Frans de Waal: Der Affe in uns. Warum wir sind, wie wir sind
Frans de Waal: Der Affe in uns. Warum wir sind, wie wir sind
Mitgefühl der Menschenaffen: Frans de Waal über Ähnlichkeiten zwischen Affe und Mensch
Frans de Waal
In zoologischen Gärten kommt es gelegentlich zu fatalen Unfällen. Vor Jahren fiel im BrookfieldZoo in Chicago ein dreijähriges Kind fünf Meter tief ins Primatengehege. Die Gorillafrau Binti Jua eilte herbei und schnappte sich das Kind.
"Sie setzte sich auf einen Baumstamm in einem Wasserlauf, wiegte den Jungen im Schoß und gab ihm ein paar zärtliche Klapse auf den Rücken; schließlich brachte sie ihn den bereits wartenden Zoomitarbeitern."
Der Primatologe Frans de Waal kolportiert diesen Vorfall in seinem neuen Buch "Der Affe in uns" nicht zum ersten Mal, wobei ihn immer wieder die Tatsache irritiert, dass man einem Menschenaffen so viel Mitgefühl nicht zutraut. Der Leiter der Feldforschungsstation des Yerkes National Primate Research Center nahe Atlanta hat von seinem Panoramafenster aus zahllose Beispiele spontanen Helfens und Tröstens bei Primaten beobachtet. Es gibt auch erstaunliche experimentelle Beobachtungen.
"Ein Affe zog fünf Tage und ein anderer zwölf nicht mehr an einem Griff, um Fressen zu bekommen, nachdem sie mitbekommen hatten, dass jedes Mal, wenn sie das taten, ein Gefährte einen Stromschlag erhielt. Die Affen hungerten buchstäblich, um zu vermeiden, dass anderen Schmerzen zugefügt wurde."
De Waal wertet diese Neigung zum Mitgefühl und Mitleiden als Vorformen der Moralität, die über einen sehr langen Zeitraum evolviert wurden. Sie haben einen enormen Überlebenswert in sozialen Gemeinschaften, die auf wechselseitigen Altruismus angewiesen sind.
Auszug aus Rezension:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/537224/
Seine Bücher:
"Der Affe in uns"
Frans de Waal: Der Affe in uns. Warum wir sind, wie wir sind
Aus dem Amerikanischen von Hartmut Schickert
Hanser Verlag, München 2006
366 Seiten, 24.90 Euro
"Primaten und Philosophen. Wie die Evolution die Moral hervorbrachte".
Carl Hanser Verlag, München; 224 Seiten; 19,90 Euro.
Auszug:
In der Tiefe unseres Herzens mögen wir vielleicht nicht unbedingt "gut" sein, aber in unserer tierischen Natur steckt etwas von der Seele der Zwergschimpansin Kuni im englischen Twycross-Zoo: Nachdem sie einen Vogel mit der Hand gefangen hatte, kletterte sie auf die Spitze des höchsten Baums, entfaltete die Flügel des Vogels und warf ihn in die Luft. Die Schimpansin konnte nicht fliegen, wie sollte sie wissen können, was Fliegen ist? Trotzdem versuchte sie, dem Vogel eine neue Chance zu geben, beschwingt von einer ganz natürlichen Regung: Mitgefühl.
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