“Mit vehementer Intoleranz bekämpfen”: Bestseller-Autor Albert Wunsch ausgeladen, weil er die falsche Meinung hat
Herr Dr. Wunsch, Sie wurden als Referent der „Bildungstage München“ ausgeladen. Warum?
Die offizielle Antwort der Geschäftsführung des Münchner Merkur als Veranstalter war, das an die Zeitung mein Engagement im Aktionsbündnis “Demo für Alle” sowie meine Publikationen auf der Website “Die freie Welt” herangetragen worden sei. Nach eingehender Prüfung sei der Verlag zu dem Ergebnis gekommen, die von diesen Stellen geltend gemachten Bedenken nicht einfach beiseite schieben zu können. Die notwendige Neutralität bei einem von mir durchgeführten Vortrag sei daher in Frage zu stellen. Dann wurde ich um Verständnis gebeten, „dass wir die Teilnahme als Referent der Bildungstag absagen.“
Tausende Menschen haben sich bei Demos für Alle engagiert, bis heute. Was ist in einem freien Land dagegen einzuwenden?
Wer sich die Themen und Ziele der “Demo für Alle” anschaut fragt sich, wieso eine solche Frage gestellt wird. Was dagegen einzuwenden ist: Nichts! Aber die Fragestellung verdeutlicht, dass es lautstarke Gruppierungen gibt, die meist Vielfältigkeit und Toleranz einfordern, gleichzeitig aber eine wirkliche Vielfalt im Rahmen einer pluralen Gesellschaft mit vehementer Intoleranz bekämpfen.
Wie und von wem wurden Sie darüber informiert, dass Sie als Redner bei den Bildungstagen nicht mehr erwünscht sind?
Vom Tagungsmanager erhielt ich – gut eine Woche vorm Vortragstermin – als erstes eine Info, dass es Probleme wegen meiner Mitwirkung als Referent gebe. Grund seinen anonym bleibend wollende Hinweise auf Veröffentlichungen von mir bei der Zeitschrift Die freie Welt und meine Unterstützung für die Aktion „Demo für Alle“. Ich versicherte, dass meine dort geäußerten Positionen mitten in der Gesellschaft angesiedelt seien und dies möglicherweise strittigen Themen ja nicht meine zwei Vortrags-Impulse tangieren würden. Ich vereinbarte mit ihm, anschließend für kritische Nachfragen des Veranstalters gerne zur Verfügung zu stehen. Zwei Stunden später erhielt ich von ihm die Info, dass der Verlag – aufgrund einer Intervention des Münchner OB als Schirmherrn der Bildungstage – meine Mitwirkung gestoppt hätte. Zwei Tage später wurde mir Entscheidung auch schriftlich mitgeteilt. Die offizielle Begründung: Da Eltern und Schüler objektiv informiert werden sollen, sei die notwendige Neutralität auf dem Hintergrund meines Engagements infrage gestellt. Dann wurde mein Verständnis für die Absage erbeten.
Also Ihnen ist – Klartext – gesagt worden, weil sie die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften zur Ehe nicht gutheißen, wurden Sie ausgeladen?
Nein, die schriftliche Mitteilung enthielt solche Details nicht. Wahrscheinlich auch deshalb, weil nicht Fakten zu meiner fachlichen Position sondern kurze subjektive Bewertungen zur Basis des Anzweifelns meiner ‚Neutralität’ eingebracht wurden. Dazu habe ich dem Veranstalter folgendes mitgeteilt: “Besonders dann wird das Neutralitäts-Argument zur Farce, wenn Gruppierungen vom Rande der Gesellschaft mit sehr einseitigen Auffassungen – meinst aus der Anonymität heraus – mit dem Neutralitäts-Argument anders geprägte Positionen aus der Mitte der Gesellschaft pauschal bekämpfen bzw. durch diffuse Unterstellungen mundtot machen wollen. Es ist schon absurd, dass solche Gruppierungen häufig Vielfältigkeit und Toleranz einfordern, gleichzeitig aber eine wirkliche Vielfalt im Rahmen einer pluralen Gesellschaft mit vehementer Intoleranz bekämpfen.”
Wollen Sie den Vorgang einfach so hinnehmen? Oder gibt es ein Nachspiel?
Unabhängig von meiner Einbezogenheit darf ein solcher Vorgang nicht einfach hingenommen werden. Die zweite Frage verdeutlicht jedoch ein großes Problem, weil dazu die Akteure offensiv aufeinander zugehen müssten. Ein Nachspiel auf einem Fußballplatz setzt das Vorhandensein von 2 Mannschaften voraus, welche beide fair um den Sieg kämpfen. In diesem Fall wurde auf mein zweifaches schriftliches Nachfragen, wer denn die Kritiker seien und was sie konkret als nichthinnehmbar benannt hätten, indirekt so reagiert: „Hinsichtlich Ihrer weiteren Fragen verweisen wir auf unser Schreiben vom 16.01.2018. Bitte beachten Sie, dass es sich dabei um unsere abschließende Stellungnahme handelt.“ Meine Antwort in Kurzform: Wenn Kritik von anonym bleiben wollenden Personen aufgegriffen und durch eine Ausladung umgesetzt wird, dann scheint bei den Beteiligten die Voraussetzung für einen fairen Diskurs zu fehlen. Letztlich disqualifizieren sich solche lieber im Dunkel agierenden Menschen als Demokratie-unfähige Zeitgenossen. Ich jedenfalls stehe für eine faire Auseinandersetzung.
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