US-Angriff auf Syrien  – Verlogene Rechtsbrecher legen wieder Hand an

von Karl-Jürgen Müller
11. April 2018
Während sich die Meldungen über einen bevorstehenden Angriff der USA und einer neuen «Koalition der Willigen» verdichten, bin ich hin- und hergerissen zwischen ohnmächtiger Empörung und Nachdenken über das, was zu tun ist. Ich weiß, dass ich auch diesen erneuten kriegerischen Akt nicht aufhalten kann, weiß um die vielen menschlichen Opfer, die zu befürchten sind, und weiß, dass dieser Angriff katastrophale weitere Folgen haben kann.

Was mir im Augenblick zu tun bleibt, ist eine kurze Bestandsaufnahme und der Aufruf an alle Menschen, nicht zu vergessen, was geschieht.

Was genau am 8. April 2018 in Duma passiert ist, ist nicht geklärt. Es gibt bislang keinen Beweis dafür, dass die syrische Regierung oder Militärführung den Befehl dafür gegeben hat, einen chemischen Kampfstoff einzusetzen. Der syrische UN-Botschafter Bashar al Jaafari hatte hingegen schon vor geraumer Zeit gewarnt (nicht erst vor ein paar Tagen, wie abwertend kommentierend im Deutschlandfunk vom 11. April unterstellt wird): «Drei türkische LKWs beladen mit Chlorgas sind nach Syrien gebracht worden. Unsere Informationen weisen darauf hin, dass die Terroristen einen Terrorangriff vorbereiten, bei dem sie weiträumig Chlorgas einsetzen werden, um es dann der syrischen Armee in die Schuhe zu schieben.» 

Die US-Regierung und ihre Mittäter tun dem Völkerrecht erneut Gewalt an. Das ist ihre Politik seit 1991. Keine Regierung hat das Recht, gegen einen anderen souveränen Staat Krieg zu führen, es sei denn im Falle der Selbstverteidigung oder mit einem Mandat des Weltsicherheitsrates. So steht es in der Charta der Vereinten Nationen. Beides liegt ganz offensichtlich erneut nicht vor. Alles andere sind völkerrechtswidrige Angriffskriege. Die Nürnberger Prozesse und entsprechende Beschlüsse der Vereinten Nationen haben den Angriffskrieg zum schwersten Kriegsverbrechen erklärt.

Vieles spricht dafür, dass die Behauptung, wegen eines vermeintlichen Giftgaseinsatzes angreifen zu wollen, nur ein Vorwand ist. Die syrische Regierung ist schon geraume Zeit dabei, in der militärischen Auseinandersetzung die Oberhand zu gewinnen, nicht zuletzt durch die militärische Unterstützung Russlands. Russland gewinnt an Einfluss im Nahen Osten. Warum sollte die syrische Regierung gerade in dieser Situation verbotene chemische Kampfstoffe einsetzen? Aber die Pläne der USA und ihrer Verbündeten, in Syrien einen Regierungssturz herbeizuführen und das Land nach ihren Plänen zu gestalten, beziehungsweise ins totale Chaos zu stürzen, drohen zu scheitern. Es sieht so aus, dass die USA und ihre Verbündeten noch immer nicht bereit sind, diese Niederlage hinzunehmen   – koste es, was es wolle.

Die meisten westlichen Mainstream-Medien sind dabei, den erneuten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg propagandistisch mit vorzubereiten. Sie haben dies immer getan in den vergangenen 27 Jahren seit dem 2. Golfkrieg, und sie bleiben auf dieser Linie. Sie haben abgewirtschaftet und als barbarische Kriegstrommeln jegliches Ansehen verloren. Niemand benötigt sie mehr, nur noch die Kriegsherren.

Meine kurze Bestandsaufnahme wird die vielen Menschen, die Zielscheibe der geplanten US-Angriffe sein werden, nicht retten können. Es dreht mir den Magen um zu wissen, dass diese Menschen sehr wahrscheinlich sehr bald sterben müssen, ohne dass ich etwas dagegen tun kann. Und dass diese Menschen weiterleben könnten, wenn es nicht die Mächte gäbe, die skrupellos am Leben von Menschen Hand anlegen. Im normalen Leben nennt man solche Menschen Verbrecher und Mörder. Wie wollen wir die Verantwortlichen in unseren Staaten nennen?

Seniora.org ruft im Zusammenhang mit Karl-Jürgen Müllers flammendem Aufruf den brisanten Postol-Report aus dem Jahre 2013 in Erinnerung:

Der Postol Report zum kürzlichen Gas-Angriff in Syrien

Weil dieser Bericht von lebenswichtiger Tragweite für Mensch und Natur ist, haben wir ihn ins Deutsche übersetzt.

von Eric Zuesse

Nach detaillierter Beurteilung der geheimdienstlichen Information ('intelligence'), aufgrund derer Präsident Trump seine Invasion in Syrien gerechtfertigt hat, zieht der Spezialist für geheimdienstliche Informationsanalyse des Massachussets Institute of Technology (MIT), Dr Theodore Postol, folgende Schlussfolgerung:

„Ich habe in der Vergangenheit bereits mit den Leuten vom Geheimdienst ('intelligence community') gearbeitet, und ich habe schwerwiegende Bedenken wegen der Politisierung des Geheimdienstes, die in letzter Zeit immer häufiger vorkommt    – aber ich weiss, dass der Geheimdienst durchaus hochbefähigte Analysten hat. Und wenn diese Analysten über die Behauptungen in dem Dokument, das dem Weissen Haus übergeben wurde, korrekt konsultiert worden wären, dann hätten sie die Weitergabe dieses Dokuments sicherlich nicht befürwortet.“

„Ich bin in der Lage diese meine Beurteilung substantiell zu erläutern. Ich hatte nur ein paar Stunden Zeit, den angeblichen Geheimdienstbericht an das Weisse Haus zu überprüfen. Aber eine schnelle Durchsicht ohne grosse Analyse zeigt bereits, dass dieser Bericht nicht korrekt sein kann und es scheint ausserdem, dass dieser Bericht von der 'intelligence community' nicht richtig (sicherheits)überprüft wurde.“

„Das ist eine äusserst ernste Angelegenheit“

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