Bhadrakumar: China überrascht die USA mit einem BRI-Projekt
China, Kirgisistan und Usbekistan haben ein Regierungsabkommen unterzeichnet, um mit dem Bau einer Eisenbahnverbindung zwischen Xinjiang und dem Fergana-Tal zu beginnen, Peking, 6. Juni 2024
Der Bericht über den Tod von Chinas Belt and Road Initiative [BRI] war doch eine Übertreibung. Nur wenige Tage nach der bissigen Bemerkung von US-Präsident Joe Biden in einem Interview mit dem Time-Magazin letzte Woche, dass die BRI "zu einer lästigen Friedhofsinitiative" geworden sei, wurde am Donnerstag in Peking ein trilaterales Regierungsabkommen über den Beginn der Bauarbeiten am Eisenbahnprojekt China-Kirgisistan-Usbekistan [CKU] unterzeichnet.
Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping gratulierte zu dem trilateralen Regierungsabkommen mit Kirgisistan und Usbekistan und bezeichnete die CKU als "ein strategisches Projekt für Chinas Konnektivität mit Zentralasien, das die gemeinsamen Bemühungen der drei Nationen im Rahmen der Belt and Road Initiative symbolisiert". Xi lobte das Abkommen als "ein Zeichen der Entschlossenheit".
Die Idee eines solchen Eisenbahnprojekts wurde erstmals 1996 von Usbekistan vorgeschlagen, aber aufgrund der geopolitischen und bündnispolitischen Veränderungen in Zentralasien, zu denen Berichten zufolge auch Vorbehalte seitens Moskaus und Astanas gehörten, lag es danach über ein Vierteljahrhundert lang brach. China, das die CKU einseitig finanzieren könnte, verlor ebenfalls das Interesse und räumte seinen Beziehungen zu Russland und Kasachstan Vorrang ein.
Vor allem die Tatsache, dass es den drei Ländern nicht gelang, einen Konsens über die Streckenführung der Eisenbahn zu erzielen, wurde zum Problem: China und Usbekistan bevorzugten die Südroute, die die kürzere Transitstrecke nach Europa und Westasien darstellen würde, während Bischkek auf der Nordroute beharrte – eine längere Strecke, die die nördlichen und südlichen Regionen Kirgisistans verbinden und die Wirtschaft des Landes ankurbeln würde.
Das im Sterben liegende Projekt wurde jedoch durch die veränderte geopolitische Lage in Zentralasien wiederbelebt, da die intraregionalen Integrationsprozesse an Fahrt gewannen, Moskau unter den Bedingungen der westlichen Sanktionen die regionale Konnektivität verstärkte usw.
In der Tat wird mit der verbesserten Eisenbahnverbindung nicht nur die Verbindung zwischen China und den beiden zentralasiatischen Ländern entlang der Strecke gestärkt, sondern auch die Interkonnektivität in der zentralasiatischen Region selbst.
In einer merkwürdigen Umkehrung der Rollen, als Zentralasien in letzter Zeit zu einem Spielfeld des großen Spiels zwischen den USA auf der einen und Russland und China auf der anderen Seite wurde, begann Washington jedoch, die Aussicht auf ein solches Projekt, das die Eisenbahnsysteme Chinas über Turkmenistan, den Iran und die Türkei potenziell mit dem europäischen Eisenbahnnetz verbinden könnte, mit Argwohn zu betrachten.
Es genügt zu sagen, dass China in den letzten zwei Jahren mit neuem Interesse begonnen hat, die 523 km lange Eisenbahnlinie – 213 km in China, 260 km in Kirgisistan und 50 km in Usbekistan – optimistisch als eine kürzere Route von China nach Europa und Westasien zu betrachten als den bestehenden 900 km langen Korridor, der durch die Transsibirische Eisenbahn in Russland verläuft, die über keine moderne Infrastruktur verfügt und nur ein einziges, nicht elektrifiziertes Gleis besitzt, was den Transport chinesischer Waren nach Europa unmöglich macht, und das auch mit den wirtschaftlichen Kosten aufgrund der westlichen Sanktonen verbunden ist.
Vor allem die zunehmenden geopolitischen Spannungen in der Straße von Taiwan und im Südchinesischen Meer geben Peking Anlass zu ernster Besorgnis und machen die Einrichtung alternativer Landrouten zum europäischen Markt zur obersten Priorität.
Zweifellos hat die CKU ein enormes geopolitisches, geostrategisches und geoökonomisches Potenzial. Kurz gesagt wird sie die südliche Passage der Neuen Eurasischen Landbrücke vervollständigen und einen bequemen Transportweg von Ost- und Südostasien nach Zentral- und Westasien, Nordafrika und Europa schaffen.
Abgesehen von der Integration der zentralasiatischen Region in das breitere Verkehrsnetz und der besseren Anbindung an den Weltmarkt sieht Peking vor, dass die CKU in Zukunft auch auf andere Länder wie Afghanistan ausgeweitet werden könnte.
Der Präsident Usbekistans, Shavkat Mirziyoyev, betonte bei der Unterzeichnungszeremonie am Donnerstag neben Xi und dem kirgisischen Präsidenten Sadyr Japarov: "Diese Straße wird es unseren Ländern ermöglichen, über den vielversprechenden transafghanischen Korridor Zugang zu den großen Märkten Südasiens und des Nahen Ostens zu erhalten."
Natürlich stellt der Bau des CKU, der noch in diesem Jahr mit einem Kostenaufwand von 8 Mrd. USD beginnen soll, eine gewaltige Herausforderung dar, da es sich um ein grenzüberschreitendes Projekt handelt, das von einem Joint Venture dreier Länder im BOT-Format durchgeführt wird. Zweifelsohne erfordert die CKU gewaltige Ingenieurleistungen, da die Strecke durch das schwierige Gelände Westchinas und Kirgisistans in einer Höhe von 2.000 bis 3.500 Metern führt und den Bau von mehr als fünfzig Tunneln und neunzig Brücken durch die höchsten Berge Kirgisistans vorsieht.
Aber China verfügt über große Erfahrung und Fachwissen, um dieses Projekt zu verwirklichen. Xi sagte, das in Peking unterzeichnete Abkommen biete eine "solide rechtliche Grundlage" für den Bau der Eisenbahn und verwandle das Projekt "von einer Vision in eine Realität".
Die Durchführbarkeitsstudie für das Projekt wird derzeit aktualisiert, nachdem chinesische Ingenieure im Dezember ihre Feldstudien abgeschlossen haben. Zhu Yongbiao, Professor am Forschungszentrum für die Belt and Road Initiative der Universität Lanzhou, erklärte gegenüber der Global Times, dass die Bautechniken und die Finanzierung keine Probleme aufwerfen.
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums erklärte am Freitag bei der täglichen Pressekonferenz in Peking: "Dieser wichtige Meilenstein wurde dank der enormen Anstrengungen verschiedener Abteilungen und Experten sowie der persönlichen Aufmerksamkeit und Unterstützung durch die Führer der drei Länder erreicht."
Der Sprecher wies darauf hin, dass die CKU "ein weiterer Beweis für die Bedeutung der Belt and Road Initiative ist und die Popularität der Vision einer Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft für die Menschheit in Zentralasien demonstriert."
Die CKU führt von der westchinesischen Drehscheibe Kashgar über Torugart, Makmal und Dschalalabad in die usbekische Stadt Andischan im Ferghanatal. Sie verbindet das aus der Sowjetzeit stammende Eisenbahnnetz in Usbekistan mit Termez am Amu Darya, das an die afghanische Stadt Mazar-i-Sharif grenzt.
Usbekistan kündigte letzten Monat an, dass das transafghanische Eisenbahnprojekt voraussichtlich bis Ende 2027 abgeschlossen sein wird und Usbekistan, Afghanistan und Pakistan miteinander verbindet, um "wichtige Handelswege zu erleichtern und die regionale Konnektivität zu stärken". Interessanterweise wurde das Trans-Afghanische Eisenbahnprojekt in der Vergangenheit auch in den chinesisch-pakistanischen Dokumenten erwähnt.
In der gemeinsamen Erklärung, die nach dem China-Besuch des pakistanischen Premierministers Shehbaz Sharif in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde, wurde versprochen, den chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridor zu einem "beispielhaften Projekt für den Aufbau einer qualitativ hochwertigen Zusammenarbeit im Rahmen der Belt and Road Initiative" zu machen (und) die Bedeutung des Hafens Gwadar als wichtiger Knotenpunkt für die überregionale Konnektivität anzuerkennen", während sie sich gleichzeitig bereit erklärt, eine konstruktive Rolle zu spielen, "um Afghanistan zu helfen, eine stabile Entwicklung zu erreichen und sich in die internationale Gemeinschaft zu integrieren."
Als erste offizielle Anerkennung der Taliban-Übergangsregierung durch eine große Nation begrüßte Xi Jinping im Januar in einer feierlichen Zeremonie in der Großen Halle des Volkes Asadullah Bilal Karimi, den von den Taliban ernannten afghanischen Botschafter, zusammen mit Abgesandten aus Kuba, Iran, Pakistan und 38 weiteren Ländern, die ebenfalls ihre Beglaubigungsschreiben vorlegten.
Es ist durchaus denkbar, dass die Zeit für die Verwirklichung des jahrhundertealten Traums einer transafghanischen Eisenbahn gekommen ist. Katar hat Berichten zufolge Interesse an der Finanzierung des Projekts gezeigt. Bei einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Februar in Kasan hatte Mirziyoyev mitgeteilt, dass die russische Seite ihr Interesse bekundet habe, sich an der Ausarbeitung der technischen Grundlagen für das Projekt und dessen Förderung zu beteiligen. Der stellvertretende russische Ministerpräsident für Verkehr Witali Saweljew, der zuvor Taschkent besucht hatte, nahm an dem Treffen in Kasan teil.
Die baldige Wiederherstellung der vollen Beziehungen zwischen Moskau und Kabul wird sicherlich zu einer Beschleunigung der Dinge beitragen.
Die CKU wird zum Dreh- und Angelpunkt eines phänomenalen Wandels der regionalen Konnektivität in Zentralasien und den weit entfernten Nachbarregionen. Im gegenwärtigen internationalen Klima hat dies tiefgreifende geopolitische Auswirkungen auf die gemeinsamen/koordinierten Bemühungen Russlands und Chinas, die doppelte Eindämmungsstrategie der USA zurückzudrängen.
Quelle: https://www.indianpunchline.com/china-springs-a-bri-surprise-on-us/
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus
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