Der Konstruktivismus als Manipulationsinstrument

07. September 2014

Sehr geehrte Seniora-Leserinnen und Seniora-Leser!

Nicht nur die Schulreformen in Deutschland, sondern auch der stark umstrittene Lehrplan 21 in der Schweiz haben den Konstruktivismus zum Fundament. Eltern und Pädagogen sind aufgerufen, sich mit dieser anti-wissenschaftlichen Ideologie ernsthaft auseinanderzusetzen! Der ganze Vorgang zum Schaden unserer Kinder  ist so unglaublich, dass er an die ganz grosse Glocke gehört.

Mit herzlichem Gruss
Willy Wahl

Der Konstruktivismus als Manipulationsinstrument

Der weltanschauliche Hintergrund der Gemeinschaftsschulen und ihres pädagogischen Konzeptes

von Moritz Nestor

Es ist nur wenig bekannt, dass das pädagogische Konzept der Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg sein weltanschauliches Fundament im Kontruktivismus hat. Was es mit dieser Weltanschauung auf sich hat, zeigt der folgende Artikel.

Den direkten Bezug zwischen dem pädagogischen Konzept der Gemeinschaftsschulen und dem Konstruktivismus belegt zum Beispiel das 2005 in dritter Auflage erschienene Buch von Horst Siebert: «Pädagogischer Konstruktivismus. Lernzentrierte Pädagogik in Schule und Erwachsenenbildung».

Zum Inhalt des Buches schreibt der Verlag: «Der Konstruktivismus ist eine neurowissenschaftlich begründete Lern- und Erkenntnistheorie, die   – in Verbindung mit der Systemtheorie   – eine pädagogische Wende von der Wissensvermittlung zur Unterstützung von selbst gesteuerten Lernprozessen anregt. Der Konstruktivismus ist eine vieldiskutierte Basistheorie unsere Zeit. Die erkenntnistheoretische Kernthese lautet: Wir erkennen die externe Welt nicht, wie sie wirklich ist, sondern wir konstruieren gemeinsam mit anderen eigene Wirklichkeiten, die ein ‹viables› Handeln ermöglichen. Auch Lernen ist eine selbstgesteuerte, biographisch geprägte Aktivität, die ‹von außen› wohl angeregt, nicht aber organisiert werden kann. Der pädagogische Konstruktivismus betont die subjektive Perspektive der Konstruktion von Lebenswelten gegenüber der traditionellen Perspektive linearer Wissensvermittlung. Nicht die Vermittlung von Fachwissen steht im Vordergrund, sondern die Fähigkeit, Wissensnetze aufzubauen.» Über die Folgen dieser Weltanschauung für das Zusammenleben und das Verhältnis unserer Schülerinnen und Schüler zur Realität gilt es nachzudenken.

Lesen Sie mehr:
Arbeitskreis Schule und Bildung in Baden-Württemberg
www.arbeitskreis-schule-und-bildung.de

Was ist Konstruktivismus?

Der wichtigste Vater des Konstruktivismus’ ist der österreichische Physiker Heinz von Foerster (1911-2002). Er wanderte nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA aus. Dort hat er den Konstruktivismus entwickelt: bis 1953 in einem von OSS/CIA-Agenten 1942 geplanten und von der Macy-Stiftung bezahlten Think Tank («Macy Conferences»); nach 1953 als Leiter des vom Pentagon finanzierten Biological Computer Laboratory BCL. Die finanzielle und personelle Anbindung an den US-Geheimdienst und das US-Militär zeigen den Konstruktivismus als Kind des militärisch-industriellen Komplexes.

Der Konstruktivismus erklärt das Grundprinzip aller Wissenschaften für Unsinn, nämlich die Frage: Hält eine Vermutung der Prüfung an der Realität stand? Es gebe diese Realität nicht, behauptet Foerster. Naturgesetze seien   – so Foerster   – von Kultur zu Kultur verschieden. Er behauptet allen Ernstes, man könne beliebig zwischen ihnen hin und her springen. Als gälte das Fallgesetz in der einen Kultur und in der anderen nicht. Er ist daher eine anti-wissenschaftliche Theorie und damit Ideologie.

Der Konstruktivismus a la Foerster ist gerade wegen ihrer Beliebigkeit eine psychotechnische Methode, wie man im Gespräch die Oberhand behält, ohne je stichhaltige Beweise für die Richtigkeit seiner Behauptungen liefern zu müssen: eine Manipulations- oder Oberhandtechnik. Der Konstruktivist lenkt durch Sprachmanipulation und Suggestion ein Gespräch von der Sachebene weg. Er verweigert sich der Sachdiskussion.

Wie das geht, hat Heinz von Foerster in dem 2007 erschienen Buch «Teil der Welt» selbst ausführlich dargestellt

«Das Wesentliche des Zauberns liegt darin, den Zuschauer zu überreden, eine Welt für sich zu konstruieren, in der Wunderbares passiert. So ist … Zauberei direkt mit Konstruktivismus verknüpft. Du musst dem Anderen eine Geschichte so erzählen, dass er plötzlich selber sieht, dass ein Elefant, der auf der Bühne stand, nicht mehr dasteht. Wenn dir das gelingt, bis du ein guter Zauberer.»

(Heinz von Foerster (2007): Teil der Welt. Carl-Auer Heidelberg, S. 92-100.)

Nota bene: Mit derartigen Techniken werden heute Schulen «reformiert». Um nur einige gesellschaftlichen Bereiche zu nennen, wo der Konstruktivismus als Manipulationsinstrument auftaucht: Das Kulturministerium des deutschen Bundeslandes Bayern nennt ausdrücklich den Konstruktivismus als Leitidee seines  geplante neuen Lehrplans für die Grundschule. Der einflussreichste Ideologe hinter der grünen Schulreform in Baden-Württemberg, Peter Fratton, ist ein radikaler Konstruktivist. Der heftig umstrittene Schweizer Lehrplan 21 ist völlig nach dem Konstruktivismus gestaltet.

Man sollte sich daher im Interesse des Wohls seiner Kinder ansehen, wie sie manipuliert werden. Es braucht dazu keine umfangreiche Analyse. Man muss nur Foerster selbst erzählen lassen. Er hat in jungen Jahren diese Manipulationstechnik gelernt. Sie war nach seinen eigenen Worten wegweisend für sein ganzes Leben   – wie er selbst im oben genannten Buch auf Seiten 92 bis 100 ausführlich und stolz erklärt:

«Wieso hat Zaubern einen ganz grossen Einfluss auf den Rest meines Lebens gehabt? […] Da gab es in Europa die IAO, die Internationale Artistenorganisation. […] wir [Heinz von Foerster, sein Vetter Martin und ihr Schulfreund Kurt Ziehaus, MN] haben im Apollotheater […] unsere Endprüfung abgelegt. […] Wir sind einstimmig in die internationale Gewerkschaft der Vaudeville-Artisten aufgenonmmen worden; […]

Was wir bei der Zauberei gelernt haben, hat mich für den Rest meines Lebens beeinflusst. Erstens einmal: die Präsenz als Sprecher oder Vorführer. Du steigst auf eine Bühne, und da sitzen tausend Leute oder zwanzig Leute oder fünf Leute; und die musst du jetzt transformieren.

Was für meinen Vetter Martin und mich als Jungen die Zauberei bedeutet hat, ist die folgende Einsicht: Wenn du als Zauberer auftrittst, so handelt es sich nicht um irgendwelche mechanischen Tricks. […] Das hat überhaupt nichts mit Trick zu tun. Die Idee ist, dass du als Zauberer imstande bist, ein Ambiente, einen Kontext zu erzeugen; eine Welt, in der die Zuschauer mitspielen, diese Welt zu erzeugen. Das heisst, du baust deinem Zuschauer eine Welt auf, in der eben die erstaunlichen Sachen passieren, die er dann erlebt. Aber die er eigentlich konstruiert in seiner Idee, in seinen Gedanken, in denen die Löwen oder Elefanten plötzlich verschwinden. Der Elefant geht ganz gemütlich von der Bühne weg, aber der Zuschauer bemerkt das Weggehen des Elefanten nicht. Er sieht nur einen Elefant, und dann sieht er keinen; also muss der Elefant verschwunden sein.

[…] Du machst irgendein Zauberkunststück. Du weisst, wie du das gemacht hast, weil du es ja gemacht hast. Jetzt fragst du nach, das haben wir immer gemacht: »Sag einmal, was hast du denn da gesehen bei meinem Kunststück, bei dem die Karten von der einen Tasche in die andere Tasche gewandert sind?« Na, dann erzählen die, was sie gesehen haben; und das hat nichts mit dem zu tun, was du gemacht hast. So haben wir sehr bald gesehen, dass die Erzählung natürlich das ist, was der Mensch macht, der auf einem Locus observandi sitzt; und das hat nichts mit dem zu tun, was der macht, der auf einem Locus producendi sitzt; der also die Sache produziert.

Ein lustiges, sehr amüsantes Zauberkunststück ist zum Beispiel der so genannte ‹zwei Männer Trick›. […] Wenn man das jetzt komisch genug gemacht und wenn genügend Leute sich beschweren, dass da geschwindelt wird, oder so etwas   – »Sie haben das im Ärmel« ‑, dann ist es das Allerbeste, was einem Zauberer passieren kann; denn dann kann er einen schönen blöden Witz nach dem anderen machen. Diesen Mann, der behauptet, man schwindelt, kann man jetzt durch den Kakao ziehen. Dem zieht man plötzlich Geld aus der Nase oder Karten aus der Tasche. Also der Erfolg ist garantiert.

Die Sache ist die: eben eine Stimmung zu erzeugen, die so ist, dass alle mitspielen. Jeder freut sich schon, dass die Dame auf mehr Karten sitzt; und in der Tat: Natürlich sitzt sie da auf mehr Karten. Jeder freut sich schon, dass der Mann schon wieder ein paar Karten verloren hat, ohne dass er es gemerkt hat.

Wir haben es so gemacht, dass der Zuschauer sich eine Welt aufbaut, in dem das geschieht, was er gehofft hat, dass es geschehen würde. Das hat mich zu dem Satz gebracht: Der Hörer, nicht der Sprecher bestimmt die Bedeutung einer Aussage.

Das andere, was wir gesehen haben, ist: Wenn es einem gelingt, die Welt zu erzeugen, in der man Wunder entstehen lassen kann, ist es die Fantasie, die Imagination, die Vorstellungskraft des Zuschauers, die du unterstützt und nährst. Und das Lustige und das Rührende, wie wir fanden, ist: Menschen sind begeistert, wenn sie ihre eigene Kreativität endlich ins Spiel bringen können und jetzt Welten erfinden, die von niemandem vorher gesehen worden sind […] . Und daher ist es für die Zuschauer einer solchen Zaubervorstellung ein Entzücken und ein Genuss. Sie haben sich eine Welt erzeugt, die es ja wirklich   – wie man behauptet   – gar nicht gibt. Das ist die Lehre, die wir gewonnen haben.

Und die andere Lehre ist keine Lehre, sondern eine Technik: Wie stellt man sich auf die Bühne und ist da? Das ist nämlich gar nicht so leicht. Du kannst dich auf die Bühne stellen, und man sieht dich gar nicht. Aber es gibt eine Methode, es gibt eine Haltung; da trittst du herein, und plötzlich schaut jeder auf dich; plötzlich hast du, wie man sagt, die Mitte der Bühne gewonnen. Dieses Geheimnis haben wir beide gelernt. Und ich glaube, davon lebe ich heute noch. Ich kann in die Mitte irgendeiner Sache hineingeworfen werden: »Heinz, erzähl und über dieses und jenes!«; dann fange ich an, über dieses und jenes zu sprechen. Alles hört zu. Es ist ganz merkwürdig. Selber weiss ich nicht, wie das geht. Ich weiss nur, dass ich etwas mache, wo dann alle Leute plötzlich zuhören.

Wenn du siehst, dass du durch Vorträge, durch die Sprache, durch die Erzählung eine Welt entstehen lassen kannst, in der alles Mögliche für den Hörer auftaucht, hat das einen grossen Einfluss für das bezügliche Verhalten von Mensch zu Mensch. Du beginnst, ein anderes Verständnis für die Relation von Mensch zu Mensch zu haben […]

Wenn du diese Art von Zaubern betrittst […], siehst du, dass der andere   – der Partner, der Hörer, der Zuschauer, der Mitspieler, der Mitmensch   – durch deine Haltung, durch deine Erzählung, durch deine Verhalten Vorstellungen entwickelt, die nur als Vorstellungen möglich sind; denn der Elefant verschwindet ja nie, oder die Karten schiebe ich der Dame ja nie unter den Allerwertesten, sondern sie glaubt, dass diese Karten da drunterkommen. Sie hat diese klare Vorstellung. Während die Karten mehr werden, glaubt sie, dass sie wirklich höher sitzen würde. Das ist irrsinnig komisch. Die machen sogar einen kleinen Hüpfer, während du die Karte da magisch unter ihren Sitz wirfst. Viele Damen machen Hipp, als ob sie wirklich ein bisserl höher sitzen würden. Die spielen einfach mit. Wenn du  das verstehst, siehst du, wie du durch dein Verhalten eine Beziehung von dir zum anderen Menschen herstellen kannst. Das ist eine Relationsstruktur, die man in diesem Gespräch, im Dialog, oder wie du das nennen willst, aufbaut.»

Hervorhebungen: seniora.org

Heinz von Foerster

Heinz von Foerster (1911  –2002) war nach dem Studium der Physik in Wien in verschiedenen Forschungslaboratorien tätig, bevor er 1949 in die USA übersiedelte. An der Universität von Illinois gründete er das inzwischen legendäre Biologische Computer-Laboratorium   – die Wiege jener Erkenntnistheorie, die später unter der Bezeichnung „Konstruktivismus“ für Aufsehen sorgen sollte. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, darunter: „Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. Gespräche für Skeptiker“ (zus. mit Bernhard Pörksen), „Wie wir uns erfinden. Eine Autobiographie des radikalen Konstruktivismus“ (zus. mit Ernst von Glasersfeld) und „Teil der Welt. Fraktale einer Ethik“ (zus. mit Monika Bröcker).

Beiträge zu Alfred Adler und Friedrich Liebling