Warum musste Russland nach der Auflösung der Sowjetunion in zügellosem Triumphalismus erst als „Regionalmacht“ gedemütigt werden, ohne zu bedenken, welche Gegenkräfte damit auf den Plan gerufen würden? 

Warum musste die Ukraine erst durch das Chaos des Maidan, erst durch acht Jahre eines blutigen Bürgerkrieges zwischen Kiew und den abgespaltenen Provinzen Lugansk und Donezk gezogen, warum schließlich erst in das für die Ukraine desaströse Martyrium der Ausweitung dieses Bürgerkrieges zum Krieg mit Russland getrieben werden, ohne den militanten Nationalismus zu bedenken, der damit provoziert würde?

Warum mussten Europa, Eurasien, die Welt erst wieder an den Rand eines globalen Krieges gebracht werden, statt das Ende des „Kalten Krieges“ dafür zu nutzen, eine neue Ordnung im friedlichen Zusammenwirken eurasischer Staaten zu sichern, die auch das globale Zusammenleben stabilisiert? 

Lehren der Kriegsgeschichte…

Ein Blick in die klassischen Kriegstheorien von Carl von Clausewitz im 19. Jahrhundert bis zurück zu denen des Chinesen Sun Tsu aus dem fünften Jahrhundert vor Christi Geburt, hätte schon ausreichen können zu erkennen, dass ein unterlegener und geschwächter Gegner, wie es Russland als Kern der Sowjetunion nach dem Ende des „Kalten Krieges“ war, nicht noch weiter geschwächt und gedemütigt werden darf, ohne dass damit Kräfte der Revanche herausgefordert werden. 

„Je kleiner das Opfer ist, welches wir von unserem Gegner fordern“, schrieb Clausewitz unter dem Stichwort vom „Zweck des Krieges“ in seinem Buch „Vom Kriege“, „umso geringer dürfen wir erwarten, dass seine Anstrengungen sein werden, es uns zu versagen.“ 

Und wie er den Krieg als Fortführung der Politik mit anderen Mitteln definierte, so sah Clausewitz die Politik nach einem Sieg als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Daher sei es wichtig, so bald wie möglich vom Kriegszustand in den Frieden überzugehen. 

Ähnlich sah es Sun Tsu in seinen Traktaten „Über die Kriegskunst“: „In der wahrhaftigen Kunst des Krieges ist es von jeher die beste Lösung, das Land des Feindes heil und unversehrt zu erobern; nicht gut ist es, es zu zerschmettern und zu zerstören.“ 

Pointiert zusammengefasst lauten diese klassischen Lehren zum Kriege: Ziel des Krieges ist der Frieden, nicht der Krieg. 

…sind heute vergessen 

Aber diese Lehren einer mehrtausend Jahre umfassenden Kriegsgeschichte scheinen heute nicht mehr zu gelten. Das lässt die jüngere Geschichte deutlich erkennen: Eine Fortsetzung des Ersten Weltkrieges durch den daraus hervorgehenden zweiten hätte es ohne die Erniedrigung Deutschlands durch die Versailler Nachkriegsregelungen nicht zwangsläufig geben müssen. 

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Quelle: https://globalbridge.ch/neue-sicherheitsarchitektur/
Mit freundlicher Genehmigung von GlobalBridge