Seniora.org - Kindesentwicklung

Geleitwort zum Buch Grosse Pädagogen

von Friedrich Liebling

Buch Grosse Pädagogen Rattner

Josef Rattner: Grosse Pädagogen. Geleitwort von Friedrich Liebling (Zürich 1956). München: Ernst Reinhardt

Friedrich Liebling, einer der grossen Psychologen und Pädagogen des 20. Jahrhunderts, legt dieses Buch mit folgendem Schlusswort in unser aller Hände:

«Der große Vorzug dieses Buches besteht darin, daß es in konzcntrierter Form die Gedankenwelt der hervorragendsten pädagogischen Schriftsteller zur Darstellung bringt: Ein lobens- und dankenswertes Unternehmen, das vor allem diejenigen zu schätzen wissen werden, denen es nicht möglich ist, die umfangreichen Werke dieser Autoren selbst zu lesen; viele aber werden durch die vorliegenden Essays zu einem vertieften Studium der Klassiker der Pädagogik angeregt werden. Das Buch gehört in die Hände aller, die an den Problemen der Erziehung Anteil nehmen»

"Sorgen Sie für ein Haus voller Bücher!"

ein Interview Nicola Schmidt

Die Neurowissenschaftlerin Maryanne Wolf warnt vor den Gefahren des digitalen Lesens. Sie plädiert dafür, Kinder weiterhin mit gedruckten Texten zu konfrontieren.

Als Expertin für die kognitive Entwicklung von Kindern an der amerikanischen Tufts University beschäftigt sich Maryanne Wolf vor allem mit Legasthenie. Doch in ihrem Buch "Das lesende Gehirn" (Spektrum Verlag) warnt sie unter anderem vor den Gefahren des nur digitalen Lesens für die ganze Gesellschaft: Das Internet verführe Erwachsene und insbesondere Kinder zur unkonzentrierten Informationssuche, die das selbstständige Denken untergrabe und ihnen die Freude einer tieferen Leseerfahrung vorenthalte.

Hirnforscherin Maryanne Wolf plädiert dafür, dass Kinder das "tiefe Lesen" lernen. Und das geht mit Büchern, nicht im Internet.

«Der ewige Friede ist keine leere Idee, sondern eine Aufgabe»

Gedanken zur Friedenserziehung
von Dr. Eliane Perret, Psychologin und Heilpädagogin
Die jüngsten Ereignisse in Afghanistan haben viele Menschen wachgerüttelt und veranlasst, darüber nachzudenken, wohin wir in unserer Welt steuern. Man kann Immanuel Kant nur zustimmen, der 1795 in seiner Schrift mit dem Titel «Zum ewigen Frieden» festhielt: «Der ewige Friede ist keine leere Idee, sondern eine Aufgabe.» Es ist eine Aufgabe, die uns alle fordert! Nicht nur mit Blick auf die Verwüstungen, welche die Kriege in Afghanistan, im Kongo, im Irak, im Jemen, im ehemaligen Jugoslawien und vielen anderen Ländern hinterlassen haben, sondern auch angesichts der Länder, die durch Sanktionen gebeutelt sind, und der zahlreichen ungelösten sozialen und politischen Probleme in vielen Teilen der Welt. Gleichzeitig steht die Frage im Raum, warum die bisherigen Bemühungen, in Frieden zusammenzuleben, nicht gefruchtet haben. Diesem Problem müssen sich vom Volk beauftragte Verantwortungsträger und Vertreter aller Fachdisziplinen stellen. Sie sind gefordert, ihren Beitrag zur Lösung von Konflikten und zum Frieden auf der Welt zu leisten. Sie müssen ihre Verantwortung im Sinne des Bonum commune gegenüber den Mitmenschen ernst nehmen, so wie dies in der Vergangenheit viele getan haben. Eine Rückbesinnung auf deren Bemühungen und bereits Erreichtes ist wertvoll und nötig.

 Friedenstaube Marlies Klesse
«Frieden erwirken» von Marlies Klesse, 2007. (Bild ev)

Ein kurzer Blick in die Geschichte

Der Wunsch, in Frieden zusammenzuleben, hat die Menschen schon immer bewegt. Bereits bei Aristoteles, dem grossen Denker und Naturforscher der griechischen Antike, finden wir grundlegende Überlegungen, wie diesem zutiefst menschlichen Bedürfnis entsprochen werden könnte. Er sah die Aufgabe der Menschen darin, kraft der Vernunft ihre Stellung im Kosmos zu finden und mit den in der Erziehung gelegten Kardinaltugenden  – Besonnenheit, Gerechtigkeit, Klugheit und Mut  – ein friedliches und harmonisches Zusammenleben im Staat möglich zu machen. Auch in der römischen Philosophie finden sich Gedanken zum Frieden. «Im Krieg ist kein Heil, um Frieden bitten wir alle», schrieb der römische Dichter Vergil und verwies auf diese grosse Menschheitsfrage.

«Lasst eure Kinder in Ruhe!»

«Lasst eure Kinder in Ruhe!»

Kinder brauchen Liebe statt Leistungsdruck

von Wolfgang Bergmann

Bild bergmann wolfgang

von Wolfgang Bergmann

«Kinder werden heut immer früher gefördert: Babyschwimmen, zweisprachige Kindergärten, Musikstunden schon vor dem Schuleintritt  – alles aus dem Wunsch heraus, dem Kind von Anfang an eine optimale Ausgangsposition zu verschaffen. Doch ist es wirklich richtig, die Kleinen schon so früh mit einem vollen Stundenplan zu konfrontieren?»

(Wolfgang Bergmann im Klappentext seines Buches)

«Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden»

Buchempfehlung
Von Lori Gottlieb*
Therapie ist wie Pornografie“, schreibt die Psychologin Lori Gottlieb. „Beides setzt eine gewisse Art von Nacktheit voraus. Beides kann großen Nervenkitzel auslösen. Und beides wird von Millionen Menschen in Anspruch genommen, die meisten behalten es jedoch lieber für sich.“

Buch Lori Gottlieb Vielleicht solltest Du mal
Sprachlich souverän vorgetragen: „Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden“ von Lori Gottlieb. (Hanser Blau / Deutschlandradio)

Ein Auf und Ab der Gefühle: Mit erzählerischer Kraft und psychologischem Hintergrundwissen präsentiert Lori Gottlieb Geschichten aus ihrer eigenen Therapiepraxis. Ihr Buch war in den USA ein Bestseller  – hochverdient, urteilt unsere Rezensentin.

Alfred Adler – Das Gemeinschaftsgefühl: Entstehung und Bedeutung für die menschliche Entwicklung

Eine Darstellung wichtiger Befunde aus der modernen Psychologie von Dr. Annemarie Kaiser
von Dr. Annemarie Kaiser
In der Einleitung heisst es:

"Der Grad an Gemeinschaftsgefühl charakterisiert in der individualpsychologischen Lehre den Grad an seelischer Gesundheit. Der Mangel an Bezogenheit auf den Mitmenschen gibt Auskunft über die Art und den Grad des Ausweichens in neurotische Formen oder in die Psychose, die nach dem Zusammenbruch der Beziehungsfähigkeit in Erscheinung treten kann."

Alfred Adler – Aus der Nähe porträtiert

Besonders eindrücklich ist das Kapitel über Adlers Erziehungsberatungsstellen, die sich trotz der schrecklichen Armut im Wien der Nachkriegszeit ab 1919 sehr rasch entwickelten und ab 1925 an allen Wiener Hauptschulen existierten, die in der Welt der Pädagogik berühmt wurden.
von Phyllis Bottome*
Als Adler 1916 vom Krieg nach Wien zurückkehrte und mit seiner alten Gruppe im Café Central zusammenkam, war es eine bedeutsame Wiederbegegnung, als ein Freund ihn fragte: «Nun, Adler, was gibt’s Neues?» Bevor Adler die an ihn gerichtete Frage beantwortete, schaute er mit ernstem Blick von einem zum anderen und sagte dann: «Mir scheint, was die Welt zurzeit am meisten braucht, ist Gemeinschaftsgefühl.» Von diesem Zeitpunkt an war Adler entschlossen, seine Wissenschaft an dieses ethische Ziel zu binden, um die Menschen zu befähigen, mehr Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.
http://www.rezensionen-tiefenpsychologie.de/alfred-adler-aus-der-nahe-portratiert-2/

Alfred Adler und die Individualpsychologie

Ein Bericht (SWR-Wissen 28 Min.) anlässlich des 150. Geburtstags von Alfred Adler am 7. Februar 2020
Von Rolf Cantzen - SWR2 Wissen 4.2.2020, 4:31 Uhr
Für ihn ist jeder Mensch einmalig und in der Lage sich zu einer sozialeren, kreativeren und friedlicheren Persönlichkeit zu entwickeln. „Das ist die schöpferische Kraft, die in jedem Lebewesen verankert ist“.

„Leben heißt sich entwickeln“ schreibt Alfred Adler in seinem 1933 erschienenen Bestseller „Der Sinn des Lebens“. Er etablierte seine Individualpsychologie als optimistische Alternative zur Psychoanalyse von Sigmund Freud.

Hören Sie hier einen Bericht zur Persönlichkeit Alfred Adlers und seine Zeit (SWR-Wissen 28 Min.)

Was wir über die wissenschaftlichen Erkenntnisse des grossen Psychologen Alfred Adler wissen sollen

Das Denken Alfred Adlers folgt einem positiven Menschenbild. Der Mensch sei nicht „des Menschen Wolf“, wie Thomas Hobbes resümierte, sondern potenziell sozial auf „gegenseitige Hilfe“ angelegt.

Als Anhänger Darwins interpretierte Adler die Evolution des Menschen nicht als brutalen Kampf ums Dasein. Während einige Darwinisten den Raubtierkapitalismus ihrer Zeit gemäß dem Prinzip „jeder gegen jeden“ als „naturgemäß“ rechtfertigten, schloss sich Adler dem optimistischen Verständnis des Sozialphilosophen Peter Kropotkins an ["Die gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt"]. Demnach geht der Mensch als ein soziales, mitfühlendes Wesen aus der Evolution hervor und kann in einer freien sozialen Gesellschaft glücklich werden. Der Mensch sei letztlich „edel, hilfreich und gut“. Wer unsozial, kalt und rücksichtslos ist, gehe dagegen im Prozess der Evolution unter.

Quelle: https://www.swr.de/swr2/wissen/Psychologie-Alfred-Adler-und-die-Individualpsychologie-150-Geburtstag,swr2-wissen-2020-02-07-100.html

Alfred Adler "Der Sinn des Lebens"

Alfred Adlers Persönlichkeitstheorie kurz erklärt

von Diethelm Raff*, Psychologe FSP
Alfred Adler (1870 bis 1937) begründete eine der drei klassischen tiefenpsychologischen Schulen neben Sigmund Freud und Carl Gustav Jung. Adler nannte seine Lehre des Unbewussten „Individualpsychologie“.

Er wollte mit dieser Bezeichnung das In-dividuum betonen, die Unteilbarkeit der menschlichen Persönlichkeit und grenzte sich damit bewusst von Persönlichkeitstheorien ab, die den Menschen in verschiedene Instanzen unterteilen wollten.

Geschätzte Leserin, geschätzter Leser,
Der Mensch hat eine Sozialnatur, er kommt mit einer grossen Lernfähigkeit zur Welt und möchte von Natur aus gerne kooperieren. Dies haben die grossen Psychologen in Wien vor gut 100 Jahren erkannt und zu erforschen begonnen. Der beiliegende Text des Psychologen Diethelm Raff beleuchtet sehr gut und informativ die Arbeit und die Erkenntnisse des Psychologen Alfred Adlers, dessen Werk wir unseren Lesern sehr empfehlen möchten. Herzlich Margot und Willy Wahl

Alfred Adlers psychagogisches Wirken, am Beispiel eines Schulversagers einfach erklärt

Der Wiener Arzt und Psychologe Alfred Adler hinterlässt ein so wertvolles und umfangreiches Erbe seines unermüdlichen Wirkens, welches wir immer wieder gerne in Erinnerung rufen.

Alfred Adler

Hier in Form eines podcasts (26’), den wir von Michael Felten «Eltern-Lehrer-Fragen»* übernommen haben


 

Lesen und hören Sie hier einen Beitrag zum 150. Geburtstag von Alfred Adler:

Der Mensch, das soziale Wesen

 

Michael Felten 2
Felten - wer ist das überhaupt?

Jg. 1951

1981 - 2017 Gymnasiallehrer Mathematik & Kunst, seit 1999 Bildungspublizist print & audio;

seit 2010 Dozent/Referent an PH (HD, BN) und staatlichen Lehrerakademien (BY, BW, SH)

2014 HumanAward der KlugeStiftung der Humanwissenschaftlichen Fakultät an der Uni Köln

*Quelle: http://www.eltern-lehrer-fragen.de/

Der Einfluss der verwöhnenden und verzärtelnden Erziehung auf die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit

Eine Untersuchung zur Individualpsychologie
Von Barbara Oehler – Dissertation bei Prof. Dr. Detlev v. Uslar, 1977
Unter Verwöhnung ist ein Erziehungsstil zu verstehen, eine umfassende Einstellung, eine Haltung der Eltern, besonders der Mutter, die sich ständig auf das Kind auswirken. Verwöhnung und Verzärtelung können in diesem Sinne zu einem Erziehungsklima werden, das man vergleichen könnte mit der tropischen Temperatur eines Treibhauses.

Verwöhnung darf keinesfalls verwechselt werden mit echter emotionaler Zuwendung, denn diese stärkt das Kind in seiner Fähigkeit zur tätigen Auseinandersetzung mit den Aufgaben des Lebens, sie bietet ihm den nötigen Beistand und Rückhalt. Der Verwöhnende dagegen schwächt das Kind, indem er es von einer aktiven Lebensbewältigung fernhält.

Buch Oehler Verwöhnung Verzärtelung

Die Dissertation von Dr. Barbara Hug

Einleitung

Die menschliche Persönlichkeit steht in ihrer individuellen, ganzheitlichen Eigenart in einem erlebenden und handelnden Wechselbezug zur Welt. In diesen Werdeprozess geht eine Vielfalt von Faktoren ein, wobei für die Psychologie hauptsächlich drei wirkende Kräfte von Bedeutung sind: anlagebedingte Ausstattung, Prägung durch die Umwelt und Spontaneität: der Freiheitsspielraum des Individuums, schöpferisch, aktiv in die Entwicklung einzugreifen.

Die Bedeutung des psychologischen Beratungsgespräches zur Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen

Darüber spricht Judith Haferland mit dem Psychagogen Willy Wahl, Video 60 Min.
von Willy Wahl, 09. März 2023 - beratungsstelle-fuer-lebensfragen.ch
Hier sprechen wir über etwas, das einen grossen Einfluss auf alle Menschen hat, im Bewusstsein aber noch nicht angekommen ist, weil es kaum vermittelt wird: Über das Menschenbild, die damit zusammen hängenden Erziehungs-Irrtümer und über die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Psychologie zur Entwicklung des Menschen.

Die Tyrannei der Liebe – von Caroline Thompson

Wir sollten die Liebe nicht überbewerten, mahnt die in Paris arbeitende amerikanische Psychoanalytikerin.
ein Interview von Finn Canonica, 02.01.2009

Frau Thompson, wie fest lieben Sie Ihre Tochter?

Was soll die Frage? Ich liebe meine Tochter sehr. Ich sage es ihr nur nicht alle drei Minuten.

Ihr Buch «Die Tyrannei der Liebe»* hat in Frankreich für einigen Wirbel gesorgt. Ihre Kritiker stellen Sie in eine reaktionäre Ecke. Es heisst, Sie wollten Kinder wie im19. Jahrhundert erziehen.

Ich habe ein Buch für Eltern geschrieben, die sich ihren Kindern nicht ausliefern oder gar unterwerfen wollen. Ich will nur, dass Eltern sich in ihrer Rolle sicherer und besser fühlen.

Die Verwöhnungsfalle – Für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Ein Longseller wird nun auch zum Hörbuch.
Dr. Albert Wunsch
Ein Artikel von Albert Wunsch in der Wochenzeitschrift DIE ZEIT (1.10.1998) zum Thema Droge Verwöhnung löste ein starkes Medienecho aus. So führte der Text zwei Jahre später zum Buch: Die Verwöhnungsfalle  – Für eine Erziehung zu mehr Selbstverantwortung.

Nun ist es nach der 17. Neuauflage auch als Hörbuch auf den Markt gekommenen. Der Grundgedanke der Verlegerin: Wenn die Menschen immer häufiger Bücher meiden und das geschriebene Wort immer seltener nutzen, dann wollen wir die Botschaft halt an die Ohren von Vätern, Müttern und sonstigen Erziehungspersonen herantragen.

Verwöhnungsfalle Hörbuch
Die Verwöhnungsfalle  – Für eine Erziehung zu mehr Eigenverantwortlichkeit

Hörbuch - 4 CDs
Autor: Dr. Albert Wunsch
Sprecher: Susanne Senke
Gesamtlaufzeit: 315 Minuten, gekürzte Fassung

Eckpunkte einer erfolgreichen Erziehung – Wege zu prosozialem Verhalten

Der Titel ist sehr anspruchsvoll und könnte dazu verleiten, die gesamte Erziehungsproblematik darzustellen. Ich möchte mich auf sieben wesentliche Eckpunkte einer erfolgreichen Erziehung und Stärkung von jungen Menschen beschränken, um genügend Raum für einen Dialog zu lassen.

So könnte es uns gelingen, Antworten auf die Frage zu erarbeiten, was braucht ein Kind von klein auf, um die drei Grundpfeiler des Lebens denBeruf,die Liebeund dieGemeinschaftals Erwachsener sinngebend leben zu können.

Falsch verstandene Bedürfnisbefriedigung

Beispiele aus der Praxis eines Kinderarztes

von Dr. Andreas Bau, Kinderarzt

Um allen Missverständnissen vorzubeugen, muss man deutlich unterscheiden zwischen den Bedürfnissen eines Kindes, die unbedingt erfüllt werden sollten, und solchen, die keiner oder erst nach reiflicher Überlegung einer Erfüllung bedürfen. Die Frage sollte immer unter dem Gesichtspunkt beleuchtet werden, was der gesunden seelischen Entwicklung eines Kindes förderlich ist.

John Bowlby "Bindung als sichere Basis"

Grundlagen und Anwendung der Bindungstheorie
Mit Geleitworten von Burkhard und Oslind Stahl und Jeremy Holmes Aus dem Englischen von Axel Hillig und Helene Hanf 4. Auflage 2018. 163 Seiten. (Originaltitel: A secure base)

Buch Bowlby Bindung als sichere Basis
Best of Bindung

Wie wächst ein Kind zu einem gesunden, ausgeglichenen und selbstsicheren Menschen heran? Die sichere Bindung an die Eltern ist die Basis, von der aus Kinder die Welt erkunden und sich entwickeln. Misslingt sie, können sich Eifersucht, Angst, Wut, Kummer oder Niedergeschlagenheit festigen und Menschen ein Leben lang belasten.

Jugend ohne Kindheit: "Vom Strampler zu den Strapsen"

Jugend ohne Kindheit: "Vom Strampler zu den Strapsen"

Viele Eltern beobachten mit Sorge ein Wiederaufflammen längst überwunden geglaubter Klischees bei ihren Söhnen und Töchtern: Röcke kurz, Absätze hoch, Dekolletés tief...

Kinder brauchen Urvertrauen

Ein Einwurf von Michael Felten - zum Tag der Kinderrechte
Brauchen Kinder eigene und besondere Rechte? Vielleicht, sagt der Publizist und frühere Lehrer Michael Felten. Er nimmt den Tag der Kinderrechte zum Anlass, daran zur erinnern, dass sie aber vor allem eines benötigen: sichere Bindung.

Beitrag hören

Brauchen Kinder eigentlich mehr Rechte, sollten diese gar im Grundgesetz eigens aufgeführt werden? Nun, eine spontane Antwort wird anders ausfallen, wenn man an misshandelte, gar missbrauchte Kinder denkt  – oder eben an quengelige Sprösslinge, die ihre Mutter an der Supermarktkasse mit Gebrüll dazu zwingen wollen, ihnen doch noch eine Süßigkeit mehr, ein Spielzeug zusätzlich zu kaufen.

Auch auf einer reflektierteren Ebene gibt es verschiedene Positionen. Die einen halten für problematisch, dass Kinder im deutschen Grundgesetz lediglich als Objekt der Eltern auftauchen  – dabei hätten sie doch ganz eigene Bedürfnisse. Andere argumentieren, spezielle Kinderrechte trügen die Gefahr in sich, dass sich der Staat unangemessen zum Anwalt Heranwachsender machen  – und Elternrechte aushebeln könnte.

Gefühl des Wertseins und Aufgehobenseins

Nun sind Kinder tatsächlich besonders schützenswert, sie entwickeln sich ja erst  – und deshalb ist eine andere Dimension vielleicht viel wichtiger als die juristische. Denn nach allem, was wir heute wissen, ist es für das Lebensglück eines Menschen von erstrangiger Bedeutung, ob er in seinen ersten Lebensjahren ein Gefühl des grundsätzlichen Wertseins und Aufgehobenseins erwirbt.

Der Psychoanalytiker Erikson nannte das basales oder Urvertrauen, Entwicklungspsychologen sprechen von ‚sicherer Bindung‘.

Wie wär's also, wenn wir am Weltkindertag einmal darüber nachsinnen, wie es um die Bindungsqualität unserer Sprösslinge steht? Schon Bruno Bettelheim meinte ja apodiktisch: Liebe allein genügt nicht.

Entscheidend ist Feinfühligkeit

Dabei ist es nicht einfach damit getan, dass Mütter  – oder allgemeiner gesagt: eine primäre Bezugsperson  – in den ersten Lebensjahren ständig verfügbar sind, damit Kinder Lebensmut und Resilienz erwerben. Das entscheidende Agens ist vielmehr mütterliche Feinfühligkeit.

Gemeint ist: Wie treffend eine „Mutter“ die Regungen ihres Babys entschlüsseln kann, wie angemessen und prompt sie diese beantwortet. Wie sehr sich der Säugling also geborgen fühlen kann  – bei Unsicherheit, Unwohlsein, Ängsten; und wie gut sich ein Kleinkind in seinem Erkundungsdrang unterstützt sieht.

Denn das Gehirn formt sich ja erst, Selbstwahrnehmung und Weltbild entwickelt ein Kind schrittweise, im emotionalen Wechselspiel mit seiner „Mama“, zuerst per Blick und mit Lauten, dann durch Mimik und Gesten, schließlich via Sprache.

Feinfühligkeit, das hört sich allerdings einfacher an, als es ist. Wer sein Baby unbekümmert schreien lässt, wie früher einmal empfohlen, der beschert ihm frühkindlichen Stress  – und solch erhöhter Cortisolspiegel kann chronisch werden.

Überhaupt wird Bindungsqualität überall dort schlechter, wo Kinder zu früh sich selbst überlassen werden. Aber auch wer ein Kleinkind überbehütet, ihm jede Herausforderung, erst recht Enttäuschung, ersparen will, es quasi seelisch verwöhnt, tut ihm nichts Gutes. Verbaut ihm die Erfahrung „Ich kann der Welt erfolgreich begegnen“.

Kinder lassen sich nicht optimieren

Die Bindungsforschung hat nicht zuletzt auch das umstrittene Thema „frühe Fremdbetreuung“ geerdet. Eine Krippe ist dann  – und erst dann  – gut für ein Kleinkind, wenn seine Mutterbindung so stabil geworden ist, dass es deren vertraute Art eine Zeit lang ohne Stress entbehren kann.

Wann das ist, muss individuell erspürt werden  – und dies richtet sich nicht nach den Lebensplänen von Eltern oder Firma. Auch sind frühe Kitas nur dann entwicklungsförderlich, wenn die Erzieherinnen selbst feinfühlig genug sind, die abwesende Mama zu ersetzen  – also auch nur dann, wenn sie nicht zu viele Kinder betreuen müssen.[... und wenn die Erzieherinnen über eine wirklich gute Aus- und Weiterbildung in Entwicklungspsychologie verfügen, Supervision erfahren, gut entlöhnt und langfristig in der Kita angestellt sind, möchten wir von seniora.org hinzufügen]

Ob öffentliche Frühbetreuung, Tagesmutter oder familiäre Bezugsperson: Die Frage nach dem frühen Kindeswohl ist mehr als ein Ressourcending oder ein Managementproblem. Die Wirtschaft mag globaler, unser Leben rasanter werden. Aber Kinder, insbesondere Babys, bleiben Wesen, die sich nicht beschleunigen, verdichten, optimieren lassen. Jedes von ihnen braucht seine eigene Zeit  – und unser spezifisches Echo. Feinfühligkeit ist, so die Bindungsforscherin Lieselotte Ahnert, die mit Abstand gesündeste Kindernahrung.

Michael Felten 2
Michael Felten (privat)
Michael Felten, geboren 1951, hat 35 Jahre Mathematik und Kunst an einem Gymnasium in Köln unterrichtet. Er arbeitet weiterhin in der Lehrerausbildung sowie als Schulberater und Autor. Jüngste Veröffentlichung: „Unterricht ist Beziehungssache“ (Reclam).

Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/zum-tag-der-kinderrechte-kinder-brauchen-urvertrauen.1005.de.html?dram:article_id=487834

Kinder suchen Halt – Den Kindern Orientierung geben

von Dr. Anita Schächter, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, Heitersheim

Der Mensch kommt zur Welt; er ist keine «Tabula rasa», kein unbeschriebenes Blatt. Und doch muss er alles lernen. Der Säugling ist sozial vorangepasst, präadaptiert. Er hat die Fähigkeit zur Wahrnehmung, welche optimal an die Pflegesituation angepasst ist. Er bringt angeborene Voraussetzungen mit, wie die Fähigkeit zum Saugen oder die Ausrichtung auf den Mitmenschen. Er ist bindungsfähig, hat ein sehr feines zwischenmenschliches Sensorium. Der kleine Mensch will lernen, sich entwickeln, er strebt nach Kompetenzzuwachs.

L’utilisation trop fréquente des médias digitaux réduit les capacités intellectuelles de nos enfants

Manfred Spitzer, psychiatre et spécialiste du cerveau, met en garde les parents et les éducateurs

par Rudolf Hänsel, Lindau/Lac de Constance

Bild Buch Spitzer Dig.Demenz gross

«Digitale Demenz. Wie wir unsere Kinder um den Verstand bringen»

Le spécialiste en neurologie et directeur médical de la Clinique psychiatrique universitaire d’Ulm, Manfred Spitzer, a déclenché avec son nouveau bestseller «Digitale Demenz. Wie wir unsere Kinder um den Verstand bringen»

Mary Ainsworth hat uns gelehrt, unsere Kinder und uns selbst zu verstehen

Am 21. März 2019 jährte sich zum 20. Mal der Todestag von Mary Ainsworth, geb. Salter.
von Klaus und Karin Grossmann*
Zeit-Fragen Nr. 8 v. 26. März 2019
Sie war eine Psychologin aus Toronto, geboren am 1. Dezember 1913 in Glendale, Ohio, USA. 2019 wäre sie 106 Jahre alt geworden. Zwei Zufälle bestimmten ihre wissenschaftliche Karriere, die unser heutiges Wissen und unseren angemessen aufgeklärten Umgang mit unseren Kindern von Grund auf verändert hat. Erstens begleitete sie 1950 ihren Mann Leonard nach London, wo er eine Doktorandenstelle antrat. Mary war Ehefrau, ohne formelle Beschäftigung. In einer Anzeige in der «London Times» inserierte ein gewisser John Bowlby, Psychoanalytiker, eine Forschungsstelle für ein Projekt über Auswirkungen früher Mutter-Kind Trennungen auf die Persönlichkeitsentwicklung.

Revolutionäre Wandlungen im psychiatrischen Denken der Gegenwart

Geschätzte Seniora-Leserin, geschätzter Seniora-Leser,

Zum Neuen Jahr:
Wir werden getreu unserer Überzeugung

«Weil Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden»

(UNESCO Präambel 1945)

auch weiterhin wesentliche wissenschaftliche Beiträge zur Sozialnatur des Menschen veröffentlichen oder wieder in Erinnerung rufen, um dem Gedanken Alfred Adlers zum Durchbruch zu verhelfen:

"Erziehung muss gelehrt und gelernt werden."

Zum Schluss des nachstehenden Textes schreibt der Autor:

“Wie alle großen Pioniere der Tiefenpsychologie hat auch Sullivan die kulturelle Tragweite seiner Befunde hervorgehoben. Er machte bedeutsame Ansätze zu einer »Psychiatrie der Völker» und zeigte darin auf, wie die Menschheit in ihren Kindheitstagen unter dem Eindruck der unbewältigten Daseinsangst jene Verschrobenheiten ihres Gesichtsfeldes erwarb, welche innerhalb der wachsenden Kultur als nationalistische und rassische Verblendung, religiöse und soziale Unduldsamkeit, mangelhaftes gemeinschaftliches Verantwortungsgefühl in Wirtschaft und Politik, sinnloser Machtwahn usw. auftreten: Auch er hatte, wie vor ihm Sigmund Freud und Alfred Adler, die tiefe Überzeugung, dass die Tiefenpsychologie dazu berufen ist, einer kommenden Menschheit die sinnvolle Realitätsanpassung zu lehren und ihr neue und bessere Formen des Gemeinschaftslebens zu weisen.”

In diesem Sinne widmen wir diesen beeindruckenden tiefenpsychologischen Grundlagentext unseren Lesern, verbunden mit unseren besten Wünschen für ein gutes Neues Jahr 2017!

Margot und Willy Wahl, 31. Dezember 2016

Revolutionäre Wandlungen im psychiatrischen Denken der Gegenwart

Das Werk von H. S. Sullivan und die interpersonelle Psychiatrie, aus der psychologischen Monatszeitschrift “Psychologische Menschenkenntnis” 1965, S. 390  – 397

Dr. Georg Frank, Berlin

Wenn man die Frage aufwirft, in welchem Lande der Welt heute die psychiatrische Forschung die größten Fortschritte zu verzeichnen hat, so denkt man in erster Linie an die Vereinigten Staaten von Amerika: Von dort her kommen heute die wichtigsten und entscheidendsten Forschungsergebnisse, und es kann kein Zweifel mehr daran bestehen, daß die eigentliche Pionierarbeit der Psychiatrie gegenwärtig in den USA geleistet wird.

harry stack sullivan

Harry Stack Sullivan 1892  – 1949

SOS Kinderseele – «Es kommt zur Machtumkehr» Michael Winterhoff schlägt Alarm!

SOS Kinderseele  – «Es kommt zur Machtumkehr» Michael Winterhoff schlägt Alarm!

«Kinder werden lebensuntüchtig und beziehungsunfähig», sagt Michael Winterhoff, weil sie im Glauben aufwachsen, die Welt drehe sich um sie.

ein Interview von Bettina Weber Tages-Anzeiger, 05. 12. 2013

Der Kinderpsychiater Michael Winterhoff schlägt in seinem neuen Buch Alarm: Eltern zögen eine Generation von Narzissten und Egomanen heran.

Ungarns Ziel: Gender-Ideologie darf in Europa nicht zur Staatsdoktrin werden

Eine internationale Debatte begleitet die vom ungarischen Parlament beschlossene Regelung gegen pädophile Straftäter, die in der Tat nicht nur unser Bild von geschlechtlichen und sexuellen Minderheiten, sondern auch von Menschenrechten und Freiheit ernsthaft beeinträchtigt.
Von Soma Hegedős / Gastautor / Epoch Times - 25. Juni 2021 Aktualisiert: 25. Juni 2021 9:38
Die sogenannte ungarische Anti-Pädophilen-Gesetzgebung zum Schutz von Kindern hat sowohl in den Medien als auch in der Politik weltweit für großes Aufsehen gesorgt. Der ungarische Ansatz wurde von einigen Mitgliedern der Europäischen Kommission stark kritisiert, darunter von Ursula von der Leyen, die sagte, dass die ungarische Kinderschutzgesetzgebung auf den Prüfstand gestellt werden müsse. Die Menschenrechtskommissarin des Europarates, Dunja Mijatović, hat die ungarische Entscheidung als Angriff auf LGBTQI-Menschen bezeichnet, der ihrer Ansicht nach gegen internationale und europäische Menschenrechtsstandards verstoße.

Der Fall verdeutlicht, unabhängig von der konkreten rechtlichen und moralischen Beurteilung der ungarischen Gesetzgebung, dass die Auslegung und der Rahmen der Menschenrechte die bedeutendsten Konfliktfelder der heutigen politischen Debatte sind. Und dass schon die Frage, ob beispielsweise die Kindererziehung den Eltern oder eher dem Staat gehört, selbst Gegenstand einer moralischen  – ideologischen  – Vorannahme ist. Das kann daher nicht nur diskutiert werden, sondern muss diskutiert werden.

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