Hamburger Erkenntnisse: Prof. Nils Kucher über Lungenembolien und Behandlungsmethoden
So sei bei vielen Patienten nicht das hohe Fieber und eine Lungenentzündung der Grund für einen tödlichen Verlauf der neuartigen Krankheit. Vielmehr wurde bei "dramatisch vielen" obduzierten Patienten eine Lungenembolie festgestellt.
Bevor eine Lungenembolie zum Tod führen kann, müssen Blutgerinnsel, auch Thrombosen genannt, im Blutkreislauf entstehen. Diese Blutgerinnsel* bilden sich meist in den Bein-Venen, lösen sich irgendwann plötzlich ab und werden durch das Herz in die Lunge gepumpt, wo sie dann die dünnen Blutgefäße verstopfen. Die Verstopfungen führen dann zu Atemnot, Brustschmerzen und im schlimmsten Fall zum Tod.
Nun haben die Rechtsmediziner des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) eine Studie vorgelegt, die weltweit für Aufsehen sorgt. Demnach traten bei mehr als der Hälfte der Corona-Patienten Thrombosen und tödliche Lungenembolien auf.
Zwar umfasst die Studie nur die ersten zwölf Obduktionen, die überraschende Häufung habe sich aber auch bei den inzwischen 192 untersuchten Toten bestätigt, sagte Prof. Klaus Püschel, Direktor am Institut für Rechtsmedizin des UKE, am Freitag vor Journalisten.
Die neuen Erkenntnisse sollen nun auch bei der Behandlung helfen. So würden in Zukunft vermehrt Blutgerinnungsmittel eingesetzt. Durch eine intensivere Vorsorge könne dafür gesorgt werden, „dass Thrombosen und Embolien nicht entstehen“, sagte Püschel.
Sieben der zwölf untersuchten Toten wiesen eine Thrombose auf, vier seien direkt an einer Lungenembolie gestorben. Vor ihrem Tod gab es bei den Betroffenen keinen entsprechenden Verdacht.
Erste Hinweise, dass das neuartige Coronavirus zu Thrombosen führen könnte, gab es schon.
Im klinischen Alltag habe man bereits gesehen, dass Covid-19 in ungewöhnlich vielen Krankheitsfällen zu Thrombosen sowie Lungenembolien bei den Patienten geführt hat, sagte Prof. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin des UKE:
„Die Bestätigung haben jetzt Sektionen der Verstorbenen geliefert.“
Man werde aber sorgfältig abwägen, ob Patienten primär mit einem Blutverdünnungsmittel behandelt werden können, so Kluge.
Die Studie mit den Ergebnissen der Obduktionen wurde in der angesehenen amerikanischen Fachzeitschrift „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht. Die Studie wurde vor der Veröffentlichung von vier unabhängigen Gutachtern geprüft.
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