«In den USA aber sind die Löcher der staatlichen Hilfe für Bedürftige so gross, dass wir die Idee des Mindesteinkommens ganz ernsthaft prüfen müssen.»
Elisabeth Rhodes
Elizabeth Rhodes steht dabei an vorderster Front. Sie hat gerade die Leitung des ersten Versuchsprojekts für die Einführung von Grundeinkommen übernommen. Darum zieht sie in Kürze von Michigan nach Kalifornien. Als Testgelände ist Oakland vorgesehen, eine der am stärksten durchmischten Städte in den USA. Neben den Millionären aus dem Silicon Valley leben überdurchschnittlich viele arme Familien in der Stadt. «Oakland ist ideal, weil hier zwei grosse gesellschaftliche Trends zusammentreffen.» Die rasante technologische Entwicklung hat eine neue Klasse von vermögenden und jungen Unternehmern geschaffen, die allerdings sozial wenig integriert sind. Ihnen stehen Familien gegenüber, die unter der Armutsgrenze leben. «Die zwei Entwicklungen werden das Land prägen. Wir glauben, das Grundeinkommen liegt auf der Bruchlinie zwischen Armut und technologischer Beschleunigung.»
Finanziert wird das Projekt von einem Profiteur der digitalisierten Wirtschaft, Sam Altman. Er stellt zehn Millionen Dollar bereit. «Wir brauchen ein garantiertes Grundeinkommen, um die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt abzufedern», schreibt er. «Ohne Grundeinkommen für einen Teil der Arbeitskräfte, werden nicht alle die gleichen Startchancen haben.» Altman ist erst 31 Jahre alt, hat aber mit Investitionen in die milliardenschweren Start-ups Airbnb und Dropbox grossen Erfolg.
Elizabeth Rhodes hat in den Slums von Nairobi die Gesundheits- und Schulsituation der Armen untersucht und darüber eine Doktorarbeit geschrieben. Als sie sich für die Stelle als Projektleiterin bewarb, war sie eine von tausend Kandidaten. Altman wählte sie, weil «sie gemessen an ihren Fähigkeiten und ihren Ambitionen die Richtige ist».