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Warum uns Haeckel noch heute interessiert
Es gab eine Zeit, in der Hegel und Haeckel verwechselt wurden. Heute passiert das kaum noch. Man kennt beide nicht mehr!
Und doch ist Haeckel (1834 - 1919) ein Mann, der wie kaum ein zweiter dazu beigetragen hat, unser Weltbild zu verändern. Zusammen mit Darwin hat er die Abstammung des Menschen ergründet und insgesamt das Menschenbild – ob es uns gefällt oder nicht – auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt. Haeckel ist der "deutsche Darwin".
Er hat die Evolutionstheorie um wichtige Beiträge bereichert und zu ihrer weltweiten Verbreitung und Anerkennung beigetragen; gegen den Widerstand von Berufsphilosophen und Theologen, die seine Aufklärungsbemühungen auf das heftigste bekämpften (ein Schicksal, das Haeckel mit Ludwig Feuerbach teilte).
Vortrag gehalten an der 20. Arbeitstagung der Zürcher Schule für Psychotherapie am 7. November 1982
Gemeinschaftsarbeit einer Arbeitsgruppe von Naturwissenschaftlern
Einleitung
Der Mensch lebt nicht mehr auf einer flachen Scheibe. Er hat die Kugelgestalt der Erde erkannt. Die Erde ist nicht mehr Mittelpunkt des Universums, sondern ist einer unter neun Planeten, die die Sonne umkreisen. Die Sonne ihrerseits ist ein ganz durchschnittlicher Stern unserer Milchstrasse, die insgesamt 150 Milliarden Sterne umfasst. Aber auch sie ist nichts besonderes: Die Astronomen haben Milliarden anderer Galaxien – grössere und kleinere – in den Tiefen des Universums gefunden.
zum Wirken des Psychologen Friedrich Liebling
«Menschenliebe ist das Wesen der
Sittlichkeit, Menschenkenntnis das
Wesen der Weisheit.»
Konfuzius
Friedrich Liebling (1893 –1982) war ein Psychologe aus der Wiener Schule für Tiefenpsychologie. Er hatte in Zürich unter dem Namen «Psychologische Lehr- und Beratungsstelle» eine psychologische Praxis und tiefenpsychologische Schule aufgebaut, die er bis zu seinem Tod persönlich leitete.
- von Bruce D. Perry, M.D., Ph.D. (Sept. 99)
- Die wichtigste Beziehung in dem Leben eines Kindes ist die Bindung zu seiner ersten Pflegeperson, im Idealfall zur Mutter. Dies liegt daran, dass diese erste Beziehung das biologische und gefühlsmäßige ’Modell’ für alle zukünftigen Beziehungen darstellt. Eine gesunde Liebesbindung zur Mutter, aufgebaut durch wiederholte Bindungserfahrungen während der Säuglingszeit, sind eine solide Basis für zukünftige gesunde Beziehungen. Dagegen können Probleme mit Bindung und Liebe zu einer fragilen biologischen und gefühlsmäßigen Basis zukünftiger Beziehungen führen.

Bruce Perry
Vorbemerkung:
Perry’s Beobachtungen und Empfehlungen entsprechen in allen Einzelheiten unseren Erfahrungen im Intensivpädagogischen Programm der AGSP. Ferner ist seine begriffliche Diffrenzierung zwischen ATTACHMENT und BOND sehr hilfreich: Attachment meint positive Liebesbindungen; Bond umfaßt positive und pathologische Bindungen (z.B. Opfer-Täter-Fixierungen), die von unerfahrenen Richtern und Jugendamtsmitarbeitern oft zur Begründung von Verbleibens-, Rückkehr- oder Umgangs-Anordnungen herangezogen werden. In einem späteren und vielbeachteten Aufsatz hat Perry über die alarmierenden hirnphysiologischen und hirnanatomischen Defekte nach Vernachlässigung, Mißhandlung und Mißbrauch referiert.
(vgl. Violence and Childhood). K.E. (März 01)
Einleitung
Die wichtigste Eigenschaft eines Menschen ist die Fähigkeit, Beziehungen zu anderen Menschen zu bilden und zu erhalten. Diese Beziehungen sind für jeden von uns absolut notwendig, um zu überleben, zu lernen, zu arbeiten, zu lieben und sich fortzupflanzen.
- von Dr. Eliane Gautschi, Sonderpädagogin und Psychologin, Zürich
- Aus Sicht eines personalen Menschenbildes verbindet sich der Mensch mittels der Sprache mit seinen Mitmenschen. Sie ist weit mehr als die Mitteilung von Bedürfnissen bei der Gestaltung des Lebensalltags. Darauf wies bereits in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts der Wiener Psychologe Alfred Adler hin: «Die Sprache ist ein Band zwischen zwei oder mehr Menschen, um zu vermitteln, was sie meinen. Dieses Kunstwerk verdanken wir der Gesamtheit und können verstehen, dass es nur entwickelt werden konnte, wo Interesse für den andern bestand.»1
Unsere Sprache bildet die Brücke zu unseren Mitmenschen und befähigt uns, Gedanken, Gefühle und Absichten auszudrücken und anderen mitzuteilen. Mit den Begrifflichkeiten fassen wir innerlich unsere Gedanken und strukturieren sie. Je feiner wir eine Sprache kennen, desto besser können wir etwas genauso ausdrücken, wie wir es meinen. Wir sind aber auch in der Lage, unsere Mitmenschen in ihren mündlichen und schriftlichen Äusserungen differenziert zu verstehen. Sie ermöglicht uns den vertieften Dialog mit unseren Mitmenschen. Sprache und Sprachfähigkeit sind deshalb sehr wesentlich für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen.
Für die Lebensqualität und das Lebensgefühl eines Menschen ist es wichtig, dass er sich der Sprache mächtig fühlt und sich ihrer bedienen kann. Stört man ein Kind bei der Entwicklung dieser Fähigkeiten, so beraubt man es eines wichtigen seelischen Werkzeugs seiner Persönlichkeitsentwicklung. Diese Sicht verweist darauf, dass Sprachunterricht – sei es in der Mutter- oder in einer Fremdsprache – das Fundament zwischenmenschlicher Beziehungen aufbauen hilft – wenn er mit diesen Zielsetzungen aufgebaut ist.
Beziehung als Basis
Der Spracherwerbsprozess ist komplex. Die biologischen Voraussetzungen dafür bringt ein Kind zwar mit; ohne sprachliche Umwelt wäre es ihm jedoch nicht möglich, eine Sprache zu lernen. Dazu braucht es seine Mitmenschen. Die Mutter2 schafft über den Dialog eine erste gemeinsame Erfahrungswelt mit dem Kind. Sie schlägt eine Brücke und zeigt ihm den Weg zur Welt. Sie interpretiert sein Verhalten und reagiert darauf. Dadurch ermöglicht sie es dem Säugling, sich die Basis für den Spracherwerb zu schaffen.
Im Vordergrund steht vorerst nicht, dem Kind die Sprache beizubringen, sondern die Mutter stellt eine positive, gefühlsmässige Beziehung her und macht das gegenseitige Verstehen möglich. Eine erste Abgrenzung sozialer Rollen lernt ein Kind, weil beispielsweise der Vater anders zu ihm spricht. Mit der Sprache beginnt sich das Kind auch zunehmend in seiner Kultur zu verwurzeln und sich mit ihr zu identifizieren.
- Quelle:
2014 © Zeit-Fragen. Alle Rechte reserviert.
- http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1914
anhand von Wikipedia-Biografien
Wenn Sie mit dem Cursor auf ein Bild gehen, erscheint der Name. Klicken Sie auf die Bilder und lesen die faszinierenden Biografien dieser herausragenden Forscherpersönlichkeiten.
- Ein Gespräch mit dem Neurobiologen Michael Meaney
- Frühkindliche Erfahrungen hinterlassen tiefe Spuren im Erbgut – das ist eine Erkenntnis, zu der Michael Meaney massgeblich beigetragen hat. Im Gespräch mit Nicola von Lutterotti erläutert der renommierte Neurobiologe, wie sich Angst und Stress der Mutter auf die Hirnentwicklung des Kindes auswirken.
Herr Meaney, was hat Ihr Interesse an den Folgen frühkindlicher Erfahrungen geweckt?
Bereits in den 1950er und 1960er Jahren beschrieben Forscher aus Montreal, wie Stress die Entstehung etlicher Krankheiten fördert. Ich selber habe mich von jeher dafür interessiert, weshalb manche Menschen stressresistent sind und andere nicht. Dabei kam mir der Gedanke, den Unterschied in den frühkindlichen Erlebnissen zu suchen. Meine erste Frage dabei war: Was ist das Prägendste am Lebensanfang?
Die Mutter?
Genau. Die Mutter bestimmt das Umfeld des Kindes, und zwar vollständig vor der Geburt und zu einem erheblichen Anteil danach. Wie wir dann bei Ratten beobachtet haben, kümmern sich manche Weibchen ausgesprochen liebevoll um ihre Brut und lecken diese ständig ab, während andere ihrem Nachwuchs nur wenig Aufmerksamkeit schenken. Das Leckverhalten der Mutter beeinflusst sowohl die Hirnentwicklung als auch das Körperwachstum des Kindes.
- Quelle:
NZZ – 5.12.2014
- http://www.nzz.ch/feuilleton/muetterliche-zuwendung-mildert-die-stressempfindlichkeit-1.18438371
- von Johann Grolle
- Es wäre eine radikale Vereinfachung unserer Ahnenreihe: Möglicherweise bildeten die frühen Vorfahren des modernen Menschen nur eine Spezies. Das jedenfalls lassen aufregende Knochenfunde aus Georgien vermuten.
Fünf Paare von Augenhöhlen starren aus fünf steinernen Schädeln. Es sind fünf Paare, die für die ganze Menschheit stehen. Präsentiert wurden die fünf 1,77 Millionen Jahre alten Fossilien jetzt von einem internationalen Forscherteam aus Georgien, den USA, Israel und der Schweiz. "Es ist eine kleine Bombe für unser Fach", erklärt der Harvard-Paläoanthropologe Philip Rightmire mit kaum verhohlener Genugtuung. "Diese Befunde könnten uns zwingen, manch liebgewonnene Vorstellung zu überdenken."
Vor allem "Schädel 5", der schönste, vollständigste, besterhaltene und zugleich ungewöhnlichste der fünf gilt als Sensation. Er schmückt in dieser Woche das Titelbild der Wissenschaftszeitschrift "Science". "Ein fantastisches, wundervolles Stück", schwärmt der Urmenschforscher Fred Spoor vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. "Eine Ikone", sekundiert der kalifornische Paläoanthropologe Tim White.
"Schädel 5" stammt, ebenso wie die vier anderen Fundstücke, aus Dmanisi, 85 Kilometer südwestlich der georgischen Hauptstadt Tiflis in einer idyllischen Berglandschaft gelegen. Das Fleckchen ist in den letzten Jahren zu einem Pilgerort für Paläoanthropologen geworden. Denn hier offenbart sich ein einzigartiger Blick in die vielleicht dunkelste und geheimnisvollste Phase der Menschwerdung: jene Zeit, da aus dem Vormenschen Australopithecus der Urmensch Homo hervorging; jene Zeit mithin, in der sich der folgenschwere Wandel vom Affen zum Menschen vollzog.
- Quelle:
© SPIEGEL ONLINE 2013 Alle Rechte vorbehalten
- http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/urmenschen-bildeten-womoeglich-eine-einzige-spezies-a-928491.html
Vergesst den Homo habilis – Die fünf Schädel von Dmanisi schreiben unsere Evolutionsgeschichte neu
von Bruno Knellwolf
Schädel von Frühmenschen aus Georgien schreiben die Geschichte des Menschen neu. Christoph Zollikofer von der Universität Zürich erklärt, warum die Artenvielfalt unserer Vorfahren überschätzt worden ist.

Christoph Zollikofer Professor am Anthropologischen Institut der Uni Zürich (Bild: pd)
Die fünf Schädel von Dmanisi schreiben unsere Evolutionsgeschichte neu. Hinter Glas sind sie im Büro von Professor Christoph Zollikofer im Anthropologischen Institut der Universität Zürich der Reihe nach aufgereiht.
- Votum und Diskussionsbeitrag von Friedrich Liebling an der Arbeitstagung* 1967
- von Friedrich Liebling
- Gestern in der Diskussion ist etwas vorgefallen, und ich kann nicht umhin, das hier zu erklären. Und zwar auf den Vortrag von Herrn H. hat jemand bezweifelt, dass Bultmann und seine Schüler und die anderen, die sich in Gegensatz zur Kirche stellen und die Bibel in gewissem Sinne reformieren, dass sie das Mittel der Mythologie als etwas Unwahres entfernen wollen, als etwas das nicht stimmt, als bewusste Irreführung darstellen wollen.
Ich möchte dagegen Stellung nehmen. So kann man das nicht machen! Das ist nicht der Fall. Das können wir nicht sagen. Das wäre eine Ungerechtigkeit. Heute ist die Kirche soweit, dass sie ihre Stellung verbessern will. Aber das ist nicht bewusst. Z.B. in der katholischen Kirche ist es so, das ist eine Einheit, und die macht ihre Politik. Im Protestantismus ist es so, dass hier hunderte von Richtungen, Sekten bestehen, Meinungen verschiedener Art. Und die sind nicht gewollt, das ist nicht bewusst, als Irreführung, sondern das ist die Meinung.
Zur religiösen Meinung gehört es, dass sie Auswege suchen, weil sie sich nicht zurechtfinden. So sehen wir nicht nur z.B. die Rudolf-Steinerbewegung und andere philosophische Erklärungen. Die Menschen suchen nach einer Erklärung. Die alte Auffassung über die Religion, die genügt eben dem Menschen heute nicht mehr. Und da er sich nicht ganz befreien kann, sucht er Auswege, legt er die Bibel anders aus. Sie wollen den Mythos entfernen, die Mythologie, und sich eine andere Religion schaffen. Und das wird bei Bultmann und seinen Schülern der Fall sein, dass das eine ehrliche Sache ist. Sie gehen sehr weit; und die Kirche, die offizielle Kirche, kann sich nicht einlassen, nicht so leicht einlassen, auf die Erklärung von Bultmann.
- Grundsätzlich ging Menzius davon aus, dass die menschliche Natur gut sei (性善, xìngshàn)

Mengzi (chinesisch 孟子 Mèngzǐ, latinisiert Mencius oder Menzius; um 370 v. Chr.; † um 290 v. Chr,)
Während sich Konfuzius nicht explizit zum Wesen der menschlichen Natur geäußert hatte, ist dieses Thema eines der wichtigsten in Menzius' Philosophie.
- Der Augenschein trügt: Was sich ähnlich sieht, ist noch lange nicht verwandt. Ausgerechnet die moderne Genetik machte dem Rassenkonzept den Garaus.
- von Volker Sommer

Volker Sommer
Auch wenn Sie sich für liberal halten: Vermutlich haust selbst in Ihnen ein Rassist. Nein? Dann auf zum kleinen Quiz: Mit wem teilen die Mongolen mehr Erbanlagen, mit den schlitzäugigen Chinesen oder den rundäugigen Europäern? Wem sind die dunkelhäutigen Australier näher verwandt, den schwarzen Bantu oder den hellen Thai? Und wem steht der Schimpanse näher, dem Gorilla oder dem Menschen?
- Quelle:
Volker Sommer lehrt evolutionäre Anthropologie an der Universität London. Er ist Autor des Essaybandes «Von Menschen und anderen Tieren». Hirzel, 2000. 200 S., Fr. 39.20.
- http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2003-31/artikel-2003-31-wir-sind-alle-af.html
- Die Eroberung der Erde durch den Homo sapiens – eine Dokumentation
- Die Wissenschaft hat anhand der menschlichen Zellen bewiesen – und darüber herrscht inzwischen in Forscherkreisen weltweit Einigkeit – dass alle heute lebenden Menschen miteinander verwandt sind. Die zu beobachtende Vielfalt der Menschen ist somit mehr Schein als Sein.
Denn die DNA zweier zufällig ausgewählter, an ganz verschiedenen Stellen der Erde lebender Menschen unterscheidet sich nur in etwa 0,1 Prozent. Die Dokumentation begleitet Wissenschaftler, die sich auf die Suche nach den gemeinsamen Vorfahren aller Menschen gemacht haben.
- Die Lehre Alfred Adlers ist zu einem Grundpfeiler der Tiefenpsychologie geworden und ist heute aus der psychologischen Forschung nicht mehr wegzudenken; nichtsdestoweniger hat die Individualpsychologie nur teilweise die Anerkennung gefunden, die sie tatsächlich verdient und die sie auch für ihre bahnbrechenden Errungenschaften beanspruchen darf.
von Friedrich Liebling
Es gibt vermutlich mehrere Gründe für diesen Missstand, worunter man etwa den relativ frühzeitigen Tod Adlers erwähnen müsste, der für die damals einsetzende weltweite Verbreitung der individualpsychologischen Schule ein empfindlicher Schlag war.
- aus der Sendung vom Sa, 7.2.2009
- von Michael Felten
SWR-Sendung zum Hören, Lesen
Wie können Kinder ihre Bildungsressourcen optimal entfalten? Eine wichtige Grundlage für späteren Lernerfolg ist das, was der Psychologe Erik H. Erikson „Urvertrauen“ nannte. Dafür brauchen Kleinkinder – ob in der Krippe oder in der Küche – eine schützende und verlässliche Beziehungsumgebung.
- http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/-/id=660374/nid=660374/did=4349640/109ysnb/index.html