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von Pepe Escobar 30.04.2025  – übernommen von strategic-culture.su
1. Mai 2025

Escobar: Auf nach Kaschmir … nur um Alice im Wunderland zu finden


© Photo: Public domain

Willkommen beim „Beherrscher der Welt“ wie Alice im Wunderland   – zu den Klängen des hypnotischen „Kashmir“-Riffs.

Zwei übergreifende Tabus herrschen im   – mittlerweile zerbrochenen   – kollektiven Westen:

  1. Das Regime in der Ukraine darf nicht als nazistisch bezeichnet werden.

  2. Der psychopathologische Völkermord Israels in Gaza darf nicht verurteilt werden.

Diese Tabus sind untrennbar mit den endlosen Kriegen verbunden, die vom Imperium des Chaos und der zionistischen Achse ununterbrochen geführt werden.

Kleinere hybride Kriege   – selbst wenn sie die schreckliche Aussicht auf einen Atomkrieg bergen   – dürfen jedoch kommen und gehen. Vor allem, wenn sie Teil des aktuellen Krieges gegen die BRICS sind, einem Teilbereich des Krieges der westlichen Fraktionen gegen die globale Mehrheit.

Begeben wir uns also nach Kaschmir   – zu den Klängen von Jimmy Pages hypnotischem Riff. Sowohl Indien als auch Pakistan eskalieren den Krieg der Dezibel. Die Türkei bietet Pakistan Waffen an. Der Iran bot eine Vermittlerrolle an: kein Interessent.

Das Motiv für den Krieg ist äußerst fragwürdig. Ein mit fröhlichen Touristen besetzter Bus mit ausschließlich männlichen Passagieren fährt durch den von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs. Unter den Passagieren befindet sich ein frisch verheirateter 26-jähriger Leutnant der indischen Marine   – allerdings ohne seine Frau (was für eine Hochzeitsreise ist das denn?). Ein weiterer Passagier ist Nepali. Der Bus wird von zwielichtigen Schlägern angegriffen, die lose mit der salafistisch-dschihadistischen Gruppe Lashkar-e-Taiba verbunden sind.

Das Imperium ist an der gesamten indischen Front präsent. Die derzeitige US-Direktorin für Nationale Nachrichtendienste (DNI), Tulsi Gabbard, wurde zuvor vollständig aus Kreisen von Premierminister Modi finanziert. Der mit Eyeliner geschminkte Vizepräsident J.D. Vance besuchte kürzlich Indien   – inklusive Familienfoto vor dem Taj Mahal. Dann reiste Modi auf Einladung von MbS nach Saudi-Arabien. Nach dem Terroranschlag auf den Bus in Kaschmir starteten Hindutva-Fanatiker eine Cyber-Angriffswelle.

Die plumpe Taktik ist ein klassisches Beispiel für „Teile und herrsche“. Ein doppelter Schlag: die erneute Aufrüstung Indiens und die Destabilisierung einer wichtigen Front der Belt and Road Initiative (BRI) Chinas: des China-Pakistan Economic Corridor (CPEC). Eine schöne Sache: die Spaltung der BRICS von innen heraus.

Das rechtfertigt natürlich nicht das grauenhafte pakistanische Militär, das den Mann, der Pakistan zu Ansehen verhelfen wollte, unter falschen Vorwürfen ins Gefängnis geworfen hat: Imran Khan.

Es liegt wieder einmal an den Erwachsenen im Raum, in jedem Raum   – Russland   –, die Lage zu deeskalieren. Idealerweise könnte dies innerhalb der SCO geschehen, in der sowohl Indien als auch Pakistan neben dem Iran Mitglieder sind. Moskau hat sich entschlossen, die Initiative allein zu ergreifen.

Der stellvertretende Außenminister Andrej Rudenko traf sich sowohl mit dem indischen Botschafter in Russland, Vinay Kumar, als auch mit dem pakistanischen Botschafter in Russland, Muhammad Khalid Jamali.

Die russische Terminologie ist dabei entscheidend: Es wurde nicht nur ein „konstruktiver Dialog“ zwischen beiden Seiten gefordert. Moskau betonte, „wir sind bereit, gemeinsam der globalen terroristischen Bedrohung entgegenzutreten“. Das entscheidende Wort ist „global“. Delhi und Islamabad scheinen diese Botschaft noch nicht verstanden zu haben.

Kaschmir als explosives Kriegslabor

Eine Höllenmaschine ist vorhersehbar in Gang gesetzt worden. Es ist, als würde die anglo-zionistische Achse Kaschmir als explosives Labor für eine Reihe von Live-Tests nutzen   – einschließlich der Eskalation der Konfrontation zwischen Atommächten bis an den Rand eines Krieges. Und all das mit lässiger Gleichgültigkeit   – praktisch als Nebenschauplatz.

Nichts, was von Sultan Erdogan und seinem Geheimdienstapparat kommt, kann als vertrauenswürdig angesehen werden. In Syrien wurden die Handlanger des MIT   – die Headchopper Inc., die sich im Großraum Idlibistan versammelt hatten   – an die Macht in Damaskus gebracht, wo ihr zionistenfreundlicher Bandenchef nun als Präsident posiert.

Die kompradore Yankee-Junta in Islamabad ihrerseits steht möglicherweise vor dem Abgrund   – was an sich schon eine gute Nachricht ist. Parallel dazu steigt die Spannung, ob Modi zur Parade zum Tag des Sieges am 9. Mai in Moskau erscheinen wird   – und was er seinen russischen Gastgebern sagen wird.

Die BRICS-Mitglieder Russland und Iran wollen, dass der Internationale Nord-Süd-Transportkorridor (INSTC) möglichst bald reibungslos bis nach Indien funktioniert. Das Spiel wird noch komplexer, wenn man bedenkt, dass die iranischen Ermittler endlich beginnen, die schreckliche Explosion im Hafen von Shahid Rajaee als Sabotageakt oder FPV-Angriff zu betrachten.

Der zusätzliche Druck auf China ist ein echter Motivator für die Einrichtung dieses Kriegslabors. Jetzt muss Peking nicht nur über eine explosionsartig wiederauflebende Front zwischen Indien und Pakistan besorgt sein, sondern auch über zusätzliche Machenschaften der CIA/MI6, die die pakistanische Verbindung zu uigurischen Salafi-Dschihadisten vorantreiben.

Es ist völlig ausgeschlossen, dass Delhi die geopolitische Lage Pekings wirklich versteht. Ein perfektes Szenario für die Hybridkriegs-Gang.

Unterdessen gibt es an der BRICS-Front zumindest einige Anzeichen von Vernunft   – die einmal mehr von Großmeister Lawrow kommen.

Noch vor dem Treffen der BRICS-Außenminister Anfang dieser Woche in Rio kam Lawrow in Bezug auf die Finanz- und Geoökonomie auf den Punkt. Er betonte, dass die BRICS-Staaten intensiv an der 2024 auf dem Gipfel in Kasan beschlossenen „Transgrenz-Zahlungsinitiative“, einer „Zahlungs- und Clearing-Infrastruktur“, einer „Rückversicherungsgesellschaft“ und einer neuen Investitionsplattform arbeiten.

Er musste den westlichen Medien   – von den USA bis Brasilien   – erneut erklären, dass „es verfrüht wäre, über einen Übergang zu einer Einheitswährung für die BRICS zu diskutieren. Wir arbeiten gemeinsam an der Schaffung einer Zahlungs- und Abwicklungsinfrastruktur für grenzüberschreitende Zahlungen zwischen den BRICS-Ländern. Dazu gehört, wie ich bereits gesagt habe, insbesondere die Erhöhung des Anteils der nationalen Währungen an unseren Transaktionen.“

Eine gemeinsame BRICS-Währung   – ein Gespenst, das über Trump 2.0 schwebt   – wird erst dann wieder auf den Tisch kommen, „wenn die notwendigen finanziellen und wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben sind“. Bis dahin wird der Krieg gegen die BRICS, ob hybrid oder anderweitig, unerbittlich weitergehen.

Trumpty Dumpty

Der Wechsel von der Realität zur Fantasie war ein Riesenspaß, als ich die Verbindung zwischen Kaschmir und Alice im Wunderland entdeckte … in einem chinesischen Essay.

Es erfordert höchste chinesische Finesse   – ähnlich wie die Subversion taoistischer Weisheit mit einem Hauch von Postmoderne   –, um den „Herrscher der Welt“ (Trump‘s eigene Bezeichnung) zu identifizieren, der alle, praktisch den gesamten Planeten, in den Kaninchenbau stürzt.

In dieser Wildnis narrativer Spiegelungen sollte Trump also als alle Figuren zusammen wahrgenommen werden: das weiße Kaninchen, Humpty Dumpty („Wenn ich ein Wort benutze, bedeutet es genau das, was ich will, nicht mehr und nicht weniger“), den verrückten Hutmacher, die Herzkönigin („Köpft sie!“)

Das verdeutlicht sicherlich die Schnittmenge zwischen dem Handelskrieg (ausgelöst vom „Herrscher der Welt“) und dem Völkermordkrieg (vollständig legitimiert durch den „Herrscher der Welt“). Mit einer zusätzlichen Wendung: Die Realität hat die Fähigkeit, sogar Lewis Carroll* selbst zu übertrumpfen.

Betrachten wir den merkwürdigen Fall der USS Truman, einem riesigen Flugzeugträger, der vom Geist Ayrton Sennas besessen ist und beschließt, mitten im Roten Meer eine ultrascharfe Kurve zu fahren, als wäre er ein Maserati Gran Turismo Stradale   – nur damit eine F-18E Super Hornet gegen das Manöver protestieren kann, indem sie kopfüber auf den Meeresgrund stürzt.

Zumindest war das die Geschichte, die CENTCOM der Weltöffentlichkeit verkauft hat. Schuld daran ist der verdammte Raketenbeschuss der Houthis!

Nun, das CENTCOM wurde von den jemenitischen Streitkräften gnadenlos gedemütigt   – 21 MQ9-Reaper wurden zerstört, und es werden immer mehr   –, da es keinerlei militärische Ziele erreicht hat, hat das Pentagon die Houthis nicht unterworfen und die „Freiheit der Schifffahrt“ im Roten Meer für Schiffe mit Ziel Israel nicht gesichert. Ihre Rache: ununterbrochene Bombardierung jemenitischer Zivilziele.

All das, weil der „Herrscher der Welt“ einen illegalen Krieg begonnen hat   – gegen Menschen, die von moralischer und spiritueller Klarheit geleitet werden   –, um den Völkermord seiner psychopathologischen Regimefreunde zu schützen. Willkommen beim Wunderland-„Herrscher der Welt“   – zu den Klängen des hypnotischen „Kashmir“-Riffs.

*Lewis Carroll

pepe escobar friedlich 2951278328
Pepe Escobar bei seniora.org

 

 

 



Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus