Entgegen den frühen Hoffnungen und Erwartungen des Beltway (US-amerikanisches Regierungsviertel in Washington DC) brach Russland weder intern zusammen, noch kapitulierte es vor den kollektiven Forderungen des Westens nach einem Regimewechsel in Moskau. Washington unterschätzte den gesellschaftlichen Zusammenhalt Russlands, sein latentes militärisches Potenzial und seine relative Immunität gegenüber westlichen Wirtschaftssanktionen.
Das Ergebnis ist, dass Washingtons Stellvertreterkrieg gegen Russland scheitert. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin äußerte sich ungewöhnlich offen über die Lage in der Ukraine, als er am 20. Januar auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein zu den Verbündeten in Deutschland sagte: "Wir haben hier ein Zeitfenster von jetzt bis zum Frühjahr", und er räumte ein: "Das ist keine lange Zeit."
Alexej Arestowitsch, der kürzlich entlassene Berater von Präsident Zelenski und inoffizielle "Spinmeister", war direkter. Er äußerte seine eigenen Zweifel daran, dass die Ukraine ihren Krieg mit Russland gewinnen kann, und er bezweifelt nun, dass die Ukraine den Krieg überhaupt überleben wird. Die ukrainischen Verluste - mindestens 150.000 Tote, darunter 35.000 Vermisste und mutmaßlich Tote - haben die ukrainischen Streitkräfte auf fatale Weise geschwächt, was zu einer fragilen ukrainischen Verteidigungsposition geführt hat, die in den nächsten Wochen wahrscheinlich unter dem erdrückenden Gewicht der angreifenden russischen Streitkräfte zusammenbrechen wird.
Die Materialverluste der Ukraine sind ebenso schwerwiegend. Dazu gehören Tausende von Panzern und Schützenpanzern, Artilleriesystemen, Luftabwehrplattformen und Waffen aller Kaliber. Diese Zahlen entsprechen dem Äquivalent einer siebenjährigen Produktion von Javelin-Raketen. In einem Umfeld, in dem russische Artilleriesysteme täglich fast 60.000 Schuss aller Arten von Raketen, Flugkörpern, Drohnen und Hartmantelmunition abfeuern können, sind die ukrainischen Streitkräfte kaum in der Lage, diese russischen Salven mit 6.000 Schuss pro Tag zu beantworten. Neue Plattform- und Munitionspakete für die Ukraine mögen die Washingtoner Insider reich machen, aber sie können diese Bedingungen nicht ändern.
Es ist vorhersehbar, dass die Frustration Washingtons über das kollektive Versagen des Westens bei der Eindämmung der ukrainischen Niederlage wächst. In der Tat weicht die Frustration schnell der Verzweiflung.
Michael Rubin, ein ehemaliger Bush-Beauftragter und eifriger Befürworter von Amerikas Dauerkonflikten im Nahen Osten und in Afghanistan, machte seiner Frustration in einem Artikel in der Internet-Plattform „1945“ (https://www.19fortyfive.com/) Luft, in dem er behauptete: "Wenn die Welt zulässt, dass Russland ein Einheitsstaat bleibt, und wenn sie zulässt, dass der Putinismus Putin überlebt, dann sollte es der Ukraine erlaubt sein, ihre eigene nukleare Abschreckung aufrechtzuerhalten, ob sie nun der NATO beitritt oder nicht." Auf den ersten Blick ist dieser Vorschlag leichtsinnig, aber die Aussage spiegelt genau die Befürchtung in Washingtoner Kreisen wider, dass die ukrainische Niederlage unvermeidlich ist.
Die NATO-Mitglieder haben sich nie geschlossen hinter Washingtons Kreuzzug zur tödlichen Schwächung Russlands gestellt. Die Regierungen Ungarns und Kroatiens erkennen an, dass die europäische Öffentlichkeit einen Krieg mit Russland ablehnt und Washingtons Wunsch, die absehbare Niederlage der Ukraine hinauszuzögern, nicht unterstützt.
Obwohl Berlin mit dem ukrainischen Volk sympathisiert, hat es einen totalen Krieg mit Russland im Namen der Ukraine nicht unterstützt. Jetzt sind die Deutschen auch beunruhigt über den katastrophalen Zustand der deutschen Streitkräfte.
Der deutsche Luftwaffengeneral a.D. (Vier-Sterne-Niveau) Harald Kujat, ehemaliger Vorsitzender des NATO-Militärausschusses, kritisierte Berlin scharf dafür, dass es Washington erlaubt, Deutschland in einen Konflikt mit Russland hineinzuziehen, und stellte fest, dass mehrere Jahrzehnte deutscher politischer Führung Deutschland aktiv entwaffnet und damit Berlin seiner Autorität oder Glaubwürdigkeit in Europa beraubt haben. Obwohl seine Äußerungen von der deutschen Regierung und den Medien aktiv unterdrückt werden, stoßen sie bei den deutschen Wählern auf große Resonanz.
In seinem Bestreben, den Sieg in seinem Stellvertreterkrieg mit Russland zu erringen, ignoriert Washington die historische Realität. Seit dem 13. Jahrhundert war die Ukraine eine Region, die von größeren, mächtigeren nationalen Mächten beherrscht wurde, sei es von Litauen, Polen, Schweden, Österreich oder Russland.
Nach dem Ersten Weltkrieg sollten die fehlgeschlagenen polnischen Pläne für einen unabhängigen ukrainischen Staat das bolschewistische Russland schwächen. Heute ist Russland weder kommunistisch, noch strebt Moskau die Zerstörung des polnischen Staates an, wie es Trotzki, Lenin, Stalin und ihre Anhänger 1920 taten.
Wohin steuert Washington also mit seinem Stellvertreterkrieg gegen Russland? Die Frage verdient eine Antwort.
Am Sonntag, dem 7. Dezember 1941, aß der amerikanische Botschafter Averell Harriman mit Premierminister Sir Winston Churchill in dessen Haus zu Abend, als die BBC die Nachricht ausstrahlte, dass die Japaner den amerikanischen Marinestützpunkt in Pearl Harbor angegriffen hatten. Harriman war sichtlich schockiert. Er wiederholte lediglich die Worte: "Die Japaner haben Pearl Harbor angegriffen".
Harriman hätte nicht überrascht sein dürfen. Die Roosevelt-Administration hatte praktisch alles in ihrer Macht Stehende getan, um Tokio durch eine Reihe feindlicher politischer Entscheidungen, die im Sommer 1941 in Washingtons Ölembargo gipfelten, zu einem Angriff auf die US-Streitkräfte im Pazifik zu bewegen.
Im Zweiten Weltkrieg hatte Washington Glück mit dem Timing und den Verbündeten. Diesmal ist es anders. Washington und seine NATO-Verbündeten befürworten einen totalen Krieg gegen Russland, die Zerstörung und die Auflösung der Russischen Föderation sowie die Vernichtung von Millionen von Menschenleben in Russland und der Ukraine.
Washington handelt emotional. Washington denkt nicht, und es steht auch unverhohlen der Empirie und Wahrheit feindlich gegenüber. Weder wir noch unsere Verbündeten sind darauf vorbereitet, einen totalen Krieg mit Russland zu führen, weder regional noch global. Der Punkt ist, dass die Amerikaner nicht überrascht sein sollten, wenn ein Krieg zwischen Russland und den Vereinigten Staaten ausbricht. Die Biden-Administration und ihre parteiübergreifenden Unterstützer in Washington tun alles, was in ihrer Macht steht, damit es dazu kommt.
Über den Autor
Douglas Macgregor, Oberst a.D., ist Senior Fellow bei The American Conservative, ehemaliger Berater des Verteidigungsministers in der Trump-Administration, ein dekorierter Kriegsveteran und Autor von fünf Büchern.
Quelle: https://www.theamericanconservative.com/this-time-its-different/
Die Übersetzung für seniora.org machte Andreas Myläus
Interview zu dem Artikel:
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