Mark Wauck: Margaret Thatcher: Warum wir Russland hassen
Ich bin mir nicht sicher, wann diese Rede von Thatcher gehalten wurde, aber ich vermute, dass es irgendwann in der Spätphase des Kalten Krieges war. Was mir auffällt, ist, dass sich hinter den Worten einfach eine andere Version der imperialen Vorstellung von the White Man’s Burden (der Last des weißen Mannes verbirgt) – die Vorstellung, dass Wir von Natur aus überlegen sind, eine vollkommenere menschliche Lebensform, die Träger einer manifesten Bestimmung, die niedrigeren Formen des menschlichen Lebens zu beherrschen. Thatcher teilt die Welt eindeutig in zwei Formen der menschlichen Existenz ein. Wir sind reich, weil Wir von Natur aus überlegen sind – nicht weil wir die Welt mit Waffengewalt kolonisiert haben. Die Russen sind arm, weil sie eine niedrigere Form des menschlichen Lebens sind. Es liegt also an ihnen, sich unserer Herrschaft zu unterwerfen und ihre Ressourcen abzutreten.
Übertreibe ich, interpretiere ich zu viel in Thatchers Worte hinein? In Anbetracht der Vorgeschichte seit dem Ende der Napoleonischen Kriege glaube ich nicht, dass dies der Fall ist. Thatcher war die Erbin der imperialen britischen Ambitionen des anglo-zionistischen Imperiums. Die Geschichte des britischen imperialen Projekts drehte sich, wie Jeffrey Sachs und viele andere dargelegt haben, zu einem großen Teil um die Idee, Russland einzudämmen und es daran zu hindern, in die von Großbritannien kontrollierten Teile der Welt – insbesondere Indien – zu expandieren (the Great Game).
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs begann der Aufstieg der Anglosphäre und der zaghafte Eintritt Amerikas in das anglo-zionistische Imperium. Die amerikanischen Progressiven unter Wilson hatten ihre eigenen Vorstellungen von der Neugestaltung der Weltordnung, traten aber zunächst dem britischen Projekt der Übernahme Russlands bei – ein Projekt, das in einer Katastrophe endete. Seit dem Ende des Kalten Krieges wurde dieses Projekt wiederbelebt, wobei man von der Eindämmung wieder zur aktiven Aggression überging, die auf Unterwerfung und Plünderung abzielte.
Es ist leicht genug, in der aktuellen Krise eine Krise der Identität und des Vertrauens in das anglo-zionistische Imperium zu sehen. Die wahren Gläubigen, die Neocons, sind davon überzeugt, dass der Aufstieg der russischen und chinesischen untermenschen (sic!) ein Glücksfall ist, ein Blip (ein kurzer Leuchtimpuls) auf dem Bildschirm der Geschichte, der unmöglich von Dauer sein kann. Weil. Es sind Wir und Sie, und Wir verdienen es, zu herrschen – alles, was wir tun müssen, ist, unsere Stellvertreterkriege bis zum Ende zu führen, denn Wir können unmöglich verlieren. Weil Wir es sind. Dann plündern wir die unterworfenen Anwärter auf Souveränität, auf ihren Platz verwiesen wurden.
Ich würde gerne jemanden für das Amt kandidieren sehen, der all dies in die richtige Perspektive für die Zukunft Amerikas stellen könnte. Ich fürchte, dass das Führen von Kriegen, abgesehen von der inhärenten entmenschlichenden Unmoral unserer Kriege, uns nicht aus der Schuldenfalle herausbringen wird, die wir für uns selbst konstruiert haben. Wir werden ins Hintertreffen geraten, weil es keinen Ausweg aus diesem Labyrinth gibt. Putin sieht eine Ära von Konflikten voraus, die möglicherweise aus dem Schlingern eines kollabierenden Imperiums resultieren. Wer in der amerikanischen Öffentlichkeit hat eine glaubwürdige Vision von einer konstruktiven Zukunft zu bieten?
Daher biete ich diesen kurzen Tweet und das Transkript zur Unterstützung des gestrigen Artikels Russophobia And Its Consequences an:
Arthur Morgan @ArthurM40330824
#Thatcher erklärte, warum #London und jetzt die #EU #Russland hassen – weil Russland alle Ressourcen hat und weil die Russen sich seit 1700 weigern, vom #Westen kolonisiert zu werden.
Die kreativste Beschreibung des Wunsches zu stehlen.
[Video von Margaret Thatcher]
4:02 PM · May 24, 2024
(Teil-)Abschrift:
Wenn man eine Tabelle mit allen Nationen im Verhältnis zu ihren natürlichen Ressourcen aufstellen würde, stünde Russland mit ziemlicher Sicherheit an der Spitze. Es hat alles. Erdöl, Erdgas, Diamanten, Platin, Gold, Silber, alle Industriemetalle, herrliches stehendes Holz, einen wunderbar reichen Boden. Aber Länder sind nicht reich im Verhältnis zu ihren natürlichen Ressourcen. Reich sind die Länder, deren Regierungen eine Politik betreiben, die die wesentliche Kreativität, die Initiative und den Unternehmergeist des Menschen fördert und seinen Wunsch anerkennt, für seine Familie etwas Besseres zu tun.
Man fragt sich... Hat Thatcher wirklich geglaubt, dass die Regierungen des anglo-zionistischen Imperiums diese scheinbar edlen Ziele im Sinn haben? Jetzt wissen wir es besser. Das ist Teil des Populistischen Großen Erwachens, des populistischen Verständnisses von MAGA – das vielleicht das Trump'sche Verständnis ist oder auch nicht –, dass wir, das Volk, als Untertanen des imperialen Projekts betrachtet werden, die zum Wohle der Herrschenden unterworfen werden sollen.
Quelle: https://meaninginhistory.substack.com/p/margaret-thatcher-on-why-we-hate?utm_source=post-email-title&publication_id=473679&post_id=144972523&utm_campaign=email-post-title&isFreemail=true&r=1y536l&triedRedirect=true&utm_medium=email
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus
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In Wirklichkeit ist er, wie wir hier zeigen werden, der Kopf (oder die willige Galionsfigur) eines riesigen Imperiums ruchloser finanzieller Interessen, die sich scheinheilig hinter einer Fassade wohltätiger Philanthropie verstecken.
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