Nach NATO-Kriegs-Club in München: High Noon in Washington.

von Willy Wimmer
20. Februar 2017
Dieses Wochenende hatte es in sich, was die diesjährige NATO-Kriegskonferenz in München vom 17. bis 19. Februar 2017 anbetrifft. Sie kann im Sinne der Bundesregierung, die maßgeblich die Kosten für dieses Den-Haag-reife Treffen übernimmt, als voller Erfolg bezeichnet werden: Das Feindbild stimmt und heißt: US-Präsident Donald Trump.

Die Bedrohung lebt wieder auf. Sie besteht in einer möglichen Verständigung zwischen dem noch im Amt befindlichen amerikanischen Präsidenten Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Die Lage ist komplett verrückt und macht deutlich, um was es derzeit geht. In den letzten Jahrzehnten hat der NATO-Westen alles unternommen, Russland kirre zu machen. Wohin das führt, hat der amerikanische Präsident vor wenigen Tagen in seiner berühmt-famosen Pressekonferenz deutlich gemacht. Es droht eine unvergleichliche, nukeare Auslöschung der Menschheit. Da setzt Präsident Trump an und darf noch von Verständigung und Abkehr dieses Schreckensszenarios reden.

Noch, denn die amerikanischen Wortführer bei der Kriegskonferenz in München haben ihm schon seinen Sicherheitsberater und General a. D. Michael Flynn geradezu weggeschossen. Seit dem Abendessen mit Präsident Putin Ende 2015 in der Moskauer Neuen Manege war er für die McCains und Grahams aus Washington der leibhaftige "Gott-sei-bei-uns". Das republikanisch-demokratische Kriegsestablishment sieht seine Felle dahinschwimmen.

Das muss unter allen Umständen verhindert werden und da erwies sich der US-Geheimdienstapparat als ungewöhnlich willfährig und selbst gegen einen amerikanischen Präsidenten verwendbar. Die ganze Welt kann jetzt ihr Schicksal davon abhängig machen, wer sein Nachfolger wird und ob es dem Washingtoner Kriegsestablishment gelingt, Präsident Trump nach wenigen Wochen einzumauern.

High noon in Washington

Das, was wir derzeit in Washington sehen, ist uns aus dem Kino bekannt. Jeder anständige Western hatte die große Filmszene auf der staubigen Main Street. Nur einer überlebte letztlich und das zeigt bis heute den Mechanismus amerikanischer Macht: "show down with shoot out." Diesmal geht es nicht gegen den deutschen Kaiser Wilhelm II, Saddam Hussein oder andere. Die bisherige amerikanische Politik hat zu einem Dilemma geführt. Es geht um die Macht in Amerika und nach den Gesetzmäßigkeiten des amerikanischen Western heißt die Frage: Präsident Donald Trump oder Senator John McCain. Wir könnten uns in Deutschland, Europa oder sonstwo beruhigt zurücklehnen und das ablaufende amerikanische Super-Spiel betrachten.

Tatsache ist aber, dass der Aufmarsch gegen Russland hinter dem "digitalen Vorhang" zwischen Narwa und Odessa nicht nur in vollem Gange ist sondern nach britischen Presseberichten innerhalb der nächsten zwei Jahre zum Krieg gegen Russland führen könnte. In der Western-Bildsprache bedeutet das nichts Gutes für uns. Nach dem dreißigjährigen Krieg, den napoleonischen Kriegen und den beiden Weltkriegen steht uns wieder ein Schlachtfeld ins Haus, das den Menschen in Europa keine Chance gibt. Zieht McCain den Colt schneller, dürfte es um uns geschehen sein und wenn es "nur" um den Bau der neuen transkontinentalen Mauer zwischen Narwa und Odessa mit allen sich daraus ergebenenden Folgen für das westeuropäische Kolonialgebiet unter amerikanischer Oberhoheit geht.

Donald Trump: dead or alive

Die Kriegskonferenz in München wurde ihrem Namen voll gerecht. Der Westen tat sich durch das hervor, was er in einer Zeit der "einzig verbliebenen Supermacht" oder "der scheinenden Stadt auf dem Hügel", sprich Amerika, am besten kann: Hetze. Die Welt war vor einigen Jahren wie vom Donner gerührt, als über einen konzertierten Angriff bedeutender amerikanischen Pressekonzerne im Stile der von Präsident Trump so genannten "Lügenmedien" der russische Präsident Putin plötzlich zu einer globalen Unperson umgewidmet wurde.

Das hat in Deutschland alleine schon deshalb nicht so richtig verfangen, weil wir in unserer Geschichte diese Erfahrung auch schon machen durften. Jetzt ist aber der Eindruck bei den abendlichen Kampfsendungen von CNN und BBC ein dramatisch anderer. Man hat sich gegen Präsident Putin offenkundig nur warmgelaufen, um den eigenen Präsidenten zur Wahrung der Macht des Kriegsestablishments fertigmachen zu können.

Das hat es zu unserer Lebzeit noch nicht gegeben und ist so etwas wie eine späte Rache des Kaisers Wilhelm II. Das System hat auf den Selbst-Zerstörungsmodus geschaltet. Nichts, worüber wir uns freuen sollten.

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