Skip to main content

Larry Johnson: Die Huthis erhöhen den Druck auf Israel

Der gestrige (15.09.24) Raketenangriff der Huthis auf Israel ist etwas Neues und Dramatisches  – ein Wendepunkt.
16. September 2024 Von Larry C. Johnson - übernommen von sonar21.com
17. September 2024

Rakete.png
Iranische Fattah Hyperschall-Rakete

Als ich heute früh mit Judge Napolitano gesprochen habe, hatte ich keine genauen Angaben zur Entfernung und zur Flugzeit der Rakete. Jetzt schon, und die Berichte   – falls sie wahr sind   – sind erstaunlich. Die Huthi-Rakete legte in elf Minuten 1.930 km (1.200 Meilen) zurück. Wie schnell ist das? 10.700 km (6.666 Meilen) pro Stunde. Das, liebe Jungs und Mädels, ist eine Hyperschall-Rakete.

Die Schallgeschwindigkeit auf Meereshöhe beträgt 1.225mkm (761 Meilen) pro Stunde. Eine Hyperschallrakete ist eine Rakete, die mindestens fünfmal so schnell wie der Schall fliegt. Rechnen Sie es sich aus. Die Houthi-Rakete flog mindestens NEUN Mal so schnell wie der Schall. Das bedeutet, dass es sich um eine Hyperschall-Rakete gehandelt hat.

Meines Wissens verfügen weder die USA noch Israel über einsatzfähige Hyperschallflugkörper. Die Frage ist also, woher die Huthis diese Rakete haben. Die Huthis behaupten, sie selbst gebaut zu haben. Ich zweifle zwar nicht an ihrer Hartnäckigkeit und ihrem Einfallsreichtum, aber im Jemen gibt es nicht die wissenschaftliche und technische Infrastruktur, die für die Entwicklung und Herstellung einer Hyperschallrakete erforderlich ist. Russland verfügt über diese Infrastruktur, und laut vor einem Jahr veröffentlichten Berichten gilt dies auch für den Iran.

Es kommt nicht jeden Tag vor, dass man auf den Straßen von Teheran Werbetafeln auf Hebräisch sieht.

Auf dieser, die diese Woche in der iranischen Hauptstadt aufgestellt wurde, steht: „400 Sekunden bis Tel Aviv“ auf Persisch, Arabisch und Hebräisch. Es handelt sich um eine Ankündigung der neuesten Rakete im schnell wachsenden Waffenarsenal des Iran   – eine Rakete, die laut dem iranischen Militär bis zu 15-mal schneller als der Schall fliegen kann.

Die Rakete heißt Fattah, offenbar benannt nach einem der 99 Namen Gottes im Islam, der „Siegesspender“ bedeutet. Sie wurde diese Woche als historische Errungenschaft für das Militär des Landes vorgestellt.

Das Hyperschallprojektil ist in der Lage, „alle Luftverteidigungs-Raketensysteme zu durchdringen und zu zerstören“, wie der Kommandeur der Luftwaffe des Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRCG), Brigadegeneral Amir Ali Hajizadeh, in einem von der halboffiziellen Nachrichtenagentur Tasnim veröffentlichten Kommentar erklärte.

Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur darüber spekulieren, welches Land die Hyperschall-Rakete an den Jemen geliefert hat. Es gibt Argumente dafür, dass der Iran dies als Vergeltung für die Ermordung von Ismail Haniyeh am 2. Juni in Teheran getan hat. Indem der Iran den Jemen bzw. die Huthis als Stellvertreter benutzt, vermeidet er eine Situation, die Israel zum Einsatz seiner Atomwaffen provozieren könnte, und demonstriert gleichzeitig seine Fähigkeit, eine funktionsfähige, tödliche Hyperschallwaffe zu starten.

Während israelische und US-amerikanische Regierungsvertreter den erfolgreichen Angriff herunterspielen, räumte die israelische Presse   – mit einem Hauch von Hysterie   – ein, dass die israelischen und US-amerikanischen Luftverteidigungssysteme die Rakete nicht abfangen und zerstören konnten. Das meine ich mit einem game changer [wegweisender Wendepunkt]. Vor diesem Raketenangriff sonnte sich Israel in der Illusion, dass es über einen undurchdringlichen „Eisernen Dom“ (Iron Dome) verfügt, der in der Lage ist, von der Hisbollah und dem Iran abgefeuerte Raketen und Flugkörper abzuwehren. Niemand im Westen, zumindest nicht öffentlich, hat damit gerechnet, dass die Huthis in den Besitz eines Hyperschallsystems gelangen und Tel Aviv treffen würden.

Ich vermute, dass die Analysten der US-amerikanischen und israelischen Geheimdienste heute Abend fieberhaft versuchen einzuschätzen, ob dies ein Einzelfall war oder nur der Beginn einer neuen Phase der Huthi-Kampagne zur Unterstützung der Palästinenser. Ich gehe davon aus, dass Israel, vielleicht in Absprache mit den Vereinigten Staaten, einen Gegenschlag gegen die Huthis durchführen wird. Nach zehn Monaten der gescheiterten Mission „Prosperity Guardian“   – die von den USA zusammengeschustert wurde, um die Huthis angeblich in ihre Schranken zu weisen und das Rote Meer wieder für den gesamten Seeverkehr zu öffnen   – ist es jedoch höchst unwahrscheinlich, dass eines der beiden Länder den Huthis einen vernichtenden Schlag versetzen kann.

Das Drama der Huthis ist das geringste Problem Israels. Haaretz berichtet, dass Netanjahu versucht, den derzeitigen Verteidigungsminister Gallant zu verdrängen, weil dieser sich weiterhin gegen eine israelische Invasion im Südlibanon ausspricht, die den Krieg mit der Hisbollah eskalieren würde. Netanjahu will Gallant Berichten zufolge durch den Oppositionspolitiker (und ehemaligen Erzfeind von Netanjahu) Gideon Sa'ar ersetzen. Sa'ar behauptet, er befürworte eine Ausweitung des Krieges im Südlibanon und die Rückkehr der 60.000 israelischen Flüchtlinge, die ihre Häuser im Norden Israels verlassen haben.

Wir leben auf Messers Schneide. Israel ist entschlossen, einen Krieg zu führen, den es nicht gewinnen kann, während die Ukraine am Rande eines massiven militärischen Zusammenbruchs steht. Diese Umstände schaffen die Möglichkeit für schlechte Entscheidungen, die die Welt buchstäblich in Brand setzen könnten.

Quelle: https://sonar21.com/houthis-step-up-pressure-on-israel/
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus

Weitere Beiträge in dieser Kategorie