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Alastair Crooke: Wird sich der Zionismus selbst zerstören?

Israels Strategie der vergangenen Jahrzehnte wird fortgesetzt, in der Hoffnung, eine chimärische, transformative "De-Radikalisierung" der Palästinenser zu erreichen, die "Israel sicher" machen wird.
Von Alastair Crooke 22.04.2024 - übernommen von strategic-culture.su
23. April 2024

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© Photo: Social media

(Red.)Für psychologisch Interessierte: Manche von uns erinnern sich noch an einen Tiefenpsychologen, der nicht müde wurde, uns darauf aufmerksam zu machen, dass unsere westliche "Aufklärung" nur sehr oberflächlich greift. Leider ist es immer noch so, wie Alastair Crooke hier - Hubert Védrine zitierend - feststellt: "Selbst die am wenigsten Religiösen, die totalen Atheisten, haben dies [das 'gehet und evangelisieret alle Völker'] immer noch im Sinn." Und das ist das Entscheidende: "Sie wissen nicht, woher es kommt." Das Sendungsbewusstsein, die kulturelle Hybris und die Intoleranz gegenüber Andersdenkenden ist die Folge der religiösen Erziehung aufgrund unseres atavistischen Menschenbildes, das wir "mit der Muttermilch" aufsaugen, sodass wir anschliessend sozusagen "mariniert" sind mit dieser Ideologie. Erst wenn die Menschen zu verstehen beginnen, dass ihre Vorurteile auf unbewussten Gefühlen beruhen, die sie nicht vererbt bekommen, sondern in der Erziehung erworben haben, wird sich die Welt friedlicher gestalten lassen. Bis dahin ist leider noch ein weiter Weg. Aber die Menschen sind eine neugierige und lebensbejahende Spezies - wenn man sie leben lässt, werden sie sich das mit der Zeit erkämpfen.(am)

(Dieses Papier ist die Grundlage eines Vortrags, der auf der 25. Internationalen Akademischen Veranstaltung über wirtschaftliche und soziale Entwicklung an der HSE-Universität in Moskau im April 2024 gehalten wird)

Im Sommer nach Israels (erfolglosem) Krieg gegen die Hisbollah im Jahr 2006 saß Dick Cheney in seinem Büro und beklagte sich lautstark über die anhaltende Stärke der Hisbollah; schlimmer noch, es schien ihm, als sei der Iran der Hauptnutznießer des US-Irak-Krieges von 2003 gewesen.

Cheneys Gast   – der damalige Chef des saudischen Geheimdienstes, Prinz Bandar   – stimmte dem energisch zu (wie John Hannah, der an dem Treffen teilnahm, berichtet), und zur allgemeinen Überraschung verkündete Prinz Bandar, dass der Iran noch zurechtgestutzt werden könne: Syrien sei das "schwache" Glied zwischen dem Iran und der Hisbollah, das durch einen islamistischen Aufstand zum Einsturz gebracht werden könne, schlug Bandar vor. Cheneys anfängliche Skepsis schlug in Begeisterung um, als Bandar sagte, ein Eingreifen der USA sei unnötig: Er, Prinz Bandar, würde das Projekt orchestrieren und leiten. "Überlassen Sie das mir", sagte er.

Gegenüber John Hannah erklärte Bandar: "Der König weiß, dass außer dem Zusammenbruch der Islamischen Republik selbst nichts den Iran mehr schwächen würde als der Verlust Syriens."

Damit begann eine neue Phase der Zermürbung des Iran. Das regionale Kräfteverhältnis sollte sich entscheidend zugunsten des sunnitischen Islams   – und der Monarchien in der Region   – verschieben.

Das alte Gleichgewicht aus der Zeit des Schahs, in dem Persien die regionale Vormachtstellung innehatte, sollte beendet werden: endgültig, so hofften die USA, Israel und der saudische König.

Der Iran, der durch den "aufgezwungenen" iranisch-irakischen Krieg bereits schwer angeschlagen war, beschloss, nie wieder so verwundbar zu sein. Der Iran wollte einen Weg zur strategischen Abschreckung in einer Region finden, die von der überwältigenden Luftüberlegenheit seiner Gegner beherrscht wird.

Was an diesem Samstag, den 14. April   – rund 18 Jahre später   – geschehen ist, war daher von größter Bedeutung.

Trotz des Tumults und der Ablenkung nach dem iranischen Angriff kennen Israel und die USA die Wahrheit: Die iranischen Raketen waren in der Lage, direkt in die beiden empfindlichsten und am stärksten verteidigten israelischen Luftwaffenstützpunkte und ‑anlagen einzudringen. Hinter der heulenden westlichen Rhetorik verbergen sich Schock und Angst der Israelis. Ihre Stützpunkte sind nicht mehr "unantastbar".

Israel weiß auch   – kann es aber nicht zugeben   – dass der so genannte "Angriff" kein Angriff war, sondern eine iranische Botschaft, um die neue strategische Gleichung zu unterstreichen: Jeder israelische Angriff auf den Iran oder sein Personal wird zukünftig zu Vergeltungsmaßnahmen aus dem Iran innerhalb von Israel führen.

Dieser Akt der Festlegung des neuen "Gleichgewichts der Kräfte" vereint die verschiedenen Fronten gegen die USA und ihre "Duldung der israelischen Aktionen im Nahen Osten durch, die den Kern der Politik Washingtons ausmachen   – und in vielerlei Hinsicht die Ursache für neue Tragödien sind"   – so der russische [stellvertretende] Außenminister Sergej Rjabkow.

Die Gleichung stellt   – zusammen mit Russlands Krieg gegen die NATO in der Ukraine   – eine wichtige "Front" dar, um den Westen davon zu überzeugen, dass sich sein Ausnahme- und Erlösungsmythos als fatale Einbildung erwiesen hat, dass er aufgegeben werden und dass im Westen ein tiefgreifender kultureller Wandel stattfinden muss.

Die Wurzeln dieses umfassenderen kulturellen Konflikts liegen tief   – aber sie sind endlich deutlich geworden.

Das Ausspielen der sunnitischen "Karte" durch Prinz Bandar nach 2006 war ein Flop (nicht zuletzt dank der russischen Intervention in Syrien). Und der Iran ist aus der Versenkung aufgetaucht und als regionale Führungsmacht fest verankert. Er ist der strategische Partner von Russland und China. Und die Golfstaaten konzentrieren sich heute eher auf Geld, "Geschäft" und Technik als auf die salafistische Rechtsprechung.

Syrien, das damals vom Westen ins Visier genommen und geächtet wurde, hat nicht nur alles überlebt, was der Westen ihm "an den Kopf werfen" konnte, sondern wurde von der Arabischen Liga herzlich aufgenommen und rehabilitiert. Und Syrien findet nun langsam wieder zu sich selbst zurück.

Doch schon während der Syrienkrise entwickelte sich eine unvorhergesehene Dynamik in Prinz Bandars Spiel durch den Gegensatz zwischen der islamistischen Identität einerseits und der arabisch-sozialistischen säkularen Identität andererseits:

Ich schrieb damals im Jahr 2012:

"In den letzten Jahren haben wir gehört, wie die Israelis ihre Forderung nach Anerkennung eines spezifisch jüdischen Nationalstaates und nicht nach einem israelischen Staat per se betont haben;

- ein Staat, in dem jüdische politische, rechtliche und militärische Sonderrechte verankert würden.

"[Damals]... [wollten] die muslimischen Nationen die letzten Überreste der Kolonialzeit ‚beseitigen‘. Werden wir erleben, dass sich der Kampf zunehmend als ein ursprünglicher Kampf zwischen jüdischen und islamischen religiösen Symbolen darstellen wird   – zwischen al-Aqsa und dem Tempelberg?"

Im Klartext: Schon damals   – im Jahr 2012   – war offensichtlich, "dass sowohl Israel als auch seine Umgebung im Gleichschritt zu einer Sprache marschieren, die sie weit von den zugrunde liegenden, weitgehend säkularen Konzepten entfernt, mit denen dieser Konflikt traditionell konzeptualisiert wurde. Was [wäre] die Folge   – wenn der Konflikt durch seine eigene Logik zu einem Zusammenprall religiöser Pole wird?"

Während sich die Protagonisten vor zwölf Jahren ausdrücklich von den zugrundeliegenden säkularen Konzepten entfernt hatten, mit denen der Westen den Konflikt konzeptualisiert hatte, versuchen wir im Gegensatz dazu immer noch, den israelisch-palästinensischen Konflikt durch die Linse säkularer, rationalistischer Konzepte zu verstehen   – selbst wenn Israel ganz offensichtlich von einem zunehmend apokalyptischen Wahn ergriffen wird.

Und wir stecken in dem Versuch fest, den Konflikt mit unserem gewohnten utilitaristischen, rationalistischen politischen Instrumentarium anzugehen. Und wir fragen uns, warum das nicht funktioniert. Es funktioniert nicht, weil sich alle Parteien über den mechanischen Rationalismus hinaus auf eine andere Ebene begeben haben.

Der Konflikt wird eschatalogisch

Bei den Wahlen im vergangenen Jahr kam es in Israel zu einer revolutionären Veränderung: Die Mizrahim zogen in das Büro des Premierministers ein. Diese aus dem arabischen und nordafrikanischen Raum stammenden Juden   – die jetzt möglicherweise die Mehrheit bilden   – haben sich zusammen mit ihren politischen Verbündeten auf der rechten Seite eine radikale Agenda zu eigen gemacht: Die Gründung Israels auf dem Land Israel zu vollenden (d.h. kein palästinensischer Staat), den Dritten Tempel zu errichten (anstelle von Al-Aqsa) und halachisches Recht einzuführen (anstelle des weltlichen Rechts).

Nichts davon kann man als "säkular" oder liberal bezeichnen. Es war als revolutionärer Sturz der aschkenasischen Elite gedacht. Es war Begin, der die Mizrachis zunächst an die Irgun und dann an den Likud gebunden hat. Die Mizrachis, die jetzt an der Macht sind, sehen sich selbst als die wahren Vertreter des Judentums, mit dem Alten Testament als Blaupause. Und sie schauen herablassend auf die europäischen aschkenasischen Liberalen.

Wenn wir glauben, dass wir die biblischen Mythen und Weisungen in unserem säkularen Zeitalter hinter uns lassen können   – in dem ein Großteil des zeitgenössischen westlichen Denkens darauf bedacht ist, solche Dimensionen zu ignorieren und sie entweder als verworren oder irrelevant abzutun   –, dann irren wir uns.

Wie ein Kommentator schreibt:

"Auf Schritt und Tritt durchtränken die Politiker in Israel ihre Verlautbarungen mit biblischen Bezügen und Allegorien. An erster Stelle steht Netanjahu ... Ihr müsst euch daran erinnern, was Amalek euch angetan hat, sagt unsere Heilige Bibel, und wir erinnern uns   – und wir kämpfen..." Hier beruft sich [Netanjahu] nicht nur auf die Prophezeiung von Jesaja, sondern formuliert den Konflikt als den des "Lichts" gegen die "Finsternis" und des Guten gegen das Böse und stellt die Palästinenser als Kinder der Finsternis dar, die von den Auserwählten besiegt werden müssen: Der Herr befahl König Saul, den Feind und sein ganzes Volk zu vernichten: "Nun geh und besiege Amalek und vernichte alles, was er hat, und gib ihm keine Gnade, sondern töte Mann und Frau, vom Knaben bis zum Kind, vom Ochsen bis zum Schaf, vom Kamel bis zum Esel" (15,3)".

Man könnte dies als "heiße Eschatologie" bezeichnen   – ein Modus, der unter den jungen israelischen Militärkadern um sich greift, und zwar in einem Maße, dass das israelische Oberkommando die Kontrolle über das Geschehen vor Ort verliert (da es keine Unteroffiziersklasse auf mittlerer Ebene gibt).

Andererseits   –

Der vom Gazastreifen ausgehende Aufstand wird nicht umsonst als Al-Aqsa-Flut bezeichnet. Die Al-Aqsa ist sowohl ein Symbol für eine geschichtsträchtige islamische Zivilisation als auch ein Bollwerk gegen den Bau des Dritten Tempels, für den die Vorbereitungen bereits im Gange sind. Der Punkt ist, dass Al-Aqsa den Islam in seiner Gesamtheit repräsentiert   – und nicht einen schiitischen oder einen sunnitischen oder einen ideologischen Islam.

Dann haben wir auf einer anderen Ebene sozusagen eine "leidenschaftslose Eschatologie": Wenn Yahyah Sinwar von "Sieg oder Märtyrertod" für sein Volk in Gaza schreibt; wenn die Hisbollah von Opfer spricht; und wenn der Oberste Führer des Iran von Hussain bin Ali (dem Enkel des Propheten) und etwa 70 Gefährten im Jahr 680 n. Chr. spricht, die sich im Namen der Gerechtigkeit einem unerbittlichen Gemetzel gegen eine 1.000 Mann starke Armee stellten, dann entziehen sich diese Gefühle einfach dem westlichen utilitaristischen Verständnis.

Wir können die letztgenannte "Seinsweise" nicht ohne Weiteres mit westlichen Denkmodellen rationalisieren. Wie Hubert Védrine, Frankreichs ehemaliger Außenminister, feststellt, ist der Westen, obwohl er sich als säkular bezeichnet, dennoch "vom Geist des Proselytismus besessen". Aus dem "Gehet und evangelisieret alle Völker" des heiligen Paulus ist ein "Gehet und verbreitet die Menschenrechte in der ganzen Welt" geworden... Und dieser Proselytismus ist sehr tief in der [westlichen DNA] verwurzelt: "Selbst die am wenigsten Religiösen, die totalen Atheisten, haben dies immer noch im Sinn, [obwohl] sie nicht wissen, woher es kommt."

Wir könnten dies sozusagen als säkulare Eschatologie bezeichnen. Das ist auf jeden Fall folgerichtig.

Eine militärische Revolution: Wir sind jetzt bereit

Trotz aller Zermürbung durch den Westen hat der Iran seine kluge Strategie der "strategischen Geduld" verfolgt und Konflikte von seinen Grenzen ferngehalten. Eine Strategie, die sich stark auf Diplomatie und Handel konzentriert hat; und auf "Soft Power", um mit nahen und fernen Nachbarn gleichermaßen positiv zu verkehren.

Hinter dieser "quietistischen" Fassade verbarg sich jedoch die Entwicklung zur "aktiven Abschreckung", die eine lange militärische Vorbereitung und die Pflege von Verbündeten erforderte.

Unser Verständnis von der Welt ist veraltet

Nur gelegentlich, sehr gelegentlich, kann eine militärische Revolution das vorherrschende strategische Paradigma auf den Kopf stellen. Das war die wichtigste Erkenntnis von Qasem Suleimani. Das ist es, was die "aktive Abschreckung" impliziert. Der Wechsel zu einer Strategie, die die vorherrschenden Paradigmen umstoßen könnte.

Sowohl Israel als auch die USA verfügen über Armeen, die konventionell weitaus schlagkräftiger sind als ihre Gegner, die meist aus kleinen nichtstaatlichen Rebellen oder Revolutionären bestehen. Letztere werden im traditionalistischen kolonialen Rahmen eher als Meuterer behandelt, für die ein Hauch von Feuerkraft im Allgemeinen als ausreichend angesehen wird.

Der Westen hat jedoch die militärischen Revolutionen, die derzeit im Gange sind, noch nicht vollständig verinnerlicht. Es hat eine radikale Verschiebung des Kräfteverhältnisses zwischen Low-Tech-Improvisation und teuren komplexen (und weniger robusten) Waffenplattformen stattgefunden.

Die zusätzlichen Zutaten

Was Irans neuen militärischen Ansatz wirklich transformativ macht, sind zwei zusätzliche Faktoren: Erstens das Auftreten eines herausragenden Militärstrategen (der inzwischen ermordet wurde) und zweitens seine Fähigkeit, diese neuen Instrumente in einer völlig neuartigen Matrix zu kombinieren und anzuwenden. Die Verschmelzung dieser beiden Faktoren   – zusammen mit Low-Tech-Drohnen und Marschflugkörpern   – vollendete die Revolution.

Die Philosophie, die dieser Militärstrategie zugrunde liegt, ist klar: Der Westen hat zu sehr in die Luftüberlegenheit und in seine Feuerkraft investiert. Er bevorzugt "Schock- und Furcht"‑Schübe, erschöpft sich aber schnell in der ersten Phase des Kampfes. Dies kann selten lange aufrechterhalten werden. Das Ziel des Widerstands ist es, den Feind zu erschöpfen.

Das zweite Schlüsselprinzip dieses neuen militärischen Ansatzes besteht darin, die Intensität des Konflikts sorgfältig zu kalibrieren, die Flammen je nach Bedarf zu erhöhen oder zu senken und gleichzeitig die eskalatorische Dominanz unter der Kontrolle des Widerstands zu halten.

Im Libanon blieb die Hisbollah 2006 tief im Untergrund, während der israelische Luftangriff über sie hinwegfegte. Die physischen Schäden an der Oberfläche waren enorm, doch die Kräfte der Hisbollah blieben unbeeindruckt und kamen erst danach aus den tiefen Tunneln zum Vorschein. Dann folgten 33 Tage des Raketenbeschusses durch die Hisbollah   – bis Israel den Angriff abbrach.

Hat also eine militärische Reaktion Israels auf den Iran einen strategischen Sinn?

Die Israelis glauben weithin, dass sie ohne Abschreckung   – ohne dass die Welt sie fürchtet   – nicht überleben können. Der 7. Oktober hat diese existenzielle Angst in der israelischen Gesellschaft entfacht. Die Anwesenheit der Hisbollah verschärft sie nur noch   – und jetzt hat der Iran Raketen direkt auf Israel niederregnen lassen.

Die Eröffnung der iranischen Front mag Netanjahu in gewisser Weise zunächst zugute gekommen sein: Die Niederlage der IDF im Gaza-Krieg, die ausweglose Situation bei der Geiselbefreiung, die anhaltende Vertreibung von Israelis aus dem Norden und sogar die Ermordung der Mitarbeiter der Weltküche   – all das ist vorübergehend vergessen. Der Westen hat sich wieder auf die Seite Israels   – und Netanjahus   – gestellt. Die arabischen Staaten kooperieren wieder. Und die Aufmerksamkeit hat sich von Gaza auf den Iran verlagert.

So weit, so gut (aus Netanjahus Sicht, ohne Zweifel). Netanjahu versucht seit zwei Jahrzehnten, die USA in einen Krieg mit Israel gegen den Iran hineinzuziehen (auch wenn die aufeinanderfolgenden US-Präsidenten diese gefährliche Aussicht ablehnten).

Aber um den Iran zurechtzustutzen, bräuchte man die militärische Unterstützung der USA.

Netanjahu spürt Bidens Schwäche und verfügt über die Mittel und das Know-how, mit denen er die Politik der USA manipulieren kann: Auf diese Weise könnte Netanjahu Biden dazu zwingen, Israel weiter zu bewaffnen und sogar seine Ausweitung des Krieges auf die Hisbollah im Libanon zu akzeptieren.

Schlussfolgerung

Israels Strategie der vergangenen Jahrzehnte wird fortgesetzt, in der Hoffnung, eine chimärische, transformative "De-Radikalisierung" der Palästinenser zu erreichen, die "Israel sicher" machen wird.

Ein ehemaliger israelischer Botschafter in den USA argumentiert, dass Israel ohne eine solche "transformative De-Radikalisierung" keinen Frieden haben kann. "Wenn wir es richtig machen", so Ron Dermer, "wird es Israel stärker machen - und die USA auch." In diesem Zusammenhang ist auch das Beharren des Kriegskabinetts auf Vergeltungsmaßnahmen gegen den Iran zu verstehen.

Rationale Argumente, die für Mäßigung plädieren, werden als Einladung zur Niederlage verstanden.

All das bedeutet, dass die Israelis psychologisch weit davon entfernt sind, den Inhalt des zionistischen Projekts der jüdischen Sonderrechte zu überdenken. Im Moment befinden sie sich auf einem völlig anderen Weg und vertrauen auf eine biblische Lesart, die viele Israelis als zwingendes Gebot des halachischen Rechts betrachten.

Hubert Védrine stellt uns die Zusatzfrage: "Können wir uns einen Westen vorstellen, dem es gelingt, die Gesellschaften, die er hervorgebracht hat, zu bewahren   – und der dennoch "nicht bekehrend, nicht interventionistisch ist? Mit anderen Worten, ein Westen, der Andersartigkeit akzeptieren kann, der mit anderen leben kann   – und sie so akzeptiert, wie sie sind."

Laut Védrine ist dies "kein Problem der diplomatischen Maschinerie: Es ist eine Frage der tiefgreifenden Gewissensprüfung, ein tiefgreifender kultureller Wandel, der in der westlichen Gesellschaft stattfinden muss."

Ein "Kräftemessen" zwischen Israel und den gegen es gerichteten Widerstandsfronten ist wahrscheinlich nicht zu vermeiden.

Die Würfel sind absichtlich in diese Richtung geworfen worden.

Netanjahu setzt die Zukunft Israels   – und Amerikas   – aufs Spiel. Und er könnte verlieren.

Wenn es zu einem regionalen Krieg kommt und Israel eine Niederlage erleidet, was dann?

Wenn die Erschöpfung (und die Niederlage) schließlich eintritt und die Parteien in der Schublade nach neuen Lösungen für ihre strategische Notlage suchen, wäre die wirklich transformative Lösung für einen israelischen Führer, das "Undenkbare" zu denken   – an einen Staat für alle zwischen dem Fluss und dem Meer.

Und für Israel, das die bittere Erfahrung gemacht hat, dass "die Dinge auseinanderfallen", wäre es eine Lösung, direkt mit dem Iran zu sprechen.

Quelle: https://strategic-culture.su/news/2024/04/22/will-zionism-self-destruct/
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus

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