Trump und Putin beginnen, die angesammelten geostrategischen Trümmer zu beseitigen ... inmitten von Trumps Ultimatum an den Iran

Sieht Trump den Iran durch eine gestörte Brille – dass er durch die Zerstörung des Iran Frieden durch Stärke schafft?
(Red.) Alastair Crooke hat diese Analyse in einem Gespräch mit Judge Napolitano* drastisch geschildert: (s. das Video am Ende des Beitrags).
In diesem Artikel präsentiert er nun seine Quelle: ein gründlich recherchierter Report eines investigativen Journalisten. Dass solche Kriegsspiele als Entscheidungsgrundlage für den US Präsidenten erstellt werden, ist Routine. Ken Klippenstein greift die finsterste der möglichen Szenarien/Optionen heraus. Das ist sehr verdienstvoll und die Welt muss das wissen. Ob allerdings diese Option verwirklicht wird, hängt von vielen weiteren Umständen ab. Crooke erwähnt etwa die Bedeutung Russlands und Chinas auf eine solche Entwicklung – die gut zu einem Weltkriegs-Szenario führen könnte. Hinzu kommt die Bedeutung des weltweiten Öl-Marktes: Wenn die Strasse von Hormus gesperrt würde, könnte das leicht zu einer weltweiten Wirtschaftskrise ungeahnten Ausmasses führen, die insbesondere auch die amerikanische Wirtschaft zerstören könnte – eine Trump-Administration dürfte das politisch kaum überleben.
Vor diesem Hintergrund wird sich die Trump-Administration gut überlegen, ob sie dieses schwärzeste aller Szenarien eines Krieges gegen den Iran wirklich umsetzen will. Allerdings sind dies rationale Erwägungen und ob diese in einer derart geisteskranken Phantasiewelt der amerikanischen „Eliten“ einen Platz haben, darf doch bezweifelt werden. Schliesslich ist seinerzeit auch das grosse Land der Dichter und Denker einem verrückten Postkartenmaler nachgelaufen.
Und wo ist der positive Ausblick? Der Phönix wird sich aus der Asche erheben und die Menschen werden alles wieder aufbauen – schöner und besser als vorher und sie werden sich eines Tages auch auf ihre Sozialnatur besinnen.(am)
Das Telefongespräch zwischen den Präsidenten Trump und Putin am 18. März hat stattgefunden. Es war insofern ein Erfolg, als beide Seiten das Ergebnis als „positiv“ bezeichnen konnten. Und es führte nicht zum Abbruch des Dialogs (aufgrund des winzigsten Zugeständnisses von Putin – eines Waffenstillstands in der Energieinfrastruktur) – was leicht hätte passieren können (d.h. in eine Sackgasse, in der Trump dann Putin kritisiert hätte, wie er es auch bei Selensky getan hat) angesichts der fantastischen und unrealistischen Erwartungen, die im Westen gewebt wurden, dass dies das „entscheidende Treffen“ für eine endgültige Teilung der Ukraine sein würde.
Es hätte auch ein Erfolg sein können, da es die Grundlage für die fehlenden Hausaufgaben geschaffen hat, die nun von zwei Expertenteams für die detaillierte Umsetzung des Waffenstillstands behandelt werden müssen. Es war immer ein Rätsel, warum dies nicht schon früher vom US-Team in Riad in Angriff genommen wurde (Mangel an Erfahrung?). Schließlich wurden die Erwartungen des Westens dadurch in die Höhe getrieben, dass der Waffenstillstand aufgrund einer amerikanischen Unterschrift als eine sich selbst erschaffende Einheit behandelt wurde, und man glaubte, dass Details keine Rolle spielten. Alles, was zu tun bleibe – so diese (fehlerhafte) Einschätzung – sei, den Kuchen aufzuteilen.
Bis die Mechanismen eines Waffenstillstands – der umfassend sein muss, da Waffenstillstände fast immer scheitern – geklärt sind, gab es am Dienstag wenig zu diesem Thema zu besprechen. Wie vorherzusehen war, schien sich die Diskussion (Berichten zufolge) anderen Themen zugewandt zu haben: hauptsächlich wirtschaftlichen Themen und dem Iran, was erneut unterstreicht, dass es bei den Verhandlungen zwischen den USA und Russland nicht nur um die Ukraine geht.
Wie also kann die Umsetzung des Waffenstillstands vorangetrieben werden? Ganz einfach. Man muss damit beginnen, das komplexe, verschlungene oder verwirrende Geflecht [cats cradle – Fadenspiel] der Hindernisse zu entwirren, die einer Normalisierung der Beziehungen im Wege stehen. Putin, der nur einen Strang dieses Problems herausgezogen hat, bemerkte dazu Folgendes:
„Sanktionen [allein] sind weder vorübergehende noch gezielte Maßnahmen. Sie stellen vielmehr einen Mechanismus des systemischen, strategischen Drucks gegen unsere Nation dar. Unsere Konkurrenten versuchen ständig, Russland einzuschränken und seine wirtschaftlichen und technologischen Kapazitäten zu verringern ... sie produzieren diese Sanktionspakete ununterbrochen.“
Es gibt also viel kumulierten geostrategischen Schutt zu beseitigen, der viele Jahre zurückreicht, bevor eine Normalisierung des Gesamtbildes ernsthaft beginnen kann.
Offensichtlich ist, dass Trump es offenbar sehr eilig hat, Putin hingegen nicht. Und er lässt sich nicht drängen. Seine eigene Wählerschaft wird ein übereiltes Abkommen mit den USA, das später aufgrund von Betrugsvorwürfen – und der Vorwürfe, Moskau sei erneut getäuscht worden – implodiert, nicht gutheißen. Russland hat viel in diesen strategischen Normalisierungsprozess investiert. Er muss funktionieren.
Was steckt hinter Trumps offensichtlicher Eile? Ist es die Notwendigkeit, im Inland mit halsbrecherischer Geschwindigkeit voranzukommen, bevor die geballten Kräfte der Opposition in den USA (und ihre Brüder in Europa) Zeit haben, sich neu zu formieren und die Normalisierung mit Russland zu torpedieren?
Oder befürchtet Trump, dass eine lange Pause vor der Umsetzung des Waffenstillstands den Oppositionskräften die Möglichkeit gibt, auf die Wiederaufnahme der Waffenlieferungen und des Geheimdienstaustauschs zu drängen – während die russische Militärdampfwalze ihren Vormarsch fortsetzt? Ist es die Befürchtung, wie Steve Bannon gewarnt hat, dass Trump durch die Wiederaufrüstung der Ukraine den Krieg „besitzen“ und die Schuld für eine massive Niederlage des Westens und der NATO auf sich nehmen wird?
Oder vielleicht rechnet Trump damit, dass Kiew unerwartet in einen systemischen Zusammenbruch stürzt (wie es der Regierung Karzai in Afghanistan ergangen ist). Trump ist sich der politischen Katastrophe, die Biden widerfahren ist, aufgrund der Bilder von Afghanen, die sich an den Reifen abfliegender US-Transportflugzeuge festklammerten (à la Vietnam), als die USA das Land evakuierten, sehr bewusst.
Aber es könnte auch etwas anderes sein. Ich habe aus meiner Zeit als Vermittler bei Waffenstillständen in Palästina/Israel gelernt, dass es nicht möglich ist, einen Waffenstillstand an einem Ort (z.B. Bethlehem) zu schließen, während israelische Streitkräfte gleichzeitig Nablus oder Dschenin in Brand steckten. Die emotionale Ansteckung und der Zorn in einem Konflikt können nicht auf einen Ort beschränkt werden; sie würden auf den anderen übergreifen. Es wurde versucht. Der eine kontaminierte die impliziten aufrichtigen Absichten hinter dem anderen.
Ist der Grund für Trumps Eile hauptsächlich, dass er vermutet, seine uneingeschränkte Unterstützung für Israel könnte ihn letztlich dazu bringen, einen großen Krieg im Nahen Osten zu befürworten? Die Welt von heute ist (dank des Internets) viel kleiner als früher: Ist es möglich, gleichzeitig ein „Friedensstifter“ und ein „Kriegstreiber“ zu sein – und ersteren ernst zu nehmen?
Trump und die US-Politiker, die von der pro-israelischen Lobby „kontrolliert“ werden, wissen, dass Netanjahu und andere wollen, dass die USA dabei helfen, den regionalen Rivalen Israels – den Iran – zu beseitigen. Trump kann nicht sowohl die USA als „Einflussbereich“ der westlichen Hemisphäre zurückfahren und gleichzeitig weiterhin das Gewicht der USA als Welthegemon in die Waagschale werfen, was dazu führt, dass die US-Regierung pleite geht. Kann Trump die USA erfolgreich zur Festung Amerika umbauen oder werden ausländische Verstrickungen – z.B. ein instabiles Israel – zu einem Krieg führen und Trumps Regierung zum Scheitern bringen, da alles miteinander verflochten ist?
Welche Vision hat Trump für den Nahen Osten? Er hat sicherlich eine – sie ist in seiner uneingeschränkten Loyalität gegenüber den israelischen Interessen verwurzelt. Der Plan besteht entweder darin, den Iran finanziell zu zerstören oder ihn zu enthaupten und ein Groß-Israel zu stärken. Trumps Brief an den obersten iranischen Führer Ali Khamenei enthielt eine zweimonatige Frist für den Abschluss eines neuen Atomabkommens.
Einen Tag nach seinem Schreiben sagte Trump, die USA stünden „kurz vor dem Ende“ mit dem Iran:
„Wir können nicht zulassen, dass sie eine Atomwaffe besitzen. Es wird sehr bald etwas geschehen. Mir wäre ein Friedensabkommen lieber als die andere Option, aber die andere Option wird das Problem lösen.“
Der US-Journalist Ken Klippenstein hat festgestellt, dass am 28. Februar zwei B-52-Bomber, die von Katar aus flogen, Bomben auf einen „nicht genannten Ort“ abwarfen – den Irak. Diese nuklearwaffenfähigen Bomber trugen eine Nachricht, deren Empfänger „sonnenklar war: die Islamische Republik Iran“. Warum B-52 und nicht F-35, die auch Bomben tragen können? (Weil „Bunker-Buster“-Bomben zu schwer für F-35 sind? Israel hat F-35, aber keine B-52-Bomber).
Am 9. März, so Klippenstein, fand eine zweite Demonstration statt: Eine B-52 flog an der Seite israelischer Kampfjets auf Langstreckenmissionen und übte Luftbetankungsoperationen. Die israelische Presse berichtete korrekt über den wahren Zweck der Operation – „Vorbereitung des israelischen Militärs auf einen möglichen gemeinsamen Angriff mit den USA auf den Iran“.
Am vergangenen Sonntag prahlte der nationale Sicherheitsberater Mike Waltz damit, dass mehrere Luftangriffe der Anglo-Amerikaner hochrangige Huthi-Funktionäre „ausgeschaltet hätten“, was sehr deutlich macht, dass es hier um den Iran geht:
„Dies war eine überwältigende Reaktion, die tatsächlich mehrere Huthi-Führer ins Visier nahm und ausschaltete. Und der Unterschied hier ist, dass man erstens die Huthi-Führung ins Visier nimmt und zweitens den Iran dafür verantwortlich macht.“
Marco Rubio erläuterte gegenüber CBS: „Wir tun der ganzen Welt einen Gefallen, indem wir diese Typen loswerden.“
Trump knüpfte dann mit demselben Thema an:
„Jeder Schuss, der von den Huthis abgefeuert wird, wird von nun an als ein Schuss betrachtet, der von den Waffen und der Führung des IRAN abgefeuert wird, und der IRAN wird dafür zur Verantwortung gezogen und die Konsequenzen tragen, und diese Konsequenzen werden schrecklich sein!“
In einem weiteren Beitrag schreibt Klippenstein:
„Trumps Optionen für den Umgang mit Teheran umfassen nun eine, die er in seiner ersten Amtszeit nicht hatte: einen umfassenden Krieg – mit ‚nuklearen Waffen‘ auf dem Tisch“ (die Trident-II-Option mit geringer Sprengkraft). Die mir vorliegenden Vertragsunterlagen des Pentagons und anderer Unternehmen beschreiben eine „einzigartige gemeinsame Planungsinitiative“ in Washington und im Nahen Osten, um die nächste Generation eines „großen regionalen Konflikts“ mit dem Iran zu planen. Die Pläne sind das Ergebnis einer Neubewertung der militärischen Fähigkeiten des Iran sowie einer grundlegenden Änderung der Art und Weise, wie Amerika Krieg führt.“
Neu ist, dass die „multilaterale“ Komponente erstmals Israel einschließt, das entweder indirekt oder direkt mit arabischen Golfpartnern zusammenarbeitet. Der Plan umfasst auch viele verschiedene Eventualitäten und Kriegsstufen, wie aus den von Klippenstein zitierten Dokumenten hervorgeht, von „Krisenmaßnahmen“ (d.h. Reaktion auf Ereignisse und Angriffe) bis hin zur „geplanten“ Planung (d.h. festgelegte Szenarien, die sich aus außer Kontrolle geratenen Krisen ergeben). In einem Dokument wird vor der „eindeutigen Möglichkeit“ gewarnt, dass der Krieg „außerhalb der Absicht der Regierung der Vereinigten Staaten eskaliert“ und sich auf den Rest der Region auswirkt, was einen vielschichtigen Ansatz erfordert.
Die Kriegsvorbereitungen gegen den Iran sind so streng geheim, dass es selbst den an der Kriegsplanung beteiligten Vertragsfirmen verboten ist, nicht geheime Teile auch nur zu erwähnen, bemerkt Klippenstein:
„Während den Präsidenten oft eine Reihe militärischer Optionen zur Verfügung gestellt werden, um sie auf die vom Pentagon bevorzugte Option zu lenken, hat Trump bereits seine Neigung gezeigt, die provokativste Option zu wählen.“
„Ebenso kann Trumps grünes Licht für die israelischen Luftangriffe auf Gaza, bei denen am vergangenen Montag Hunderte Menschen getötet wurden, die aber angeblich auf die Hamas-Führung abzielten, als im Einklang mit dem Muster der kriegerischen Option gesehen werden.“
Nach der erfolgreichen Ermordung des iranischen Top-Generals Qassim Suleimani im Jahr 2020 scheint Trump die Lehre gezogen zu haben, dass aggressive Maßnahmen relativ kostengünstig sind, wie Klippenstein anmerkt.
Wie Waltz in seinem Presseinterview feststellte:
„Der Unterschied ist, dass es sich bei diesen [Angriffen im Jemen] nicht um Nadelstiche hin und her handelte, die sich letztlich als wirkungslose Angriffe herausstellten. Dies war eine überwältigende Reaktion, die tatsächlich mehrere Huthi-Führer ins Visier nahm und ausschaltete.“
Klippenstein warnt davor, dass „das Jahr 2024 zwar hinter uns liegt, die Lehren daraus jedoch nicht. Die Ermordung hochrangiger Hisbollah-Funktionäre im Libanon durch Israel wurde von Washington größtenteils als durchschlagender Erfolg mit wenigen Schattenseiten wahrgenommen. Trump hat wahrscheinlich dieselbe Botschaft aufgegriffen, was zu seinem Angriff auf die Huthi-Führung in dieser Woche führte.“
Wenn westliche Beobachter das, was vor sich geht, als eine Wiederholung von Bidens „Wie du mir, so ich dir“ oder als begrenzte Angriffe Israels auf die Frühwarn- und Luftabwehrsysteme des Iran betrachten, dann missverstehen sie möglicherweise, was hinter den Kulissen vor sich geht. Was Trump jetzt tun könnte, was direkt aus dem israelischen Drehbuch stammt, wäre ein Angriff auf die Führung und Kontrolle des Iran, einschließlich der iranischen Führung.
Dies hätte mit Sicherheit tiefgreifende Auswirkungen auf Trumps Beziehungen zu Russland – und China. Es würde in Moskau und Peking jegliches Gefühl dafür zerstören, dass Trump zu einer Einigung fähig ist. Welchen Preis hätte dann sein „Friedensstifter“-„Big Picture“-Neustart, wenn er nach den Kriegen im Libanon, in Syrien und im Jemen einen Krieg mit dem Iran beginnen würde? Sieht Trump den Iran durch eine gestörte Brille – dass er durch die Zerstörung des Iran Frieden durch Stärke schafft?
*Hier das erwähnte Video mit Judge Napolitano: