische Kriegsführung, die die Konventionalisten leider nicht akzeptieren: Oh nein, das ist Unsinn, das wird nicht passieren... Aber es passiert, und es passiert jetzt, und Israel ist damit konfrontiert, und es versteht das.

Aber sie ist gezwungen, und zwar nicht durch die buchstäbliche Politik. Es wird von dem eschatologischen, dem biblischen Narrativ gezwungen, sodass Israel diese Dinge tun muss, weil es der Wille Gottes ist. Jeden Tag hören wir Rabbiner, die zu den Truppen kommen und sprechen   – ich meine, hochrangige Rabbiner kommen und sprechen gegenüber den Truppen   – über das Alte Testament und sie sagen: Das bedeutet, dass ihr die Kinder in Gaza töten müsst. Ihr müsst die Kinder töten, weil sie heranwachsen und zu Terroristen werden, die uns angreifen werden. Und ihr müsst die Frauen töten, denn sie sind die Gefäße, die diese zukünftigen Terroristen gebären, und ihr müsst alle töten. Und das ist ein halachisches Gebot, das nicht freiwillig ist, sondern zwingend. Nach halachischem Recht**   – halachisches Recht ist jüdisches Recht   – sind sie dazu verpflichtet, diese Dinge zu tun. Und der Talmud verlangt von uns, diese Dinge zu tun. Es handelt sich also um Zwang. Wir reden hier nicht… Und deshalb sage ich es Ihnen immer wieder   – der Westen betrachtet dies als eine Art typischen säkularen Managementprozess: Biete einen neuen Staat an, verwalte ihn, schiebe die Leute hierhin oder dorthin. Aber eigentlich hat man es mit ganz anderen Kräften zu tun. Ich meine, es gibt die allgemeinen Aspekte an der Oberfläche. Aber es gibt noch andere Kräfte, die ganz anders sind. Das sind die Kräfte der biblischen Mythen und Geschichten, die die Menschen dazu bringen, Dinge zu tun und zu befolgen, die in der buchstäblichen Welt vielleicht nicht viel Sinn ergeben, aber dennoch für diejenigen, die an sie glauben, sehr überzeugend sind.

Andrew Napolitano:

Bevor wir schliessen, möchte ich Ihnen sagen, was Josep Borell, der Spitzendiplomat der EU, heute zur Hungersnot in Gaza gesagt hat.

[eingespielter Videoclip, 18. März 2024]

Josep Borrell:

In Gaza stehen wir nicht mehr am Rande einer Hungersnot. Wir befinden uns in einer Hungersnot, die Tausende von Menschen betrifft. Bundeskanzler Scholz hat Premierminister Netanjahu gesagt, dass wir nicht zusehen können, wie die Palästinenser verhungern. Okay, was werden wir dann tun? Wir können nicht tatenlos zusehen, wie die Palästinenser verhungern. Was sollen wir tun? Denn diese Hungersnot ist keine Naturkatastrophe, keine Flut. Es ist kein Erdbeben. Sie ist vollständig von Menschen gemacht. Von wem? Das ist es, was ich sagen will. Von wem? Nun, ja, Israel provoziert eine Hungersnot. 'Oh, wie können Sie das sagen? Welche Beweise haben Sie?' Kommen Sie, welche Beweise habe ich denn? Hunderte von Lastwagen warten auf die Einreise, und es ist absolut notwendig, die Grenzübergänge in Betrieb zu nehmen, und tatsächlich zusätzliche Grenzübergänge zu öffnen, und es ist nur eine Frage des politischen Willens. Israel muss es tun. Das ist inakzeptabel.

Hungersnot wird als Kriegswaffe eingesetzt. Ja, der Hunger wird als Kriegswaffe eingesetzt. Sagen wir es so, und es ist keine Frage des Mangels an ausreichenden Vorräten. Wir hören, dass es auf ägyptischer Seite Lebensmittelvorräte für mehrere Monate gibt. Lebensmittelvorräte für mehrere Monate.

[Ende des eingespielten Videoclips]

Andrew Napolitano:

"...und sie wird als Kriegswaffe eingesetzt." Ich habe noch keinen Diplomaten oder Staatschef oder eine hochrangige Person in einem Außenministerium eines relevanten Landes gehört, der sich so direkt geäußert hat   – vielleicht haben Sie so etwas schon gehört. Aber was wird er dagegen tun? Was kann er dagegen tun?

Alastair Crooke:

Dies ist das entsprechende Gegenstück zu Schumers Rede. Er hat die richtigen Dinge gesagt. Schumer hat viele Dinge gesagt, die richtig waren. Der hat auch Dinge gesagt, die richtig sind, und ich habe mir heute Morgen angeschaut, was auf der Tagesordnung der bevorstehenden Ratssitzung der Europäischen Union steht, und da steht: Wir werden in dieser Sache zwei Dinge tun: Wir werden die Sanktionen gegen die Hamas verschärfen und wir werden mehr Sanktionen gegen die Siedler verhängen. Das ist es, was wir tun werden. Ich meine, das ist töricht.

Das ist alles PR, und ich meine, dass die Gefühle, die er zum Ausdruck gebracht hat, nett und eloquent formuliert waren und dass sie wahrscheinlich auch echt waren. Aber was wird die EU dagegen tun? Sie kann es nicht, weil sie gelähmt ist   – anders gelähmt als Amerika   – aber die Auswirkungen sind bereits sehr ähnlich. Die europäische Politik wird es nicht zulassen, dass sie etwas wirklich Ernsthaftes dagegen unternimmt. Also werden sie die Hamas sanktionieren und ein paar Siedler sanktionieren. Ich meine, das ist es, was Europa tun wird.

Andrew Napolitano:

Alastair, vielen Dank, mein lieber Freund. Eine brillante und begnadete Analyse und sehr, sehr zeitgemäß. Danke für Ihre Zeit, danke für Ihre Analyse. Wir sehen uns Anfang nächster Woche wieder, hoffe ich.

Alastair Crooke:

Danke.

Andrew Napolitano:

Alles Gute.

Quelle: //w>Judge Napolitano   – Judging Freedomww.youtube.com/@judgingfreedom"
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus

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* Anmerkung Übersetzer: Der Begriff "woke" stammt ursprünglich aus der afroamerikanischen Gemeinschaft und wurde in den 1940er Jahren als eine Art spirituelles oder politisches Erwachen verwendet. In den letzten Jahren hat sich seine Bedeutung jedoch erweitert und wird heute oft verwendet, um jemanden zu beschreiben, der sich bewusst ist oder sensibel für soziale Ungerechtigkeiten, insbesondere im Hinblick auf Rassismus und Diskriminierung, ist. Ein "woke" Individuum ist jemand, der sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt, für die Rechte marginalisierter Gruppen kämpft und sich aktiv bemüht, gegen Vorurteile und Ungleichheiten anzugehen. Der Begriff wird oft in sozialen Medien und in politischen Diskussionen verwendet.

** Anmerkung Übersetzer: Der Begriff Halachisches Recht bezieht sich auf das jüdische religiöse Rechtssystem, das auf den religiösen Schriften und Traditionen des Judentums basiert, insbesondere auf dem Tanach (hebräische Bibel), dem Talmud und anderen rabbinischen Schriften. Es bildet die Grundlage für das religiöse Leben und die Rechtsprechung innerhalb der jüdischen Gemeinschaft.

Das halachische Recht deckt viele Aspekte des täglichen Lebens ab, einschließlich ethischer Normen, religiöser Rituale, familiärer Beziehungen, Geschäftstransaktionen, Strafrecht und vieles mehr. Es wird von rabbinischen Autoritäten interpretiert und weiterentwickelt, um auf zeitgenössische Fragen und Bedürfnisse der jüdischen Gemeinschaft zu reagieren.

Halachisches Recht legt auch die religiösen Verpflichtungen fest, die Juden gemäß der jüdischen Tradition einhalten sollen. Es wird in vielen jüdischen Gemeinschaften als maßgebliche Rechtsquelle betrachtet und beeinflusst das Leben und die Praktiken seiner Anhänger auf vielfältige Weise.

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