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Trump und Putin steuern gegen die Kriegsfraktion

von Karl-Jürgen Müller*
20. Juli 2018
Donald Trump hat Wladimir Putin nach Washington zum nächsten Gipfeltreffen eingeladen. Das ist das beste Mittel gegen die maßlosen Attacken fast aller US-amerikanischen und europäischen Leitmedien nach dem Treffen vom 16. Juli.

Manchmal muss man persönlich werden. Ich habe mich außerordentlich gefreut, als ich von der gemeinsamen Pressekonferenz des russischen und des US-amerikanischen Präsidenten gehört (und sie später nachgelesen) habe. Weil es berechtigte Hoffnung gibt, dass ein Krieg zwischen zwei Atommächten verhindert werden und dass es Schritt für Schritt bessere Beziehungen zwischen diesen beiden großen Mächten geben kann   – nicht in trauter Eintracht, aber doch in einem Wettbewerb miteinander, der fair ausgetragen wird. Willy Wimmers Text, den er gleich am Montagabend nach der Pressekonferenz geschrieben und veröffentlich hat (https://de.sputniknews.com/kommentare/20180716321584769-putin-trump-treffen/), hat mir aus Seele und Verstand gesprochen. Willy Wimmer selbst hatte seinem Text den Titel «Worte aus Helsinki, auf die die Welt gewartet hat» gegeben und mit dem Satz «Helsinki war Champions-League» enden lassen. In der Tat: Was kann sich die Welt denn mehr wünschen als eine Verständigung zwischen zwei Atommächten, die kurz vor einer kriegerischen Auseinandersetzung stehen, und was ist besser als zwei Politiker, denen es gelingt, Weichen für eine politische Kurskorrektur zu stellen   – obwohl beide dafür heftige politische Attacken einstecken müssen?

Solche Attacken waren zu erwarten. Trotzdem: Als ich am Dienstagmorgen die Medienberichterstattung über das Treffen der beiden Politiker und deren Pressekonferenz las, war ich erneut entsetzt darüber, wie weit die Gleichschaltung gediehen ist. Ich schaute mir bei Google die nach Datum sortierten ersten 4 Seiten der «News» alle an und fand nur Einheitsbrei. Immer dasselbe: dieselbe Ignoranz gegenüber dem, was Putin und Trump in Helsinki wirklich gesagt haben, dieselben haltlosen Vorwürfe, dieselben Zitate von altbekannten US-amerikanischen Politikern   – es waren insgesamt nicht viel mehr als 5 Personen   – und eine maßlose Schärfe. Ein Kriegstreiberblatt wie die «Süddeutsche Zeitung» übernahm am Mittwochmorgen sogar die Redeweise ihrer US-amerikanischen Gesinnungsgenossen von Trumps «Hochverrat»   – ein bislang nie dagewesener Vorgang im Vasallenland Deutschland und ein Signal dafür, welch finstere Pläne manch einer schmiedet. Aber die deutsche Dienstbarkeit gilt heute nur noch der US-amerikanischen Kriegsfraktion. Merkel hat Obama «den Eid geleistet», und alle Lehnsnehmer folgen.

Unabhängige kritische Stimmen gibt es nur jenseits der Leitmedien. In Deutschland zum Beispiel bei den «Nachdenkseiten» oder in den USA beim Online-Journal «Strategic Culture» (https://www.strategic-culture.org/news/2018/07/19/west-fury-and-bitterness-about-russia-successes.html). Für Menschen mit wachem Verstand ist klar: Wenn die Leitmedien derart massiv aus allen Rohren schießen, dann ist etwas oberfaul   – an der Medienberichterstattung. Gustave Le Bon hat mit seiner vor 100 Jahren formulierten Theorie zur Propaganda, man müsse Lügen nur oft genug wiederholen, damit sie geglaubt werden, eben doch nicht recht. Denkende Menschen stößt so etwas ab. Und trotzdem: Gegenüber allen, die unsere Leitmedien nutzen, ist es eine Unverschämtheit, ein Affront. Es ist ein Vergehen gegen alles, wozu wir Medien brauchen. Sie sollen wirklich frei sein, sachgerecht informieren und werteorientiert kommentieren. Propagandawalzen kennzeichnen totalitäre Diktaturen. Das Ansinnen gleichgeschalteter Leitmedien ist totalitär. Das Denken soll ausgeschaltet werden, der Mensch soll verfügbar werden. Dagegen hilft nur der Aufstand des freien Geistes.

Was ich hoffe? Dass der russische und der US-amerikanische Präsident bei ihrer Grundsatzentscheidung bleiben und weiterhin alles tun, um das Verhältnis zwischen ihren Ländern zu verbessern. Die andere Richtung wäre fürchterlich. Noch ist nicht ausgemacht, wofür das laute Bellen nach dem 16. Juli steht. Schwer ist einzuschätzen, wie stark der US-Präsident von der Kriegsfraktion eingemauert werden kann. Das Land steht am Abgrund. Trumps Gegner suchen den Ausweg im Krieg und in weltweiter Hegemonie. Trump, dafür spricht vieles, versucht eine Umkehr. Dafür wurde er gewählt. Sein Treffen mit dem russischen Präsidenten war ein Signal der Stärke. Welchen Spielraum er wirklich hat, wird die nahe Zukunft zeigen. Ihn in der Sache des Friedens zu unterstützen, ist ein Gebot des Überlebenswillens. Donald Trumps Einladung an Wladimir Putin zu einem nächsten Gipfeltreffen im Herbst in Washington ist deshalb voll zu begrüßen.

* Karl-Jürgen Müller ist Mitarbeiter der Schweizer Wochenzeitung «Zeit-Fragen».

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