NATO fucks European Union

Die feindliche Übernahme im Straßengraben
Von U. Gellermann
13. Juni 2016
Eine schafsgesichtige Bürokratenseele blökt in die Kameras: Der Bundestag behindere die Arbeit des Verfassungsschutzes, sagte Hans-Georg Maaßen, der Chef des Geheimdienstes. Die gewählten Abgeordneten hätten es doch glatt gewagt, seinem Amt Fragen zu stellen. Und er schiebt noch schnell eine Verschwörungs-Theorie hinterher: Edward Snowden sei ein Agent des russischen Geheimdienstes.

Kein Innenminister meldet sich empört wegen der Beleidigung des Parlaments. Keine Kanzlerin löst den Mann wegen galoppierenden Schwachsinns ab. Alle wissen: Falls es je ein widersprechendes Volk gegeben hat, dann ist es für die nächsten vier Wochen politisch abgemeldet. Es steht beim Public Viewing auf Plätzen und in Kneipen. Es hat große Gläser in den Händen. Und im Kopf das Toooooor, Toooooor, Toooooor! Da muss man nicht mal kurz empört tun. Maaßen sagt doch nur, was die Herrschaften denken.

Am Ende des Monats wird, mitten im Torjubel, in Brüssel ein EU-Gipfel stattfinden. Nur wenig später   – immer noch übertönt das Tor-Geschrei jeden anderen Gedanken   – treffen sich die NATO-Spitzen in Warschau. Wie um die fußballbeduselten Völker zu verhöhnen, ausgerechnet im 60.000 Menschen fassenden Warschauer Nationalstadion. Aus Sicherheitsgründen. Denn wie in Brüssel, so wird es es auch in Warschau heißen: NATO fucks European Union, man spricht Englisch, aber es bleibt dabei: Die NATO nimmt sich die EU im Straßengraben. Feindlich versteht sich. Freundliche Vergewaltigungen gibt es nicht. Auch wenn die Junckers und die Schulzens, die Merkels, Hollandes und die Blairs beim Akt ein seliges Lächeln auf den Lippen tragen werden: Mit einer gemeinsamen Erklärung von NATO und EU will man endgültig die heimliche Kooperation in eine unheimliche umwandeln.

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