Die hochrenommierte konservative Denkfabrik Rand Corporation, Hirn des US-Verteidigungsministeriums, fordert in einem aktuellen 32-seitigen Bericht eine Beendigung des Kriegs in der Ukraine, einen stabilen Verhandlungsfrieden mit Russland und eine neutrale Ukraine, aus der sich die Nato zurückziehen solle, um «eine langjährige Ursache russisch-amerikanischer Spannungen zu beseitigen». Die Ukraine brauche solide Sicherheitsgarantien und Russland die Aussicht auf ein Ende der Sanktionen.

Ein langer Krieg sei nicht im US-Interesse und berge ein enormes Eskalationsrisiko bis hin zu einer nuklearen Katastrophe. Die USA drohten sich zu verzetteln, auch sei die Gefahr gross, dass mit einer längeren Dauer die Russen die «ukrainischen Schlachtfeld-Erfolge im Herbst 2022 in ihr Gegenteil umdrehen». Die Intensität der westlichen Unterstützung könne alsbald nachlassen. Schon jetzt seien viele Waffenlager der Amerikaner und der Europäer leer.

Eskalation, Rezession

Je länger der Krieg dauere, desto stärker belaste er die Weltwirtschaft. Am härtesten getroffen werde Europa. Die gestiegenen Energiepreise hätten im Winter 2022/23 bis jetzt eine EU-Übersterblichkeit von 150.000 Toten produziert. Das Interesse der USA an einem Sieg sei weit geringer als dasjenige Russlands, das immer enger an China heranrücke, was amerikanischen Interessen schade. Fazit: Die möglichen Vorteile eines längeren Kriegs werden von den Gefahren   – Eskalation, Rezession   – mehr als aufgewogen.

Die Rand-Forscher trauen weder den Russen noch den Ukrainern einen totalen Sieg zu. Auf beiden Seiten aber herrsche Siegeszuversicht, was die Eskalation befeuere, ähnlich wie im Ersten Weltkrieg. Ziel müsse ein Waffenstillstand sein, idealerweise ein Friedensabkommen im Interesse beider Parteien. Damit sei den USA am besten gedient. Der Friedensappell aus Pentagon-Kreisen unterläuft die Lieferung von EU-Panzern an die Ukraine. Während europäische Regierungen zum Krieg trommeln, mahnen US-Strategen zum Frieden.