Die USA heizen den syrischen Hexenkessel auf
Ein Konvoi gepanzerter US-Fahrzeuge patrouilliert in den besetzten Gebieten im Nordosten Syriens an der Grenze zur Türkei (Archivfoto)
Präsident Biden behauptet, dass die USA reagieren, aber es gibt Anzeichen dafür, dass sie wahrscheinlich proaktiv handeln, um neue Fakten vor Ort zu schaffen.
Das US Zentralkommando behauptet, dass nach einem Drohnenangriff am 23. März nachmittags auf einen amerikanischen Stützpunkt in der Nähe von Hasakah auf Anweisung von Präsident Biden später in der Nacht Vergeltungsschläge gegen "Einrichtungen, die von Gruppen genutzt werden, die mit dem Korps der Islamischen Revolutionsgarden Irans verbunden sind", durchgeführt wurden.
Diese Version wurde jedoch vom Sprecher des Obersten Nationalen Sicherheitsrates des Iran bestritten, der Washington vorwarf, "künstliche Krisen zu schaffen und zu lügen". Der iranische Beamte behauptete: "In den vergangenen zwei Tagen haben amerikanische Hubschrauber mehrere Einsätze mit dem Ziel durchgeführt, die Instabilität in Syrien zu erhöhen und Terroristen des Daesh (Islamischer Staat) in das Gebiet dieses Landes zu verlegen."
Er sagte, Washington müsse für solche Aktivitäten zur Rechenschaft gezogen werden. Der Beamte warnte, dass Teheran auf jeden Angriff der USA, der unter jedem noch so falschen Vorwand auf iranische Stützpunkte ausgeführt wird, die sich auf Wunsch von Damaskus zur Terrorismusbekämpfung auf syrischem Boden befinden, umgehend reagieren werde.
Erhöhen die USA absichtlich die Spannungen in Syrien, obwohl die von China vermittelte saudi-iranische Annäherung das Sicherheitsszenario in der westasiatischen Region radikal in eine positive Richtung verändert?
Man ist optimistisch, dass Syrien von einer saudi-iranischen Annäherung profitieren wird. Das saudische Außenministeríum teilte bereits am Donnerstag mit, dass mit Syrien Gespräche über die Wiederaufnahme des konsularischen Dienstes zwischen den beiden Ländern geführt werden, was den Weg für die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen ebnen und damit die Wiederaufnahme Syriens in die Arabische Liga ermöglichen würde.
Saudi-Arabien hat eine Luftbrücke zu Syrien eingerichtet, um die vom verheerenden Erdbeben im Februar betroffenen Menschen mit Hilfsgütern zu versorgen.
Der Hintergrund ist, dass sich die Normalisierung der Beziehungen zwischen Syrien und seinen entfremdeten arabischen Nachbarn beschleunigt hat. Für Washington muss es besonders ärgerlich sein, dass diese regionalen Staaten früher aktiv an dem von den USA angeführten Regimewechselprojekt zum Sturz der Regierung von Präsident Bashar al-Assad beteiligt waren. Die saudi-iranische Annäherung isoliert die USA und Israel erheblich.
Unter diesem Gesichtspunkt ist es naheliegend, dass die USA den syrischen Kessel wieder einmal anheizen. In letzter Zeit wurde berichtet, dass russische Flugzeuge häufig den US-Militärstützpunkt At Tanf an der syrisch-irakischen Grenze überflogen, wo es bekanntermaßen Ausbildungslager für militante Gruppen gibt.
Auch Israel ist daran beteiligt, Syrien instabil und schwach zu halten. Nach israelischer Auffassung haben die vom Iran unterstützten Milizen in den letzten zwei Jahren ihre Fähigkeiten in Syrien ausgebaut, und die fortgesetzte US-Besetzung Syriens ist für das Gleichgewicht zwischen diesen Gruppen unerlässlich. Israel ist paranoid, dass eine starke Regierung in Damaskus unweigerlich seine illegale Besetzung der Golanhöhen in Frage stellen wird.
Ein Schlüsselfaktor in dieser Matrix ist der sich anbahnende Prozess der russischen Vermittlung zwischen der Türkei und Syrien. Mit Blick auf die bevorstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei im Mai ist Präsident Recep Erdogan bestrebt, sichtbare Fortschritte bei der Verbesserung der Beziehungen zu Syrien zu erzielen.
Erdogan spürt, dass die türkische Öffentlichkeit eine Normalisierung der Beziehungen zu Syrien stark befürwortet. Umfragen im Dezember zeigten, dass 59 Prozent der Türken eine baldige Rückführung der syrischen Flüchtlinge wünschen, die eine Belastung für die türkische Wirtschaft darstellen, die eine Inflationsrate von 90 Prozent aufweist.
Offensichtlich wird die Türkei zum Nachzügler, während die westasiatischen Länder im Großen und Ganzen auf eine Normalisierung ihrer Beziehungen zu Damaskus hinarbeiten. Der Haken an der Sache ist jedoch, dass Assad für die Wiederaufnahme der Beziehungen zu Ankara zunächst die Beendigung der türkischen Besetzung syrischen Territoriums fordert.
Nun mehren sich die Anzeichen, dass Erdogan bereit sein könnte, in den sauren Apfel zu beißen. Der vollendete Pragmatiker in ihm schätzt, dass er im Einklang mit der öffentlichen Stimmung handeln muss. Außerdem hat die wichtigste Oppositionspartei CHP stets betont, dass ein Ende des Syrienkonflikts auf den Grundsätzen der Einheit und territorialen Integrität Syriens beruhen muss.
Die einflussreiche Beiruter Zeitung Al-Akhbar berichtete unter Berufung auf Damaskus nahestehende Quellen, Erdogan erwäge Optionen, die Assads Forderung nach Wiederherstellung der Beziehungen erfüllen könnten. Eine Möglichkeit sei, dass die Türkei einen Zeitplan für den Abzug ihrer Truppen in Syrien vorschlage.
Bezeichnenderweise hat Erdogan am Samstag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert, und in der Mitteilung des Kremls heißt es, dass während des Gesprächs "unter den Themen, die die russisch-türkische Partnerschaft in verschiedenen Bereichen betreffen", "die syrische Frage angesprochen und die Bedeutung der weiteren Normalisierung der türkisch-syrischen Beziehungen unterstrichen wurde". In diesem Zusammenhang hob der türkische Präsident die konstruktive Vermittlerrolle hervor, die Russland in diesem Prozess gespielt hat.
Zuvor hatte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar am Mittwoch in einem Telefongespräch mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Schoigu die Entwicklungen in Syrien erörtert, wobei er betonte, dass der "einzige Zweck" des Einsatzes in Nordsyrien die Sicherung der Grenzen und die Bekämpfung des Terrorismus sei.
Es ist durchaus denkbar, dass Erdogan Putins Hilfe und Intervention in Anspruch genommen hat, um schnell einen Modus Vivendi mit Assad zu erreichen. Natürlich ist es ein spektakulärer Erfolg für die russische Diplomatie – und für Putin persönlich – dass der Kreml als Vermittler der türkisch-syrischen Normalisierung herangezogen wird.
Die von China vermittelte saudi-iranische Normalisierung hat Washington dort getroffen, wo es weh tut. Doch wenn Putin nun den Frieden zwischen zwei anderen rivalisierenden westasiatischen Staaten vermittelt, wird Biden als hoffnungslos inkompetent entlarvt werden.
Und wenn die Türkei ihre militärische Präsenz in Syrien beendet, wird das Rampenlicht auf die illegale Besetzung eines Drittels des syrischen Territoriums durch die USA und den massiven Schmuggel von Öl und anderen Ressourcen aus Syrien mit amerikanischen Militärkonvois fallen.
Außerdem werden die syrischen Regierungstruppen mit Sicherheit in die von den türkischen Streitkräften geräumten Gebiete in den nördlichen Grenzregionen zurückkehren, was Folgen für die in der Grenzregion operierenden kurdischen Gruppen hätte, die mit dem Pentagon verbündet sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine fortgesetzte US-Besetzung Syriens unhaltbar werden könnte. Russland, die Türkei, der Iran und Syrien sind sich einig, wenn es um die Beendigung der US-Besatzung in Syrien geht.
Die USA brauchen also ein Alibi, um zu rechtfertigen, dass Syrien als Schlachtfeld gegen den "Terrorismus" eine Ausnahme darstellt, obwohl Dialog und Versöhnung in der westasiatischen Politik auf dem Vormarsch sind. Die USA sind sehr erfahren darin, extremistische Gruppen als geopolitisches Instrument zu nutzen.
Die eigentliche Absicht der USA könnte darin bestehen, den Iran auf syrischem Boden zu konfrontieren – eine Absicht, die auch von Israel unterstützt wird – und dabei von Russlands Sorgen in der Ukraine zu profitieren. Die russisch-iranische Achse verärgert Washington zutiefst.
Das Schreckgespenst, das Washington umtreibt, ist, dass die Stabilisierung Syriens nach Assads Normalisierung mit den arabischen Ländern und der Türkei unaufhaltsam zu einer syrischen Lösung führen wird, die den "kollektiven Westen" völlig an den Rand drängt.
Rückblickend betrachtet, relativiert sich der unangekündigte Besuch von General Mark Milley, dem Vorsitzenden der US-Generalstabschefs, in Nordsyrien Anfang März. Milley sagte den mit ihm reisenden Reportern, dass der fast acht Jahre alte US-Einsatz in Syrien immer noch das Risiko wert sei!
Es könnte an der Zeit sein, dass die Kämpfer, darunter auch ehemalige Kämpfer des Islamischen Staates, die in der abgelegenen US-Militärbasis At Tanf ausgebildet wurden, zum "aktiven Dienst" auf die Schlachtfelder zurückkehren.
Tass hat berichtet, dass die als Hayat Tahrir al-Sham bekannte Terrorgruppe am Freitag versucht hat, in die Region Aleppo einzudringen, die in den letzten Jahren von der syrischen Regierung kontrolliert wurde und relativ stabil war.
Quelle: https://www.indianpunchline.com/us-is-stirring-up-the-syrian-cauldron/
Die Übersetzung für seniora.org besorgte Andreas Mylaeus
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