Meine Reise nach Kazan vom 22. bis 26. Oktober 2024
Wir sagen drushba!
KAZAN-KASAN welch ein Klang – und bis vor kurzem noch nie davon gehört. Aber bald wusste ich, dass ich dorthin fahren wollte. Ich suchte nach einer Begleitung, die Russisch spricht und gleichermaßen interessiert ist an dem 16. BRICS-Gipfel, der in diesem Jahr unter der Präsidentschaft Russlands steht. Was für eine Stadt ist Kasan? Sie ist die drittgrößte Stadt Russlands, die Hauptstadt der Republik Tatarstans und eine der schönsten Städte Russlands. Sie liegt 700 km süd-östlich von Moskau. Hier trafen sich im Laufe der Geschichte und bis heute im Miteinander orthodoxes Christentum und Islam. Damit war Kasan die prädestinierte Stadt für den BRICS-Gipfel, an dem ca. die Hälfte der Delegierten aus Ländern mit islamischer Bevölkerung und Regierung kamen. Mit diesem Gipfeltreffen gibt es für mich zwei bedeutende Ereignisse, die eng miteinander in Beziehung stehen. Es handelt sich um die antikoloniale Konferenz von Bandung 1955 und nun das BRICS-Treffen in Kazan 2024.
In Bandung/Indonesien nahmen Vertreter aus 29 afrikanischen und asiatischen Staaten an einer antikolonialen Konferenz teil. Alle Länder standen noch unter kolonialer Herrschaft bis auf China, das 1949 souveräner Staat wurde. Unter den Teilnehmern waren Sokarno, Nasser, Nehru, und Zhou Enlai. Sie forderten gemäß der UN-Charta von 1945 das völkerrechtlich verbindliche Recht auf Selbstbestimmung und Souveränität, die ihnen als Kolonien verwehrt wurden. Der in der UN-Charta geforderte Weltfrieden war ein zentraler Bezugspunkt.
Seit den 1980er-Jahren maß auch ich dem Völkerrecht, der UN-Charta, große Bedeutung zu – als Lehre aus Krieg und Faschismus des Zweiten Weltkriegs. Der Widerspruch zwischen völkerrechtsverbindlicher Charta und kolonialer Realität öffnete mir die Augen über den politischen Charakter des Westens mit seiner verlogenen Ideologie von freedom and democracy. Meine politische Zugehörigkeit fand ich im Weltfriedensrat/Deutscher Friedensrat. Die NATO als aggressivstes Militärbündnis mit der Hegemonialmacht USA, deren vielen völkerrechtswidrigen Kriegen, Wirtschaftskriegen und Sanktionen, sowie Biowaffen-Einsatz und über 800 Militärstützpunkten bildeten für mich die inhumanste, unzivilisierteste Geißel auf unserem Planeten. Mit dem Zusammenschluss der ALBA-Länder unter der Initiative von Hugo Chavez und Fidel Castro zu Beginn dieses Jahrhunderts sah ich den Geist von Bandung wieder aufleben.
Es folgte die Gründung der Shanghaier Kooperation für Zusammenarbeit und die etappenweise Gründung von BRICS. Friedliche Kooperation – auch zwischen ökonomisch, kulturell und politisch unterschiedlichen Ländern – führte zur Zusammenarbeit bei der Realisierung von Infrastrukturprojekten wie die der neuen Seidenstraße (BRI) mit einer Beteiligung mittlerweile von mehr als 140 Ländern. Die Emanzipation von einer unipolaren westlichen Welt hin zu einer multipolaren Weltordnung schreitet kontinuierlich voran. Nur der Westen verharrt in Konfrontation und unerträglichen Feindbildern. Was liegt da nicht näher, als dem den Rücken zu kehren und dem großen Ereignis von Kasan nahe sein zu wollen?!
Ich reiste also ohne Russischkenntnisse (konnte die kyrillischen Buchstaben lesen) allein, über 80 Jahre alt und gesund, in eine fremde Stadt ausgestattet mit Handgepäck und zu meiner politischen Kenntlichmachung ein Bestätigungs-Schreiben (russisch) des Deutschen Friedensrates sowie ein Schreiben der Neuen Rheinischen Zeitung (Englisch) bei mir führend.
Die Organisation der Reise war einfach: Das russische Reisebüro in Berlin übernahm alles, organisierte den Flug Berlin-Istanbul, Istanbul-Kasan und buchte das Hotel. Der Flug Istanbul-Kasan führte über das hohe Massiv des Kaukasus und dauerte ca. eine Stunde. Eine Stunde der wunderbarsten Blicke abwechselnd auf Wolkenauftürmungen, auf große Flächen schneebedeckter hoher gezackter Berggipfel, karge schwarze zackige Granitfelsen, breite Schluchten, in denen kleine Bergdörfer lagen. Die Sonne schien. Ein unvergessliches Erlebnis von Naturschönheit. Ich war froh über diese nicht übliche Flugstrecke.
1 Flug von Istanbul nach Kasan
2 Flug über den Kaukasus
Mein erster Schritt über die russische Grenze war an der Passkontrolle am Kasaner Flughafen. Unter misstrauischem Blick registrierte der Passkontrolleur, dass ich allein kam, welche Unterkunft ich hätte? usw. Erst bei meiner Antwort, BRICS, hellte sich sein Gesicht auf „ have a nice day“ sagte er auf Englisch. Ein guter erster Schritt auf russischem Boden. In der Flughafenhalle hingen Dutzende von Schildern von der Decke BBRICS 2024 immer in den Farbfolgen weiß blau rot. So sah ich sie auch in der Stadt, am Straßenrand, im Kremel und an der Oper, nie aufdringlich. Nie ein schönes Gebäude verdeckend. Reklame für westliche Produkte im öffentlichen Raum gibt es nicht.
Mit dem in Berlin bestellten Taxi fuhren wir ins Zentrum der Stadt (ich bot einem Ehepaar aus Mexiko, das auch zum Gipfeltreffen kam, die Mitfahrt an). Die Fahrt führte über die Milleniumsbrücke und vorbei an einem wie Neuschwanstein gebauten verspielten Palast, ein Theatergebäude für Kinder.
3 Milleniumsbrücke
4 Theatergebäude für Kinder
Mein Hotel lag sehr zentral, nahe der Baumannstraße, einer 1,5 km langen Fußgängerzone mit mehreren individuellen hübschen Cafes, Restaurants, Einkaufszentrum, Grünflächen und vielen fantasievoll gestalteten Bänken, auf denen Jugendliche scherzten und Ältere plauschten auch nach 17 Uhr, wenn es dunkel ist.
In einem kleinen poppigen Café auf der Baumannstraße (Nicolai Baumann geb.1873 in Kazan, russischer Revolutionär, nach dem viele Stätten in Russland benannt sind) machte ich ein Mini-Interview.
Im Café Baumannstraße: „Sie wollen also wissen, was ich von BRICS halte? Na ja, das ist so viel ich weiß, eine Organisation, in der viele Länder nach politischen Lösungen suchen, so etwa glaube ich.“
Die Straßen der Stadt sind erleuchtet in warmem Licht. Die besonderen Sehenswürdigkeiten wie die Kul-Scharif-Mosschee und die Mariä-Verkündigungskathedrale strahlen auf dem Hügel des Kremel weit über die Stadt. Am Fuße des Kremel lag das Pressezentrum.
Nach dem BRICS-Treffen wurde der Kremel wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vorher war er aus Sicherheitsgründen nur den Delegierten vorbehalten. In diesem weitläufigen Komplex befinden sich die Moschee, die russisch orthodoxe Kirche, das Kazan-Museum, der schiefe Turm mit Mausoleum, ein Restaurant und große Plätze mit Aussicht über die Wolga und Kasanka. Der Kremel ist Anziehungspunkt für jeden, der nach Kazan kommt und der dort lebt.
5 Kul-Scharif-Moschee im Kremel
Meistens schien die Sonne, teils gab es starken Wind und leichten Regen. Das beeinträchtigte die Tonqualität des Interviews mit einer „Sherpa“, die zahlreich zur Unterstützung und Betreuung der Gäste eingesetzt waren. Es war immer der Zufall, der zu einem kleinen Interview führte. Es stand frei, auf Russisch zu antworten. Gabriele K. hat die Aussagen freundlicherweise in Berlin übersetzt.
Delegierte aus dem Sherpateam: „Angesichts der allgemeinen Situation in der Welt, halte ich es für sehr wichtig, dass sich eine Organisation gegründet hat aus Ländern des Südens. Zuerst waren es 4 Länder. Es werden immer mehr, die ohne Einfluss von außen selbständig ihre Angelegenheiten in die Hand nehmen wollen. Uns verbindet mit den BRICS-Ländern mittlerweile kulturell mehr als mit den europäischen Ländern, besonders in Hinblick auf Erziehung und Bildung. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht sind wir mit den BRICS-Ländern gut verbunden. Angesichts der aktuellen Weltlage ist BRICS von großer Bedeutung und ich hoffe, dass wir gemeinsam immer mehr Freunde gewinnen und dass die Freundschaft von Dauer sein wird und sich ausweitet auf andere Länder. Damit wir fest miteinander verbunden in Zukunft in dieser Welt leben.“
Ich durchquerte die Stadt kilometer- und stundenlang zu Fuß, sah den fließenden Verkehr mit Autos, Bussen und Straßenbahnen. Unterbrochen wurde der Verkehr kurzfristig, wenn Staatsgäste und Delegierte des Gipfels von der Polizei eskortiert wurden. Es gab große und kleine Parks, kleine und große Plätze. Auf einem stand das Denkmal von Schaljapin, der in Kazan geboren wurde.
Hier eine Aufnahme von Schaljapin mit den Wolgaschleppern:
https://www.youtube.com/watch?v=ZAdHJohZkTM
Auf der breiten Puschkinallee bestaunte ich die 4-stöckigen wohlhabenden Bürgerhäuser, kleine originelle Boutiquen und schicke Restaurants. Die Straße führt zur Tatar-Staatsoper für Oper und Ballett, eines der größten Opernhäuser in Russland – aus dem Jahr 1939.
6 Opernhaus
7 Im Opernhaus
8 Im Opernhaus
Ich hatte das Glück, ein Ticket zu bekommen – bei ausverkauftem Haus für das Ballett Spartak. In Begleitung der Chefin der Reiseagentur, die auch in Berlin vertreten ist, waren wir beide hingerissen von den Tänzern, der Choreographie, dem Bühnenbild und Kostümen. Das gesamte Ensemble ist aus Tatarstan! Meine Sitznachbarin schenkte mir großzügig ihr Programmheft.
9 Bei der Spartak-Ballett-Aufführung im Opernhaus
Gesten der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erfuhr ich immer wieder. An der automatischen Fahrkartenausgabe für eine Metrofahrt hilft mir eine Metroangestellte: Geldschein in den Schlitz, Wechselgeld und Chip aus dem Automaten, Preis 42 Rubel (45 cent). Männer reichen galant die Hand beim Ausstieg aus der Metro oder Bus, Sitzplätze in der Metro werden wie selbstverständlich von jüngeren Personen angeboten. Es sitzen und laufen viel weniger Menschen mit Smartphone herum als in Berlin. Geschäfte zum Kauf von Smartphons gibt es in jedem Einkaufszentrum.
Nicht weit von meinem Hotel (Park Hotel) ist die Metro-Station Tukaja, eine Schönheit mit zahlreichen Mosaikbildern mit traditionellen Motiven aus Tatarstan und Säulen arabischen Stils. Kein Schmutz, hier nicht und nirgends auf den Wegen und Parks.
10 Metro-Station Tukaja
11 Metro-Station Tukaja
12 Metro-Station Tukaja
Ich war den Umständen entsprechend wortlos unterwegs. Dafür waren Augen und Ohren sehr offen. Nichts hat mich gestört. Kein großer Verkehrslärm, keine schreienden Menschen, nichts Hässliches und Bedrückendes, keine Bettler oder Obdachlose. Ich konnte entspannt sein in einer so großen Stadt.
Mit dem Wort charaschó (gut) ergaben sich kurze Momente des Austauschs: beim Anstellen am reichhaltigen Büffet bekam ich charachó Empfehlung. Die Kassiererin im Supermarkt fand BRICS charaschó und der Mann aus Turkmenistan im Restaurant des Kremel-Komplexes fand Putin charaschó mit Ausrufungszeichen! Er begrüßte die Beziehung seines Landes mit Russland mit einer vielsagenden Geste.
13 Mann aus Turkmenistan im Restaurant des Kremel-Komplexes
In der Nähe meines Hotels ist die Universität, eine der ältesten Universitäten Russlands. Sie wurde 1804 per Dekret von Alexander I. gegründet. Der bekannteste Student war Wladimir Lenin, der dort 1887 in sehr jungen Jahren studierte, bevor er noch im selben Jahr wegen Teilnahme an Protesten gegen die zaristische Regierung die Hochschule verlassen musste. Vor dem Haupteingang steht sein Denkmal.
14 Lenin-Denkmal
Das Nationalmuseum, neben dem Kremel gelegen, ist das größte Kulturmuseum der gesamten Wolga-Region und Tatarstans. Als ich es besuchte, traf ich eine Gruppe einer afrikanischen Delegation des BRICS-Gipfels an. Kleiner Wortwechsel: Woher sind sie? Aus dem Congo! Congo Brazzaville oder Congo Kinshasa? Aus Congo Brazza! Sango boni!´
Ich fühlte mich erinnert an 1986 als ich aus Kinshasa/Zaire kommend den Fluss Congo überquerte. Auf der einen Seite das Land Zaire mit der Hauptstadt Kinshasa. Auf der anderen Flussseite Brazzaville, die Hauptstadt der Republik Congo, zwei afrikanische Länder mit der Geschichte der französischen und belgischen Kolonisation. Die belgische Kolonie, beschrieben in Joseph Conrads Buch „Herz der Finsternis“ wurde unter Mobutu eine Diktatur von Gnaden Belgiens. Extreme Ausbeutung der Ressourcen, die Mobutu ein Privatvermögen verschaffte, das dem der Staatsverschuldung entsprach. Die Republik Congo (Brazzaville) war in diesen Jahren bis zum Zusammenbruch der UdSSR sozialistisch orientiert. Der Unterschied beider Länder war für mich sichtbar im Straßenbild, hier Chaos, Schmutz, Armut, dort gewisse Infrastruktur, gepflegte Parkanlagen, keine Drogenabhängigen. Ich habe mich sehr gefreut, dass die Republik Congo auf dem BRICS-Gipfel vertreten war. Sie waren die einzigen Delegierten, die ich während des Gipfels von Angesicht zu Angesicht gesehen habe.
15 Im Nationalmuseum
16 Im Nationalmuseum: Delegierte aus der Republik Congo
17 Im Nationalmuseum: Bild einer Motorradfahrerin
18 Im Nationalmuseum: Stalin-Bild
19 Im Nationalmuseum: Astronautin
20 Im Nationalmuseum: Lenin-Bild
Ich startete den Versuch wenigstens auf dem Gelände von Expo, dem Kongresszentrum, Teilnehmer des Gipfels zu sehen, wenn schon nicht hinein, dann doch davor. Deshalb fuhr ich mit dem Zug 30 Minuten vom Bahnhof Kazan dorthin. Erfolglos. Es war alles abgesichert. Im Zug konnte ich aber einen Bandleader und eine Bratschistin interviewen.
Bandleader: „Ich kenne chinesische Musiker, die in Europa und USA leben, die sich nicht wesentlich entfernt haben von den Positionen und Ansichten der Chinesen in China.. Wir vergessen viel zu oft, dass die normalen Menschen in Ländern oft noch in großer Armut leben. Dass aber gleichzeitig diese Länder einen wichtigen Beitrag leisten in Kultur und Wissenschaft. Das ist sehr wichtig, dass man das nicht vergisst. Und deshalb ist BRICS wichtig, weil es diese Menschen zusammenbringt. Die Führer dieser Länder, so sehe ich das und wäre ich einer von ihnen, würde ich auch so handeln, alles daran zu setzen, das eigene Land zu entwickeln zum Wohle aller dort Lebenden, das aber nicht einseitig, sondern im multipolaren Miteinander.“
Bratschistin: „Das ist ohne Zweifel ein wichtiges Ereignis von historischer Bedeutung. Viele Delegationen aus vielen Ländern der Welt kommen hierher. Für mich ist es eine besondere Ehre und Freude an diesem Ereignis teilnehmen zu dürfen.“
Abends und morgens wurde das große Ereignis in den drei Tagen und noch danach im Fernsehen übertragen. Da war ich immer im Hotel. Dank der Übertragungen war ich mitten im Konferenzsaal. An dem großen runden Tisch saßen Staatsvertreter aus 35 Ländern und der UN-Generalsekretär Antonio Guterrez. Putin betonte gegenüber Guterrez erneut, dass eine Reform der UN-Entwicklungsinstitutionen und der globalen Finanzstrukturen längst überfällig ist. Das Fernsehen brachte ausführliche Berichte und zeigte Diskussionsrunden mit russischen Journalisten und Politikern. Obwohl ich nichts verstand, waren die Diskussionen spannend anzusehen. Die Diskutanten hörten einander zu, widersprachen auch, ihre Mimik zeigte Zuspruch oder Einwand. Die Moderatorin der Sendung war freundlich souverän, sie war jung, attraktiv und brachte gezielt Einwürfe. Sie erinnerte mich an die großartige Sprecherin des russischen Außenministeriums und Diplomatin Maria Sacharowa.
21 Übertragung einer Diskussionsrunde im Fernsehen
22 Moderatorin der Sendung
Zu den internationalen Pressekonferenzen kamen an die 2000 Journalisten aus dem Ausland und Inland. Putin gab zum Teil sehr ausführliche Antworten, wie z.b. einem BBC-Journalisten, nachzulesen bei Thomas Röper (anti-spiegel.ru [https://anti-spiegel.ru/2024/wie-putin-einen-bbc-journalisten-nach-dessen-dummer-frage-hoeflich-aber-bestimmt-grillt/])
Ein Lob auf das Fernsehen! Es machte möglich, dem großen Ereignis ganz nahe zu sein, nicht auf suggestive Art, sondern beobachtend. Mit Kamera-Augen stehe ich vor Putins herzlichen Begrüßungen der Staatschefs, sehe direkt in die Gesichter der Delegierten, entdecke den Präsidenten Südafrikas Ramaphosa und erinnere mich sogleich an Südafrikas Klage gegen Israel vor dem IGH, die im Geiste von Steve Bikos als ein Geschenk an die Welt bezeichnet wurde. Der Genozid gegen die Palästinenser wurde beim Gipfeltreffen mehrfach angeklagt. Die Redner strahlten eine große Ernsthaftigkeit aus. Die Staatschefs folgten den Ausführungen eines jeden aufmerksam und respektvoll.
23 Fernsehübertragung aus dem Kongresszentrum
24 Links vorne: Ramaphosa, Präsident Südafrikas
Die Begrüßungen am Flughafen waren locker wie unter Freunden. Die Staatsgäste wurden von Frauen in traditionellen Kleidern mit traditionellem Gebäck empfangen, an denen sie sich beköstigten und miteinander scherzten. Ein Bild, das natürlich innerstaatliche zum Teil harte Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Bevölkerung außen vor lässt. Das sind die Kämpfe, die jedes Land für sich führen muss. Jedes Land hat das Recht, ohne Einmischung und Bevormundung von außen seine eigene Entwicklung zu gehen. Nicht zu vergessen: Welch großartige alte Zivilisationen haben manche BRICS-Länder: China, Russland, Iran, Indien. Wie anders doch die USA.
Hier ging es um etwas anderes: Im Geiste von Bandung wird auch hier Geschichte der Befreiungen geschrieben. Befreiungen im Sinne von Entwicklungen des globalen Südens gegenüber einer unipolaren westlichen Macht. Heute unter weit besseren Kräfteverhältnissen, aber mit nicht zu unterschätzenden Gegnern. Sie sind überall.
So wie Bandung die Realisierung der zivilisatorischen Errungenschaft, die UN-Charta für alle einzufordern, so schafft die Entwicklung einer multipolaren Weltordnung mit den Prinzipien der Souveränität, Selbstbestimmung und Nichteinmischung ein neues Kräfteverhältnis und starkes Gegengewicht gegen die hegemoniale Dominanz der USA und der NATO. Ohne dabei eine aggressive Konfrontation per se anzustreben. BRICS ist kein Anti-westliches Bündnis, sondern ein Nicht-westliches Bündnis, das wird immer wieder betont.
Wir als Friedensbewegungen national und international sollten uns darüber im Klaren sein, dass wir Teil einer multipolaren Weltordnung sind. Die UN-Charta und die folgenden Generationen der Menschenrechte (u.a. der Sozial- und Zivilpakt von 1966) verpflichten uns geradezu dazu, die unipolare kriegsbereite, zerstörerische Weltunordnung Vergangenheit werden zu lassen. Das erfordert einen langen Atem und Analysen wie das zu machen ist. Die NRhZ z.B. liefert hierzu detaillierte Beiträge.
Wie wird es weitergehen? Nächstes Jahr hat Brasilien die Präsidentschaft der BRICS Organisation. Cuba zählt zu den 13 neuen BRICS Partnerländern! Venezuela wurde unschön ausgebootet. Dafür wurde aber deutlich, dass Putin Maduro sehr schätzt.
Vor meiner Abreise gab mir die Rezeptionistin meines Hotels das letzte Interview.
Rezeptionistin: „Ich möchte meine persönliche Meinung sagen. Es war eine sehr angeregte, aufregende Zeit, die wir erleben konnten. Es war sehr wichtig auch historisch für unser Land. Die Begegnung mit vielen sympathischen Menschen aus dem Ausland wie mit Einheimischen war äußerst interessant und angenehm. Ich bin der Meinung, dass BRICS einen großen Einfluss haben wird auf die Entwicklung unseres Landes, auch auf andere Länder und wir mit anderen Ländern zusammen arbeiten wollen.“
Ich danke den Interviewten für ihre Beiträge. Mit ihren Äußerungen zu BRICS vermitteln sie für mich eine Staatsräson, von der ich in Deutschland nur träumen kann!
Hier ein Video, in dem die wichtigsten Eckpunkte der BRICS-Entwicklung sowie die Abschlusserklärung des Gipfels 2024 vorgestellt werden:
https://www.youtube.com/watch?v=wUdlzmk73Ns
Ich war glücklich, gefahren zu sein. Es ist nicht das letzte Mal, dass ich in dieses freundliche, riesengroße Land reise, freundlich trotz allem, was die deutschen und EU-Regierungen an Konfrontation und Feindbild verfolgen. Wir sagen drushba!
Anmerkung: Alle Orte, die in meinem Bericht fett gedruckt sind, können unter diesem Link mit vielen Informationen aufgerufen werden:
https://de.rbth.com/reisen/83707-kasan-sehenswuerdigkeiten-was-sehen-architektur Online-Flyer Nr. 838 vom 06.11.2024
Quelle: Aktueller Online-Flyer vom 12. November 2024
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