Buchempfehlung: Erfolgsmodell Schweiz
Buchempfehlung: Erfolgsmodell Schweiz
März 24, 2010 um 13:48
Die neue Front: Republik gegen Imperium
Helvetia auf schweizer Franken
Volles Haus gestern bei der Buchvorstellung von Elsässer/Erne “ERFOLGSMODELL SCHWEIZ: Direkte Demokratie,selbstbestimmte Steuern, Neutralität”:
Wer pünktlich zu 20 Uhr ins HILTON am Gendarmenmarkt kam, konnte nur noch stehen.
Die blonde Thekenfee zählte 110 Besucher. Die Luft im Heine-Saal war schneidend, die Klima-Anlage entsprach anfänglich nicht den vier Sternen. Zumindest von zwei erprobtem Mitkämpfern weiß ich, dass sie sich nach kurzer Zeit an die frische Luft retten mussten …
Der Veranstalter, die ehrwürdige Preußische Gesellschaft, hatte ein buntes Publikum aus allen Schichten gezogen. Uniformen wurden, anders als sonst bei den “Preußen”, nicht gesichtet, dafür neben eleganten Grandseigneurs auch charmante junge Damen von diesseits und jenseits der Alpen. Was mich besonders gefreut hat: Es waren auch einige unserer iranischen bzw. schiitischen Freunde da. Sage noch einer, diese Leute bilden Parallelgesellschaften und bemühen sich nicht um Integration – dann bekommt er Ärger mit mir.
Nach einer ebenso schneidigen wie kundigen Einführung von Volker Tschapke, dem Präsidenten der Preußischen Gesellschaft, referierte zunächst Professor Max Otte. Auf diesem blog mag er nicht so bekannt sein, aber dafür in der Fachwelt und in der breiten Öffentlichkeit: Sein Buch “Der Crash kommt” sagte bereits 2006, als noch niemand was davon wissen sollte, die Weltwirtschaftskrise voraus. Verkaufte Auflage bisher: Über 200.000 Exemplare! Seither wird der Wirtschaftsprofessor und Anlagebereiter durch Zeitungsredaktionen und Fernsehanstalten gereicht, und überall setzt er Akzente gegen den neoliberalen Mainstream.
Otte ist überzeugter Konservativer und Preußen-Anhänger und hat zu Kohl-Zeiten auch das Bundeswirtschaftsministerium beraten. Warum setzt sich so ein Mann Seit’ an Seit’ mit Elsässer für die Schweiz ein? In seinem Referat arbeitete Otte brillant heraus, dass die Trennlinien der Vergangenheit obsolet sind: Preussen und die Schweiz etwa konnte man im 19. Jahrhundert für Antipoden halten – hie der Obrigkeitsstaat, dort die Republik. Doch im historischen Abstand überwiegen aktuell die Gemeinsamkeiten: Beide Staaten repräsentierten Bürgerlichkeit, Gesetzmäßigkeit und eine gewisse Regulierung der privatwirtschaftlichen Gewalten – ganz im Unterschied zum angelsächsischen Modell des Kapitalismus, der sich heute durchgesetzt hat. Mit Rückgriff auf Oswald Spengler (“Preußentum und Sozialismus”) malte Otte ein ebenso ökonomietheoretisches wie politphilosophisches Panorama, das die Diskutanten im Publikum erkennbar inspirierte, wenn nicht elektrisierte.
Auch von meiner Seite betonte ich, dass am Thema Schweiz “nur” ein allgemeines Charakterstikum der Epoche deutlich wird: Ein Spektrum “von Elsässer bis Otte” kann und muss die früheren Trennlinien überwinden, weil im Zeitalter des Globalismus nicht mehr die Frage “Sozialismus oder Kapitalismus” im Vordergrund steht, sondern die Frage “demokratische Republik oder undemokratisches Imperium”. Während die Schweiz ein Modell der demokratischen Republik ist, entwickelt sich die Europäische Union immer mehr zu einem undemokratischen Imperium. Jetzt, wo über der Ägäis die Götterdämmerung der Euro-Zone und damit der gesamten EU heraufzieht, müssen sich Deutschland und alle anderen EU-Staaten entscheiden: Wollen wir als entmündigte Provinzen eines Imperiums den Weg in Entrechtung, Krieg und Armut weitergehen – oder kehren wir zurück zu Demokratie und Nationalstaat, für die die Eidgenossenschaft steht?
Griechenland und die anderen Defizitstaaten im Süden der EU müssen – im eigenen Interesse! – die Euro-Zone verlassen und ihre eigene Währungshoheit wiedergewinnen. In Zusammenarbeit mit neutralen und finanzstarken Ländern wie der Schweiz und Norwegen könnten sie eine zweite Wirtschaftsassoziation neben der EU bilden, etwa in Form der früheren EFTA. Aber alle derartigen Überlegungen für ein “anderes Europa” würden nutzlose Spielerei, wenn die Selbständigkeit der Schweiz vernichtet und sie zur Unterordnung unter die EU gezwungen würde.
Nach einer Darstellung der wirtschaftlichen und demokratischen Erfolge des helvetischen Modells schloss ich mit der Parole: “Eidgenossen aller Länder, vereinigt Euch”. Der Beifall zeigte, dass dies im Saal Konsens war. Draußen badeten die marmornen Preußengöttinnen des Gendarmenmarktes im milden Mondlicht und flüsterten Otte und mir ein neckisches “Gruezi” zu. Ein Freund sprach von einem “romantischen Abend”. Er meinte: Man konnte schon ins Träumen kommen – aber nun müssten Taten folgen.
Quelle:
https://juergenelsaesser.wordpress.com/2010/03/24/die-neue-front-republik-gegen-imperium/
Erfolgsmodell Schweiz
Ich kann das Buch sehr empfehlen – für deutsche wie für schweizer Leser. WHW
von Jürgen Elsässer / Matthias Erne
Direkte Demokratie, selbstbestimmte Steuern, Neutralität,Kai-Homilius-Verlag, COMPACT Nr. 16, ISBN 978-3-89706-416-4, 160 Seiten, 8.80 Euro / 15 sFr
Bestellung im guten Buchhandel, über www.compact-reihe.de
oder über info@juergen-elsaesser.deoder m.erne@raerne.ch
Auszüge aus dem “Walliser Boten”:
“So wurde die kleine Schweiz in den vergangenen Jahren fast täglich hier oder dort in irgendeinem Medium gezielt in den Dreck gezogen, ohne dass sich anderntags irgendjemand für sie gewehrt hätte. Bern schwieg. Couchepin schwieg, alles schwieg! Bis nun der Zürcher Rechtsanwalt Matthias Erne mit dem deutschen Verleger Jürgen Elsässer zusammenspannte. Das beglückende Ergebnis liegt seit einigen Tagen vor: das kleine schmale Buch ‘Erfolgsmodell Schweiz’. Es enthält fünzehn kleine, aber feine Beiträge – ein Lob der direkten Demokratie.”
(WB, 11.03.2010)
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