Neonazis der EU helfen ihren ukrainischen Gesinnungsgenossen im Kampf gegen die "kommunistischen Imperialisten und für ein weisses Europa"
Neonazis der EU helfen ihren ukrainischen Gesinnungsgenossen im Kampf gegen die "kommunistischen Imperialisten und für ein weisses Europa"
Schweizer Neonazis liefern Geld und Militärkleider an die Front
Militanter Ableger der Freiwilligen-Miliz unterstützt kämpfende Rechtsextremisten in der Ostukraine
Bern/Kiew
Im Osten der Ukraine wüten Neonazis.
Rechtsextreme Kämpfer der ukrainischen Freiwilligen-Miliz plündern Wohnungen, foltern gefangene Separatisten und verschleppen Medienschaffende. Terror im Namen der Maidan-Revolution.
Amnesty International wirft den regierungstreuen Banden gravierende Menschenrechts-Verletzungen vor – unterstützt werden sie auch aus der Schweiz. Recherchen zeigen: Neonazis aus den Kantonen Genf, Waadt, Wallis und St.Gallen pflegen enge Kontakte zu den kämpfenden Extremisten und liefern Geld und Hilfsmaterial an die Front.
Im letzten Herbst gründeten Rechtsradikale die Misanthropic Division Schweiz. Die Organisation agiert als direkter Ableger der gleichnamigen Division in der Ukraine. Diese gilt als brutalste Einheit im Kampf gegen die russischen Separatisten. Ihre Anhänger verehren Hitlers Waffen-SS, viele von ihnen sind verurteilte Straftäter. Als die Revolution auf dem Maidan-Platz losbrach, waren sie die Ersten, die sich bewaffneten – mit Kalaschnikows und Schrotflinten.
«Kreuzzug für das Überleben der weissen Rassen»
Heute kämpft die Misanthropic Division um die Städte Donezk und Mariupol in der Ostukraine. Sie ist in das Bataillon Asow eingegliedert, das mit knapp tausend Kämpfern zu den bekanntesten Freiwilligen-Einheiten gehört. Ihr Anführer sagte in einem Interview mit der britischen Zeitung «Telegraph»: «Die historische Mission unserer Nation ist es, die weissen Rassen der Welt in einen finalen Kreuzzug für ihr Überleben zu führen.»
Die Regierung in Kiew hat die Kontrolle über die Neonazi-Gruppen längst verloren. Oder will sie gar nicht haben. Denn im Gegensatz zu den regulären Armeekräften sind die militanten Freiwilligen top motiviert und erledigen die schmutzige Arbeit an der Front.
Die Hintermänner des Schweizer Ablegers der Misanthropic Division stammen aus dem Umfeld des internationalen Neonazi-Netzwerks der Hammerskins. Bindeglied zwischen den Aktivisten in der Schweiz und ihren ukrainischen Gesinnungsgenossen ist B.S., ein Genfer Mitte 20, Mittelalterfan, tätowiert.
Esswaren aus der Migros und Medikamente
Am 21. Dezember 2014 überwies die Gruppe 800 Franken direkt an das Bataillon Asow, wie aus einem Beleg hervorgeht. Ein Grossteil des Betrags stammt aus dem Erlös einer Verkaufsaktion von Solidaritäts-T-Shirts.
Zwei Tage nach der Überweisung kommentierte die Asow- Abteilung für internationale Unterstützung die Hilfe aus der Schweiz auf ihrer Website: «Wir wissen, dass dies nur ein Tropfen im Meer der Solidarität ist. Aber wir hoffen, dass er unseren Kameraden an der Front hilft. Ehre der Ukraine!»
Zur gleichen Zeit lancierte B.S. auf Facebook einen Aufruf: Die Schweizer Division organisiere eine Materiallieferung an die Front. Winterkleider und Grundnahrungsmittel seien sehr willkommen. «Helfen wir den Soldaten in ihrem Kampf gegen die kommunistischen Imperialisten und für ein weisses Europa», schreibt der Genfer. Einen Monat später tauchen auf Facebook Fotos des gesammelten Materials auf: Militärkleider, Esswaren aus der Migros und Medikamente – bereit für den Gebrauch im Krieg.
Die Unterstützer wollten nichts zu ihren Beziehungen zur Front sagen. Sie lassen nur ausrichten: «Wir arbeiten nicht mit den Medien und dem System zusammen.» In einem einschlägigen Internetforum künden sie bereits die nächste Geldlieferung an.
Hinweise auf Schweizer Söldner in der Ostukraine
Unterstützung für die ukrainischen Milizen kommt auch von Rechtsextremisten anderer Länder. Dutzende ausländische Neonazis gehen in ihrer Solidarität gar so weit, dass sie selbst in den Krieg ziehen. Allein beim Bataillon Asow sollen knapp 100 Ausländer mitkämpfen. Mehrere Quellen bestäti- gen, dass sich auch Extremisten aus derSchweiz an kriegerischen Handlungen im Osten der Ukraine beteiligen oder dies zumindest getan haben. Beweisen lässt sich das nicht.
Einer der Schweizer Söldner dürfte der Genfer Hammerskin B.S. sein. Aus Fotos auf seinem Facebook-Profil geht hervor, dass er im vergangenen November in die Ukraine reiste. Kurz davor äusserte er auf der gleichen Plattform die Absicht, sich den «Helden der Misanthropic Division» anschliessen zu wollen.
Wie ein Ausflug an die Front enden kann, zeigt das Beispiel des schwedischen Neonazis Leo S. Der 31-Jährige wurde am 8. Januar 2015 bei einem freiwilligen Kampfeinsatz für das Bataillon Asow getötet. Seine Kameraden nannten ihn den «Wikinger».
In einem Internet-Video erweisen sie ihm mit Maschinengewehrsalven die letzte Ehre. Sie vergraben den Leichnam des jungen Mannes in einem selbst gezimmerten Holzsarg. Was bleibt: ein Foto des lachenden Schweden auf dem Grab, mitten in einem Feld im Nirgendwo der Ostukraine.
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